Mumpsimus ist ein scherzhafter sinnloser Ausdruck, der in der klassischen Philologie gebraucht wird, um einen in grotesker Weise konservativen Umgang mit überlieferten Texten oder in weiterem Sinn ein gedankenloses traditionsverhaftetes Herumpfuschen zu kritisieren (Beispiel: „er beharrt darauf, ‚posthum‘ statt ‚postum‘, zu schreiben, er bleibt bei seinem mumpsimus“).
Das Wort geht zurück auf eine Anekdote, die anscheinend zuerst in De fructu qui ex doctrina percipitur („Vom Wert der Bildung“) des englischen Humanisten Richard Pace (1517) belegt ist: Ein Priester habe bei der Zelebration der heiligen Messe nach der Kommunion gemäß seinem Messbuch stets quod ore mumpsimus, Domine, pura mente capiamus gelesen. Darauf hingewiesen, dass es ein Wort „mumpsimus“ nicht gebe und in seinem Exemplar ein Fehler vorliege, der zu quod ore sumpsimus („was wir mit dem Mund empfangen haben“) zu korrigieren sei, antwortete er: Er habe seinen Lebtag so gelesen und werde sein „mumpsimus“ nicht gegen dieses neumodische „sumpsimus“ vertauschen, was immer auch die lateinische Sprache und der Sinn erforderlich machten.
Die Geschichte findet sich auch in den Briefen des Erasmus erwähnt, sowie bei Richard Bentley, Friedrich August Wolf und Wilamowitz. In der klassischen Philologie wird mit Aussagen wie „er liest sein altes mumpsimus“ ein extremes Beharren auf dem überlieferten Text bezeichnet, das sich dagegen wehrt, korrupte Textstellen durch Konjektur zu emendieren, selbst wenn die notwendige Verbesserung offensichtlich ist.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Zitate und Anekdoten, die angeführt werden, um die Geisteshaltung des mumpsimus aufs Korn zu nehmen. Berühmt ist der Ausspruch von A. E. Housman in seiner Ausgabe des Manilius: „Nicht jeder konservative Editor ist dumm, aber jeder dumme Editor ist konservativ.“ Ebenso berühmt ist ein Satz von Moriz Haupt, der die umgekehrte, nach Ansicht der mumpsimus-Kritiker allein vertretbare Haltung kompromisslos zum Ausdruck bringt: „Ich würde statt o auch Constantinopolitanus in den Text setzen, wenn es der Sinn erfordert.“
Im Englischen ist das Wort auch über den engen Bereich der Philologie hinaus zur Bezeichnung von Personen geläufig, die in ihrem Beharren auf traditionellen Ansichten oder Gebräuchen einer rationalen Belehrung nicht zugänglich sind.
Literatur
- D. R. Shackleton Bailey: mumpsimus – sumpsimus. In: Ciceroniana. n.s. 1, 1973, S. 3–9.
- D. R. Shackleton Bailey: mumpsimus redivivus. In: Philologus. 121, 1977, S. 241–243.
Weblinks
- mumpsimus – Word of the Day (englisch)