Benutzer:ElNuevoEinstein/InBearbeitung/Grammatik des Ivrit
Einleitung
Die Grammatik der modernen Hebräischen Sprache, Ivrith (עברית) genannt, basiert zwar auf der des alten biblischen Hebräisch, unterscheidet sich von dieser jedoch in einigen (wenigen) Punkten, insbesondere in Bezug auf das Verb, wesentlich. Die heutigen Israelis sind Nachfahren europäischer, nordafrikanischer und arabischer Juden, die im Laufe des 20. Jahrhunderts aus Furcht vor Pogromen und antisemitischer Verfolgung nach Israel, das "Land ihrer Väter", einwanderten. Diese Einwanderer sprachen Hebräisch nicht als Muttersprache. Als sie begannen, Hebräisch zu sprechen, nahmen sie dabei verschiedene "Eigenheiten" ihrer Muttersprachen, d.h. insbesondere des Deutschen, des Jiddischen, des Polnischen, des Ungarischen, des Russischen, aber auch des Arabischen, in die neue Alltagssprache mit, so dass Grammatik und Aussprache des Hebräischen in vielerlei Fällen Züge annahm, die den indogermanischen Sprachen eigen waren, nicht jedoch den semitischen. Insbesondere in der Konjugation des Verbs übernahm das Hebräische die in den europäischen Sprachen übliche Einteilung der Tempora in Vergangenheit/Präsens/Futur, welche im Semitischen unüblich ist, indem alte, im biblischen Hebräisch als Modi gebrauchte Verbformen zu Tempora umfunktioniert wurden.
Das Nomen
Das neuhebräische Nomen ist entweder determiniert oder indeterminiert. Zur Determination des Substantivs wird der Artikel ha- (הַ) dem Substantiv vorangestellt. Der Artikel verschmilzt dabei mit dem Nomen zu einem Wort. Der darauffolgende Konsonant wird mit Dagesh versehen, d.h. geschärft. Ist der erste Konsonant des Wortes א (Alef), ה (He), ח (Hhe), ע ('ayin) oder ר (Resch), so findet keine Schärfung statt, da diese Konsonanten nicht geschärft werden können. Stattdessen wird der a-Vokal des Artikels gedehnt (aus הַ wird הָ); ein Phänomen, welches man als Ersatzdehnung bezeichnet. Einen Artikel, welcher die Unbestimmtheit des Nomens anzeigt (wie das deutsche ein, eine) gibt es im Hebräischen nicht.
Determiniertes Nomen | Transliteration | Bedeutung | Indeterminiertes Nomen | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
הַקֶּרֶן | haqqärän | das (Tier-)Horn | קֶרֶן | qärän | (ein) (Tier-)Horn |
הָרֹאשׁ | harosch | der Kopf | רֹאשׁ | rosch | (ein) Kopf |
Das hebräische Nomen kennt zwei Geschlechter: Maskulinum und Femininum, drei Numerus: Singular, Dual und Plural, zwei Kasus: Nominativ und Direktiv (manchmal auch Lokativ genannt, eigentlich ist er das letzte Überbleibsel eines früheren Akkusativs, der bereits im biblischen Hebräisch ausgestorben war), sowie zwei Zustände: status absolutus und status constructus.
Die Geschlechter
Das hebräische Nomen kennt, wie bereits erwähnt, zwei Geschlechter: Maskulinum und Femininum. Ein Neutrum existiert nicht. Maskuline Wörter besitzen in der Regel im Singular keine besonderen Suffixe, die zur Kennzeichnung des maskulinen Geschlechts dienen. Feminine Nomina enden im Allgemeinen (d.h. mit Ausnahme einiger Alltagswörter wie z.B. עַיִן = 'ayin = Auge) zur Kennzeichnung ihres Geschlechts die Endung -ָה Im Allgemeinen ist die Pluralendung männlicher Wörter -ִים; die der weiblichen Substantive ist -וֹת. Einige wenige männliche Wörter haben weiblich aussehende Pluralformen:
Singular | Transliteration | Bedeutung | Plural | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
אָב\אַבָּא | 'av/'abba | Vater | אָבוֹת | 'avot | Väter |
שֵׁם | schem | Name | שֵׁמוֹת | schemot | Namen |
(Die Form אָב ist das eigentliche hebräische Wort für Vater; אַבָּא stammt aus dem Aramäischen, der Sprache der alten Babylonier, mit der das Hebräische eng verwandt ist und durch die es in der Frühantike stark beeinflusst wurde.)
Etwas häufiger kommt es vor, dass ein weibliches Wort einen männlich aussehenden Plural besitzt:
Singular | Transliteration | Bedeutung | Plural | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
מִלָּה | milla | (geschriebenes) Wort | מִלִּים | millím | (geschriebene) Wörter |
עִיר | 'ír | Stadt | עָרִים(unregelmäßiger Stamm עַר) | 'árím (Stamm 'ar) | Städte |
Die Dualendung beider Genera ist -ַיִן.
