Reichskrise des 3. Jahrhunderts
Als Reichskrise des 3. Jahrhunderts wird von der modernen Geschichtswissenschaft der Zeitraum von 235 bis 284 n. Chr. im römischen Reich bezeichnet, als im Anschluss an das Ende der Severer, welche sich letztendlich noch einmal als ein stabilisierender Faktor im Reich erwiesen hatten, den sogenannten Soldatenkaisern die Führung des Imperiums oblag und es offenbar zu einer ganzen Reihe von inneren und äußeren Krisen kam.
Die römische Geschichte des 3. Jahrhunderts ist seit einigen Jahren Gegenstand einer lebhaften Forschungsdiskussion. Manche Forscher folgen der traditionellen Sichtweise und gehen davon aus, dass es zu einem vollständigen Niedergang und einer Systemkrise des Reiches kam, die alle Lebensbereiche tangierte. Andere sind wesentlich vorsichtiger und stellen zwar die diversen Krisenerscheinungen besonders für die Jahre um 260 nicht in Frage, sehen den Zeitraum aber eher als eine Transformationsphase der antiken Welt hin zur Spätantike, wobei es auch vielversprechende Ansätze zur Bewältigung der „Krise“ gegeben habe; zudem hätten viele Bereiche des Imperiums in dieser Zeit sogar eine regelrechte Blüte erlebt. Einige Forscher bezweifeln sogar grundsätzlich die Anwendbarkeit des Begriffes „Krise“ auf die Zustände des dritten Jahrhunderts. Ein gewisses Ende fand diese Schlussphase des Prinzipats jedenfalls mit dem Regierungsantritt Diokletians (284/285), mit dem in der Regel der Beginn der Spätantike verknüpft wird.
Geschichte der „Reichskrise“
Von Maximinus „Thrax“ bis Valerian
Der erste Soldatenkaiser: Maximinus und das Sechskaiserjahr
Nachdem das Imperium Romanum nach den Wirren des zweiten Vierkaiserjahres in der Regierungszeit des Septimius Severus noch einmal stabilisiert worden war, entglitt den späteren Severern immer mehr die Kontrolle.[1] Das Heer, verwöhnt durch hohe Donative, wurde für die Kaiser immer schwerer kontrollierbar. Der junge, unerfahrene und eher schwache Kaiser Severus Alexander wurde schließlich im Jahr 235 durch aufständische Truppen ermordet. An seiner Stelle wurde nun der Offizier Maximinius zum neuen Imperator ausgerufen.[2] Mehrere Details in Bezug auf Maximinus sind jedoch unklar, da die Quellen auch parteiisch gefärbt sind.[3] Er war aber kein Senator, sondern war Soldat und gehörte (wie schon Macrinus) dem Ritterstand an; er stammte zudem aus einer Familie, die wohl erst seit relativ kurzer Zeit das römische Bürgerrecht besaß. Ob er wirklich, wie etwa der Geschichtsschreiber Herodian berichtet, aus Thrakien stammte, ist nicht ganz sicher.[4] Sicher ist, dass sein Verhältnis zum Senat sehr schlecht war, da er darauf verzichtete, nach Rom zu ziehen und dem Organ mehr als oberflächlichen Respekt zu zeigen. Obwohl der Senat in der Kaiserzeit faktisch machtlos war, genoss er dennoch einen hohen symbolischen Stellenwert. Aber auch im Heer herrschte teils offenbar einige Unruhe, denn die Quellen berichten von Umsturzversuchen durch bei Mogontiacum stationierten Truppen sowie im Osten, wenngleich beide Versuche fehlschlugen. Maximinus konnte seine Macht erst nach und nach sichern und vergab Geldgeschenke an die Soldaten sowie an die Stadtbevölkerung von Rom. 235/36 führte er schließlich mehrere erfolgreiche, aber recht brutal geführte Feldzüge gegen die Germanen am Rhein durch.[5] In diesen Kontext ist auch möglicherweise ein 2008 entdecktes antikes Schlachtfeld bei Kalefeld einzuordnen.
Gegen Maximinus, dessen Verhältnis zum Senat sich auch in der Folgezeit nicht entspannt hatte, kam es 238 zu einer Revolte in der Provinz Africa. Offenbar hatte Maximianus den Steuerdruck erhöht, was in den Provinzen verständlicherweise negativ aufgenommen wurde. Auch der Senat bezog gegen den Kaiser Stellung, zumal der in Africa ausgerufene Gegenkaiser Gordian I. über gute Kontakte nach Rom verfügte. Gordian ernannte seinen gleichnamigen Sohn zum Mitkaiser, doch dieser unterlag im Frühjahr 238 loyalen Truppen und wurde getötet; kurz darauf beging der verzweifelte Gordian I. Suizid. Der Senat, der nun mit Strafmaßnahmen durch Maximinius rechnen musste, der bereits auf dem Vormarsch war, ernannte daraufhin mit den angesehenen Senatoren Pupienus und Balbinus zwei eigene „Senatskaiser“ – ein mehr als ungewöhnlicher Vorgang. Allerdings kam es in Rom daraufhin zu Unruhen, deren Ziel die Erhebung eines Kaisers war, der mit den Gordiani verwandt war. Notgedrungen erhob man auch noch den sehr jungen Gordian III., den Enkel Gordians I., zum Caesar, während Pupienus und Balbinus die eigentlichen Regierungsgeschäfte leiten sollten.[6]
Pupienus marschierte nun gegen Maximinus, der bei der Belagerung von Aquileia feststeckte und schließlich von erzürnten Soldaten zusammen mit seinem Sohn ermordet wurde. Aber auch nach dem Tod des Maximinus kehrte keine Ruhe ein, vielmehr kam es zu Streitigkeiten zwischen Pupienus und Balbinus. Die Prätorianergarde, ein nie zu unterschätzender Machtfaktor in Rom, bedrohte zusätzlich die Autorität der neuen Regierung; die Garde war offenbar mit der Erhebung der neuen Kaiser nicht einverstanden, eventuell fürchtete man auch die Ersetzung durch eine neue Gardeeinheit. Noch im Jahr 238 verübten Prätorianer ein erfolgreiches Attentat auf Pupienus und Balbinus; im Anschluss daran erhoben sie Gordian III. zum neuen Kaiser.
