Erotik

Medien mit vorwiegend erotischem Sujet, deren Gegenstand die Darstellung oder Beschreibung sexueller Handlungen oder Situationen ist
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Erotik (v griech. έρως = Liebe) bezeichnet ursprünglich weniger die Sex geilheit, das Verlangen nach geschlechtlicher Pornografir und jene pornografischen Inhalte, die unter diesem Stichwort meist in Erotikshops und auf einschlägigen Internet-Seiten zu finden sind, sondern mehr die sinnlich-geistige Liebe, die man einem anderen Menschen entgegenbringt, die aber durchaus sexuell gefärbt sein kann. So verstanden steht der Begriff "Erotik" für alle Erscheinungsformen der Liebe, also sowohl für die geistig-seelische Entfaltung der Geschlechtlichkeit als auch für die Sexualität, wobei letztere als Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit eben nicht ausschließlich körperorientiert, sondern als ein Teil des Geistig-Seelischen begriffen wird.

Merkur und Herse

Erotische Fantasien haben seit jeher den menschlichen Geist beschäftigt, die Sitten und öffentliche Moral bestimmt und sich gegen jedes Tugendideal behauptet. Dies bezeugt auch eine Vielzahl erotischer Gedichte, Romane oder Bilder. Die Erotik drückt sich im Rahmen der menschlichen Kultur in vielen unterschiedlichen Facetten aus, die sowohl die sinnliche Seite einer Liebesbeziehung als auch das Spiel mit körperlichen Reizen sowie die geschlechtliche Vereinigung umfassen. Man spricht von "erotischer Ausstrahlung" oder "erotischen Signalen", die andere Menschen senden und die intensiver oder weniger intensiv sein können. Dabei wird die Kraft- und Stärkeempfindung der Erotik keineswegs nur durch die Schönheit eines nackten menschlichen Körpers bestimmt; vielmehr können auch die Kleidung (etwa körperbetonte, transparente Gewänder), der charmante, begehrliche, verführerische, zärtliche oder verliebte Gesichtsausdruck einer Person sowie die Gesten, Haltungen und Handlungen von Mitmenschen überaus erotisch wirken. So kann selbst die Begeisterung, die man einem Schriftsteller, einem Lehrer, einem Politiker oder einem Medienstar entgegenbringt, wie auch die Begeisterung eines kleinen Kindes für Kuscheltiere oder für einen ihm lieben Besuch bereits etwas Erotisches an sich haben. Auch ein Bild, eine Statue und selbst die Sprache kann extrem erotisch sein.

Erotik gab es zu allen Zeiten. Bereits die Antike befasste sich mit der hetero- und homosexuellen Erotik; sie spiegelt sich im antiken Mythos und Kult. Auch in späteren Jahrhunderten stellten sich Fragen nach der Organisation des Gemeinschaftslebens, dem realen wie philosophischen Verständnis von Liebe, den Liebespraktiken etc. Zu bestimmten Zeiten hatte die Erotik innerhalb des gesellschaftlichen Denkens Hochkonjunktur, so z.B. in der Epoche des Rokoko.

Als Ideal haben viele Menschen die harmonische Verbindung von Erotik und Sexualität im Auge, also die Vereinigung von geistig-seelischer und körperlicher Liebe. Doch immer seltener scheint dies in unserer heutigen, hektischen, auf schnellen Konsum hin ausgerichteten Gesellschaft zu funktionieren. Nicht von ungefähr wird das Wort "Erotik" heute meist sinnentfremdend für die plattesten Formen der Geschlechtlichkeit missbraucht. Daher wandelt sich der Begriff "Erotik" immer mehr zu einen Synonym für Pornografie (siehe auch: Pornografiesucht). Dies drückt sich etwa in Wörtern wie "Erotikshop", "Erotikmesse", "Analerotik" oder "Eros-Center" aus.

