Philipp II. (Frankreich)

König von Frankreich (1180–1223)
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Philipp II. August (fr: Philippe Auguste; * 21. August 1165 in Gonesse; † 14. Juli 1223 in Mantes-la-Jolie), war von 1180 bis 1223 ein König von Frankreich aus dem Haus der Kapetinger. Er war der einzige Sohn von König Ludwigs VII. dem Jüngeren und dessen dritter Gemahlin Adele von Champagne.

Philipp II. August von Frankreich

Philipp ist einer der bedeutensten Könige in der Geschichte Frankreichs des Mittelalters. Seine Herrschaft war bestimmt mit dem Kampf gegen das Haus Plantagenet und dessen sogenanntes „angvinisches Reich“. Nach wechselvollen Auseinandersetzungen gegen Heinrich II., Richard Löwenherz und Johann Ohneland konnte letztlich über die Plantagenets siegen und entriß ihnen den größten Teil ihrer französischen Territorien. Dies ermöglichte ihm den Durchbruch des kapetingischen Königtums zur einzigen herrscherlichen Gewalt (Monarchie) und leitete damit das Ende der feudalen Epoche in Frankreich ein. Zugleich verhalf sein Sieg in der Schlacht bei Bouvines 1214 dem Staufer Friedrich II. zum römisch-deutschen Königtum.

Anfang und Herrschaftskonsolidierung

 
Philipp Dieudonné wird von einem Engel seinen Eltern gesandt. (Grandes Chroniques de France um 1270, Paris, Bibliothèque Sainte-Geneviève)

Philipp wurde als Kind häufig „Dieudonné“ (Gottgegebener) genannt, da seine Geburt eine dynastische Krise beendete und die weitere Kontinuität der kapetingischen Dynastie wahrte. Er wurde erst im achtundzwanzigsten Regierungsjahr seines Vaters aus dessen dritter Ehe als erster und auch einziger Sohn geboren. Trotz dieses Hintergrundes zögerte Ludwig VII. damit seinen Sohn zum Mitkönig krönen zu lassen um damit die Nachfolge Philipps zu sichern. Vermutlich lag diesem Zögern das abschreckende Beispiel der Plantagenetfamilie zugrunde, in der sich die Söhne mit dem Vater um die Macht befehdeten. Erst nachdem der gesundheitliche Zustand des Königs nachließ berief er 1179 eine Versammlung seiner Prälaten und Großen ein um deren Rat einzuholen. Nachdem sich die Mehrheit Versammlung durch eine Akklamation für die Krönung Philipps aussprach wurde dieser am 1. November 1179 in Reims zum König gekrönt und gesalbt.

Nach dem Tod Ludwigs VII. am 18. September 1180 konnte Philipp so unbestritten die Nachfolge als König antreten. Allerdings galt er zu diesem Zeitpunkt mit fünfzehn Jahren noch als unmündig, weshalb sich für die nächste Zeit eine Vormundschaftsregierung für das Land abzeichnete, die sich aus Philipps Mutter, Adele von Champagne , und deren Brüder Erzbischof Wilhelm von Reims, Graf Theobald von Blois und Graf Stephan von Sancerre, zusammensetzte. Diese Gruppierung hatte schon in den letzten Lebensjahren Ludwigs VII. den königlichen Hof dominiert und für den zeitweise regierungsunfähigen König die Macht ausgeübt.

Philipp aber gedachte trotz seiner Jugend die Macht sofort zu übernehmen und stellte sich damit gegen seine Mutter und die Onkel. Gegen diese gewann er mit dem Grafen Philipp von Flandern einen mächtigen Verbündeten. Gegen den Willen seiner Mutter heitatete er am 28. April 1180 die Nichte des Grafen von Flandern, Isabella von Hennegau, und vollzog damit einen Bruch mit seiner Verwandtschaft. Die Situation artete in einen regelrechten Krieg aus; Adele von Champagne floh in die Normandie in der Hoffnung Heinrich II. Plantagenet, den wohl mächtigsten Mann Frankreichs jener Zeit, als ihren Verbündeten gegen den Sohn zu gewinnen. Aber Heinrich Plantagenet hatte andere Pläne, als sich gegen seinen Lehnsherren zu wenden, da er zu dieser Zeit mit der Durchsetzung der Ansprüche seines Schwiegersohnes, Heinrich dem Löwen, in Deutschland beschäftigt war. Auch galt es nach den Konventionen des mittelalterlichen Lehnsrechts als unehrenhaft, die Minderjährigkeit eines Lehnsherrn auszunutzen um ihn anzugreifen. Stattdessen trafen sich Philipp und Heinrich Plantagenet am 28. Juni 1180 in Gisors um ein gemeinsames Defensivbündnis zu vereinbaren.

 
Krönung Philipps II. in Reims. (Jean Fouquet)

Die Entwicklung führte im Gegenzug aber einen Bruch Philipps mit dem Grafen von Flandern herbei, der ein Rivale Plantagenets war. Am 14. Mai 1181 schloss sich in Provins der Graf von Flandern daher mit den Grafen von Blois-Champagne zusammen, denen sich auch die Grafen von Nevers und Hennegau sowie der Herzog von Burgund anschlossen. Die Krondomäne war so von der feindlichen Allianz fast eingeschlossen von der sie militärisch bedrängt wurde. Auf Druck Heinrich Plantagenets aber beendeten 1182 der Erzbischof von Reims und den Grafen von Blois-Champagne ihre Opposition zu Philipp und erkannten dessen Herrschaft an. Der jungen Königin Isabella gelang es auch ihren Vater aus dem Bündnis zu lösen. Nur das Verhältnis zum Grafen von Flandern blieb feindseelig, dass sich zusätzlich durch den Tod dessen erster Frau 1182 verschärfte worauf Philipp die Restitution deren Erbes, die Grafschaft Vermandois, forderte. Der Graf von Flandern wurde durch ein gescheitertes Bündnisangebot an Kaiser Friedrich Barbarossa zunehmend isoliert. Nachdem sich der Krieg nach einigen Siegen zugunsten König Philipps wendete war auch der Graf von Flandern zur Unterwerfung bereit. Im Vertrag von Boves 1185 gewann der König die Stadt Amiens und 65 Burgen im Vermandois und sicherte sich die Anwartschaft auf die Grafschaft Artois als Mitgift seiner Frau, der Graf von Flandern konnte den nördlichen Teil des Vermandois behalten.

Somit hatte sich Philipp bis zum Jahr 1185, mittlerweile auch Mündig geworden, gegenüber seinen Konkurrenten um die Regierung behauptet und auch die Alleinherrschaft übernommen.