Rom in der Defensive: Die ersten Angriffe der Skythai und der Aufstieg des Sāsānidenreichs
Auch nach den Wirren des Sechskaiserjahres 238 stabilisierte sich die Lage kaum: Die wirtschaftliche Lage war durch die hohen Ausgaben für den Krieg gegen Maximinus angespannt, hinzu kam die Bedrohung von außen. Am Rhein übten vor allem die Alamannen Druck aus, während an der Donau die Goten aufgetaucht waren und dort für Unruhe sorgten. Zwar waren diese Bereiche schon seit langer Zeit bedroht, im Grunde war die Situation also nicht neu, aber die Intensität der Angriffe nahm offenbar zu. Vor allem aber bildeten sich nun Stammeskonföderationen (gentes wie die Alamannen und Franken), deren Schlagkraft beträchtlich war und deren Ethnogenese wohl auch, wenngleich nicht ausschließlich, durch die Auseinandersetzung mit Rom vorangetrieben wurde.[7] 238 brach der sogenannte „Gotensturm“ los: Die Goten begannen ihre erste Angriffe auf römisches Gebiet und eroberten die südlich der Donau gelegene Stadt Histros, während die Karpen in die Provinz Moesia inferior einfielen.[8] Die Geschichte der Kämpfe gegen diese germanischen Invasoren, die von den klassizistisch orientierten griechischen Autoren im Rückgriff auf die traditionelle Ethnographie als Skythai bezeichnet wurden,[9] schilderte der Geschichtsschreiber Dexippos in seinem (uns leider nur fragmentarisch erhaltenen) Werk Skythika. Für Dexippos soll das Jahr 238 den Beginn des „skythischen Krieges“ markiert haben.[10] Bis 248 verhielten sich die Goten wieder ruhig, während die Karpen ihre Angriffe fortsetzten.
Die Abwehrkämpfe, die Rom seit den 30er Jahren des 3. Jahrhunderts an der Donau zu bestehen hatte, waren jedoch nicht vergleichbar mit einer anderen Bedrohung, die dem Imperium fast zeitgleich im Osten erwuchs. Dort stellte das neupersische Sāsānidenreich eine noch weitaus größere Gefahr für Rom dar, als es die – wenigstens zunächst – vereinzelten Vorstöße germanischer Stämme waren.[11] Die Sāsāniden hatten die Partherherrschaft beseitigt und setzten an die Stelle eines eher locker organisierten Reichs einen stärker zentralisierten Staat, der über qualitativ gute Streitkräfte verfügte, vor allem in Form der gepanzerten Reiterei. Das Sāsānidenreich, das auch auf ein altes kulturelles Erbe zurückblicken konnte, sollte 400 Jahre lang der große Rivale Roms im Osten sein (zu den diesbezüglichen Kampfhandlungen siehe Römisch-Persische Kriege). Der persische König Ardaschir I., der durch militärische Erfolge wohl auch seine Legitimation unter Beweis stellen wollte, war bereits zur Zeit des Severus Alexander auf römisches Gebiet vorgestoßen, 235/36 fielen die strategisch wichtigen Städte Nisibis und Karrhai an die Perser.[12]
Gordian III. bemühte sich sehr um ein gutes Verhältnis zum Senat sowie um das Wohlwollen der stadtrömischen Bevölkerung.[13] Er erhob 241 Timesitheus zum Prätorianerpräfekten. Dieser dominierte fortan die Regierungsgeschäfte, Gordian heiratete auch im selben Jahr dessen Tochter. Außenpolitisch blieb ein Brennpunkt die Ostgrenze Roms: Den Sāsāniden war es (wohl im Frühjahr 241) gelungen, die bedeutende Stadt Hatra zu erobern, Hauptstadt des gleichnamigen Königsreichs.[14] Ob die Sāsāniden wirklich, wie von westlichen Quellen unterstellt,[15] Ansprüche auf Territorien des alten Achämenidenreichs erhoben haben, ist jedoch sehr fraglich und in der Forschung umstritten. Genauere Kenntnisse der älteren Geschichte können bei den Sāsāniden nicht zwingend vorausgesetzt werden. Es könnte sich daher auch um eine interpretatio romana handeln.[16] Der Untergang des Königreichs Hatras, das als ein wichtiger Pufferstaat in der römisch-persischen Grenzzone fungiert hatte, war der Grund für den Ausbruch neuer Kampfhandlungen zwischen Rom und Persien, die mit viel Symbolik verbunden waren: Gordian ließ die Tore des Janustempels in Rom öffnen, um zu unterstreichen, dass sich Rom im Krieg befand. Er bat zudem um den Beistand der Göttin Athena Promachos, die den Griechen in den Perserkriegen beigestanden habe, indem er in Rom einen Kult für die mit Athena identifizierte Göttin Minerva stiftete. Er begab sich schließlich, begleitet von Timesitheus, 243 in den Osten des Reiches. Nach ersten Erfolgen, in deren Verlauf jedoch Timesitheus verstarb, erlitten die Römer in der Schlacht von Mesiche (wohl im Februar) 244 eine schwere Niederlage gegen die Perser unter ihrem neuen König Schapur I. Entweder infolge der Kämpfe oder aufgrund einer Intrige durch den neuen Prätorianerpräfekten Philippus Arabs, kam Gordian ums Leben.[17]
Philippus, der arabischer Herkunft war, trat die Nachfolge Gordians an. Eine seiner ersten Maßnahme war es, Frieden mit Persien zu schließen, offenbar erkauft mit hohen Geldzahlungen.[18] Philippus war sehr auf die Legitimierung seiner Herrschaft bedacht und pflegte zum Senat ein anscheinend gutes Verhältnis. Den verstorbenen Gordian ließ er zum divus erheben. Dennoch kam es im Verlauf seiner Regierungszeit zu mehreren Erhebungen, die zwar (bis auf die letzte 249) relativ rasch niedergeschlagen werden konnten, aber doch einige Kräfte banden. 248 beging Philippus mit großem Aufwand die 1000-Jahr-Feier Roms, die nicht zuletzt propagandistischen Wert hatte. Vermutlich in diesem Zusammenhang fertigte Asinius Quadratus eine 1000-Jahr-Geschichte Roms an, die aber (bis auf wenige Fragmente) nicht erhalten ist. Die außenpolitische Lage blieb weiter angespannt: 245/46 führte Philippus Krieg gegen die Karpen im Donauraum, die schließlich Frieden schließen mussten. Die Donaugrenze blieb auch weiterhin eine der am meisten gefährdeten Grenzregionen, denn nach den Karpen griffen 248 auch die Skythai, also die Goten, wieder an und fielen in Thrakien ein.[19] Sie belagerten auch die Stadt Marcianopolis, zogen aber schließlich ab.[20] 249 kam es dann zur Usurpation eines Heerführers: Decius, der wohl erfolgreich gegen Germanen an der Donau vorgegangen war, ließ sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen. Philippus fiel kurz darauf im Kampf gegen Decius.