Geschichte der erotischen Kunst und Pornografie

 
Der Schlaf

Aus der Antike sind Darstellungen sowohl der männlichen als auch der weiblichen Körper als Objekte des sexuellen Begehrens, sowie im Sexualakt bekannt. In der römischen Antike war es durchaus üblich, die Wände der Schlafräume mit Darstellungen sexuellen Inhalts zu dekorieren und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens mit entsprechenden Abbildungen zu schmücken. Eine besondere Einschränkung des Zugangs zu diesen Abbildungen für Personen des männlichen oder weiblichen Geschlechts ist nicht bekannt. Eine Unterscheidung zwischen Kunst und Pornografie wurde nicht vorgenommen.
Die Scheidung von Kunst und Pornografie begann mit der Renaissance. Solange Darstellungen sexuellen Inhalts als Einzelstücke den Blicken der herrschenden Schichten vorbehalten blieben, wurde ihr Inhalt nicht problematisiert. Erst mit Aufkommen neuer Drucktechniken in der Renaissance, die eine vergleichsweise kostengünstige Verbreitung außerhalb der höheren Stände ermöglichte, wurde zwischen Kunst und Pornografie unterschieden und Herstellung und Vertrieb der letzteren weitgehend unterbunden. 1529 wurde der Kupferstecher Sebald Beham in Nürnberg wegen Pornografie verfolgt. Um 1530 wurde die Verbreitung eines Zyklus, der verschiedene Stellungen des Sexualaktes grafisch illustrierte, verboten und der Stecher Marcantonio Raimondi zu Gefängnis verurteilt (Es handelte sich um Illustrationen zu Sonetten von Pietro Aretino nach Vorlagen von Giulio Romano). Die mythologische Überhöhung des Sexuellen in originären Kunstwerken galt jedoch weiterhin als legitime Betrachtungsweise, gegen die vergleichsweise wenige Übergriffe stattfanden. Erotische Kunst wurde allein unter ästhetischen Aspekten skandalisiert. Ein besonderes Schicksal ereilte das 1530 gemalte Bild "Leda mit dem Schwan" von Correggio, das 1721 in die Sammlung des Regenten von Frankreich, des Herzogs von Orléan, gelangte und von dessen Sohn schwer beschädigt wurde. Der Sohn des Herzogs schnitt den Kopf der Leda, die sich im sexuellen Spiel mit Zeus in der Gestalt eines Schwans vergnügte, aus dem Bild heraus (jetzt mit rekonstruiertem Kopf von Charles Coypel in der Gemäldegalerie Berlin).

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Liegender Mädchenakt

Die entmythologisierte Darstellung sexuellen Inhalts, ins besondere der entkleideten Frau als Objekt sexuellen Begehrens wurde bei den Hofmalern Frankreichs des 18. Jahrhunderts freizügig gehandhabt. Berühmt wurden das Hinterteil der Louise O'Murphy, der Mätresse von Luis xv, vom Maler François Boucher auf Leinwand gemalt ("Liegender Mädchenakt", 1752, München) und die Untersicht des weiblichen Körpers in männlicher Betrachtung, vom Maler Jean Honoré Fragonard ins Bild gebracht ("Die Schaukel", 1767, London). Weniger galant waren die realistischen Darstellungen der erotischen Körper des einfachen Volks durch Gustave Courbet ("Der Ursprung der Welt", "der Schlaf", beide 1866, Paris) und durch die Impressionisten (Édouard Manet, "Olympia", 1863, Paris). 1911 wurde der Künstler Egon Schiele wegen unmoralischer Zeichnungen von Minderjährigen zu einem kurzen Gefängnisaufenthalt von unter einem Monat verurteilt.

Die endgültige Befreiung der Pornografie von aller Kunstverklärung brachten Film- und Fototechnik.
Die ersten Ausstellungen, die sich speziell mit erotischer Kunst beschäftigten, fanden in Skandinavien 1968 statt.

Literatur

  • Georges Bataille , Die Erotik, Matthes & Seitz, Neuauflage 1998
  • Bataille, Georges, Das obszöne Werk, Rowolth Taschenbuch, Reinbek 2000
  • Bataille, Georges, Die Tränen des Eros, Matthes & Seitz, Neuauflage 2004
  • Hayn, Hugo, Bibliotheca Germanorum erotica : Verzeichnis der gesammten deutschen erotischen Literatur mit Einschluss der Uebersetzungen, nebst Angabe der fremden Originale : zweite durchaus ungearb., sehr stark vermehrte, durch Beifügung der Berliner und Münchener deutschen erotischen Bücherschätze bereicherte und mit Antiquar-Preisen versehene Auflage,

Leipzig: A. Unflad, 1885, 488 pgs.


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