Nationale Volksarmee

Armee der Deutschen Demokratischen Republik
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juni 2005 um 11:14 Uhr durch KuK (Diskussion | Beiträge) (Struktur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Nationale Volksarmee (NVA) war von 1956 bis 1990 die Armee der DDR.

Ehrenwache des Wachregimentes Friedrich Engels der NVA am Mahnmal für den unbekannten Soldaten (Neue Wache) in Berlin, Paradeschritt

Gründung und Geschichte

Die Gründung der NVA am 1. März 1956, zeitlich nach der Bundeswehr, war der Schlusspunkt einer Entwicklung, die 1952 mit der Proklamation der "Nationalen Streitkräfte" begonnen hatte und in deren Verlauf vor allem die Kasernierte Volkspolizei (KVP) sowie die Grundstrukturen einer Militärorganisation aufgebaut worden waren. Dieser Aufbau vollzog sich im Rahmen des Warschauer Vertrages und unter Anleitung der Sowjetunion. Bis 1962 war die NVA eine Freiwilligenarmee. Nach Einführung der Wehrpflicht lag die Personalstärke der NVA bei ca. 170.000 Soldaten. Die SED hatte durch ihre "Politische Hauptverwaltung" (PHV) in der Armee und eine spezielle Struktur von Parteiorganisationen ihre führende Rolle in der Armee gesichert. Die Offiziere und Fähnriche waren bis auf wenige Ausnahmen, Mitglieder der SED. Auch bei den Unteroffizieren wurde eine hoher Anteil an SED-Mitgliedern angestrebt.

Ihrem Selbstverständnis nach war die NVA in der DDR das Machtinstrument der Arbeiterklasse zum Schutz und zur Sicherung der sozialistischen Errungenschaften vor Angriffen von außen. Der Propaganda nach diente die Volksarmee der Verteidigung der DDR und der im Warschauer Vertrag mit ihr verbündeten anderen sozialistischen Staaten, gegen eine eventuelle imperialistische Aggression. Auch viele Armeeangehörige waren der ehrlichen Überzeugung, mit ihrem Dienst dem Land zu nützen und zum Schutz des Weltfriedens beizutragen.

Die NVA war eine der wenigen deutschen Armeen, die über den Zeitraum ihres Bestehens keinen Krieg geführt hat und auch keine Auslandseinsätze durchführte.

Mehrere Male befand sich die NVA über einen jeweils längeren Zeitraum im Zustand der erhöhten Gefechtsbereitschaft, so 1961 während und nach dem Bau der Mauer, 1962 während der Kubakrise, 1968 beim Einmarsch sowjetischer Truppen in die CSSR und letztmalig im Herbst 1989.

1990 wurde die NVA aufgelöst und Standorte, Einrichtungen und Ausrüstung an die Bundeswehr übergeben. Die meisten der vorhandenen Standorte wurden geschlossen und die Ausrüstung zum Teil an andere Staaten verkauft (Beispiele: Schützenpanzerwagen an die Türkei, Marineeinheiten an Indonesien). Ein großer Teil des Unteroffiziers-Korps sowie nahezu das gesamte Offiziers-Korps wurden aus dem Armeedienst entlassen und die in die Bundeswehr übernommenen NVA-Angehörigen dabei in der Regel um einen Dienstgrad heruntergesetzt. Generell gilt die in der deutschen Armee NVA geleistete Dienstzeit als "gedient in fremden Heeren". Den Ehemaligen Armeeangehörigen ist es verboten in der BRD ihren letzten Dienstgrad mit dem Anhang "a.D." (außer Dienst) zu führen, eine Praxis die von verschiedenen Gruppen als Diskriminierung angesehen wird.

Rekrutierung

Das allgemeine Wehrpflichtgesetz vom 24. Januar 1962 sah einen Grundwehrdienst von 18 Monaten vor. Es wurde nahezu jeder Mann vom 18. bis zum 26. Lebensjahr eingezogen, und es konnten bis dato ungediente Männer bis zum 36. Lebensjahr zum Wehrdienst eingezogen werden. Alternativ zur NVA war auch ein Wehrdienst bei den Grenztruppen, den Kasernierten Einheiten der Volkspolizei (Bereitschaftspolizei) und dem Wachregiment des MfS möglich. Ein Wehrersatzdienst ziviler Natur war hingegen in der DDR nicht möglich. Insbesondere auf Drängen der Kirchen wurden jedoch 1964 innerhalb der NVA die so genannten Baueinheiten geschaffen, in denen eine Ableistung des Wehrdienstes ohne Waffe als Bausoldat möglich wurde.

