Kutná Hora

Gemeinde in Tschechien
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Kutná Hora (deutsch Kuttenberg) ist eine Stadt in der Tschechischen Republik.

Stadtwappen

Sie wurde im 12. Jahrhundert von Deutschen als Bergmannssiedlung gegründet. Gegen Ende des 13. Jahrhundert entwickelte sie sich zu einer der lebhaftesten und wohlhabendsten Städte Böhmens. Kuttenberg gelang dies durch den Silberbergbau und die berühmte Prägung der Prager Groschen. Es war nach Prag die zweitgrößte Stadt Böhmens. Im Zuge der Hussitenkriege wurde in den 1420er Jahren ein großer Teil der deutschen Bevölkerung von Kuttenberg ermordet, die Stadt verlor viel von ihrer Bedeutung. Heute gehört die Altstadt von Kuttenberg zum UNESCO Weltkulturerbe.

Blick vom Hradek zur hl. Jacob Kirche und Erzdekanal

Lage

Kutná Hora ist eine Kleinstadt im Bezirk Mittelböhmen der Tschechischen Republik. Sie liegt 70 km östlich von Prag und 10 km südlich der Elbe (Labe) auf einem Plateau oberhalb des Flüsschens Vichlice. Der tschechische Name Kuttenbergs Kutná Hora (Kuttenhorn) verweist auf die vom Osten flacher ansteigende und zum Westen stark abfallende Form des Berges.

Geschichte

Im Jahr 1142 gründete der Zisterzienserorden ein Kloster in Sedletz, zu deren Ländereien das Gebiet des heutigen Kuttenbergs gehört. Durch die Entdeckung von Silberlagerstätten auf den Besitztümern des Zisterzienserordens kam es ca. 1260 zur Ansiedlung deutscher Bergleute. Die erste urkundliche Erwähnung von Cuthna Antiqua (Alt Kutten) ist aus dem Jahr 1289 bekannt. Durch die Silberfunde und die damit verbundene schnelle Ansiedlung von Bergleuten in den vormals ländlichen Gebieten kommt es zu einem schnellen, planlosen Wachstum der Stadt. Der Schachtbetrieb wurde quasi direkt in der Stadt aufgenommen, zwei Göpelwerk im Stadtgebiet erinnern noch heute daran.

König Wenzel II von Böhmen verlieh nach 1300 der Stadt das Münzrecht. Hier wurde bis 1547 der Prager Groschen geprägt. Dadurch entwickelt sich Kuttenberg zu dieser Zeit zur zweit wichtigsten böhmischen Stadt nach Prag.

Aufgrund ihrer Bedeutung stand Kuttenberg in dieser Zeit im Mittelpunkt kriegerischer Handlungen, daher belagerte Albrecht von Habsburg 1304 die Stadt. Das führte zu einem beschleunigten Bau der heute noch in Teilen erhaltenen Stadtbefestigung. Der damalige Reichtum der Stadt spiegelt sich in den noch heute erhaltenen Sakralbauten wider.

Sedlitz (1422) und Kuttenberg (1424) wurden während der Hussitenkriege durch hussitische Truppen gebrandschatzt und geschliffen, es kam zur Abwanderung der wohlhabenden, meist deutschen Bevölkerung.

Erst ab 1470 kam es zu einem neuen Aufschwung. 1471 wurde Vladislav Jagiello hier zum bömischen König gekrönt und 1485 wurde der nach der Stadt benannte Kuttenberger Religionsfrieden zwischen Utraquisten und Katholiken Böhmens geschlossen. Die heute ältesten Wohngebäude stammen aus dieser Zeit.

Ab dem Jahr 1627 kam es mit der Ansiedelung von Jesuiten in Kuttenberg (Kutná Hora) zur Rekatolisierung der zumeist hussitisch-utraquistischen Bevölkerung.

Im 16. Jahrhundert kam es zum Auslaufen des Silberbergbaus, die Stadt verlor ihre Bedeutung für Böhmen. 1727 wurde in Folge des siebenjährigen Krieges - der Schlacht am Weißen Berg - der Stadt das Münzrecht entzogen.