Die angevinische Bedrohung

Philipps Königtum

 
Frankreich um 1180
französische Krondomäne in blau
Territorien der Plantegenets in rot („angevinisches Reich“)

Philipp trat ein schwieriges Erbe an. Sein Vater hinterließ ihm einen geordneten und effizienten Verwaltungsaperrat. Der voranschreitende wirtschaftliche Aufschwung von Städten wie Paris und Orléans sicherte der Krone ständige Einnahmequellen und damit einen ausgeglichenen Finanzhaushalt. Die Macht des Königtums aber beschränkte sich auf die Krondomäne, einem Gebiet umfassend der Städte Orléans, Sens, Senlis und Mantes, während der große Rest des Königreiches von mächtigen Feudalfürsten beherrscht wurde. Philipps Vater und Großvater hatten bereits versucht die Macht solcher nahezu unabhängigen Fürsten zu brechen, stets erfolglos. Während der Regierung König Ludwigs VII. entwickelte sich mit der Vereinigung eines großen Territorialkonglomerats unter der Familie Plantagenet, das sogenannte „Angevinische Reich“, sogar eine Macht im Land die selbst das Königtum in den Schatten stellte. Die Plantagenets beherrschten den gesamten Westen des Landes von den Pyrenäen bis zum Ärmelkanal, zugleich waren sie auch Könige von England.

Wie schon sein Vater verfolgte Philipp seit dem Beginn seiner Herrschaft eine Politik die zur Zerschlagung des angevinischen Reichs führen sollte. Er besaß dabei zwei wichtige Faktoren die ihm zugute kamen. Zum einen stand er als König an der Spitze des französischen Feudalstaates, das heißt die Plantagenets waren ihm trotz ihrer Macht lehnsrechtlich untergeordnet. Weiterhin spielten ihm die komplizierten Verhältnisse in der Plantagenetfamilie zu, in der die Söhne ihrem Vater, Heinrich II. Plantagenet, in einer feindseeligen Haltung gegenüber standen.

Gegen Heinrich II. Plantagenet

Obwohl Heinrich II. Plantagenet in den ersten Jahren von Philipps Herrschaft als dessen Schutzherr aufgetreten war, förderte Philipp in dieser Zeit den Konflikt bei den Plantagenets um diese zu schwächen. Als rechtlichen Vorwand besaß er in dem seit Jahren anhaltenden Verlöbnis seiner älteren Schwester Alice (Alix) mit Richard Löwenherz, einem jüngeren Sohn Heinrichs II. und Herzog von Aquitanien. Die Ehe des Paares sollte den Besitzstatuns des normannischen Vexin bei den Plantagenets legitimieren, doch die Weigerung Richards die Prinzessin zu heiraten führte Philipp eine rechtliche Handhabe zu gegen die Plantagenets vorzugehen.

Bereits 1183 unterstützte Philipp den ältesten Sohn Heinrichs II., Heinrich den Jüngeren, indem er ihn im Kampf gegen dessen Vater Geld und Söldner zukommen ließ. Doch der jüngere Heinrich verstarb plötzlich noch im selben Jahr, und König Heinrich II. blieb Sieger in dieser Auseinandersetzung. In einem erneuten Treffen in Gisors am 6. Dezember 1183 musste Philipp den alten Heinrich in dessen Besitzungen anerkennen. Aber schon im folgenden Jahr konnte er erfolgreich einen weiteren Sohn Heinrichs, den Herzog Gottfried von Bretagne, dazu bewegen an den Hof nach Paris zu kommen und ihm für die Bretagne zu huldigen. Auch wenn Gottfried im Jahre 1186 nach einem Turnierunfall verstarb konnte die Bretagne dauerhaft von den Plantagenets gelöst werden, da sich dessen Witwe gegen die Familie ihres Mannes stellte.

 
Philipp August und Richard Löwenherz treffen zusammen.

Philipp ging nun unverzüglich dazu über den nächsten Sohn Heinrichs, Richard Löwenherz, für seine Zwecke zu gewinnen. Dabei spielte ihm die anstehende Nachfolgefrage im Gesamtbesitz der Plantagenets in die Hände. Heinrich bevorzugte seinen jüngsten Sohn Johann Ohneland als Erben, den er mit der Prinzessin Alice (Alix) verheiraten und mit der Normandie belehnen wollte. Dies wiederum trieb Richard in die Arme Philipps, der Heinrichs Erbpläne ablehnte, die im Jahr 1187 in Paris ein Zweckbündnis gegen Heinrich schlossen. Aus der so entstandenen Abhängigkeit Richards zu Philipp konnte dieser profitieren, nachdem er Richard 1187 zwang sein Vorgehen gegen den Grafen Raimund V. von Toulouse zu beenden. Dies brachte Philipp die Eroberung von Issoudun im Berry ein. Anschließend richteten beide ihren Kampf gegen Heinrich, indem Philipp den Gewinn des Berry durch die Einnahme von Châteauroux 1188 abrunden konnte.

Im November 1188 kam es daraufhin zu einem Treffen Heinrichs II., Richards und Philipps in Bonmoulins. Ein Friedenschluss scheiterte, vor allem nachdem Richard an Philipp für den gesamten französischen Besitz der Plantagenets gehuldigt hatte. Für Heinrich war dies nicht hinnehmbar, da dies seine Enteigung in Frankreich und auch eine Trennung des Festlandes von England bedeutete. Weiterhin demonstrierten Richard und Philipp die Unerschütterlichkeit ihrer Allianz mittels öffentlicher Vertrauensgesten, wie einem Bruderkuss oder das Übernachten in einem Bett. Heinrich zog sich darauf nach England zurück um 1189 mit einem Heer nach Frankreich zurückzukehren um den Entscheidungskampf mit Richard und Philipp zu führen. Diese aber waren ihm militärisch überlegen, verdrängten ihn aus der Touraine, drangen in das Maine vor und zwangen Heinrich am 12. Juni 1189 zur Flucht aus Le Mans nach Chinon. Am 4. Juli 1189 war Heinrich gezwungen den Friedensvertrag von Azay-le-Rideau zu schließen, worin er alle Eroberungen Philipps bestättigen, ihm für den restlichen Besitz huldigen und Richard als Erben anerkennen musste. Zwei Tage später starb Heinrich in Chinon.

Der Dritte Kreuzzug

Siehe Hauptartikel: Dritter Kreuzzug
 
Philipp August und Richard Löwenherz auf dem dritten Kreuzzug. (Darstellung aus einer um 1260 gefertigten Ausgabe der Historia rerum in partibus transmarinis gestarum des Wilhelm von Tyrus.)