Decius, der sich als Kaiser den programmatischen Cognomen Traianus zulegte, stammte aus der senatorischen Oberschicht.[21] Offenbar war er recht traditionalistisch veranlagt, denn Decius bemühte sich sehr um die Pflege der traditionellen Götterkulte und ging rigoros gegen Christen vor; ein von ihm 250 erlassenes Opferedikt sollte alle Christen zu Götteropfern zwingen. Es kam ebenfalls zu Verhaftungen und Tötungen. Ziel dieser Christenverfolgung war es, eine Religion wie das Christentum, die im Gegensatz zu den traditionellen Götterkulten stand, soweit wie möglich zu schwächen; kam doch den Göttern als Beschützer Roms eine wichtige Funktion im römischen Staat zu. Während eine nicht geringe Anzahl von Christen von ihrem Glauben abfielen, erlitten auch mehrere den Tod, darunter der bedeutende christliche Gelehrte Origenes. Entscheidend getroffen wurde das Christentum aber kaum. Decius sah sich aufgrund der Lage im Donauraum gezwungen, gegen die dortigen Goten vorzugehen. 251 unternahm er einen Feldzug gegen sie, wurde aber von deren König Kniva geschlagen und kam zusammen mit seinem Sohn Herennius Etruscus ums Leben.
Nachfolger des Decius wurde Trebonianus Gallus (einer der wenigen Soldatenkaiser, der aus Italien stammte), der den Goten sehr weitreichende Zugeständnisse machen musste. Trebonianus Gallust sah sich auch ansonsten mit mehreren Problemen konfrontiert: Eine Seuche, die ihren Ursprung wohl im heutigen Äthiopien hatte, breitete sich bis nach Nordafrika aus und scheint auch auf weiter nördlich gelegene Regionen übergriff. Im Osten setzten die Sāsāniden ihre Angriffe auf die römischen Orientprovinzen fort; persische Truppen stießen 252 in das römische Mesopotamien vor und besetzten zudem Armenien. Währenddessen scheinen im Norden die Alamannen aktiv geworden zu sein. Trebonianus Gallus blieb aber ohnehin nicht mehr die Zeit, auf diese Bedrohungen zu reagieren, denn er wurde bereits 253 infolge der Usurpation des Aemilianus getötet. Aemilianus konnte sich nur wenige Wochen an der Macht halten: Der Befehlshaber Valerian, noch von Trebonius Gallus zur Hilfe gerufen, trat Aemilianus in Italien entgegen, der von seinen eigenen Truppen ermordet wurde. Mit dem neuen Kaiser Valerian stabilisierte sich die Lage zwar vorläufig, jedoch sollte das Reich erst während seiner Regierungszeit die eigentliche Krisenzeit durchlaufen.
Von Valerian zu Aurelian: Äußere Bedrohung und innere Unruhe
Valerian und Gallienus: Der vergebliche Versuch einer Stabilisierung des Reichs
Der 253 an die Macht gekommene Valerian stammte aus einer angesehenen senatorischen Familie, doch ist über sein Verhältnis zum Senat kaum etwas bekannt.[22] Er hielt sich auch kaum in Rom auf, sondern wandte seine Aufmerksamkeit sofort der Bedrohung an den Grenzen zu, die nach Ansicht mancher Forscher sogar den eigentlichen Auslöser für die Krise darstellte. Ein besonders bedrohter Teil der Reichsgrenze stellte weiterhin der Balkanraum dar. Die Goten versuchten sich, zunächst zusammen mit dem Stamm der Boraner operierend, nun sogar als Seeräuber. 254 tauchten sie in der Ägäis auf und landeten bei Thessalonike. Nachdem Pityus am Pontus schon 253 vergeblich von den Boranern angegriffen worden war, fiel die Stadt 256 in die Hände der Goten, was sich stark demoralisierend auf die römischen Truppen in Kleinasien auswirkte; sogar Trapezunt wurde von gotischen Seeräubern geplündert. Städte, die aufgrund der Pax Romana seit Jahrhunderten keine Mauern gebraucht hatten, mussten nun notdürftig befestigt werden.
