Videotechnik
Die Videotechnik (lat. video = ich sehe, von videre sehen) umfasst die elektronischen Verfahren zur Aufnahme, Übertragung, Bearbeitung und Wiedergabe von bewegten Bildern sowie ggf. des Begleittons (siehe: Audio) und in der digitalen Fotografie auch von statischen Bildern. Dazu gehören ferner die eingesetzten Geräte, wie Videokamera, Videorekorder und Bildschirm. Aber auch die rein digitale Verarbeitung optischer Signale wird zur Videotechnik gezählt.
Entwicklung
Als Speichermedium der Bild- und Tondaten diente zuerst das Magnetband, meist in einer Videokassette, in analoger Form, wie im Video Home System (VHS). Seit 1996 wird zunehmend digitale Aufzeichnung eingesetzt, so im Digital Video (DV)-System bei Camcordern.
Neuerdings werden zunehmend magneto-optische Verfahren zusammen mit digitaler Kompression eingesetzt, so in DVD-Camcordern. Seit Ende der 1990er Jahre setzt dabei die digitale MPEG-Technologie die Standards. Auf ihr basiert u.a. die Video-CD, die DVD und das Digital Video Broadcasting (DVB). Sie zeichnet sich gegenüber DV durch weiter verbesserte Bildqualität aus, größere Kompatibilität im PC-Bereich, sowie durch leichtere und umfangreichere Bearbeitungsmöglichkeiten. Das MPEG-4 Format bietet gegenüber MPEG-2 wiederum eine stärkere Kompression, bedarf aber höherer Prozessorleistung bei Aufzeichnung und Wiedergabe. Auch kann es bei MPEG-4 eher zu Qualitätsverlusten durch Kompressions-Artefakte kommen.
Formatentwicklung
Die Aufzeichnungstechnik und damit die Formate haben sich grob in folgenden Schritten entwickelt:
- analoge Aufzeichnung auf Magnetband, analoge Verarbeitung: VHS, Video-8;
- digitale Aufzeichnung auf Magnetband, digitale Verarbeitung: (mini-) DV und digitaler Videoschnitt;
- digitale Aufzeichnung auf DVD oder Festplatte mit Komprimierung, meist MPEG-2;
- digitale Aufzeichnung auf Speicherkarte, meist stärkere Kompression, etwa mit MPEG-4.
Geschichte
- 1953 In Deutschland wird das erste Patent für den Prototyp eines Videorekorders erteilt.
- 1956 Es erscheint der erste einsatzfähige Video Tape Recorder (VTR) für Sendezwecke von der Firma AMPEX. Das Format war Quadruplex.
- 1964 Der erste kommerzielle VTR, der Philips 3400, konnte 45 Min. in Schwarzweiß aufnehmen und kostete 6900,- DM.
- 1969 Das Geburtsjahr des Home-Video: Philips und Grundig stellen den ersten Rekorder mit zugehöriger Videokamera vor, sowie den ersten Video Cassette Recorder (VCR-System) mit neuer Kassettentechnik. Bislang waren die Magnetbänder auf offenen Rollen aufgespult.
- 1972 Sony stellt den ersten U-Matic Videokassettenrekorder vor.
- 1976 JVC stellt das Format Video Home System (VHS), und Sony das Format Betamax vor.
- 1980 Philips und Grundig stellen das Video 2000-System vor. Video 2000-Kassetten wurden im Gegensatz zu VHS und Betamax auf zwei Seiten bespielt, und waren den anderen Systemen in puncto Bildqualität überlegen. Das Format konnte sich aber nicht durchsetzen, da VHS und Betamax schon zu verbreitet waren.
- 1984 Der erste Camcorder mit Video 8-Kassetten kommt auf den Markt.
- 1985 Der erste Camcorder mit VHS-Kassetten kommt auf den Markt.
- Ende der 80er werden VHS zu S-VHS und Video 8 zu Hi8 weiterentwickelt.
- Anfang der 90er erscheint die Video-CD mit 74 Min. Spielzeit in VHS-Qualität.
- 1995 Der DVD-Standard wird festgelegt. Der erste Camcorder mit Digital Video (DV) und Mini-DV erscheint.
- 1996 Der erste DV-Rekorder von Sony kostet 8000,- DM.
- 1999 Der erste DVD-Rekorder von Philips kommt auf den Markt.
- 2000 Der erste DVD-Camcorder von Hitachi wird vorgestellt.
- 2001 Die DVD überholt die VHS-Kassette im Kaufvideo-Bereich.
- 2003 Das Format High Definition Video (HDV) gilt als zukünftiges Heimvideo-Format, ist aber bislang nur in Japan und in den USA verbreitet.
- 2004 DVD-Rekorder mit Festplatte lösen den VHS-Recorder weitgehend ab.
- 2005 HDV wird auch in Europa erhältlich.
Literatur
- Ulrich Schmidt: Digitale Film- und Videotechnik. 2. Auflage. Carl Hanser Verlag München 2008, ISBN 978-3-446-41250-7