Klausur (Bearbeitungsverfahren)

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Eine Klausur ist eine unter Aufsicht und nach Zeitvorgabe zu erbringende schriftliche Prüfungsarbeit. Der Hauptzweck solcher Klausuraufgaben liegt vor allem darin, das Problemlösungsverhalten der Lernenden zu überprüfen und zu beurteilen. Für diese scheint es in diesem Zusammenhang sinnvoll, sich mit den Bearbeitungsverfahren zur Lösung von Klausuraufgaben auseinanderzusetzen, denn dieses Wissen kann erheblich zur besseren Aufgabenbewältigung beitragen. Dabei hängt die Art des jeweils einzusetzenden Bearbeitungsverfahrens von der Art der zu lösenden Aufgabenstellung ab.

1. Wissensaufgaben und Deskriptionsverfahren

Die Lösung von Wissensaufgaben verlangt von den Teilnehmern vorher erarbeitete Kenntnisse ab. Die Aufgaben sollten vom Prüfenden aber nicht so gestellt werden, dass vom Teilnehmer auswendig Gelerntes lediglich in der vorbereiten Form niedergeschrieben werden kann, ohne dass das Problemlösungsverhalten der Prüflinge gefordert wird. Beispiel: Erklären Sie die wesentlichen Formen von Gruppenmitgliedern! Hier kann das Deskriptionsverfahren angewendet werden, d.h. die einzelnen Möglichkeiten sind zu dokumentieren und entsprechend detailliert zu beschreiben! Der Aufgabensteller sollte sich aber darum behmühen, solche Azfgabenstellungen in handlungsorientierte Wissensaufgaben zu integrieren, z.B. praktische Fälle, weil dadurch dads analytische Denken der Prüflinge mehr gefordert wird.

2. Rechenaufgaben und Rechenverfahren

Im Rahmen der Lösung von Rechenaufgaben hat der Lernende mathematische Kentnisse nachzuweisen. Die Regeln dafür sind vom Aufgabensteller im Unterricht bzw. in der Vorlesung abzuhandeln. Um beispielsweise eine Investitionsrechnung lösen zu können, müssen die Lernenden finanzmathematische Kentnisse nachweisen. , z.B. das Kapitalwertverfahren bzw. das Annuitätenverfahren. Außerdem müssen ihnen die Unterschiede zwischen statischen und dynamischen Investitonstechnungsverfahren bekannt sein.

3. Entscheidungsaufgaben und Entscheidungsverfahren

Eine Entscheidungsaufgabe verlangt vom Prüfling, dass er nach begründeter Abwägung der Vorzüge und Grenzen eines bestimmten Phänomens eine begründete Entscheidung treffen kann. Beispiel: Entscheiden Sie für einen Montagearbeiter, ob Sie dessen Entlohnung im Akkordlohn oder im Zeitlohn vornehmen würden, wenn das Unfalllrisiko bei diesen Arbeiten relativ gering ist! Im Rahmen des Entscheidungsverfahrens sind zuerst die verschiedenen Begriffe zu klären, dann sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lohnformen zu erläutern, bevor eine Entscheidung zugunsten des Akkordlohns zu treffen ist, weil die Schnelligkeit der der Arbeit im Vordergrund steht und in diesem Falle weniger Unfallrisiken bestehen.

4. Strukturierungsaufgaben und Zerlegungsverfahren

Eine Strukturierungsaufgabe ist im Regelfall relativ umfassend gestellt und wirkt auf den ersten Blick für den Lernenden unübersichtlich. Zur Lösung solcher Aufgaben kann das Zerlegungsverfahren angewendet werden. Beispiel: Erstellen Sie eine begründete Analyse, aus der hervorgeht, welche Risikofaktoren, Eintrittswahrscheilichkeiten und Folgen für den Betroffenen entstehen! Beschreiben Sie geeignete Gegenmaßnahmen! Bei dem Zerlegungsverfahren werden zunächst die in der Aufgabenstellung vorkommenden Begriffe geklärt, bevor die einzelnen Antworten systematisch abgehandelt werden.