Noch bedrohlicher war die Lage im Osten. Wie bereits beschrieben, hatten die Sāsāniden schon in den 30er Jahren des 3. Jahrhunderts mehrere Offensiven gegen die Römer unternommen. 253 (oder vielleicht schon 252) begann Schapur I. jedoch, offenbar die Wirren im Imperium nutzend, mit einer Großoffensive im Osten, die die dortige römische Verteidigung faktisch kollabieren ließ: Nachdem die Euphratlinie gesichert war, besiegte Schapur bei Barbalissos ein großes römisches Heer und stieß nach Syrien vor. Wir sind über diese Vorgänge relativ gut informiert, vor allem durch den dreisprachigen Tatenbericht Schapurs, die sogenannten res gestae divi Saporis, der durch westliche Quellen ergänzt wird. Persischen Truppen gelang es sogar Antiochia, eine der bedeutendsten und größten Städte des Imperiums, kurzzeitig zu erobern; bald darauf zog Schapur vorerst wieder ab.[23] Die persische Offensive hatte der römischen Orientverteidigung förmlich das Genick gebrochen. Es scheint ganz so, dass die vor Ort befindlichen römischen Truppen zu diesem Zeitpunkt zu keiner koordinierten Abwehr mehr in der Lage waren, denn der lokale Machthaber Uranius Antoninus, der Priesterkönig von Emesa, organisierte nun die Verteidigung gegen die Perser – wobei Uranius Antonius in eine (mehr oder wenige offene) Konkurrenz zum legitimen Kaiser trat.[24] Durch den frühen Tod des Priesterkönigs blieb dies zwar ohne Auswirkung, doch weist dieses Ereignis durchaus auf die folgende Entwicklung hin, die zur Bildung des Teilreichs von Palmyra führte.
256, im selben Jahr, in dem die Goten die Küste Kleinasiens heimsuchten, fiel erneut ein persisches Heer in Mesopotamien ein. Den Persern gelang nicht nur die Besetzung der Festung Circesium, sondern vor allem die Eroberung und Zerstörung der Festung Dura Europos, die eine Schlüsselrolle in der römischen Orientverteidigung spielte. Ein weiteres Vordringen der Sāsāniden konnte zwar von römischen Truppen verhindert werden, die wohl die Perser zum Rückzug zwangen. Dennoch hinterließ der äußere Druck deutliche Spuren: Mehrere Legionen wurden förmlich an den Fronten im Norden und Osten aufgerieben, auch wenn es zu einigen Lösungsansätzen kam, wie der Bildung eines beweglichen Heeresteils, der an Brennpunkten eingesetzt werden konnte.[25]
257 waren die Grenzen noch einmal kurzfristig stabilisiert worden, dennoch befand sich das Reich in einer prekären Lage, denn sowohl die Gefahr an Rhein und Donau sowie noch weniger im Osten war beseitigt. Im Sommer 257 leitete Valerian, wohl aus Sorge um den „göttlichen Schutz Roms“ und in Anknüpfung an die Politik des Decius, eine neue Christenverfolgung ein. Es kam zu einer ganzen Reihe von Todesurteilen, aber auch zu Verbannungen und Konfiszierungen, so dass in der modernen Forschung oft auch fiskalische Motive vermutet wurden. Der teils sehr blutig verlaufene valerianische Verfolgung fiel unter anderem Cyprian von Karthago zum Opfer; eine Zurückdrängung der christlichen Gemeinden, sollte das das Ziel gewesen sein, wurde aber nicht erreicht. Die Verfolgung wurde erst 260 durch Valerians Sohn Gallienus beendet.[26]
Gallienus, seit 253 Mitkaiser, war von Valerian die Aufgabe übertragen worden, sich um die Verteidigung des Westens zu kümmern. Auch dort blieb die Lage weiter angespannt, wie ein Einbruch germanischer Stämme nur allzu deutlich zeigte: Die Franken drangen 257 oder 259 am Oberrhein auf römisches Gebiet vor und gelangten bis nach Hispanien, während die Alamannen 259/69 den obergermanisch-raetischen Limes überwanden (wenngleich die dort stationierten römischen Truppen aufgrund der innenpolitischen Probleme im Reich wohl schon vorher weitgehend abgezogen waren) und bis nach Oberitalien vorstießen, wo Gallienus sie (wohl Mittsommer) 260 in der Nähe von Mailand besiegte. In der Folgezeit mussten die Römer jedoch das sogenannte Dekumatland räumen. Auch eine größere Gruppe Juthungen überwand die römischen Grenzverteidigung, bevor sie in der Nähe von Augsburg geschlagen wurde, wie der sogenannte Augsburger Siegesaltar beweist.[27]
In Kleinasien rührten sich zudem wieder die Goten. 258 griffen sie mehrere kleinasiatische Städte an und plünderten die eroberten Städte;[28] unter anderem fielen ihnen Chalkedon, Nikaia und Nikomedia zum Opfer. 259 trat ihnen Valerian im Norden Kleinasiens entgegen, doch hatten sie sich da schon zurückgezogen. Derweil plante Valerian im Osten das weitere Vorgehen gegen die Perser, doch kam ihm Schapur mit einer Offensive im Jahr 260 zuvor. Im Frühsommer 260 wurde die römische Armee, die Valerian persönlich ins Feld geführt hatte, bei Karrhai vernichtend geschlagen; Valerian geriet sogar in persische Gefangenschaft, aus der er nicht mehr freikommen sollte. Im Tatenbericht Schapurs ist zur Gefangennahme Valerians – ein einmaliger und für die Römer zutiefst demütigender Vorgang – vermerkt:[29]
- Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.
Valerian wurde zusammen mit mehreren anderen römischen Gefangenen nach Persien deportiert und starb in der Gefangenschaft. Die katastrophale Niederlage Valerians hatte aber noch weiterreichende Konsequenzen, da den Persern nun faktisch keine römische Armee mehr in Mesopotamien gegenüberstand, von kleineren Verbänden abgesehen. Die römischen Orientprovinzen standen den Persern offen und offensichtlich verlor Rom kurzzeitig die Kontrolle über einen nicht geringen Teil dieser Grenzzone.[30] In mehreren spätantiken Quellen (freilich nicht in der pro-senatorischen Historia Augusta) wurden denn auch Valerian schwere Vorwürfe gemacht, und Gallienus, der Nachfolger Valerians, stand vor einer großen Herausforderung.
