Einheitsschule

Organisation des Schulsystems
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Die deutsche Einheitsschule geht unter anderem auf Bestrebungen des Allgemeiner Deutscher Lehrerverein zurück, welcher schon in der 1848-Revolution wichtige Grundzüge eines künftigen Schulwesens entwickelte. In diesem Sinne versteht man unter der Einheitsschule den Schulaufbau von Kindergarten bis zur Universität für alle Kinder.

Damit steht die Einheitsschule dem dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland gegenüber.

Vorteile

Ein Vorteil der Einheitsschule ist, dass die soziale Kompetenz der Schüler stärker ausgebildet wird, da die Schüler sich miteinander auseinandersetzen müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass leistungsstarke Schüler die leistungsschwächeren zu mehr Leistung animieren können, was im mehrgliedrigen Schulsystem nicht möglich ist.

Nachteile

Gegner der Einheitsschule vertreten die Auffassung, leistungsstärkere Schüler würden zu wenig in ihrer Entwicklung gefordert und gefördert, wodurch das Niveau in der Spitze sinke.

Politik

Die Einheitsschule hat 2004 in der deutschen Politik erneut Gewicht durch die PISA-Studie bekommen. Viele der Staaten, die dort gut abgeschnitten haben, praktizieren eine Einheitsschule. In der Bundesrepublik setzt sich vor allem die GALm sowie die SPD für die Einheitsschule ein, wohingegen die andere politische Strömung auf dem mehrgliedrigen System beharrt.

Geschichte

Mit den Stimmen von SPD,USPD und KPD wurde am 24. Februar 1922 das Einheitsschulgesetz vom Thüringer Landtag beschlossen. Es regelte unter anderem den stufenförmigen Aufbau der Thüringer Schule in Form von Unter-, Mittel- und Oberschule.

Die "Berliner Einheitsschule"

1948 wurde in Berlin mit den Stimmen der SPD, SED und LDPD das "Gesetz zur Einheitsschule" verabschiedet. Es galt für die gesamte Stadt, wurde aber nach der Teilung im Westteil 1951 durch die Berliner Schule abgelöst.

Konzipiert wurde die Berliner Einheitsschule größtenteils von Vertretern der Reformpädagogik, die schon in der Weimarer Zeit an Berliner Versuchsschulen, vor allem an der Fritz-Karsen-Schule in Berlin Neukölln tätig gewesen waren.

Kernstücke der Einheitsschule waren die 8jährige Grundschule, eine Oberschule mit praktischem und wissenschaftlichem Zweig sowie eine elastische Mittelstufe mit Kern- und Kursunterricht. Außerdem wurde die allgemeine Koedukation eingeführt. Die strikte und frühe Trennung der Schülerinnen und Schülern in verschiedene Schulzweige war ein Hauptkritikpunkt am herkömmliche Schulsystem gewesen und dem sollte nun mit einer langen Grundschulzeit von 8 Jahren entgegen gewirkt werden.

Da das Gesetz zur Berliner Einheitsschule sein Zustandekommen vor allem der Zusammenarbeit von SPD und SED verdankte, war es spätestens 1948/49, nach der Teilung der Stadtverwaltung in West-Berlin mit dem Stigma eines sozialistischen, sowjetisch orientierten Schulsystems behaftet.

Von konservativen Kreisen des Bildungsbürgertums, den beiden christlichen Kirchen – insbesondere der katholischen Kirche – und fast der gesamten West-Berliner Presse wurde geradezu ein Schulkampf entfacht, der kurz vor den Wahlen im Dezember 1950 seinen Höhepunkt erreichte. Nach den Berliner Wahlen vom 03. Dezember 1950 gab es eine CDU-FDP-Mehrheit im West-Berliner Senat. Zwar wurde eine große Koalition aus CDU und SPD gebildet, da man der Auffassung war, die Stadt brauche in ihrer prekären Lage Stabilität und eine starke Regierung, doch eine Mehrheit für die Einheitsschule existierte somit nicht mehr. Die Revision des Gesetzes zur Einheitsschule wurde bereits im Dezember 1950 beschlossen und brachte eine deutliche Annäherung an das Schulsystem der westlichen Bundesländer.

In den 60er Jahren hatte die SPD wieder eine Mehrheit im Berliner Abgeordnetenhaus und unternahm mit der ersten Gesamtschule 1968 einen zweiten Versuch eine Vereinheitlichung im Bildungssystem zu erreichen.

Literatur: Marion Klewitz, Berliner Einheitsschule 1945-1951, Berlin 1971

Die Einheitsschule der DDR

In der DDR wurde der Gedanke der Einheitsschule umgesetzt. Von Kindergarten über Unter- und Oberschule besuchten alle Kinder eine Schule. Probleme der Elitenförderung wurden jedoch ab einem bestimmten Grad der Begabung außerhalb dieses Einheitsschulsystems an Spezialschulen gelöst. Am bekanntesten sind hier die KJS's (Kinder- und Jugendsportschule).