Mit Heinrichs Tod zerfiel das Bündnis zwischen Philipp und Richard, da dieser nun die Position seines Vaters als König von England und Oberhaupt des „angevinischen Reichs“ einnahm und somit der neue Hauptgegner Philipps wurde. Obwohl Richard am 22. Juli 1189 in Chaumont-en-Vexin dem französischen König für alle Festlandsbesitzungen huldigte, verweigerte er weiterhin die dringlich geforderte Ehe mit Alice (Alix), womit der Konflikt um das Vexin weiterhin aktuell blieb. Eine direkte Konfrontation beider Könige blieb zunächst aus, da das christliche Abendland seit dem Verlust von Jerusalem an die Muslime im Jahr 1187 einen Kreuzzug zur Rückeroberung der Stadt verlangte. Philipp, Richard und Heinrich hatten schon in Azay über einen Kreuzzug verhandelt, den die ersten beiden nun gemeinsam ausführen wollten. Das lag in erster Linie daran, dass keiner dem anderen wirklich traute und die Abwesenheit des einen Königs einen unvorstellbaren Vorteil für den Daheimgebliebenen bedeutet hätte. Die Abreise verzögerte sich zunächst, da Richard mit der Unterwerfung einiger Vasallen in der Gascogne beschäftigt war. Als beide Könige am 4. Juli 1190 in Vézelay ihren Kreuzzug offiziell begannen war in Kleinasien bereits Kaiser Friedrich I. Barbarossa gestorben. Die Regentschaft Frankreichs übergab Philipp dem königlichen Rat unter Vorsitz seiner Mutter Adele und Erzbischof Wilhelm von Reims. Philipp sorgte dafür das ihnen der Zugriff auf den Staatsschatz verwehrt blieb, der den Templern zum Schutz anvertraut wurde, wobei sechs angesehene Bürger aus Paris die Schlüssel der Geldtruhen erhielten.

Nach einigen Verzögerungen erreichte Philipp am 20. April 1191 das Lager der Kreuzfahrer vor Akkon. Richard hingegen war zunächst mit der Eroberung von Zypern beschäftigt. Dort heiratete er die Prinzessin Berengaria von Navarra, mit der er sich bereits in Sizilien verlobt hatte, und damit die Verstoßung der Prinzessin Alice (Alix) vollendete. Für Philipp stellte diese Zurückweisung seines Vasallen einen erheblichen Ansehensverlust dar, zumal Richard auch die Forderung auf die Restitution des Vexins an Philipp ignorierte. Am 21. Juli 1191 fiel Akkon in Hände der Kreuzfahrer, wenige Tage danach erklärte Philipp seine Abreise in die Heimat. Als Vorwand diente ihm der Tod des Grafen Philipp von Flandern während der Belagerung, dessen Erbe geregelt werden musste bei dem es auch um die Dursetzung eines Anrechtes der Krone auf das Artois ging. Richard ließ ihn auf das Evangelium schwören, keinen Angriff auf seinen französischen Besitz zu wagen, wies aber dennoch seine Bankiers in Pisa an, den Sold für seine Grenztruppen zu erhöhen. Er selbst blieb noch in Palästina um weiter gegen Saladin zu kämpfen.

Auf der Heimreise traf sich Philipp in Mailand mit Kaiser Heinrich VI., dem Nachfolger Barbarossas, um die staufisch-kapetingische Allianz zu erneuern. Eine Vermittlerrolle übernahm dabei Herzog Leopold V. von Österreich, der den englischen König hasste, weil dieser ihn vor Akkon gedemütigt hatte indem er das herzogliche Banner vom Stadtwall hatte herunterreißen lassen. Zusätzliche Interessen verbanden Philipp mit dem Kaiser, nachdem Richard 1191 mit dem König Tankred von Sizilien ein Beistandsabkommen gegen den Kaiser geschlossen hatte. Zu Weihnachten 1191 weilte Philipp bereits wieder in Fontainebleau und begann mit der Forcierung seines Kampfes gegen Richard. Dazu ließ er Gerüchte verbreiten, in denen er dem englischen König beschuldigte einen Mordanschlag gegen ihn in Akkon durchführen wollte, was einige der Vasallen Richards tatsächlich auf die Seite Philipps führte.

Nachdem Richard nach den Verhandlungen mit Saladin im Oktober 1192 die Rückreise angetreten hatte, geriet er bei der Passierung von Österreich in die Hände Herzog Leopolds, von dem er unverzüglich an Kaiser Heinrich ausgeliefert wurde.

Der angevinische Krieg

Gegen Richard Löwenherz

Die Gefangennahme seines Rivalen nutzte Philipp II. im Frühjahr 1193 zum Angriff auf dessen Territorien. Zuerst rückte er in die Normandie vor wo er Burgen wie Pacy, Ivry und vor allem das lang geforderte Gisors einnehmen konnte. Richard ermächtigte aus seiner Haft heraus ein Friedensabkommen (Mantes, 9. Juli 1193), indem er Philipp die Eroberungen bestätigte. Anschließend versuchte Philipp erneut eine Spaltung in der Plantagenetfamilie herbaizuführen, indem er die Ambitionen Johanns Ohneland gegen dessen Bruder unterstützte. Johann erklärte sich für diese Unterstützung in einem Geheimvertrag bereit die gesamte Normandie rechts der Seine, einschließlich Rouen, sowie die Touraine an Philipp zu übergeben. Auch war er bereit für den Fall einer erfolgreichen übernahme des englischen Thrones den Lehnseid für England an Philipp zu leisten.

 
Rechts: Richard Löwenherz während seiner Gefangenschaft in Deutschland.
Links: Richard Löwenherz wird vor Châlus verwundet.
(Darstellung aus dem Effigies Regum Angliae, 14. Jahrhundert, London, British Library)

Diesen Plänen setzte sich die Mutter der beiden angevinischen Brüder, Königin Eleonore, entgegen. Sie strengte eine schnelle Herauslösung Richards aus der Gefangenschaft an, die widerum Philipp und Johann durch eigene Lösegeldangebote an den Kaiser hinauszuzögern versuchten. Eleonore aber veranlasste ihren gefangenen Sohn dem Kaiser den Lehnseid zu leisten und nachdem sie das immense Lösegeld aufgebracht hatte, ließ der Kaiser Richard im Frühjahr 1194 frei. Der brachte zunächst die Verhältnisse in England wieder unter seine Kontrolle und setzte im Mai 1194 mit einem Heer auf das Festland über. Nach und nach eroberte Richard seine Brugen in der Normandie zurück, marschierte anschließend in den Süden und vertreib Philipp nach dem Gefecht von Fréteval aus der Touraine. Am 15. Januar 1196 war Philipp zur Unterzeichnung des Friedens von Louviers genötigt, indem er aber von Richard auch einige Zugeständnisse, wie zum Beispiel die direkte Lehnshoheit über die Auvergne, erhielt.