Die Alleinherrschaft des Gallienus: Der Höhepunkt der Reichskrise
Valerians Sohn Gallienus mag vorgeworfen werden, dass in der Zeit seiner Alleinherrschaft (260 bis 268) die Krise nun wirklich ausbrach. Doch gab es objektiv betrachtet nur relativ wenig, was er gegen die Entwicklung hätte tun können, denn fast zeitgleich wurden die Grenzen im Westen wie im Osten von Feinden bedrängt.[31] Infolge der Gefangennahme Valerians kollabierte die restliche römische Grenzverteidigung im Orient weitgehend. Es kam zu einigen, allerdings nur kurzzeitigen Usurpationen im Osten; so wurde Macrianus Minor zum Kaiser erhoben, doch unterlag er bereits 261 einem loyalen Heer. Gallienus betrachtete seinen Vater vielleicht als Mitschuldigen an der Misere des Imperiums, jedenfalls wurde (soweit aus den Quellen erkennbar) nichts unternommen, um Valerian frei zu bekommen; er wurde wie ein toter Kaiser behandelt. Die Christenverfolgung wurde von Gallienus beendet und man kehrte zur alten Rechtspraxis zurück, die in Bezug auf die Christen seit Trajan galt. Im Inneren kam das Reich dennoch nicht zur Ruhe, denn es erfolgten mehrere Usurpationsversuche: Eine Erhebung des Ingenuus auf dem Balkan konnte niedergeschlagen werden. Doch noch ebenfalls 260 erhob sich im Donauraum der Usurpator Regalianus, der ebenso wie Ingenuus Gallienus unterlag. Dennoch zeigen diese und weitere, lokal begrenzte Erhebungsversuche, die weitere Kräfte banden, ein fundamentales Grundproblem der Soldatenkaiserzeit, besonders ab den 50er Jahren des 3. Jahrhunderts: Schon in den ersten Jahre der Soldatenkaiserzeit war es in oft schneller Folge immer wieder zum Wechsel der Herrscher gekommen, von denen kaum einer eines natürlichen Todes starb. Vor allem erwies es sich, dass zunehmend das „Akzeptanzsystem“ (Egon Flaig) des Prinzipats, das auf drei Säulen basierte (Heer, Senat und Bevölkerung von Rom), versagte: Der Kaiser wurde nun meist fast alleine vom Heer bestimmt, und so drohte von den drei großen Heeresverbänden an Rhein, Donau und Euphrat nun jederzeit eine Usurpation. Diese direkte und potentiell existentielle Bedrohung des Kaisertums erschwerte es Gallienus ganz erheblich, seine Herrschaft zu stabilisieren.
Die römischen Abwehrbemühungen gegen die Perser, die 260 Antiochia ein zweites Mal eingenommen hatten, erwiesen sich derweil als recht ineffektiv, bis der Exarch (und spätere König) von Palmyra, Septimius Odaenathus faktisch den Oberbefehl übernahm. Dieser hatte vorher wohl versucht, mit Schapur eine Übereinkunft zu erzielen, was aber scheiterte.[32] Gallienus versah ihn nun mit dem imperium maius für den Osten und machte ihn als corrector totius Orientis zu seinem faktischen Stellvertreter dort;[33] Gallienus blieb auch kaum eine andere Wahl, denn die Machtstellung des Odaenathus war ein unausweichliches Faktum und die römischen Ressourcen reichten nicht aus, um gleichzeitig gegen die Germanen, das gallische Sonderreich (siehe unten) und die Perser vorzugehen. Tatsächlich gelang es den palmyrenischen Truppen, die Perser zurückzuwerfen: 262/63 gelang Odaenathus ein Vorstoß bis zur persischen Hauptresidenz Ktesiphon; offenbar unterstellten sich während dieses Feldzugs, der vor allem dem Zweck diente, die nach 260 verlorenen Provinzen wieder für Rom zu sichern, auch reguläre römische Truppen seinem Kommando. Damit wurde jedoch der Handelsort Palmyra zum einzigen stabilisierenden Faktor an Roms Ostgrenze – und letztendlich auch zu einem Rivalen Roms. Odaenathus sah sich durch seine Erfolge gegen die Perser anscheinend in seiner Machtstellung bestärkt, denn er nannte sich nun rex regum („König der Könige“) – eine offensichtliche Anlehnung an den Titel der Sāsānidenkönige, was wohl die Erfolge des Palmyreners über eben diese unterstreichen sollte. Gleichzeitig sank die Autorität der römischen Zentralregierung vor Ort immer mehr ab. Nach dem Tod des Odaenathus 267 – er fiel wohl einem Verwandtenmord zum Opfer, möglicherweise wurde er aber auch im Auftrag des Gallienus, der die wachsende Macht des Odaenathus fürchtete, ermordet[34] – übernahm dessen Witwe Zenobia die Regentschaft und nutzte die Schwäche Roms im Osten aus; in rascher Folge fielen große Teile der römischen Orientprovinzen (kurzzeitig) an Palmyra, darunter Syrien und (allerdings erst 269/70) die reiche Provinz Ägypten. Das Teilreich von Palmyra, das sich bezüglich der Grenzverteidigung gegen die Perser durchaus als ein stabilisierender Faktor erwies, war damit geboren.[35] Die Entstehung dieses Teilreichs, das eine Alternative zum offenbar überforderten römischen Staat in dieser Situation darstellte und (wenngleich freilich nur offiziell) den römischen Anspruch nicht in Frage stellte, wurde sogar von manchem im Osten begrüßt. Es ist bekannt, dass der Grieche Nikostratos von Trapezunt ein (nicht erhaltenes) Geschichtswerk über diese Zeit verfasst hat, welches wohl die Taten des Odaenathus verherrlicht hat.[36]
Bereits 260 war es zur Loslösung von großen Teilen des westlichen Reichsteils und zur Bildung des sogenannten Imperium Galliarum (oder Gallisches Sonderreich) gekommen.[37] Der General Postumus war von den dortigen Truppen zum Gegenkaiser erhoben worden. Postumus und seine Nachfolger behaupteten bis 274 einen nicht geringen Teil des Westens und konnten auch durchaus einige Erfolge bei der Grenzverteidigung verbuchen. Gallienus konnte aufgrund der verschiedenen anderen Krisenherde erst relativ spät gegen Postumus aktiv werden. 266/67 scheiterte dann eine Offensive gegen das gallische Sonderreich. 269 wurde aber auch zunehmend die Autorität des Postumus im Sonderreich in Frage gestellt, und er wurde, kurz nachdem er eine Usurpation niedergeschlagen hatte, ermordet. Auch seine Nachfolger blieben von diversen Usurpationesversuchen nicht verschont, wobei auch wirtschaftliche Probleme eine Rolle spielten (abzulesen etwa anhand des sinkenden Edelmetallanteils in den Münzprägungen).
