Benutzer:Hafenbar/Schreibtisch

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Die Anfrage der de.Wikipedia wurde nicht von einer der in der Mitgliederliste (.pdf) des Rates aufgeführten Personen beantwortet, sondern von der Rat für deutsche Rechtschreibung Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS).


[...]

Bei Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv gilt grundsätzlich Kleinschreibung des Adjektivs. Hierzu sind auch Verbindungen mit adjektivischen Ableitungen von Eigennamen als Erstglied zu zählen (z.B. die bernoullischen Gleichungen).

Die Großschreibung des adjektivischen Bestandteils bedarf demgegenüber einer besonderen Begründung. Das amtliche Regelwerk sieht systematisch zwei Ausnahmen vor: bei Eigennamen und bei begrifflichen Einheiten in Fachsprachen.

Ein Beispiel für Eigennamen bildet der unter § 60(3.1) genannte Halleysche Komet. Eigennamen zeichnen sich dadurch aus, dass es es sich um Ausdrücke handelt, die ein Induviduum in einer gekennzeichneten Menge benennen. Es findet also quasi ein Taufakt statt, der mit „heißen“ umschrieben werden kann: Aus einer Menge von Kometen greife ich mir einen heraus und heiße ihn „Halleyschen Kometen“.


Anmerkung: Leider bleibt im Unklaren, in welchen „Mengen“ solche „Taufakte“ statthaft sind. Die Leipziger Sprachwissenschaftlerin Ingrid Wiese, Forschungsgebiete Fachsprachen und Lexikologie,[1] nennt Braunsche Röhre und Gaußsche Krümmung als Beispiele für Eigennamen.[2]

Ein Beispiel für eine begriffliche Einheit in Fachsprachen stellt z.B. die Kleine Anfrage dar. Es handelt sich um eine Bezeichnung aus der Politikwissenschaft mit einer idiomatischen Gesamtbedeutung: eine kleine Anfrage bei einem Unternehmen kann klitzeklein sein, eine Anfrage eines Abgeordneten hingegen nicht.


Anmerkung: Warum das Beispiel „Kleine Anfrage“ hier weiterhelfen soll, bleibt im Unklaren - die von uns nachgefragten naturwissenschaftlichen Fachausdrücke sind ganz offensichtlich nicht durch Idiomatisierung entstanden. Wiese nennt als Möglichkeiten zur Wortbildung von Fachausdrücken: Komposition, Derivation, Konversion, Kürzung und als bedeutend insbesondere die Mehrwortbenennung - in naturwissenschaftlich-technischen und biomedizinischen Disziplinen sei hier „ein beliebtes Prinzip [die] Benennung mit Eigennamen z. B. Braunsche Röhre, Gaußsche Krümmung“.[2]

Vor diesem Hintergrund ist - im Ausschlussverfahren - bei Verbindungen wie das ohmsche Gesetz die Kleinschreibung vorzusehen (alternativ) nach § 97 E Apostrophschreibung: das Ohm´sche Gesetz). Sie war auch nach der alten Regelung die Normschreibung, sodass hier keine Änderung zu verzeichnen ist.


Anmerkung: Unter „alten Regelung und Normschreibung“, ist wie den nachfolgenden Sätzen zu entnehmen ist, der Duden seiner 20. Auflage (1991) zu verstehen. Der schrieb in seiner 20. Auflage das Ohmsche Gesetz jedoch groß und ohne Apostroph.[3] Verwiesen wir dort auf R 134: „Von Personennamen abgeleitete Adjektive werden groß geschrieben, wenn sie die persönliche Leistung oder Zugehörigkeit ausdrücken“. Inwiefern hier „keine Änderung zu verzeichnen ist“ bleibt im Unklaren.

Der Unterschied der neuen gegenüber der alten Rechtschreibung besteht darin, dass in der alten Rechtschreibung zusätzlich zu den o. g. Ausnahmen eine weitere vorgesehen war:

Von Personennamen abgeleitete Adjektive werden groß geschrieben, wenn sie die persönliche Leistung oder Zugehörigkeit ausdrücken (Duden, Deutsche Rechtschreibung, 20. Aufl. 1991, R77, S. 35)

Dementsprechend war beispielsweise der Ohmsche Widerstand, aber das kopernikanische Weltsystem, der pythagoreische Lehrsatz oder das ohmsche Gesetz zu schreiben, denn:

Diese Adjektive werden klein geschrieben, wenn sie aussagen, daß etwas nach einer Person benannt worden ist oder ihrer Art, ihrem Geist entspricht (ebda.)

Anmerkung: Das sah der oben zitierte Duden seiner 20. Auflage (1991) aber genau andersherum: „der ohmsche Widerstand (Gleichstromwiderstand), aber (s. R 134): das Ohmsche Gesetz“[3]

Die neue Rechtschreibung hat diese dritte Ausnahmeregelung nicht übernommen, da es sich zum einen um „echte“ Adjektive handelt und zum anderen die Anwendung dieser Regel in einem gewissen Bereich Unsicherheit erzeugt hat. Dass nach Ihrer Auswertung der Großschreibungsanteil so hoch ist, ist m.E. einem allgemeinen Großschreibungstrend geschuldet, der weit über das Übliche hinaus den Großbuchstaben als Aufmeksamkeitssignal gebraucht (im Usus auch schon gesehen: „die Schönen Ferien“ und anderes dergleichen mehr).


Anmerkung: Leider bleibt im Unklaren, was „die Schönen Ferien“ mit den von uns nachgefragten naturwissenschaftlichen Fachtermini zu tun haben. Zum oben als Quelle für die „alten Regelung und Normschreibung“ angeführte Duden soviel: dort lässt sich das oben angeführte Beispiel als „allgemeine[r] Großschreibungstrend“ [das] Ohmsche Gesetz bereits im Duden von 1915 nachweisen.[4]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Onlineverzeichnis der Hochschulgermanistik
  2. a b Ingrid Wiese: Fachsprachen in Wolfgang Fleischer, Gerhard Helbig, Gotthard Lerchner (Herausgeber) Kleine Enzyklopädie - Deutsche Sprache, Leipzig, 2001, S. 463
  3. a b Duden Rechtschreibung der deutschen Sprache, Duden Band 1, 20. Auflage, 1991, Lemma ohmsch
  4. Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter, Neunte, neubearbeitete und vermehrte Auflage, Leipzig und Wien, 1915, Lemma Ohm. In der 8. Auflage nur Ohm, das Ohmsche Gesetz findet sich auch in allen, der 9., nachfolgenden Auflagen, jeweils in Großschreibung