Nominativ und Direktiv
Der Nominativ ist der häufigste Fall: הַבַּית גָּדוֹל (Habbayit gadol) - das Haus (ist) groß. Der Direktiv drückt aus, dass das Nomen Ziel einer Bewegung ist, und wird durch Anhängen des (unbetonten) Suffixes -a (ה ָ) gekennzeichnet: אֲנַחְנוּ הוֹלְכִים הַבַּיְתָה - anahhnu holchim habbayita/Wir gehen ins Haus, d.h. nach Hause. Bei Segolaten findet zusätzlich zu der Anhängung des -a eine Änderung der Vokalisation des Wortstamms statt:
Nominativ | Transliteration | Bedeutung | Direktiv | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
קֶדֶם | qädäm | der Vordergrund, das, was vorne ist | קָדִימָה | qadíma | vorwärts |
Außer in einigen festen Redewendungen ist der Gebrauch des Direktivs in der heutigen Umgangssprache selten.
Zustände: status absolutus und status constructus
Der status absolutus ist der häufigere Zustand des hebräischen Nomens. In ihm tritt das Nomen in seiner unveränderten Form auf. Der status constructus dient dazu, Besitzverhältnisse und dergleichen auszudrücken. Dies geschieht dadurch, dass das den b besessenen Gegenstand ausdrückende Nomen (nomen regens) im status constructus vor das den besitzenden Gegenstand ausdrückende Nomen (nomen rectum) gestellt wird. Ein im status constructus stehendes Nomen ist automatisch determiniert und erhält nie den bestimmten Artikel הָ. Einige Nomina erfahren im status constructus bestimmte Änderungen:
- Bei Nomina, die im status absolutus an erster Stelle mit ָ (gadol) vokalisiert sind, erscheint im status constructus stattdessen ein ְ:
status absolutus | Transliteration | Bedeutung | Beispiel für eine status constructus-Konstruktion | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
צָפוֹן | tzafon | Süden | צְפוֹן יִשְׂרָאֵל | tzfon jissra'el | der Süden Israels |
- Bei Nomina, die im status absolutus an hinterster Stelle mit ָ vokalisiert sind, erscheint im status constructus stattdessen ein ַ:
status absolutus | Transliteration | Bedeutung | Beispiel für eine status constructus-Konstruktion | Transliteration | Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|
גַּנָּב | gannav | Dieb | גַּנַּב הַמְּכוֹנִית | gannav hammchonit | der Dieb des Autos |
- Die männliche Pluralendung -ִים sowie die Dualendung beider Geschlechter, -ַיִם, werden im status constructus zu -ֵיִ:
status absolutus | Transliteration | Bedeutung | Beispiel für eine status constructus-Konstruktion | Transliteration | Bedeutung |
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יָדַיִם | yadayim | zwei Hände | יָדֵי יַעֲקֹב | yadey ya'aqov | die beiden Hände Jakobs/Jakobs beide Hände |
מִכְתָּבִים | mikhtavim | Briefe | מִכְתְּבֵי יַעֲקֹב | mikhtvey ya'aqov | die Briefe Jakobs/Jakobs Briefe |
Die meisten anderen Wörter ändern im status constructus ihre Form nicht.
Possessivpronomina
Anders als in den meisten indogermanischen Sprachen sind im Hebräischen die Possessivpronomina keine selbstständigen Wörter, sondern werden an den status constructus des Wortes, dessen Besitz sie anzeigen, angehängt und verschmelzen mit diesem zu einer Einheit. Werden sie an ein im Plural befindliches weibliches Substantiv (genauer gesagt an einen mit der Endung -וֹת gebildeten Plural, da ja auch - wie oben angemerkt, manches männliche Substantiv einen solchen Plural haben kann, manch weibliches hingegen einen männlich wirkenden Plural auf -ים) angehängt, gelangt zwischen das ת der Pluralendung und das Possessivpronomen der Buchstabe י, und das ת wird mit ֵ vokalisiert. Die Possessivpronomina lauten:
ich | du (m.) | du (f.) | er | sie (Sing.) | wir | ihr (m./gem.) | ihr (f.) | sie (Pl.,m./gem.) | sie (Pl.,f.) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
bei im Singular stehendem Nomen | -ִי | -ְךָ | -ֶךְ | -וֹ | -ָהּ | -ֵנוּ | -ְכֶם | -ְכֶן | -ָם | -ָן |
bei im Dual stehendem Nomen, bei Pluralformen auf -ִים |
-ָי | -ֵיךָ | -ָיִךְ | -ָיו (auszusprechen aw) | -ֵיהָּ | -ֵינוּ | -ֵיכֶם | -ֵכֶן | -ֵהֶם | -ֵהֶן |
Bei der Singularform von Segolaten ändert sich die Vokalisation des Nomens: Das ֶ in der hinteren Silbe verschwindet. Steht in der vorderen Silbe ein ֶ, so wird dieses zu ַ, ein in der vorderen Silbe stehendes ֵ wird zu ִ, ein ֹ wird zu ָ (qatan) oder zu ֻ.