Längerdienende konnten Laufbahnen als Unteroffizier auf Zeit (mit einer Regeldienstzeit von 3 Jahren), Berufsunteroffizier (mit einer Regeldienstzeit von 10 Jahren), Fähnrich (seit 1973 mit einer Regeldienstzeit von 15 Jahren), Offizier auf Zeit (mit einer Regeldienstzeit von 3, später 4 Jahren) oder Berufsoffizier (mit einer Regeldienstzeit von 25 Jahren) einschlagen.

In den fahrenden Einheiten der Volksmarine war die Dienstzeit für Matrosen 3 Jahre und für Maate 4 Jahre sowie bei fallschirmspringenden Einheiten 3 Jahre. Dies waren in der Regel freiwillige Soldaten auf Zeit bzw. Unteroffiziere auf Zeit.

Frauen konnten freiwillig die meisten Laufbahnen als Unteroffizier auf Zeit, Berufsunteroffizier, Fähnrich oder ab 1984 als Berufsoffizier einschlagen, soweit dies aus Gründen der körperlichen Belastung zulässig war. In der Regel betraf das die Rückwärtigen und Medizinischen Dienste. Der höchste dort von einer Frau erreichte Dienstgrad war Oberst.

Struktur

Dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) - Strausberg - waren untergeordnet:

Die Grenztruppen waren gegliedert in:

  • Grenzkommando Süd (GKS) - Erfurt -
  • Grenzkommando Mitte (GKM) - Berlin-Karlshorst -
  • Grenzkommando Nord (GKN) - Stendal -
  • Grenzbrigade Küste (GBrK) - Rostock -
  • Grenzabschnitt Volksrepublik Polen (GAVRP) - Frankfurt/ Oder
  • Grenzabschnittskommando CSSR - Pirna

Die Landstreitkräfte waren gegliedert in:

  • direkt dem KdoLaSK unterstellten Truppenteile/Einheiten
  • Militärbezirk Nord = MB-V - Neubrandenburg -
  • Militärbezirk Süd = MB-III - Leipzig
  • 1. Mot.-Schützen-Division, 1.MSD - Potsdam -
  • 8. Mot.-Schützen-Division, 8.MSD - Schwerin -
  • 9. Panzerdivision "Heinz Hoffmann", 9.PD - Eggesin -
  • Militärbezirk Süd = MB III - Leipzig -
  • 4. Mot.-Schützen-Division, 4.MSD - Erfurt -
  • 11. Mot.-Schützen-Division, 11.MSD - Halle -
  • 7. Panzerdivision, 7.PD - Dresden -

Die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung waren gegliedert in:

  • direkt dem KdoLSK/LV unterstellte Truppenteile/Einheiten
  • die 1. Luft-Verteidigungs-Division (1. LVD) - Cottbus -
  • die 3. Luft-Verteidigungs-Division (3.LVD) - Trollenhagen (bei Neubrandenburg) -
  • Führungsorgan der Front- u. Militärtransportfliegerkräfte (FMTFK) - Strausberg -

Die Volksmarine gliederte sich (Stand etwa 1985) in

Außerdem gab es ein Marinehubschraubergeschwader (MHG-18), ein Marinefliegergeschwader (MFG-28), ein Marine-Pionierbataillon (MPiB-18), ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18), ein Küstenraketenregiment (KRR-18), ein Küstenverteidigungsregiment (KVR-18) (ab 1988), den Seehydrographischen Dienst der DDR (SHD) und weitere Ausbildungs- Erprobungs- und Sondereinrichtungen.

Die NVA war stets eng mit den Truppen der "Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" (GSSD) - seit Juni 1989 in "Westgruppe der Truppen" (WGT) umbenannt - verzahnt. Das Hauptquartier der GSSD war in Wünsdorf. In den 1980er Jahren unterstanden diesen ca. 365.000 Mann, 6.000 Kampfpanzer, 9.500 Schützenpanzer, 650 Kampfflugzeuge und 700 Kampfhubschrauber.

Die Strukturen und Ausrüstung, Fahrzeuge und Kampftechnik waren weitgehend sowjetischen Ursprungs und die NVA arbeitete in Führungs- und Mobilmachungsfragen eng mit den Stäben der Sowjetarmee zusammen.

Struktur der Ausbildung

Offiziere und Unteroffizeire

Die Offiziersausbildung erfolgte in den Offiziershochschulen

Weiterhin gab es mehrere Unteroffiziersschulen.

Ausgewählte Kader konnten ab etwa Mitte der 70er auch zu einem Direktstudium an Offiziershochschulen in die Sowjetunion delegiert werden.

