Captopril

Arzneistoff, organische Verbindung
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Strukturformel
Allgemeines
Freiname Captopril
Andere Namen

(S)-1-[(S)-2-Methyl-3-sulfanylpropanoyl]
pyrrolidin-2-carbonsäure

Summenformel C9H15NO3S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 62571-86-2
PubChem 44093
DrugBank DB01197
Wikidata Q421119
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C09AA01

Wirkstoffklasse

ACE-Hemmer

Wirkmechanismus

Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes

Eigenschaften
Molare Masse 217,29 g·mol−1
Schmelzpunkt

104–108 °C[1]

Löslichkeit

mäßig in Wasser (100 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
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H- und P-Sätze H: {{{H}}}
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Captopril ist ein Arzneistoff der Gruppe der ACE-Hemmer, der insbesondere zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) und der Herzinsuffizienz eingesetzt wird. Sein Wirkprinzip beruht auf der Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes (ACE).

Chemie

Captopril wurde den ACE-hemmend wirkenden Peptiden des Giftes der Jararaca-Lanzenotter (Bothrops jararaca), einer brasilianischen Schlangenart, nachempfunden und ist die Leitsubstanz für die Gruppe der ACE-Hemmer. Die Substanz ist formal ein Kondensationsprodukt aus der Aminosäure (S)-Prolin (Synonym: L-Prolin) und (S)-3-Mercapto-2-methylpropionsäure und der einzige ACE-Hemmer mit einer SH-Gruppe.[4]

Pharmakologie

Anwendungsgebiete

Captopril wird als Monotherapie und in Kombination mit Diuretika zur Therapie der arteriellen Hypertonie und der Herzinsuffizienz eingesetzt, wobei es durch synergistische Effekte zu einer verstärkten Blutdrucksenkung kommt. Bei schweren chronischen Verlaufsformen der Herzinsuffizienz ist eine Kombination mit Digitalis und Betablockern möglich und auch angezeitgt. Weitere Anwendungsgebiete sind die kurzzeitige Behandlung (4 Wochen) nach Myokardinfarkt und die diabetische Nephropathie mit Makroproteinurie bei Diabetes mellitus Patienten vom Typ I.[2]

Bei der Nierenszintigrafie wird Captopril häufig eingesetzt, um die Nierenfunktion unter „Stressbedingungen“ überprüfen zu können.[5]

Wirkmechanismus

Captopril führt als Inhibitor des Angiotensin Converting Enzymes zu einer verminderten Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I. Diese verminderte Bildung von Angiotensin II bedingt eine Abnahme des Tonus der Blutgefäße und damit eine Abnahme des Blutdruckes. Ebenfalls führt die Abnahme des Angiotensin-II-Spiegels zu einer Verringerung der Aldosteron-Freisetzung aus der Nebennierenrinde und somit zu einer Beeinflussung des Wasserhaushalts (siehe auch Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Auf zellulärer Ebene kann ein Rückgang der durch Angiotensin II vermittelten mitogenen Effekte an Zellen des Herzens, die insbesondere nach einem Herzinfarkt zu ungünstigen Veränderungen (Remodeling) führen, beobachtet werden.

Nebenwirkungen

Die meisten Nebenwirkungen von Captopril werden mit einem durch ACE-Hemmer bedingten verlangsamten Abbau und Kumulation von Bradykinin in Verbindung gebracht. Dazu zählen Hautreaktionen, wie z.B. Exantheme und Nesselsucht, ferner auch angioneurotische Ödeme. Schwere allergische Hautreaktionen werden hingegen nur sehr selten beobachtet.

Zu den Nebenwirkungen auf die Atemwege zählen trockener Husten, Heiserkeit und Halsschmerz. Asthmaanfälle und Atemnot können ebenfalls, wenn auch selten, auftreten.

Als Folge der Hauptwirkung von Captopril kann es zu einer übermäßig starken Blutdrucksenkung kommen. In Folge dessen können gelegentlich Schwindel, Kopfschmerz und Benommenheit beobachtet werden. Von schweren Herz-Kreislaufereignissen wie Angina Pectoris, Herzinfarkt und Synkope wurde nur in Einzelfällen berichtet.