Das Adjektiv
Das hebräische Adjektiv wird postponiert, d.h. hinter das Substantiv gestellt, das es beschreibt. Anders als in den indogermanischen Sprachen erhält ein Adjektiv, welches ein determiniertes Nomen beschreibt, ebenfalls den bestimmten Artikel הַ-. Das hebräische Adjektiv flektiert nach Geschlecht und Numerus des von ihm beschriebenen Nomens, und zwar, anders als im Deutschen, nicht nur bei direkter Postposition, sondern auch als Verbalbestimmung. Dabei unterscheidet das Adjektiv nur zwischen Singular und Plural; es nimmt die Pluralform an, wenn sich das durch es beschriebene Nomen im Dual befindet. Ein Adjektiv, welches im Maskulinum Singular in der ersten Silbe ein ָ besitzt, erhält in allen anderen Formen an dieser Stelle ein ְ.
Beispiele:
Hebräisch, indeterminiert | Übersetzung | Hebräisch, determiniert | Übersetzung | |
---|---|---|---|---|
Mask., Sing. | אִישׁ גָדוֹל | (ein) großer Mann/Mensch | הָאִישׁ הַגָּדוֹל | der große Mann/Mensch |
Mask., Dual | אוֹפַנַּיִים גְּדוֹלִים | (ein) großes Fahrrad | הָאוֹפַנַּיִים הַגְּדוֹלִים | das große Fahrrad |
Mask., Plur. | אֲנָשִׁים גְּדוֹלִים | große Männer/Menschen | הָאֲנָשִׁים הַגְּדוֹלִים | die großen Männer/Menschen |
Fem., Sing. | אִישָׁה גְּדוֹלָה | (eine) große Frau | הָאִישָׁה הַגְּדוֹלָה | die große Frau |
Fem., Dual | עֵינַיִים גְּדוֹלוֹת | große Augen | הָעֵינַיִים הַגְּדוֹלוֹת | die großen Augen |
Fem., Plural | נָשִׁים גְּדוֹלוֹת | große Frauen | הַנָּשִׁים הַגְּדוֹלוֹת | die großen Frauen |
(Das hebräische Wort für Fahrrad, אוֹפַנַּיִים, ist der Dual des Wortes für Rad, אוֹפֶן, bedeutet also wörtlich: "Zwei Räder".)
Das Verb
Einleitende Bemerkungen zum hebräischen Verbalsystem
Die Wurzel des hebräischen Verbs besteht im allgemeinen aus drei, seltener aus vier oder mehr Konsonanten, genannt Radikale. Beispielsweise werden Tätigkeiten, die mit schreiben zu tun haben, durch Verbalableitungen von der Wurzel כ-ת-ב ausgedrückt. Die feineren Bedeutungsnuancen werden durch Anhängen von Vor- und Nachsilben sowie durch das Ausfüllen der zwischen den Konsonanten befindlichen Zwischenräume durch Vokale erzeugt. Man von der Wurzel כ-ת-ב z.B. folgende Verbalformen ableiten:
- כָּתַבְתִּי: ich schrieb
- כָּתוּב: geschrieben, z.B. in: סֵפֶר כָּתוּב, (ein) geschriebenes Buch.
- נִכְתּבוּ: sie (z.B. Briefe) wurden geschrieben
- תִּתְכַּתְּבוּ: ihr werdet einander schreiben/werdet korrespondieren
- אֲנִי מַכְתִּיב: ich diktiere
- יֻכְתְּבוּ: sie (z.B. Briefe) werdet diktiert werden
Wie diese Formen gebildet werden, wird in diesem Abschnitt genau besprochen.
Die Stämme
Von einer Wurzel können bis zu sieben Stämme auftreten: Qal oder Pa'al, Nif'al, Pi'el, Pu'al, Hitpa'el, Hif'il und Huf'al.
Gebrauch der Zeitformen
Präsens/Partizipien
Ein eigentliches Präsens gibt es im Hebräischen nicht. Zum Ausdruck des Präsens verwendet man vielmehr die Präsenspartizipien des Verbs. Diese verhalten sich wie Adjektive, flektieren also nach Geschlecht und Numerus, wobei Dual- und Pluralform zusammenfallen. "Ich schreibe" heißt also "Ich - schreibender/schreibende" (je nach Geschlecht des Sprechers).