Führungskader

Die weiterführende Ausbildung der Führungskader ab Regiment aufwärts erfolgte an

Die NVA bzw. das Ministerium für Nationale Verteidigung unterhielt einen eigenen Auslandsnachrichtendienst (zuletzt genannt "Bereich Aufklärung"), der vorwiegend in der Bundesrepublik Militärspionage betrieb. Dieser Geheimdienst der NVA war vom Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) formell unabhängig, stand jedoch - wie die gesamte NVA - unter Kontrolle der Hauptabteilung I des MfS (Militärabwehr) (in der NVA bekannt als "Verwaltung 2000").

Uniformen

 
Schulterstück eines Oberstleutnants der NVA
Datei:Oberleutnant VM.jpg
Schulterstück eines Oberleutnants der Volksmarine

Die Uniformen der NVA waren, ähnlich denen der ehemaligen Wehrmacht, aus feldgrauem Tuch und von ähnlichem Schnitt,allerdings verzichtete man relativ bald auf schwarze, hochgeschlossene Krägen (außer an den Mänteln). Mit der Nähe zum Erscheinungsbild der Wehrmacht, die von Walter Ulbricht gewünscht war, sollte ausdrücklich auf die deutschen Militärtraditionen (".. der Dienstgrad ist weiterhin ausschließlich anhand der Schulterstücken zu erkennen..") Bezug genommen werden: einmal um sich vom Verschleifen der Uniformen in der Westzone hin zum US-amerikanischen Vorbild abzuheben und zum Anderen zum Gedenken an die Leistungen deutscher Soldaten und Militärs.

Auch die Dienstgrade waren ähnlich, mit einem Unterschied: bei der NVA gab es einen Unterleutnant, weswegen auch die Schulterstücke von Offizieren und Stabsoffizieren geringfügig anders aussahen als bei der Wehrmacht: Unterleutnants hatten einen goldenen Stern unten in der Mitte, Leutnants zwei Sterne unten nebeneinander, Oberleutnants zwei nebeneinander und darüber in der Mitte noch einen, Hauptleute hatten insgesamt vier Sterne. Analog war es bei Stabsoffizieren: Major einen Stern unten in der Mitte, Oberstleutnant zwei nebeneinander und der Oberst noch einen dazu in der Mitte darüber.

Die Waffenfarben wurden ursprünglich auch auf den Kragenspiegeln gezeigt, später wurden dann aber bei fast allen Einheiten die weißen Kragenspiegel der Mot.Schützen verwendet, Ausnahmen bildeten die Grenztruppen, Fallschirmspringer und Luftstreitkräfte/Luftverteidigung, die jeweils auch noch Biesen in der jeweiligen Waffenfarbe an Ärmelaufschlägen, Kragen und der Hosennaht hatten, im Gegensatz zur weißen Biese bei allen anderen Einheiten.

Die Waffenfarben der einzelnen Einheiten waren:

  • Weiß: Mot. Schützen
  • Rot: Artillerie und Truppenluftabwehr
  • Rosa: Panzer
  • Gelb: Nachrichten ("Fernmeldetruppe")
  • Dunkelgrün: Rückwärtige Dienste ("Nachschub")
  • Schwarz: Pioniere/Dienste (Kfz, Ch, ..)
  • Hellblau: Luftstreitkräfte
  • Grau: Luftverteidigung
  • Hellrot: Fallschirmspringer, Artillerie

Die Volksmarine hatte seit ihrer Gründung Uniformen, die stark an die der ehemaligen Kriegsmarine angelehnt waren, nämlich aus dunkelblauem Tuch mit goldener Doppelknopfreihe, ohne Kragenspiegel, die Waffenfarbe war Dunkelblau. Eine Ausnahme bildeten die Marineflieger, diese hatten hellblaue Kragenspiegel und hellblau paspelierte Schulterstücke auf dem dunkelblauen Marineuniformrock.

Die Grenztruppen hatten seit der Zeit ihrer Zugehörigkeit zur NVA (1962-1974) Uniformen, die denen der NVA glichen. Allerdings war der Mützenrand statt in Uniformgrau in der Waffenfarbe Hellgrün. Das traf auch für die Marineuniformen von Grenzsoldaten auf Grenzwachtbooten (in See- und Binnengewässern) zu.

Die Angehörigen des Ministeriums für Staatsicherheit (vor. des Wachregiments) hatten, obwohl nicht zur NVA gehörig, gleiche Uniformen wie diese. Die Waffenfarbe war Ziegelrot.

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Kopenhagen
  • Siegfried Breyer / Peter Joachim Lapp: Die Volksmarine der DDR, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-763-75423-7