Auf der Insel Sanday, einer der nördlichen Orkney-Inseln, wurden von John Dearness im Jahre 1985 in Strandnähe nach einem Sturm Knochen gefunden, die, wie sich erst später herausstellte, zum wikingerzeitlichen Bootsgrab von Scar gehörten.
Die Knochen und der kleine runde Gegenstand aus Blei, den er mitnahm, gerieten zunächst in Vergessenheit. Im Jahre 1991 identifizierte die Archäologin Julie Gibson es als Bleigewicht das skandinavische Händler zum Wiegen von Gold und Silber benutzten. Julie Gibson und Raymond Lamb entdeckten an der Fundstelle eine eisernen Niete, was auf ein Boot hindeutete. Bevor der nächste "Gore Vellye", Orkney's berüchtigter Herbststurm, die Stelle zerstörte, barg ein Archäologenteam eine wikingerzeitliche Bootsbestattung.
Die Fundstücke
Die Rostflecken von über 300 Eisenniete zeichneten die Form des Bootes im Sand nach. Das 6,5 m lange aus Planken gebaute Ruderboot gehört zudem Typ Færing[[]]. Es lag in einer von Steinen gesäumten Grube. Innerhalb des Bootes war eine Kammer errichtet worden, in der die Überreste eines Mannes, einer Frau und eines Kindes lagen. Unter den Beigaben befanden sich eine goldene Fibel und eine dekorierte Walknochentafel, die als „Scar Dragon Plaque“ bekannt wurde. Solche Platten wurden auch in Dänemark, Norwegen (Lilleberga, Namdalen) und Schweden (Birka) in den Gräbern von Frauen gefunden. Neben dem Mann lag ein eisernes Schwert, ein Köcher mit acht Pfeilen, ein Knochenkamm und ein Satz von 22 Spielsteinen. Neben der Frau lag ein Kamm, eine Sichel, ein Webschwert, eine Schere und zwei Spinnwirtel. Auf Basis der typologischen Einstufung der Artefakte und der C14-Untersuchung wurde das Grab zwischen 875 und 954 n. Chr. datiert.
Interpretation
Der Mann war über 1,85 m groß und wahrscheinlich ca. 30 Jahre alt. Die Frau war über 70 Jahre alt. Das Kind, dessen Geschlecht nicht zu ermitteln war, war zwischen zehn und elf Jahren alt. Die meisten bisher gefundenen Bootsbestattungen der Wikinger enthielten nur eine Person.
Es gibt Hinweise darauf, dass die drei Bestatteten mehr oder weniger zum gleichen Zeitpunkt begraben wurden. Damit ist klar, dass sie innerhalb kurzer Zeit gestorben sind oder getötet worden sein müssen. Es wurde erwogen, dass der Mann und das Kind getötet wurden, um die verstorbene Frau auf der Reise ins Jenseits zu begleiten.
Literatur
Olwyn Owen, Magnar Dalland: Scar - A Viking Boat Burial on Sanday. East Linton: Tuckwell, 1999, ISBN 1-86232-080-2