Der Neuaufbau nach zwei Stadtbränden 1770 und 1823 veränderte das Stadtbild, jedoch kam es schon am Ende des 19. Jahrhundert im Rahmen der damals aufstrebenden tschechischen Nationalbewegung zu ersten denkmalschützerischen Bestrebungen. 1961 wird Kuttenberg (Kutna Hora) zum städtischen Denkmalsschutzreservat. 1995 wurde Kutná Hora in die Liste der UNESCO-Kulturdenkmäler aufgenommen.

Wirtschaft

1870 erhält Kutna Hora Anschluss an das Eisenbahnnetz, danach kommt es zu einer verhaltenen Industrialisierung. So entstand zu dieser Zeit die Tabakwaren-Fabrik im Stadtteil Sedlez, die sich noch heute an die gotische Kirche anschließt.

Der im zweiten Weltkrieg begonnene Abbau von Blei und Zinnerzen lief 1991 aus.

Architektur

Stadtteil Sedletz - Sedlice

 
Pestsäule vor dem Beinhaus im Stadtteil Sedlec

Die Maria-Himmelfahrt-Kirche wurde zwischen 1280 und 1320 im gotischen Stil durch die Zisterzienser Bauhütte erbaut. Von 1699 bis 1707 wurde sie auf den Fundamenten des Klosters der Zisterzienser durch den Architekten Paul Ignaz Bayer und Govanni Santin-Aichel wiederhergestellt.

Das verstreuen von Erde aus dem Heiligen Grab in Jerusalem ließ den Friedhof von Sedletz für die Christen auch außerhalb Böhmens zu größere Bedeutung kommen. Durch den Bergbau räumlich eingeschränkt, durch Pestepidemie und Kriege belastet kam es zum Platzmangel. Um weiterhin Bestattungen durchführen zu können wurde in den Gewölben unterhalb der im 14.Jahrhundert errichteten Friedhofskapelle ein Beinhaus eingerichtet. Die Pyramiden aus Gebeinen von rund 40.000 Menschen sind der Sage nach das Werk eines blinden Mönchs des Zisterzienserordens um 1510, die sakralen Ausschmückungen des Raums und das herrichten der menschlichen Knochen übernahm der Holzschnitzer Frantisek Rint.

Kutná Hora Altstadt

Sakralbauten

Datei:Kuttenberg-Galerie.jpg
Galerie vor dem Jesuitenkolleg zur hl. Barbara Kathedrale

Der Bau der hl. Jacob Kirche und Erzdekanal würde ca. 1320 von der Zisterzienser Bauhütte begonnen und nach Bauabbruch ca 1380 durch die Prager Hofbauhütte beendet. Die St. Jacobs Kirche wurde im Stil der Gotik erbaut, der Südturm wurde aus Kostengründen nicht vollendet. Der Nordturm gilt als höchster Kirchturm Böhmens.

Die hl. Barbara Kathedrale ist durch die Prager Hofbauhütte im Stil der Gotik errichtet worden. Im Gegensatz zur hl. Jacob Kirche orientiert sich die Architektur an französischen Vorbildern. Der Baubeginn war 1403 nach Bauunterbrechung durch die Hussitenkriege wurde er 1512 beendet, Sie ist der heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute geweiht.

Zwischen 1734 und 1753 entstand die hl. Johannes Nepomuk Kirche im Stil des späten Barock, dem Rokoko, nach Plänen des Baumeisters Frantisek Maximilian Kanka.

Die Kirche des Herzens Gottes am Ursulinerinnenkloster wurde nach Plänen des Architekten Kilian Ignatz Dientzhofer zwischen 1738 und 1743 im Stil des Barock errichtet. Das Ursulinerinnenkloster ist dem Orden 1989 zurückerstattet.