Der Frieden hielt nicht mal ein halbes Jahr. Nachdem Richard bei der Unterwerfung der Bretagne scheiterte und die regierende Herzogin ihren Sohn Arthur, der Richards Neffe und designierte Erbe war, an den Hof von Paris entsandte, begannen die Kämpfe von neuem. Philipp eroberte im Juni 1196 die normannische Burg Aumale. Richard reagierte darauf mit einem Bündnis mit dem Grafen Balduin IX. von Flandern und unterstützte 1198 die Thronkandidatur seines Neffen Otto von Braunschweig in Deutschland. Philipp versuchte die sich anbahnende Umklammerung Frankreichs durch das angevinisch-welfische Bündnis mit einer Offensive zu begegnen, aber im September 1198 musste er in der Schlacht bei Gisors eine schwere Niederlage gegen Richard hinnehmen.

In den Friedensverhandlungen von 1199, die unter der Vermittlung des Klerus eingeleitet wurden, musste Philipp herbe Rückschläge hinnehmen. Der französische Kronprinz sollte eine Tochter des mit Richard verbündeten Königs von Kastilien heiraten, Richards Besitzstand auf dem Festland sollte bestättigt werden. Weiterhin sollte Philipp die Wahl Ottos von Braunschweig zum römisch-deutschen König anerkennen, lediglich mit der Überlassung der Burg Gisors wurde ihm entgegengekommen. Seine militärische Unterlegenheit gegenüber Richard brachte die gegen die Plantagenets gerichtete Politik Philipps an den Rand des Scheiterns. Doch im April 1199 wendete sich die Lage überraschend als Richard Löwenherz im Kampf gegeg den Vizegrafen von Limoges tödlich verwundet wurde. Dem französischen König eröffnete dies eine neue Möglichkeit den Kampf gegen die Plantagenets weiter zu führen.

Gegen Johann Ohneland

Die Nachfolge Richards trat sein jüngerer Bruder Johann Ohneland an, obwohl es unter den angevinischen Vasallen zu Unsicherheiten in Bezug auf die Erbrechte Arthurs von Bretagne kam. Zwar wurde Johann in England und der Normandie allgemein anerkannt, aber besonders die Grafschaft Anjou war von der Nachfolge Johanns nicht überzeugt und hielt zu Arthur. Da das ausgehandelte Friedensabkommen noch nicht unterschrieben war, nahm Philipp die Chance war, machte sich zum Verteidiger der Rechte Arthurs und griff Johann an. Da Johann einem direkten Kampf aus dem Weg ging, erlangte Philipp so bis zum Jahr 1200 eine weitaus bessere Verhandlungsbasis als er noch gegenüber Richard gehabt hatte. Seine Aktionen waren durchaus vielversprechend, doch die eigene familiäre Situation zwang den König von Frankreich zum Einlenken.

Im Jahr 1193 hatte Philipp die dänische Prinzessin Ingeborg, die Schwester des Dänenkönigs Knut VI. geheiratet, um diesen zu einem Bündnis gegen Richard zu bewegen. Aber schon am Tag nach der Hochzeit verlangte Philipp die Trennung von der Braut, da er sie als zu abstoßend empfand. Ingeborg verwehrte allerdings ihre Zustimmung zu einer Scheidun, worauf Philipp sie verstieß und die deutsche Adlige Agnes von Meran heiratete. Die sich daraus ergebende Bigamie veranlasste Papst Innozenz III. zur drastischen Schritten und verhängte 1198 das Interdikt über Frankreich. Der Handlungsspielraum Philipps in seinem Königreich wurde dadurch zunehmend bedroht, vorallem weil seine treusten Unterstützer in den Reihen des Klerus standen. Aber auch international wurde seine Position gefährdet, da seine wichtigsten außenpolitischen Verbündeten der Papst selbst und auch die Staufer im Reich waren. Deshalb war Philipp 1200 zu einem Frieden mit Johann genötigt der im Vertrag von Le Goulet besiegelt wurde. Darin trat Johann einige Gebiete in der Normandie an Philipp ab und ihn als Oberlehnsherren der restlichen Festlandsbesitzungen anerkannte, Philipp ließ im Gegenzug seine Unterstützung für Arthur fallen.

Das anschließende Fehlverhalten Johanns spielte Philipp aber erneut einen Vorwand gegen ihn vorzugehen in die Hände. Johann hatte im Sommer 1200 Isabella von Angoulême geheiratet, die aber schon dem Grafen Hugo X. von Lusignan versprochen war. Lusignan war als aquitanischer Graf ein Vasall Johanns, der somit als Instanz zur Beschwerde für ihn nicht in Frage kam. Stattdessen wandte sich Lusignan an König Philipp, welcher widerum der Lehnsherr Johanns für Aquitanien war. Philipp ergriff die Gelegenheit Johann rechtlich zu belangen und eröffnete einen Lehnsprozess gegen ihn. Um gleichzeitig eine Versöhnung mit dem Papst zu erreichen berief er im Mai 1201 ein Konzil in Soissons ein, auf dem er Ingeborg wieder an seine Seite holte. Und nachdem Agnes von Meran im Juli 1201 gestorben war hob der Papst das Interdikt auf und legitimierte deren Kinder. Nachdem Johann bis zum Jahr 1202 vier Vorladungen vor das Hofgericht in Paris ignoriert hatte sprach Philipp ein Versäumnisurteil über ihn und erklärte ihn all seiner Länder in Frankreich für verlustig. Der erneut entbrannte Krieg konnte somit als Vollstreckung eines ordentlichen Urteils und nicht als Eroberungsfeldzzug gelten. Der französische König griff erneut auf Arthur von Bretagne zurück und dieser huldigte ihm für alle angevinischen Ländereien. Arthur griff im Juli 1202 seinen Onkel mit einem Heer im Anjou an und belagerte seine Großmutter Eleonore in Mirebeau, dort aber wurde er am 1. August 1202 von Johann überrascht und gefangen genommen.