Durch die Bildung des Imperium Galliarum sowie durch die später erfolgte Errichtung des Teilreichs von Palmyra, war Gallienus um 267/68 auf Italien, den Balkanraum (einschließlich Griechenland), die Provinz Africa sowie Teile Kleinasiens seiner direkten Kontrolle. Diese zentrifugalen Tendenzen im Reich waren auch eine direkte Folge der ungenügenden Verwaltungseffizienz, was später zu einer deutlich stärkeren Zentralisierung der Verwaltung führte, sowie der Überbeanspruchung des Heeres: Immer wieder mussten Truppen von der einen Grenzzone abgezogen werden, die damit freilich selbst teils entblößt wurde, um feindliche Einbrüche an anderer Stelle zu bekämpfen, die teils fast gleichzeitig stattfanden. Das Militär war mit der Verteidigung der Grenzen derart überfordert, dass es bisweilen regionalen Milizen oblag, die Verteidigung zu übernehmen. Dies war bereits im Osten nach der Gefangennahme Valerians geschehen. Ein anderes, relativ gut belegtes Beispiel ereignete sich während des Herulereinfall in Griechenland 267/68.[38] Nachdem bereits 262 Goten wieder die Donau überschritten hatten und anschließend sogar über den Hellespont nach Kleinasien übergesetzt hatten, wobei sie mehrere kleinasiatische Städte überfielen, griffen die „Skythai“ 267 erneut an und plünderten an der Nordküste Kleinasiens. Ebenfalls 267 fielen die Heruler mit Schiffen über das Marmarameer in die Ägäis und schließlich nach Griechenland ein. Es gelang ihnen, eine ganze Reihe von Städten zu erobern und zu plündern, darunter unter anderem Byzantion, Argos und Athen. Bei ihrem Rückmarsch aus Attika wurden sie von einer örtlichen Miliztruppe besiegt und zogen schließlich ab. Während dieser Kämpfe zeichnete sich der Geschichtsschreiber Dexippos aus.[39] Ein Fragment aus den Skythika des Dexippos, das auf dieses Ereignis bezogen ist, ist erhalten geblieben. Es stellt eines der wenigen zeitgenössischen Zeugnisse dieser Zeit dar und verdient auch inhaltlich einige Beachtung; unter anderem wird hier ein recht starker griechischer Lokalpatriotismus und eine Rückbesinnung auf die griechische Geschichte greifbar:[40]
- „...und durch Standhaftigkeit werden Kriege eher entschieden als durch nummerische Stärke. Wir aber haben keine verächtliche Streitmacht: Zweitausend von uns haben sich insgesamt zusammengefunden und unser Standort ist stark befestigt. Von ihm müssen wir hervorbrechen und unsere Feinde schädigen, indem wir kleine Gruppen angreifen und Hinterhalte legen, wenn sie vorüberziehen. [...] Der Tod sucht nämlich alle Menschen heim, das Leben aber im Kampf um das Vaterland zu lassen, bringt die größte Auszeichnung ein: ewigen Ruhm.“ [...] Solches nun sprach er. Die Athener aber schöpften aus den Worten viel Kraft [...] und forderten daraufhin, in den Krieg geführt zu werden.
Gallienus, der einen Feldzug gegen Postumus geplant und sich deshalb in Italien aufgehalten hatte, zog, sobald er Nachricht von dem Einfall der Heruler erhalten hatte, Truppen zusammen und besiegte sie im Frühjahr des Jahres 268 am Fluss Nestus auf dem Balkan.
Neben der militärischen Problemen, ergaben sich auch eine ganze Reihe von Strukturproblemen. Der rasche Wechsel der Herrscher verhinderte, dass es zu einer kontinuierlichen Reichspolitik kommen konnte, zudem hingen die Soldatenkaiser offenbar so weitgehend von der Gunst ihrer Truppen ab, dass sie diese nicht mehr disziplinieren konnten. Nicht wenige der späteren Soldatenkaiser (seit 268) stammten aus dem Illyricum, welches vor allem als Rekrutierungsgebiet von großer Bedeutung war, und kamen aus einfachsten Verhältnissen. Auch wandelten sich seit etwa 260 die Strukturen in der kaiserlichen Administration, dem Heer und der Provinzialverwaltung, wie es auch teils zu einem wirtschaftlichen Verfall kam: Bereits gegen Kaiser Gordian III. kam es in den Randgebieten des Imperiums (wie in Africa) zu Aufständen, während sich in Senat und Armee eine gegenseitige Abneigung breit machte und die Ritter die Senatoren in der Verwaltung immer mehr verdrängten. Dennoch brach das Reich nicht dauerhaft auseinander, was man als Beweis dafür anführen kann, dass das Grundgerüst von Verwaltung und Herrschaftspraxis trotz allem im Wesentlichen intakt blieb. Die Wirtschaft des Reiches stand dennoch wenigstens zeit- und gebietsweise am Rande des Zusammenbruchs: Es kam zu einer starken Geldentwertung, da die Ressourcen zur Finanzierung des Heeres und der Verwaltung kaum noch ausreichten. Seit etwa 270 begann dann die Inflation zu eskalieren. Zur Lösung dieser Schwierigkeiten nahm etwa Gallienus offenbar eine Verwaltungsreform in Angriff, die in gewisser Weise an die spätrömische Verwaltung unter Diokletian und Konstantin erinnert. Um 260 schuf Gallienus auch eine berittene Eingreifreserve, die wohl das Vorbild für das spätrömische Bewegungsheer darstellte. Doch wurde Gallienus, der unter anderem den Senatoren den Militärdienst untersagte und sehr an griechischer Bildung interessiert war, bereits 268 ermordet, ohne sich jemals reichsweit als Kaiser durchgesetzt zu haben: 267 (oder erst 268) hatte sich Aureolus, ein General des Gallienus, in Oberitalien gegen den Kaiser erhoben; während der Belagerung Mailands fiel Gallienus dann einem Mordkomplott zum Opfer.[41]
Die Bilanz der Regierungszeit des Gallienus, dem am längsten regierenden Soldatenkaiser, fällt durchaus gemischt aus, was auch durch die antiken Quellen reflektiert wird: In der lateinischen Überlieferung wird Gallienus negativ, in der griechischen hingegen eher positiv bewertet. Tatsächlich gelangen ihm, trotz der schwierigen Lage, auch einige militärische Erfolge und einige wichtige innere Reformen. Dennoch erlebte das Reich unter seiner Herrschaft die vollen Auswirkungen der Reichskrise, die freilich vor allem auf Faktoren wie Invasionen und Usurpationen zurückzuführen ist, die vom Kaiser nicht beeinflusst werden konnten.