Unmittelbar vor der hl. Barbara Kathedrale entstand 1667 bis 1700 nach Entwürfen des Architekten Domenico Orsi das Gebäude des Jesuitenkollegs. Die Galerie unterhalb des Jesuitenkollegs entstand auf einer künstlich aufgeschütteten Terrasse und ist geschmückt mit der Darstellung verschiedener Heiliger und ihrer Bedeutung. Sie wurde zwischen 1703 und 1717 von Fritz Baugut erschaffen.

Profanbauten

 
Der steinerne Brunnen, im Hintergrund hl. Johannes Nepomuk Kirche

Die Burg, zu tschechisch Hrádek, wurde erstmals 1312 erwähnt. 1490 wurde es durch den Bergbauunternehmer und königlichen Vertreter König Wenzels II, Jan Smisek Vrochovist, erworben und baulich verändert. Aus dieser Zeit sind einige Kassettendecken und die königliche Kapelle erhalten. Heute dient das Hrádek als Museum und Eingang zum mittelalterlichen Bergwerk. Hier wird auch das Original der Ratsherrntafel aufbewahrt, die, nach dem Brand des Rathauses 1770, gerettet werden konnte. Eine Kopie befindet sich im UN-Hauptquartier.

 
Das Steinerne Haus

Der Welsche Hof entstand in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zur sicheren Aufbewahrung des Silbererzes und als Prägestätte des Prager Groschens. Der Welschen Hof wurde im 14. Jahrhundert zur zentralen Münzstätte des böhmischen Königreichs entwickelt. Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Welsche Hof durch die Prager Hofbauhütte umgebaut. Der Welsche Hof wurde zur königlichen Residenz, es entstand die königliche Kapelle mit der darunterliegenden Schatzkammer an deren gesicherten Tür die lateinische Aufschrift Noli me tabgere - Berühre mich nicht - noch heute zu erkennen ist. Nach dem Entzug des Münzrechts 1724 durch kaiserliche Verfügung verlor der Welsche Hof seine Bedeutung und verfiel. Auf bestreben der Stadt wurde er Ende des 19. Jahrhundert wieder hergestellt. Die königliche Kapelle wurde 1904 durch Frantisek und Marie Urban im Jugendstil ausgestaltet, ohne dass ihre ursprüngliche gotische Raumform verloren ging.

Das Steinerne Haus ist neben vielen anderen erhaltenen Bürgerhäusern Ausdruck des früheren Reichtums Kuttenbergs. Es wurde bereits vor der hussitischen Eroberung der Stadt errichtet. Sein jetziges Aussehen erhielt es 1489 durch den Baumeister Briccius Gauszke von Wroclaw. Die prunkvollen Verzierungen künden noch heute vom Können dieses Baumeisters und Steinmetzen. Die Stadt erwarb das Haus Ende des 19. Jahrhunderts und ließ es 1901 bis 1902 als Museum umgestalten.

Kuttenberg hatte auf Grund des Bergbaus und der damit zusammenhängenden Absenkung des Grundwassers Probleme mit der Wasserversorgung. Das Wasser wurde mittels Pumpwerk und Rohrleitungen in Wasserressorts innerhalb der Stadt geleitet. Der Steinerner Brunnen ist eines dieser öffentlichen Wasserentnahmestellen aus dem 15. Jahrhundert. Die reichen Verziehrungen im Stil der Gotik sind Ausdruck des Reichtums aber auch des Kunstsinns der Bürger Kuttenbergs.

Berühmtheiten

  • Josef Kajetan Tyl lebte von 1808 bis 1856 und ist der Verfasser der Tschechischen Nationalhymne.
  • Igor Cleppr wurde 1617 in Kuttenberg geboren. Auf ihn ist der Seemansgruß "Ahoi" zurückzuführen.

Literatur

  • Schätze der Welt - Erbe der Menschheit, Band 5; 2000; Chronik Verlag; Bertelsmann Club Buch Nr. 04849 6
  • Gotik - Architektur, Skulptur, Malerei; 1998; Könnemann Verlagsgesellschaft mbH; ISBN 3-89508-313-5
  • Kuttenberg; 2003; Verlag GLORIET; ISBN 80-86644-04-1