Als sich im Jahr 1203 die Nachricht von der Ermordung Arthus in Rouen durch Johann verbreitete kam es zu einem allgemeinen Abfall dessen Vasallen, die sich nun direkt König Philipp anschlossen. Der nutzte die Situation und marschierte in die Normandie ein. Im April 1204 konnte er die angeblich uneinnehmbare Burg Château-Gaillard durch Verrat an sich bringen, womit ihm der Weg nach Rouen frei gelegt wurde. Dort marschierte er am 24. Juni 1204 ein, nachdem die Stadt kampflos kapituliert hatte. Anschließend wandte er sich nach Aquitanien, wo bereits im April 1204 die Herzogin Eleonore gestorben war, und zog am 11. August in Poitiers ein. Johann konnte dem nichts entgegensetzen und war am 13. Oktober 1206 zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Thouars bereit. Er verzichtete darin auf den ganzen Besitz der Plantagenetfamilie nördlich der Loire. Die betreffenden Territorien wie Normandie, Maine, Anjou und Touraine konnte Philipp nun der Krondomäne hinzufügen, die er der königlichen Verwaltung unterstellte. Damit endete auch die von Wilhelm dem Eroberer 1066 geschaffene Verbindung zwischen der Normandie und England. Johann behielt Aquitanien und die Gascogne, wengleich er diesen Gebieten fortan kaum noch Beachtung schenkte.

Der Deutsche Thronstreit

 
Philipp August zieht in die Schlacht.

Aufs engste verbunden mit dem Krieg zwischen Kapetingern und Plantagenet war der deutsche Thronstreit im heiligen römischen Reich zwischen den Staufern und Welfen, der 1197 nach dem Tod Kaiser Heinrich VI. ausgebrochen war. Das strategische Interesse beider Seiten gebot ihre Einflussnahme in die politischen Verhältnisse Deutschlands. Die Plantagenets unterstützten naturgemäß ihre welfischen Verwandten um somit gegen den König von Frankreich eine zweite Front eröffnen zu können. Dagegen war Philipp daran gelegen eine solche angevinisch-welfische Umklammerung zu verhindern und förderte die Staufer als Gegengewicht zu den Welfen. Beide Parteien wählten im Sommer 1198 mit Philipp von Schwaben beziehungsweise Otto IV. von Braunschweig ihre Kandidaten zu Könige, worauf sich in den folgenden Jahren ein Machtgleichgewicht im Reich einstellte. Bis im Jahre 1208 der Staufer Philipp von Schwaben in Bamberg einem Mordanschlag zum Opfer fiel, so dass Otto IV. einziger deutscher Herrscher war und die alte staufisch-kapetingische Allianz gegenstandslos zu werden drohte. Zwar versuchte Philipp den Herzog Heinrich von Brabant, der Geldlehen von ihm empfing, zum Nachfolger für den ermordeten Philipp von Schwaben zu gewinnen, doch wurde Otto mittlerweile sogar von den führenden Anhängern der staufischen Partei als König anerkannt. Selbst Papst Innozenz III. lieh seine Unterstützung dem Welfen, da er hoffte durch ihn die staufische Politik zur Vereinigung Siziliens mit dem Reich beenden zu können. Nachdem Otto IV. im Oktober 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde drohte Frankreich außenpolitisch isoliert zu werden.

Die Wende brachte die Fortführung der staufischen Italienpolitik durch Otto IV., die den Papst dazu zwang seine Position zu überdenken. Im November 1210 verhängte der Papst den Kirchenbann über den Kaiser, wodurch die staufische Sache eine Wiederbelebung erfuhr. Philipp nahm Kontakt zu den alten Stauferanhänger im Reich auf, wo es ihm gelang den Landgrafen Hermann I. von Thüringen vom Kaiser zu lösen. Im September 1211 erreichte der junge Staufer Friedrich II., die Alpen überquerrend, Deutschland und wurde dort von seinen Anhängern zum König gewählt und gekrönt werden. Im November desselben Jahres wurde die kapetingisch-staufische Allianz bei einem Treffen zwischen Friedrich und Prinz Ludwig in Vaucouleurs erneuert.

Die Schlacht bei Bouvines

Siehe Hauptartikel: Schlacht bei Bouvines

Während dieser Vorgänge im Reich war Philipp nach der Zerschlagung des angevinischen Reichs 1204 damit beschäftigt die Herrschaft der Krone im Norden des Landes zu konsolidieren und sie auf die umliegenden Vasallen auszudehnen, was nicht ohne Widerstand geschah. Problematisch gestaltete sich die Situation in Flandern, wo Philipp seit dem Beginn seiner Regierung um das Erbe seiner ersten Ehefrau, Isabella von Hennegau, streiten musste. Um den den Grafen Balduin IX. von Flandern aus der Allianz mit den Plantagenets zu lösen, hatte er ihm im Vertrag von Péronne 1200 große Teile des Artois überlassen müssen. Graf Balduin starb 1204 als Kreuzfahrer in Griechenland und hinterließ nur Töchter. Die älteste Tochter und Erbin Johanna wurde von Philipp im Jahr 1212 mit dem portugisischen Prinzen Ferdinand (Ferrand) verheiratet. Philipps Sohn, Prinz Ludwig, drängte darauf das Erbe seine Mutter Isabella antreten zu können und zwang das flandrische Grafenpaar zur Herrausgabe des Artois.

Im April 1213 wurde auf einem Hoftag in Soissons eine Invasion in England beschlossen. Die Chance damit Johann Ohneland endgültig zu vernichten und gleichzeitig eine Vereinigung Englands mit Frankreich zu begründen erschien günstig, da sich Johann durch eine aggressive Kirchenpolitik mit seinem Klerus überworfen hatte, was den Erzbischof von Canterbury zur Flucht nach Frankreich veranlasste. Dies hatte zur Folge, dass der Papst den englischen König seines Amtes enthob und ihn exkommunizierte. Philipp sah sich nun als Vollstrecker des päpstlichen Willens und sammelte sein Heer in Boulogne. Doch Johann war sich seiner Gefahr bewusst, unterwarf sich am 15. Mai 1213 in aller Form dem Papst, der ihm vergab, woraufhin die Invasion abgebrochen werden musste. Graf Ferrand von Flandern hatte während dieser Ereignisse nur halbherzig seine Unterstützung dem König geliehen und forderte danach eine finanzielle Entschädigung für den Verlust des Artois. Philipp und Ludwig wendeten daher das in Boulogne zusammengestellte Heer nach Flandern um Ferrand zu unterwerfen. Der Feldzug war zwar militärisch erfolgreich, bis Juni 1213 konnte Ferrand aus Flandern vertrieben und das Land unter Kontrolle gebracht werden. Lediglich der Verlust der Flotte im Hafen von Damme musste hingenommen werden. Der Graf von Flandern und mit ihm einige andere französische Vasallen wie die Grafen Rainald I. von Dammartin und Rudolf I. von Eu flohen nach England, wo sie zu Johann Ohneland als ihrem neuen Lehnsherrn huldigten. Johann erkannte darin eine allgemeine Abfallbewegung der französischen Vasallen von ihrem König und rüstete zum entscheidenden Feldzug nach Frankreich um die verloren gegangenen Festlandsbesitzungen der Plantagenets zurückzuerobern. Sein Verbündeter, Kaiser Otto IV., versammelte seinerseits sein Heer um durch einen Sieg über Frankreich seine Lage gegenüber den Staufern in Deutschland zu wenden und den Thronstreit für sich zu entscheiden.