Claudius Gothicus: Erste Ansätze der Stabilisierung
Claudius Gothicus, der Nachfolger des Gallienus, sah sich wie dieser mit den ungelösten Problemen an den Grenzen konfrontiert.[42] Dennoch muss seine Regierungszeit und die seines Nachfolgers Aurelian, die beide zu den sogenannten „illyrischen Kaisern“ gezählt werden, als ein gewisser Wendepunkt der Soldatenkaiserzeit angesehen werden: War das Reich vorher fast ausschließlich in der Defensive, gelang es nun, die Gefahr durch die Germanen einzudämmen und, in der Zeit Aurelians, die verlorenen Gebiete im Osten und Westen zurückzugewinnen. Dabei sah es anfangs nicht danach aus, als ob sich die Lage für das Imperium bessern würde, denn noch 268 stießen die Alamannen über die Donau vor, offenbar in der Absicht, in Italien einzufallen; Claudius gelang es jedoch, die Invasoren am Gardasee zu besiegen. Im Frühjahr 269 unternahmen dann die „Skythai“ (worunter hier konkret Goten, Heruler und andere Gruppen zu verstehen sind) eine großangelegte, seegestützte Offensive.[43] Die Flotte segelte vom Schwarzen Meer in die Ägäis, ein Teil der Truppen landete dann bei Thessalonike, das vergeblich belagert wurde; überhaupt scheint diese Invasion auf erhebliche Gegenwehr gestoßen zu sein, wie es den Angreifern auch nicht gelang, die (inzwischen weitgehend befestigten) Städte einzunehmen, die sie belagerten. Als Claudius den Invasoren entgegentreten wollte, zogen diese ab, wurden dann aber von den Römern im Sommer 269 bei Naissus gestellt. Hier besiegte Claudius, der vor allem seine Reiterei geschickt einsetzte, das feindliche Heer, was ihm den Beinamen Gothicus („Gotensieger“) einbrachte. Die zweite Gruppe der Invasoren wurde im Sommer 270 in mehreren Seegefechten besiegt.
Ansonsten sind aus der Regierungszeit des Claudius nur relativ wenige Ereignisse bekannt. Innenpolitisch förderte er Militärs aus dem Ritterstand und mehrere Illyrer verdankten ihm seinen Aufstieg. Er scheint auch die beiden Sonderreiche, das gallische im Westen sowie Palmyra im Osten, ignoriert zu haben, wohl auch deshalb, weil beide die Grenzverteidigung gegen äußere Feinde gewährleisteten und er nicht durch Offensiven gegen sie Ressourcen verschwenden wollte. Allerdings schloss er Hispanien, das sich nach dem Tod des Postumus wieder der Zentralregierung unterwarf, seinem Herrschaftsbereich an. Ansonsten konzentrierte er sich auf die Verteidigung des Donauraums. Als 270 eine Pest auf dem Balkan ausbrach, erkrankte auch Claudius daran und verstarb bald darauf. Sein Verhältnis zum Senat scheint sehr gut gewesen zu sein, denn dieser ließ ihm umfangreiche Ehrungen zuteil werden; in der senatorischen Geschichtsschreibung wurde er geradezu heroisiert, was auch mit ein Grund für die fiktive Anknüpfung des Kaisers Konstantin dem Großen an Claudius gewesen sein dürfte.[44] Und in der Tat kann man seine kurze Regierungszeit wohl durchaus als eine der positivsten der Soldatenkaiserzeit betrachten.
Die Überwindung der Krise
Es gelang dem bereits oben angesprochenen Aurelian, einem erfahrenen Militär, die Krise zumindest in Teilen zu überwinden, wobei er allerdings auch auf die Vorarbeit durch Kaiser wie Gallienus, der eine zunehmende Professionalisierung der Armee eingeleitet hatte, zurückgreifen konnte. Nachdem er einige schwere Barbareneinfälle nach Italien abwehren und auf dem Balkan Dakien aufgrund dessen exponierter Lage aufgeben musste, beseitigte er nicht nur das palmyrische Reich im Osten, sondern gliederte auch das gallische Sonderreich im Westen wieder dem Reich an und konnte 274 einen glänzenden Triumph in Rom feiern. Im religiösen Bereich bemühte er sich um die Schaffung eines staatlichen Sol-Invictus-Kults, von dem er sich eine innere Stabilisierung versprach, war doch der Trend zum Monotheismus (bzw. Henotheismus) in dieser von Krisen geprägten Zeit immer deutlicher, wobei das Christentum, trotz zeitweisen reichsweiten Verfolgungen, wenigstens im Osten weiter an Boden gewann. Auch die Wirtschaft erholte sich spürbar, zumal das Imperium nun wieder über die West- und Ostprovinzen verfügte.
