Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī

islamischer Mystiker
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Muhyiuddin Muhammad Ibn Arabi, (* 7. August 1165 in Murcia; † 16. November 1240 in Damaskus), arabisch: محيي الدين (أبو عبد الله محمد بن علي بن محمد) بن عربي, war einer der bekanntesten Sufis (islamische Mystiker). Er wird auch al-shaikh al-akbar (Der größte Meister) genannt, weil sein Einfluss auf die allgemeine Entwicklung des Sufismus nicht zu unterschätzen ist. Meist gilt er als Advokat religiöser Toleranz.

Herkunft

Ibn Arabi stammt aus einer sehr berühmten Familie. Sein Vater ist ein einflussreicher Mann, zu dessen Freunde unter anderem der Philisoph, Arzt und Mystiker Averroes (Ibn Rushd) und Abdul Qadir Gilani zählen. Die Familie pflegt aber nicht nur gute soziale und kulturelle Beziehungen, sondern es ist auch eine starke Religiosität vorhanden. Einige Onkel Ibn Arabis sind ebenfalls Sufis.

Jugend

Nach der Besetzung Murcias durch die Almohaden siedelt die Familie des damals achtjährigen Ibn Arabi nach Sevilla. Dort erhält er eine traditionelle muslimische Erziehung: er studiert den Koran und seine Auslegung, die Tradition des Propheten Muhammad (Sunna), das islamische Gesetz (Schari'a), arabische Grammatik und hört Vorträge der berühmtesten Lehrer seiner Zeit.

Er wird auch von zwei heiligen Frauen erzogen, Schams Umm al-Fuqara aus Marchena und Munah Fatima bint Ibn al-Muthanna aus Córdoba. Beide sind zu diesem Zeitpunkt schon sehr alt, letztere zumindest über neunzig Jahre.

Einige Jahre später verheiratet sich Ibn Arabi mit einer Frau namens Maryam bint Muhammad ibn Abdun. Diese ist eine sehr beliebte und einflussreiche Person und teilt mit ihrem Ehemann den Wunsch, den Weg des Sufismus zu gehen.

Reisen

Im Jahr 590 H/1193 AD verlässt Ibn Arabi die iberische Halbinsel und reist nach Tunis. Auf dieser Reise begegnet er Khidr, dem spirituellen Führer der Mystiker, und erhält von ihm persönlich die Khirqa (Gewand der Sufis).

Aufgrund der andauernden Kämpfe in Nordafrika entscheidet er sich noch im selben Jahr, nach Andalusien zurückzukehren. Dabei trifft er auf dem Weg nach Sevilla in der Stadt Tarifa auf al-Qalafat, um mit ihm über die Verdienste der Armut und des Reichtums zu diskutieren.

In den Jahren 591 H und 593 H bereist er Fès, wo sein Ruf eine große Anzahl an Schülern und Bewunderern anzieht. Anschließend kehrt er in seine Geburtsstadt Murcia zurück; auf dem Weg dorthin verweilt er in Granada und besucht die Sufi-Schule von Almería, die von Ibn al-Arif gegründet war.

598 H unternimmt Ibn Arabi eine weite Reise in den Orient, wobei er Alexandria, Kairo und schließlich Mekka besucht, wo es nicht lange dauert, dass sich die Nachricht seiner Ankunft in der ganzen Stadt verbreitet. Dort trifft er auf die wichtigsten Persönlichkeiten des Sufismus jener Zeit, bis er 601 H Mekka verlässt und nach Bagdad geht. Anschließend bereist er ganz Ägypten, um danach 604 H erneut nach Mekka zu gehen.

Ibn Arabi besucht auch die Stadt Konya (heute Türkei), wo seine Weisheit und Spiritualität bei den Einheimischen einen großen Eindruck hinterlassen. Sein Aufenthalt in dieser Stadt ist außerdem von großer Wichtigkeit für den östlichen Sufismus bis nach Indien.

Im Jahr 620 H beschließt Ibn Arabi, sich in Damaskus niederzulassen, wo er bis zu seinem Tod 638 H/1240 AD bleibt.

Literarische Werke

Ibn Arabi hat während seiner Reisen und in den letzten Jahren seines Lebens eine fast unübersehbare Menge von Werken verfasst, die fast alle islamischen Mystiker nach ihm mehr oder weniger stark beeinflusst haben. Man sagt, es gebe keine größere Liebeslyrik als die seine und kein Sufi habe mit dem inneren Sinn seines Lebens und seines Werkes die orthodoxen Theologen mehr beeindruckt als er.

Eine kleine Auswahl seiner Werke sei hier genannt:

  • Tardschuman al-aschwaq (Dolmetsch der Sehnsüchte)
  • Al-futuhat al-makkiyya (Die mekkanischen Offenbarungen)
  • Fusus al-hikam (Ringsteine der göttlichen Weisheit)
  • Ruh al-quds fi munakahat an-nafs (Der Geist der Heiligkeit, der die Seele leitet)
  • Durrat al-fakhirah fi dhikr man intafa’tu bihi fi tariq al-akhirah (Die vollkommene Perle, die Geschichten von denjenigen erzählt, die mir auf dem Weg in die andere Welt geholfen haben)

Literatur über Ibn Arabi

  • Annemarie Schimmel: Mystische Dimensionen des Islam; Die Geschichte des Sufismus
  • Annemarie Schimmel: Gärten der Erkenntnis; Das Buch der vierzig Sufi-Meister
  • Idries Shah: Die Sufis; Botschaft der Derwische, Weisheit der Magier
  • Miguel Asín Palacios: El Islam cristianizado; Estudios del „sufismo“ a través de las obras de Abenarabi de Murcia

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