5. Vergleichsaufgaben und Kriterienverfahren

Um Rahmen einer Vergleichsaufgabe sind verschiedene Aufgabeninhalte gegenüberzustellen und zu interpretieren. Eine Vergleichsaufgabe sollte anhand verschiedener Kriterien gelöst werden. Beispiel: Vergleichen Sie die Aktiengesellschaft und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung! Dabei könne als Vergleichskriterien die Inhalte geltender Gesetze, die Höhe des gezeichneten Kapitals, die Kapitalanteile, die Nachschusspflicht, die Arten der Organe und die Rücklagen genannt werden. Zur Verdeutlichung kann eine Vergleichstabelle hinzugefügt werden.

6. Interpretationsaufgaben und Auslegungsverfahren

Wenn eine Interpretationsaufgabe zu lösen ist, dann wird der Lernende zur Auslegung, Deutung bzw. zur Beurteilung bestimmter Phänomene veranlasst, welche zu definieren sind. Dann wird der Bearbeitende aufgefordert, seine eigene Meinung zu diesem Thema zu äußern. Beispiel: Es wird eine Behauptung in den Raum gestellt, die so nicht ohne weiteres akzeptierbar ist. Das Auslegungsverfahren setzt voraus, dass der Lernende die Aufgabe zunächst genau durchliest, um den geforderten Sachverhalt richtig zu interpretieren und am Ende zu einer eigenständigen Auffassung zu kommen.

7. Gestaltungsaufgaben und Innovationsverfahren

Bei der Lösung einer Gestaltungsaufgabe wird dem Lernenden ein eigenständiger Beitrag zur Herleitung eines bestimmten Ergebnisses in schöpferischer Form abverlangt. z.B. die selbstständige Erstellung einer Stellenannonce oder eines Organbigramms unter bestimmten Nebenbedingungen. Dabei kann die Anwendung des Innovationsverfahrens hilfreich sein, bei dem vom Lernenden verlangt wird, dass er die Aufgabe gründlich durchliest, den Sinn der Aufgabe erkennt und dass er dazu dann einen eigenständigen Lösungsansatz findet.

8. Lückentest und Ergänzungsverfahren

Ein Lückentest ist eine Aufgabenform, bei der die Lernenden aus ihrer Sachkenntnis heraus in einem zusammenhängenden Text leere Stellen sinnvoll ergänzen sollen. Für den Beurteilenden ist das Bewerten der Ergebnisse relativ einfach, nachteilig ist aber, dass eine gewisse Schematisierung gegeben ist. Im Unterricht bzw. in der Vorlesung sind die Inhalte der entsprechenden Phänomene so zu behandeln, dass die Lernenden die Lücken herausfinden können.

9. Multiple Choice-Verfahren und Ankreuzverfahren

Die Multiple Choice-Aufgaben kennen alle Personen, die eine Führerscheinprüfung abgelegt haben. Man hat aus einer Auswahl von vier bis fünf Szenarien das Zutreffende oder die am ehesten zutreffende Antworten anzukreuzen. Dabei können breite Fachgebiete relativ schnell abgeprüft werden und die Ermittlung der Ergebnisse ist relativ einfach. Der Lernenden hat allerdings nicht die Möglichkeit, seinen Lösungs- und Gedankengang zu dokumentieren, der ihn zur Beantwortung der Aufgabe geführt hat.

10. Themenübergreifende Aufgaben und Matrixverfahren

Die Lösung themenübergreifender Aufgabenstellungen verlangt vom Betroffenen, dass er in der Lage ist, Zusammenhänge zwischen zwei Phänomenen zu erkennen. Beispiel: Dokumentieren Sie Zusammenhänge zwischen dem Einsatz und der Weiterbildung von Personal im Unternehmen! Bei der Lösung solcher Aufgabenstellungen hat es sich bewährt, das Matrixverfahren anzuwenden. Hier werden bestimmte Elemente des Personaleinsatzes und bestimmte Phänomene der Weiterbildung als Matrix gegenübergestellt, um dann zu Lösungsansätzen zu kommen. Die skizzenförmigen Sammlungen sind dann in Textform umzusetzen.


Literatur

  • Rahn, H.J.: Bearbeitungsverfahren zur Lösung von Klausuraufgaben für Studierende, in: WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 38. J. (2009), S. 384-388
  • Theisen, M.R.: Wissenschaftliches Arbeiten, 14. Aufl., München 2008