Oberleitungsbus Landskrona

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2009 um 21:20 Uhr durch Firobuz (Diskussion | Beiträge) (Betrieb). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Oberleitungsbus Landskrona (schwedisch: Landskronas trådbuss) ist der einzige Obus-Betrieb in Schweden. Neben dem Oberleitungsbus Bergen in Norwegen ist er außerdem einer von nur zwei Obus-Anlagen in Skandinavien. Er wird vom Subunternehmer Swebus im Auftrag der südschwedischen Nahverkehrsgesellschaft Skånetrafiken betrieben und war bis zur Eröffnung des Oberleitungsbus Castellón de la Plana der kleinste Obus-Betrieb der Welt.[1] Ferner zählt Landskrona mit nur 28.679 Einwohnern zu den weltweit kleinsten Städten die ein Obus-System besitzen. Noch kleiner ist nur Wuhlehirsk in der Ukraine wo der Oberleitungsbus Wuhlehirsk verkehrt.

Oberleitungsbus Landskrona
An der stadtseitigen Endstelle Skeppsbron
An der stadtseitigen Endstelle Skeppsbron
Streckenlänge:3,0 km
Stromsystem:750 Volt =
Übergang zur Västkustbanan
0,0 Stationen
U-Bahn-Kilometer-Wechsel
0,7 Unterwerk
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle
1,0 Lasarettet Norra
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle
1,5 Vilan
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle
1,8 Artillerigatan
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle
2,4 Rådhustorget
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle
2,7 Sofia Albertina
3,0 Skeppsbron
Centrum

Geschichte

1997 fiel die Entscheidung die Västkustbanan bei Landskrona neu zu trassieren, die Eisenbahnlinie sollte fortan an der Stadt vorbei führen. Dennoch war im Zuge des neuen Streckenabschnitts die Errichtung eines peripher gelegenen Bahnhofs für Landskrona vorgesehen. Im Gegenzug sollte der alte stadtnahe Kopfbahnhof aufgelassen werden. Gleichzeitig begann die Stadtverwaltung zu untersuchen, wie der geplante neue Bahnhof durch eine leistungsfähige ÖPNV-Verbindung mit der Innenstadt verbunden werden könnte. Da eine Straßenbahn als zu teuer und ein konventioneller Omnibusverkehr als zu unattraktiv angesehen wurde, fiel die Anlage eines Obus-Systems in die engere Wahl.

Im Januar 2001 wurde der neue Bahnhof eröffnet und der alte stadtnahe Kopfbahnhof aufgelassen, die Verbindung wurde zunächst provisorisch mit Omnibussen hergestellt. Doch bereits am 10. Oktober 2001 entschloss sich die Stadt zum Bau der Obus-Linie.[2] Entgegen den ursprünglichen Planungen sollte diese jedoch nicht mehr auf dem Bahnhofsvorplatz des alten Bahnhofs – dem jetzigen Güterbahnhof – enden, statt dessen entschied man sich für eine Endstelle im Hafenbereich.

Im Dezember 2002 begannen die ersten Vorarbeiten, am 30. Januar 2003 erfolgte die erste von insgesamt 160 Mastgründungen. Nach Abschluss der Bauarbeiten fanden zwischen dem 2. und 14. Juli 2003 die ersten Probefahrten mit einem vom Oberleitungsbus Tallinn geliehenen Wagen statt. Knapp 40 Jahre nachdem der letzte schwedische Obus – der Betrieb in Göteborg – im November 1964 seinen Dienst eingestellt hatte, verkehrte damit wieder ein Obus in Schweden.

