De Havilland DH.98 Mosquito
Die D.H. 98 Mosquito war ein britisches, zweisitziges Mehrzweckflugzeug in Holzbauweise, das mit großem Erfolg im zweiten Weltkrieg und darüber hinaus eingesetzt wurde. Es wurde neben Großbritannien auch von den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, der Tschechoslowakei und Israel eingesetzt.

Konstruktionsmerkmale
Das Flugzeug bestand im Wesentlichen aus Sperrholz mit einer Zwischenschicht aus Balsaholz, was ihm auch den Spitznamen „Wooden Wonder“ (= Hölzernes Wunder) einbrachte. Der Rumpf bestand aus zwei Hälften die erst komplett mit Steuerleitungen versehen wurden bevor man sie zusammensetzte. Die Tragflächen wurden in der Rumpfmitte angesetzt. Das Flugzeug wurde von 2 Rolls-Royce Merlin Motoren angetrieben. Zwischen Motor und Rumpf befanden sich in der Flügelvorderkante die Kühler. Bei Bombern war die Rumpfspitze verglast. Bei einigen Varianten wurde eine „Radarnase“ angesetzt.
Entwicklungsgeschichte
Bereits 1938 begann ein Team unter der Leitung von R.E. Bishop mit der Konstruktion des von Sir Geoffrey de Havilland vorgeschlagenen Konzeptes mit der Spezifikationsbezeichnung B.I/40. Aufgrund der sehr hohem Geschwindigkeit die die beiden Rolls-Royce Merlin Motoren dem Flugzeug verliehen, wurde das Flugzeug zunächst als Schnellbomber ohne zusätzliche Bewaffnung geplant. In weiser Voraussicht auf die kommende Kriegslage wurde Holz als Baumaterial ausgewählt, um andere kriegswichtige Ressourcen zu schonen. Das britische Air Ministry stand diesem Projekt wegen eben dieser Holzbauweise und dem Fehlen einer Abwehrbewaffnung sehr kritisch gegenüber - bis auf Air Marshall Sir Wilfrid R. Freeman der den Entwurf genehmigte und damit seinen Ruf auf Spiel setzte. Einer der Spitznamen für die Mosquito war demnach auch „Freeman’s Folly“.
Bei Kriegsbeginn zeigte sich jedoch nicht nur aufgrund der angespannten Ressourcensituation schnell der Vorteil dieser Konstruktion. Am 1. März 1940 wurde ein erster Serienauftrag für 50 Maschinen erteilt, jedoch aufgrund der Kriegsentwicklung zunächst verschoben, so dass der Erstflug mit Geoffrey de Havilland Jr. erst am 25. November 1940 erfolgte. Die ersten Flugtests übertrafen mit einer Geschwindigkeit von über 630 km/h sogar die Erwartungen des Herstellers und konnten letztendlich auch die Vertreter des Air Ministry völlig von der Leistungsfähigkeit dieses Flugzeuges überzeugen. Zunächst wurden drei Varianten in Auftrag gegeben: die PR Mk I als unbewaffneter Aufklärer (PR= Photo Reconnaisance), ein Bomber unter der Bezeichnung B Mk IV (B=Bomber) und ein Nachtjäger mit der Bezeichnung NF Mk II (NF= Night Fighter).
Schon der erste operative Einsatz der PR Mk I am 14. Juli 1941 bestätigte die Einschätzung, dass eine Abwehrbewaffnung für den Aufklärer nicht notwendig war – das Flugzeug entkam drei Messerschmitt Bf 109 die es verfolgten.
Am 15. November 1941 wurde die erste B Mk IV an die 105 Squadron ausgeliefert, die vorher Bristol Blenheim Bomber einsetzte. Anfang 1942 kam die B.MK.IV in den Kampfeinsatz. Dabei zeigte sich neben dem Vorteil der hohen Geschwindigkeit auch die große Robustheit aufgrund der hölzernen Konstruktion als vorteilhaft. Schon bald sprach man in Deutschland von der „Mosquito-Plage“.
In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 1941 kam auch die NF Mk II zu ihrem ersten Einsatz.