 
Die Schlacht von Bouvines. (Darstellung aus La Toison d'or des Guillaume Fillastre, 15. Jahrhundert)

Im Frühjahr 1214 landete Graf Ferrand mit einem englischen Kontingent unter dem Grafen William Longesée von Salisbury an der Küste Flanderns, eroberte einige Städte zurück und wartete auf das Heer des Kaisers um sich mit diesem zu vereinen. Gleichzeitig war Johann Ohneland mit starken Truppen bei La Rochelle an der Küste des Poitou gelandet, eroberte das bretonische Nantes und marschierte in das Anjou vor. Prinz Ludwig beendete einstweilen den Kampf in Flandern und zog Johann entgegen. Am 2. Juli 1214 überraschte er ihn bei der Belagerung von Roche-aux-Moines, überfiel sein Heer und trieb es in das Poitou zurück. Johann musste dabei sein gesamtes Belagerungsgerät zurücklassen, womit ihm die weitere Fortführung des Eroberungszuges verwehrt wurde. Während Prinz Ludwig weiter gegen Johann vorging versammelte Philipp seinen Heerbann, der sich haupsächlich aus Rittern und Kommunalmilitzen der Île-de-France zusammensetzte, in Erwartung auf den Angriff des Kaisers. Mit den Bannern der Oriflamme und der königlichen Lilien an der Spitze marschierte er im Juli 1214 nach Flandern. Dort traf er an einem Sonntag dem 27. Juli bei der Ortschaft Bouvines auf das kaiserliche Heer. An dem wechelreichen Kampf nahm Philipp mit persönlichem Einsatz teil und wurde dabei von gegnerischen Rittern vom Pferd gezogen. Nur das rechtzeitige Eingreifen der königlichen Ritter verhinderte seine Gefangennahme. Die Entscheidung im Kampf wurde durch die Flucht des Kaisers und seiner Ritter herbeigeführt, die Grafen von Flandern, Dammartin und Salisbury wurden gefangen genommen.

Der Sieg bei Bouvines war einer der entscheidensten des Mittelalters. Philipp konnte darin seine Erfolge gegen die Plantagenets aus den Vorjahren verteidigen, Johann Ohneland erkannte am 18. September 1214 in Chinon in einem neuerlichen Waffenstillstand die 1204 geschaffenen Verhältnisse an. Wenn auch der angevinische Krieg formell erst mit dem Vertrag von Paris 1259 beendet wurde, stellten die Plantagenets keine Gefahr mehr für das kapetingische Königtum dar. Im weiteren Verlauf des 13. Jahrhunderts waren Englands Könige hauptsächlich in Auseinandersetzungen mit ihren eigenen Baronen verwickelt, schon Johann musste ihnen 1215 die Magna Carta gewähren. Zugleich legte Philipp mit diesem Sieg den Grundstein zum Aufstieg der französischen Krone zur vorherrschenden Macht in Westeuropa beim gleichzeitig einsetzenden Verfall der kaiserlichen Macht. Den damit begründeten Wandel im Verhältnis zwischen Frankreich und dem Reich machte Philipp symbolisch deutlich, indem er den erbeuteten goldenen Trosswagen Ottos in die Kaiserpfalz nach Hagenau zu seinem Verbündeten Friedrich II. schickte und diesem dort die Reichsstandarte mit den gebrochenen Schwingen des Reichsadlers vor die Füsse legen ließ. Philipp selbst nahm nach Bouvines im Sinne ein „Mehrer des Reiches“ zu sein den kaiserlichen Titel Augustus (fr: Auguste) an, der ihm zum Beinamen wurde.

Letzte Jahre

In den letzten zehn Jahren seines Lebens beschäftigte sich Philipp vorrangig mit dem Ausbau des Erreichten und der Reformierung der Verwaltungs- und Lehnsstrukturen seines Königreiches. Im Jahr 1216 eröffnete sich ihm sogar die Möglichkeit zu einer Vereinigung Englands mit Frankreich, als die dortigen Barone seinen Sohn Ludwig einluden ihr König zu werden. Ludwig konnte fast das gesamte englische Königreich erobern, bis König Johann Ohneland starb. Dessen unmündiger Sohn Heinrich III. wurde aber umgehend von dem loyal gebliebenen William Marshal gekrönt und unter dem Schutz des Papstes gestellt. Philipp entzog darauf seinem Sohn die Unterstützung, der sich bis 1217 aus England zurückziehen musste.

 
Philipp August empfängt Vertreter der Kirche.

Ein weiteres für Frankreich bedeutendes Ereignis zu Philipps Lebzeiten spielte sich im Süden (Okzitanien) seines Königreiches ab. Dort herrschten vorwiegend kleine Allodialbesitzer, was einen gefestigten Vasallenverband wie es ihn im Norden Frankreichs gab nahezu ausschloss. Das kapetingische Königtum war hier allenfalls nur formall anerkannt, einige Gebiete standen bereits unter der Lehnshoheit der Krone von Aragón. War der nördliche Teil Frankreichs seit dem 11. Jahrhundert von der Kirchenreform erfasst worden, so konnte der Klerus in Okzitanien den Forderungen nach apostolischer Lebensführung und der damit verbundenen Vorbildfunktion nicht erfüllen, weil die Kirchenreform nahezu spurlos an diesem Landstrich vorüberging. Seit dem 11. Jahrhundert füllte diese Lücke die neue Glaubensgemeinschaft der Katharer. Etwa ein Viertel der Bevölkerung der Grafschaft Toulouse war Mitglied dieser Bewegung. In der Führungsschicht wurde diese neue Religion recht verbreitet, was nicht zuletzt an der Ablehnung der den Zehnten fordernden Amtskirche Frankreichs lag.