Der planmäßige Linienverkehr in Landskrona begann am 15. September, die feierliche Eröffnung folgte schließlich am 27. September 2003 unter Anwesenheit der damaligen schwedischen Umweltministerin Lena Sommestad. Die Gesamtkosten des Projekts betrugen 38,7 Mio. Schwedische Kronen, diese verteilten sich wie folgt:[1]

15,2 Mio. für die Fahrzeuge
16,8 Mio für die Installation der Oberleitung
  3,6 Mio. für das Unterwerk
  3,1 Mio. sonstige Kosten

Für die Stromversorgung wurde eigens eine Windkraftanlage angemietet, sie liefert die für den Obusbetrieb erforderliche Menge Strom an den Stromversorger.[3]

Betrieb

 
Die Obus-Wendeschleife vor dem Bahnhof

Die Obuslinie ist als Linie 3 in das Stadtverkehrsnetz integriert, die übrigen Linien 1, 2 und 4 sind konventionelle Dieselbuslinien. Die Linie 3 ist 3,0 Kilometer lang und verbindet den Bahnhof (Stationen) mit der Haltestelle Skeppsbron in der Innenstadt (Centrum), nahe dem Hafen.

Inklusive der beiden Endstationen werden zusammen sieben Haltestellen bedient, der mittlere Stationsabstand beträgt 500 Meter. Die Fahrzeit beträgt neun Minuten stadteinwärts und zehn Minuten auf der Fahrt zum Bahnhof. In den Hauptverkehrszeiten verkehrt der Oberleitungsbus Landskrona in einem 7/8/10-Minuten-Takt, dann werden alle drei vorhandenen Fahrzeuge gleichzeitig eingesetzt. Fällt einer der drei Wagen aus, so muss er durch einen konventionellen Omnibus ersetzt werden.

Diese Linie ist sehr beliebt, jährlich werden 500.000 Fahrgäste befördert. Es ist deshalb geplant ein viertes Fahrzeug zu beschaffen. Aufgrund der hohen Kosten eines Oberleitungsbusses wird alternativ der Kauf eines Erdgasbusses angedacht.[4]

Das Depot liegt südlich des alten Kopfbahnhofs, jedoch abseits der elektrifizierten Strecke, etwa 800 Meter von der stadtseitigen Endhaltestelle entfernt. Es kann nur mit dem Hilfsmotor im Akkumulatorbetrieb erreicht werden, entgegen den ursprünglichen Plänen wurde keine elektrifizierte Betriebsstrecke errichtet.[5] Während der Fahrten von und zum Depot erfolgt die Stromversorgung somit über Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren, ihre Reichweite beträgt vier Kilometer.[3]

Dadurch kommt der Betrieb in Landskrona als Besonderheit gänzlich ohne Luftweichen aus. Ebenso gibt es keine Fahrleitungskreuzungen, beide Wendeschleifen werden gegen den Uhrzeigersinn befahren. Überholmöglichkeiten gibt es ebenfalls keine. Auch gibt es nur ein Unterwerk, die gesamte Anlage besteht somit aus einem einzigen Speisebereich und kommt ohne Streckentrenner aus.

Fahrzeuge

Zum Einsatz kommen drei Fahrzeuge des Typs Trollino 12. Sie entstanden als Joint-Venture, die polnische Firma Solaris baute die Karosserie und das ungarische Unternehmen Ganz war Zulieferer der elektrischen Ausrüstung. Vor ihrem Einsatz in Landskrona wurden sie im Netz der Budapester Verkehrsgesellschaft BKV ausführlichen Testfahrten unterzogen. Die drei Wagen tragen in Anlehnung an das Wort Elektrizität alle Namen, die mit El beginnen. Diese lauten

Name Nummer alt Nummer neu Kennzeichen Inventarnummer
Ella 7231 6991 TXT 772 1069
Elvira 7232 6992 TXT 754 1067
Ellen 7233 6993 TXT 763 1068

Für die Fahrleitungsenteisung wird ferner ein Gestell mit Spezialstromabnehmern vorgehalten, dieses wird bei Bedarf auf die Ladepritsche eines Volkswagen-Kleintransporters aufgesetzt. Die Konstruktion wurde 2004 beschafft, nachdem es im ersten Betriebswinter 2003/2004 zu Kontakt-Problemen mit der vereisten Oberleitung kam.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c Trolleybus Landskrona – The world’s smallest trolleybus ”system”
  2. Landskronas trådbuss auf www.sparvagssallskapet.se
  3. a b Jürgen Lehmann: Eröffnung des Obusbetriebs in Landskrona/Schweden
  4. Gasbuss istället för trådbuss
  5. Trådbuss i Landskrona, Kostnader och miljöeffekter