Zahlreiche weitere Varianten folgten. Unter anderem ab Februar 1943 der mit Kanonen und Maschinengewehren ausgerüstete Jagdbomber FB Mk VI (FB=Fighter Bomber), der auch 8 Raketen unter den Tragflächen mitführen konnte. Diese Variante war mit 2,718 Stück auch die meistgebaute. Mk IX war ein Höhenbomber, Mk XIV die meistgebaute Bombervariante mit über 1.200 Exemplaren. Die Mosquito Bomber erreichten die niedrigste Verlustrate unter allen RAF Bombern. 27 Mk VI wurden zur FB Mk XVIII „Tsetse“ aufgerüstet, die unter anderem mit einer Molins 57 mm Kanone und einer modifizierten Panzerabwehrkanone insbesondere auf Schiffe Jagd machen. Die FB Mk 26 und FB Mk 40 wurden auf Basis der Mk VI in Kanada bzw. Australien gebaut und mit Packard Merlin Triebwerken ausgerüstet.
97 NF Mk.II wurden mit einem AI Mk VIII Radar zur NF Mk XII aufgerüstet. Zusätzlich wurden 270 NF Mk XIII mit der gleichen Ausrüstung neu gebaut. Weitere Nachtjäger trugen die Bezeichnung Mk XV, Mk XVII (aus umgebauten Mk II), Mk XIX und Mk 30. Letztere trug das amerikanische AI Mk X Radar. Die NF Mk 36 mit Merlin 113 Motoren und die NF Mk 38 mit dem britischen AI Mk IX Radar wurden erst nach Ende des zweiten Weltkrieges gebaut. In Deutschland wurde das Naxos ZR Radarwarngerät als Abwehrmaßnahme gegen die Radaranlagen der Mosquito-Nachtjäger entwickelt. Die Briten wiederum verwendeten Systeme mit den Namen „Serrate“ bzw. „Perfectos“ um deutsche Nachtjäger anhand derer Radarstrahlen verfolgen zu können.
Aufgrund der hohen Geschwindigkeit brauchten die Besatzungen eine Weile sich an die Maschine zu gewöhnen. Deshalb wurde eine Trainings-Variante des Flugzeuges gebaut, die T Mk III. Die australische Variante dieses Typ trug die Bezeichnung T Mk 43.
Es wurden auch 50 TR Mk 33 für den Einsatz auf Flugzeugträgern gebaut. Diese hatten nach oben abklappbare Tragflächen, ein Radom und Halterungen für Torpedos.
Weitere Rollen waren u.a. die eines Nachtbombers, Begleitjägers, Schlachtflugzeugs, Transportflugzeugs, Minenlegers und Zielschleppers.
Die hölzerne Bauweise erwies sich in tropischen Regionen jedoch als problematisch, da der Tragflächenholm unter diesen Bedingungen mitunter nachgab und brach. Bei Überführungsflügen von Kanada nach Europa gab es ebenfalls unerwartete Probleme: einige wenige Flugzeuge explodierten aus bis heute ungeklärten Gründen mitten über dem Atlantik .
Die letzte Mosquito – eine NF Mk.38 wurde 1950 in Chester gebaut. Einige „Mossies“ blieben noch lange nach dem zweiten Weltkrieges im Einsatz. In Großbritannien wurden die letzten Aufklärer erst 1961 außer Betrieb genommen.
Während des Krieges wurden 6.710 Flugzeuge gebaut. Insgesamt wurden 7.781 Flugzeuge gebaut, davon 1.134 in Kanada und 212 in Australien.
Technische Daten
de Havilland D.H.98 B. Mk. XVI (Bomber) | |
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge | 12,35 m |
Flügelspannweite | 16,54 m |
Höhe | 3,81 m |
Antrieb | Zwei Rolls-Royce Merlin 73 V-12-Motor mit je 1290 PS |
Höchstgeschwindigkeit | 635 km/h in 9.740 m |
Normale Reichweite | 2.195 km |
Besatzung | 2 Mann |
Dienstgipfelhöhe | 11.300 m |
Bewaffnung | bis zu 1.815 kg Bomben |
Fluggewicht | 8.660 kg |
de Havilland D.H.98 N. F. Mk. XIX (Nachtjäger) | |
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge | 12,77 m |
Flügelspannweite | 16,54 m |
Höhe | 4,79 m |
Antrieb | Zwei Rolls-Royce Merlin 25 V-12-Motor mit je 1635 PS |
Höchstgeschwindigkeit | 604 km/h in 4.025 m |
Normale Reichweite | 2.930 km |
Besatzung | 2 Mann |
Dienstgipfelhöhe | 10.500 m |
Bewaffnung | Vier 20 mm-Hispano-Kanonen |
Fluggewicht | 8.900 kg |
Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen
Bild einer De Havilland D.H.98 Mosquito: [1]