Die römische Amtskriche erklärte den Katharimus zur Häresie und rief 1208 zu einem Kreuzzug gegen die Katharer und ihre Unterstützer auf (Albigenserkreuzzug). König Philipp konnte trotz des Wunsches des Papstes sich nicht an diesem Krieg beteiligen, weil ihn seine Feldzüge gegen Johann von England vollkommen in Anspruch nahmen. Dennoch konnte er indirekt Einfluss auf den Verlauf des Kreuzzuges nehmen, indem er dessen Anführer Simon de Montfort Anweisungen erteilte. Montfort schlug am 13. September 1213 am die Gegner des Kreuzzuges in der Schlacht bei Muret und konnte im Anschluss eine Herrschaft im Süden errichten, die er nach nordfranzösischen Vorbild einrichtete. Aber der Krieg zog sich in die Länge und Montfort wurde 1218 bei der Belagerung von Toulouse tödlich verwundet wird, sein Sohn war nicht fähig den Kreuzzug erfolgreich fortzuführen. Im Jahr 1219 schickte Philipp daher seinen Sohn mit einem Kreuzritterheer in den Süden, ohne dabei bedeutende Fortschritte zu erziehlen. Im Jahr 1222 schickte Philipp noch ein Heer unter der Führung des Erzbischofs von Bourges gegen den Grafen von Toulouse.

Bevor er selbst einen Zog in den Süden starb Philipp am 14. Juli 1223 in Mantes, nach einem Umritt in der Normandie, und wurde in der Abtei Saint-Denis bestattet.

Reformtätigkeit

Neues Lehnsrecht

 
Die französische Krondomäne (blau) vor und nach der Regierung Philipp August.
Lehen der Plantagenets in rot, weitere Vasallen in grün.

Durch den Zusammenbruch des angevinisches Reichs und dem einhergegangenen Gewinn großer Territorien für die Krondomäne, wurde die Krone Frankreichs zum größten Landbesitzenden Herren des Landes. Ihr dadurch begründetes Übergewicht auf militärischem und wirtschaftlichem Gebiet erlaubte es Philipp nun die herrschaftliche Autorität der Krone gegenüber dem Lehnsadel des Königreiches zu stärken. Zu diesem Zweck fand unter seiner Herrschaft ein grundlegender Wandel der seit fast dreihundert Jahren bestehenden feudalen Ordnung statt, indem der König nicht mehr als erster unter gleichem gegenüber den Lehnsfürsten auftrat, sondern nun eine gesetzgebende und richterliche Oberherrschaft forderte. Der Sanktionsbereich des königlichen Rechts (us et coutumes de France), welches bis dahin nur auf die Krondomäne beschränkt war, wurde über das gesamte Königreich ausgedehnt. Mit dem aus dem Pairshof gebildeten Hofgericht stand eine zentrale juristische Instanz zur Verfügung, vor dem zukünftig alle lehnsrechtlichen Fragen erörtert werden sollten. Die schrittweise Beschneidung der rechtlichen Stellung des Adels lag diesen Maßnahmen zu Grunde.

Die Krone behielt sich darin wichtige Rechte vor. Zum Beispiel mussten sich fortan alle Erbinnen im Lande gegenüber der Krone eidlich dazu verpflichten nur noch mit der ausdrücklichen Zustimmung des Königs zu heiraten, was der Krone eine wirksame Einflussmöglichkeit in er Territorialpolitik des Landes sicherte. Ein spektakuläres Beispiel dieser Art war das der Gräfin Blanka von Champagne, die 1201 einen solchen Schwur leistete und ihre unmündige Tochter damit faktisch unter die Vormundschaft des Königs stellte. Als Garantiemächte dieses Eides wurden die eigenen Vasallen der Gräfin verpflichtet, die versprachen zugunsten der Krone gegen die Gräfin vorzugehen, wenn sie den Eid brechen sollte. Weiterhin wurde das Prinzip der ligischen Treue (homagium ligium) als rechtsverbindlich erklärt, wonach ein Vasall der Lehen von mehreren Herren empfangen hat nur einem von diesen zur Heerfolge verpflichtet war. Sollte einer der Lehnsherren die Krone selbst sein, so gebührte ihr der Vorrang in der ligischen Treue. Solche Maßnahmen fanden im ganzen Land ihre Anwendung, was eine weitestgehende Auflösung althergebrachter Lehnsbande zugunsten der Position der Krone zur Folge hatte. Der Begriff des Lehens selbst erfuhr dadurch einen allmählichen Definitionswandel. Zunehmend empfing die Krone das Homagium ohne das sie im Gegenzug ein Dienstgut mit Befugnissen zur Rechtsausübung verlieh. Stattdessen vergab sie bloße Geldlehen, was für den Lehnsnehmer eine Einnahmequelle eröffnete für die er sich im Gegenzug der Krone verpflichtete.

 
Eigenhändiges Testament König Philipps II. August, September 1222.

Um zusätzlich die wirtschaftliche Basis des Adels zu verringern wurden Maßnahmen die zu Teilungen von Besitzrechten führten erlassen. Im Jahr 1209 erließ das Hofgericht dazu eine neue Regelung des Erbteilungsrechts. War es vorher üblich, dass ein jüngerer Sohn einer Familie sein geerbtes Gut vom älteren Bruder als Lehen empfing, mussten nun beide für ihr Erbe gegenüber der Krone huldigen. 1214 wurde die Bestimmung erlassen, indem das Wittum einer Witwe mindestens die Hälfte der Güter des Mannes ausmachen musste, was für dessen Erbe zusätzliche wirtschafliche Einbussen bedeutete.

Die daraus resultierenden sozialen Veränderungen für den Adel band diesen seit der Zeit Philipps in immer stärker werdenden Maße an die Krone. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die zunehmende Verwendung von Söldnern durch die Krone. Dies war zwar kostenintensiver, machte aber den König in militärischen Belangen unabhängiger vom Vertrauen auf die Heerfolgepflicht seiner Vasallen. Der gepanzerte Adelsreiter spielte weiterhin in der Kriegführung Frankreichs bis in das Spätmittelalter eine zentrale Rolle, wurde nun aber durch seine zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit zum König stärker an ihn und seine Hofhaltung gebunden.

Verwaltungsgeschichte

Zur Konsolidierung dieser neuen Rechtsordnung trieb Philipp die Etablierung einer einheitlichen königlichen Verwaltung im ganzen Land voran. Die drei wichtigsten Hilfsmittel dazu waren die Schriftlichkeit der Verwaltung, ein Korps verlässlicher Amtsträger und ein geordnetes Finanzwesen.

Philipp ordnete als erster französischer König eine umfangreiche Kodifizierung und Archivierung aller Urteile und Erlasse des Hofgerichtes an. War es bisher üblich den Standort des königlichen Archivs an dem des Königs zu binden, richtete Philipp es in einem festen Platz in Paris ein. Diese Maßnahme war dem Verlust des Archivs in der Schlacht von Fréteval 1194 geschuldet und legte damit den Grundstein für die Entstehung des französischen Nationalarchivs. Darüber hinaus wichen die umständlich formulierten Urkunden früherer Jahrhunderte knapp gehaltenen königlichen Mandaten, die in Kopien im Archiv aufbewahrt wurden.