Durch Eingriff in den Wasser- und Elektrolythaushalt können gelegentlich funktionelle Nierenfunktionsstörungen beobachtet werden. Eine Proteinurie (Ausscheidung von Proteinen im Harn) wurde hingegen nur selten beobachtet.

Da Captopril in der Schwangerschaft u.a. Wachstums- und Knochenbildungsstörungen beim Kind, verbunden mit einer erhöhten Sterblichkeit, hervorrufen kann, darf Captopril in dieser Zeit nicht eingenommen werden und sollte durch andere geeignete therapeutische Maßnahmen ersetzt werden.

Wechselwirkungen

Captopril verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika, sowie die blutbildverändernden Wirkungen von Immunsuppressiva.

Durch Eingriff in den Wasser- und Elektrolyhaushalt kann die Ausscheidung von Elektrolyten verlangsamt werden, was insbesondere bei der Therapie mit Lithium und kaliumsparenden Diuretika beachtet werden sollte.

Bei Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln sollte eine verstärkte Blutdrucksenkung berücksichtigt werden.

Wirkstärken

Captopril steht in folgenden Wirkstärken zu Verfügung:

  • als Monopräparat - 12,5 mg, 25 mg, 50 mg und 100 mg[2]
  • in Kombination mit Hydrochlorothiazid (HCT) - 25/12,5 mg, 25/25 mg und 50/25 mg[2]
  • in Österreich ist noch eine weitere Kombination im Handel, bestehend aus dem Calciumantagonisten Verapamil und Capropril Veracapt® 120/25 mg und Veracapt® mite 120/12,5 mg[3]

Dosierung[2]

  • Hypertonie
    • 25-50 mg als tägliche standardmäßige Erhaltungsdosis, verteilt auf zwei Gaben (morgens und abend)
    • steigerbar auf bis zu 150 mg pro Tag, verteilt auf zwei Gaben (morgens und abend)
    • beim Einsatz von Kobinationspräparaten, morgens einmal tägliche Gabe oder morgens das Kombipräparat und abends nur die Monosubstanz
  • Herzinsuffizienz
    • 6,25-12,5 als Einzeldosis zwei- bis dreimal täglich, steigerbar bis zu einer Gesamttagesdosis von 150 mg
  • Myokardinfarkt
    • langsame Steigerung von 6,25 mg auf bis zu 100 mg als Tageshöchstdosis, verteilt auf zwei bis drei Einzelgaben
  • diabetischen Neuropathie
    • bis zu einer Tageshöchstdosis von 100 mg, verteilt auf zwei bis drei Einzelgaben

Einzelnachweise

  1. a b c Sicherheitsdatenblatt Sigma-Aldrich
  2. a b c d e ABDA-Datenbank (Stand 17.07.2008) der DIMDI
  3. a b Austria-Codex (Stand 17.07.2008)
  4. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Ruth, Schäfer-Korting, Mutschler: Arzneimittelwirkungen, 9. Auflage, 2008, ISBN 3-8047-1952-X
  5. www..medcyclopaedia.com, Captopril renography, abgerufen am 24. Januar 2008

Handelsnamen

Monopräparate

ACE-Hemmer (D), Adocor (D), Captoflux (D), Captogamma (D), Captosol (CH), Cor tensobon (D), Debax (A), Jucapt (D), Lopirin Cor (D), Tensiomin (D), Tensobon (D), Tensostad (D), zahlreiche Generika (D, A)

Kombinationspräparate

ACE-Hemmer comp. (D), Adocomp (D), Captogamma HCT (D), Captosol comp. (CH), Capozide (A, CH), Cardiagen HCT (D), Jutacor comp. (D), Tensobon comp. (D), Veracapt (A) sowie diverse Generika mit dem Anhängsel "comp", "plus" oder "HCT".