Kyrill von Alexandria

Patriarch von Alexandria, Heiliger, Kirchenvater und Kirchenlehrer
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Kyrill I., auch Kyrillos oder Cyrill (* um 375/80 in Alexandria; † 27. Juni 444 in Alexandria), war Patriarch von Alexandria von 412 - 444, Heiliger, Kirchenvater und Kirchenlehrer. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Slawenapostel Kyrill von Saloniki oder mit Kyrill von Jerusalem.

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Kyrill von Alexandria

Er war schon zu Lebzeiten eine heftig umstrittene Gestalt und ist es in der theologischen Geschichtsschreibung seither geblieben, einerseits einer der großen theologischen Denker seiner Zeit, andererseits temperamentvoll, impulsiv und undiplomatisch.

Kirchengeschichtliche Zeitumstände

Kyrill lebte in einer Zeit, als Alexandria als das traditionell bedeutendste Patriarchat und theologische Zentrum des Ostens immer stärker Konkurrenz von Konstantinopel erhielt. Von daher spielten bei allen theologischen Auseinandersetzungen zwischen Alexandria und Konstantinopel in dieser Zeit immer auch machtpolitische Faktoren eine Rolle.

Kyrill wurde 40 Jahre nach dem Tod von Athanasius Patriarch von Alexandria. Dreißig Jahre vor seinem Amtsantritt hatte das erste Konzil von Konstantinopel stattgefunden, in dem der arianische Streit entschieden und die Trinitätslehre ausformuliert worden war.

Kyrill war einer der Protagonisten der christologischen Kontroverse anfangs des 5. Jahrhunderts, die teils aus Fragen entstand, die die Trinitätslehre aufwarf, und teils durch den langjährigen Konflikt zwischen den theologischen Schulen von Antiochia und Alexandria entstand.

Sein Vorgänger im Amt des Patriarchen von Alexandria war sein Onkel Theophilus I. (Amtszeit 385 - 412), der während seiner Herrschaft den damaligen Patriarchen von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos (um 345 - 407) bekämpfte.

Leben

Über sein Leben bevor er Patriarch wurde, ist nicht viel bekannt. Er war der Sohn eines Bruders des Patriarchen Theophilus I., wahrscheinlich einige Zeit lang ein Mönch. 403 soll er Theophilus nach Konstantinopel begleitet haben.

Seine Wahl zum Patriarchen nach dem Tod von Theophilus war nicht unumstritten - insbesondere Orestes, der Präfekt von Ägypten, gehörte zu seinen Gegnern, da er Kyrill als Rivalen in der Herrschaft über Alexandria ansah, eine Einschätzung, die sich als richtig erwies.

Kyrills erste Amtsjahre waren von großen Unruhen gekennzeichnet. Sein erster Konflikt war mit den schismatischen Novatianern, deren Kirchen er schliesse ließ, wie es einige Jahre zuvor Johannes Chrysostomos in Ephesus getan hatte.

Im Jahr 415 stiftete der Lektor Petrus den christlichen Pöbel Alexandrias zum Mord an der angesehenen heidnischen Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia an. Die frühesten Quellen wissen nichts von einer Beteiligung Kyrills, später wurde dies jedoch verschiedentlich behauptet.

Als Vergeltung für Angriffe auf Christen ließ er die Juden aus Alexandria vertreiben.

Beim Konzil von Ephesos im Jahr 431 setzte Kyrill gegen den Widerstand des Nestorius die Lehre von Gottesmutterschaft Marias durch, nicht zuletzt durch Bestechung. So wurde ein letztes mal ein Kompromiss zwischen Konstantinopel und Alexandria erreicht.

Aus Kreisen der Mönche, die zu seinen Gegnern gehörten, wurde bei seinem Tod zitiert: Sein Abschied erfreut die Lebenden, aber er wird die Toten betrübt haben.

Wenige Jahre nach seinem Tod, im Jahre 451, fand das Konzil von Chalcedon statt, auf dem sich Alexandria endgültig von der Reichskirche lossagte und zur koptischen Kirche wurde. Unter den Kopten ist die Verehrung für Kyrill bis heute besonders ausgeprägt und er wird von ihnen als Kronzeuge gegen das Konzil von Ephesus angeführt; die Reichskirche und ihre heutigen Nachfolger sehen dagegen in der koptischen Position eine Übertreibung und Verfälschung der Lehren Kyrills.

Werke

Kyrill hinterließ ein umfangreiches schriftliches Werk, das nur teilweise erhalten ist.


Gedenktag

Kyrills Gedenktag ist sein Todestag, der 27. Juni. In der Orthodoxen Kirche feiert man am 18. Januar den Gedenktag des Kyrill.

Ikonografie

Literatur

Christopher A. Hall: Learning Theology with the Church Fathers, S 83-99, 2002, ISBN 0830826866


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