Philipp II. bemühte sich auch dort Präsenz zu zeigen, wo er nicht anwesend war. Bereits sein Vater hatte die Krondomäne in kleinere Verwaltungseinheiten, den sogenannten Prévoté (Vogteien), eingerichtet. Ihren Ausbau betrieb Philipp fort und ergänzte sie durch zusätzliche Instanzen, indem mehrere Prévoté einem Amtsbezirk untergeordnet wurden. Nördlich der Loire war dies die Bailliage und südlich die Sénéchaussée (siehe Bailliage und Sénéchaussée). Die Baillis beziehungsweise die Seneschalle vertraten fortan in den jeweils so entstandenen Amtsbezirken die Autorität der Krone und vertraten diese in Rechtsangelegenheiten. Die ihnen nun untergeordneten Prévoté standen ihnen dabei als polizeiliche Vollzugsorgane zur Seite. Der wesentliche Unterschied zwischen Bailli und Seneschall bestand darin, das ersterer direkt vom König ernannt wurde, während das Amt des Seneschalls weitgehend in der Hand adliger Familien erblich blieb.

 
Plan von Paris im Jahr 1223, mit der Stadtmauer von König Philipp August.

Der dafür benötigte Verwaltungsapparat trieb einerseits das dafür benötigte Geld ein, verschlang es aber auf der anderen Seite wieder, sodass Strafgelder, Sondersteuern, Wegnahme jüdischer Vermögen (Ausweisung der Juden aus Frankreich 1182) und Wegezoll (Pèage) diese dadurch entstandenen Haushaltslöcher stopfen mussten. Eine reine Agrarwirtschaft konnte das nicht mehr leisten, vielmehr mussten Handel, Gewerbe und Geldumlauf zusammenwirken.

Paris

Unter Philipps Herrschaft avencierte Paris endgültig zur zentralen Hauptresidenz des französischen Königtums und damit zur Hauptstadt des Landes. Er erweiterte die Königspfalz auf der Île de la Cité zu einem repräsentativen Palast (Palais de la Cité) dem er das Gebäude des königlichen Archivs angliederte, womit der Stadt nun auch die Rolle des administrativen Zentrums des Königreiches zukam. Zur Förderung der wirtschaftlichen Prosperität gewährte er der Stadt 1181 das Messeprivileg und nur zwei Jahre später wurden die ersten beiden Markthallen gebaut aus denen das Quartier des Halles hervorging. Im Jahr 1185 gab Philipp den Befehl zur Pflasterung der wichtigsren Straßen und begann mit dem Bau einer neuen Stadtmauer die mit mehreren Türmen (u. a. Tour de Nesle) gesichert wurde.

Mit dem Erlass des Scholarenprivilegs im Jahr 1200 stellte Philipp die Schüler und Magister des Quartier Latin unter königlichem Schutz. Damit begründete er deren juristische Autonomie was in den kommenden Jahren zur Bildung der Universität von Paris führte.

Familiäres

Vorfahren

 
 
Philipp I.
(1052–1108)
 
Bertha von Holland
(?–1093)
 
Humbert II. von Maurienne
(?–1103)
 
Gisela von Burgund
(?–?)
 
Stephan von Blois
(?–1102)
 
Adela von der Normandie
(?–1138)
 
Engelbert von Kärnten
(?–1141)
 
Uta von Passau
(?–?)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig VI. der Dicke
(1081–1137)
 
 
 
 
 
Adelheid von Maurienne
(?–1154)
 
 
 
 
 
Theobald II. von Champagne
(1093–1151)
 
 
 
 
 
Mathilde von Kärnten
(?–1160)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig VII. der Jüngere
(1120–1180)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Adele von Champagne
(1140–1206)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp II. August
(1165–1223)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nachfahren

Am 28. April 1180 heiratete Philipp in erster Ehe Isabelle von Hennegau († 1190). Mit ihr hatte er die Kinder:

  • Ludwig VIII. der Löwe (* 1187, † 1226), König von Frankreich
  • Philipp (* 15. März 1190, † 18. März 1190)
  • Robert (* 15. März 1190, † 18. März 1190)

Am 14. August 1193 vermählte er sich mit Ingeborg von Dänemark († 1236) von der er sich mehrfach vergeblich versuchte zu scheiden. Das Paar lebte bis zu Philipps Tod getrennt und hatte keine Kinder.

In dritter Ehe nahm er am 1. Juni 1196 Agnes von Meran zur Frau († 1201). Die Ehe wurde vom Papst nicht anerkannt, da Philipp bereits mit Ingeborg rechtsgültig verheiratet war. Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor, die vom Papst legitimiert wurden:

  • Marie (* 1198, † 20. August 1223)
  1. ∞ 1210 mit Markgraf Philipp I. von Namur
  2. ∞ 22. August 1213 mit Herzog Heinrich I. von Brabant

Philipp II. war Vater eines unehelichen Sohnes:

Quellen

Die beiden wichtigsten Quellen zum Leben Philipps II. August sind die Werke des Rigord von Saint-Denis (Gesta Philippi Augusti) und des Wilhelm den Bretonen (La Philippide). Beide Werke fanden Eingang in die Grandes Chroniques de France und wurden von H. F. Delaborde in zwei Bänden (Œuvres de Rigord et de Guillaume le Breton, 1882/95) ediert.

Ergänzend dazu sind die Werke des englischen Chronisten Roger von Hoveden (Gesta Regis Henrici Secundi et Gesta Regis Ricardi Benedicti abbatis und Chronica) zu nennen.

Literatur

  • Alexander Cartellieri: Philipp II. August, König von Frankreich. In 4 Bänden. Aalen 1969, ISBN 3-511-03840-5. (Neudruck der Ausgabe Leipzig 1899).
  • La France de Philippe Auguste: Le temps des mutations. Actes du colloque international organisé par le C.N.R.S. (Paris, 29 septembre - 4 octobre 1980), hrsg. von Robert-Henri Bautier, 1982.
  • Georges Duby: Der Sonntag von Bouvines. Berlin 1988.
  • Joachim Ehlers: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. Stuttgart 1987.
  • Gérard Sivéry: Philippe Auguste. Paris 1993.
Commons: Philipp II. (Frankreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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VorgängerAmtNachfolger
Ludwig VII.König von Frankreich
 

1180–1223
Ludwig VIII.

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