Auch nach der Ermordung Aurelians 275 wurde dessen eingeschlagener Konsolidierungskurs, der langsam Wirkung zeigte, beibehalten. Dennoch erwies sich der rasche Herrscherwechsel immer noch als problematisch. Auch erfolgreiche Kaiser wie Probus wurden fortwährend in Frage gestellt. Das Heer ernannte auch weiterhin den Kaiser, doch sollte nach dem Tod des Carus 284 mit der Wahl des Gardeoffiziers Diocles eine deutliche Entspannung einsetzen. Der neue Kaiser nannte sich Diokletian und machte sich nach der Niederwerfung von Carus’ Sohn Carinus, der 285 nach einer Schlacht gegen Diokletian offenbar von seinen eigenen Männern getötet wurde, daran, das Reich grundlegend zu reformieren. Ein neues Steuersystem (Capitatio-Iugatio) wurde ebenso eingeführt wie eine Neuordnung des Heeres durchgeführt wurde (Trennung in Comitatenses und Limitanei).
Das von Diokletian erdachte Herrschaftssystem der Tetrarchie sollte zwar keine Zukunft haben, dennoch wurde in seiner Zeit endgültig die Krise des 3. Jahrhunderts, in der es zu einem Wandel in Verwaltung, im religiösen und kulturellen Leben sowie in der Wirtschaft kam, überwunden, wobei er teilweise an die Reformansätze mancher Soldatenkaiser wie Aurelian anknüpfte, was somit auch das spätantike römische Reich prägen sollte.
Quellen
Die Quellenlage für die Zeit der „Reichskrise“ zählt zu den problematischsten im Bereich der Alten Geschichte. Dies ist nicht zuletzt durch das Fehlen einer zusammenhängenden Geschichtsschreibung für diesen Zeitraum begründet.[45] Das Geschichtswerk des Cassius Dio endet bereits im Jahr 229, und das Werk des oft von Cassius Dio abhängigen Herodian, der eine Geschichte des Kaisertums nach Marcus verfasst hat, reicht nur bis 238; es ist zudem inhaltlich nicht selten eher ungenügend. Für die folgenden Jahrzehnte, bis hinein in die diokletianisch-konstantinische Zeit, fehlt es jedoch völlig an zusammenhängenden zeitgenössischen Darstellungen.
Die spätantike Historia Augusta, eine Sammlung lateinischer Kaiserbiographien – die entgegen den darin enthaltenen Angaben nicht von sechs Verfassern um 300, sondern von nur einem anonymen heidnischen Autor wohl um 400 verfasst worden ist –, berichtet zwar ausführlich über die verschiedenen Soldatenkaiser, die meisten Informationen sind aber schlicht Fiktion oder wenigstens eher unglaubwürdig; manche Viten sind sogar vollständig erfunden.[46] Im lateinischsprachigen Bereich sind ansonsten mehrere sogenannte Breviarien erwähnenswert; es handelt sich dabei um kurzgefasste Geschichtswerke, die im 4. Jahrhundert entstanden sind, so die Caesares des Aurelius Victor, das Breviarium des Eutrop, das Werk des Rufius Festus sowie die anonyme Epitome de Caesaribus. Die genannten Breviarien nutzten als wichtige (oder sogar oft als einzige) Quelle eine heute verlorene Kaisergeschichte, die als Enmannsche Kaisergeschichte bezeichnet wird und die wohl relativ ausführlich auf die diversen tyranni (Usurpatoren) einging und insgesamt wohl einigermaßen zuverlässige Informationen enthielt. Andere lateinische Werke, die auf die Zeit der Soldatenkaiser (mehr oder weniger ausführlich) eingingen, sind verloren gegangen, so die betreffenden Passagen im Geschichtswerk des letzten bedeutenden lateinischen Geschichtsschreibers der Antike, Ammianus Marcellinus, der allerdings auch in den erhaltenen Partien seines Werks teils auf das 3. Jahrhundert eingeht, oder die Annales des Virius Nicomachus Flavianus.[47] Aber auch so scheinen ohnehin nur sehr wenige lateinische Geschichtswerke in dieser Zeit verfasst worden zu sein; spätere lateinische Autoren stützten sich wohl auf Senatsberichte und griechischsprachige Werke.
Die griechischsprachige Historiographie florierte (im Gegensatz zur lateinischen) auch in der Zeit der „Reichskrise“. Nikostratos von Trapezunt verfasste ein Werk über die Zeit von 244 bis zur Gefangennahme Valerians durch die Perser. Ephoros der Jüngere beschrieb ausführlich die Herrschaft des Gallienus und ein gewisser Eusebios behandelte in seiner Kaisergeschichte die Zeit bis Carus. Bedauerlicherweise sind von all diesen Werken kaum mehr als die Namen ihrer Verfasser bekannt; nur aus der Geschichte des Eusebios sind zwei Fragmente erhalten geblieben. Nicht viel besser erging es der 1000-Jahr-Geschichte Roms des Asinius Quadratus, von der nur, wie von dessen Parthergeschichte, wenige Zitate bei späteren Autoren erhalten sind. Ein Lichtblick stellen die Fragmente aus den Geschichtswerken des Dexippos dar, der in seiner 12 Bücher umfassenden Chronik die Zeit bis 270 und in seinen Skythika die Kämpfe gegen die Germanen von etwa 238 bis 270/74 in enger Anlehnung an den Stil des Thukydides schilderte.[48] Dexippos, an dessen Chronik Eunapios von Sardes anschloss, wird oft als der bedeutendste Historiker seiner Zeit bezeichnet, was auch aufgrund der Quellenlage sicherlich zutreffend ist.[49] Doch darf dies nicht den Blick darauf versperren, wie schlecht sich die Quellenüberlieferung für den behandelten Zeitraum darstellt: Nicht die literarische Produktion brach (wenigsten im griechischsprachigen Osten des Reiches) ein, sondern vielmehr ging diese in der Folgezeit verloren.
Spätere Geschichtsschreiber konnten sich aber auf diese Werke stützen, so unter anderem Zosimos (um 500) oder verschiedene byzantinische Autoren; zu nennen sind hier u.a. der sogenannte Anonymus post Dionem (wohl identisch mit den verlorenen Historien des Petros Patrikios, siehe auch Leoquelle), Georgios Synkellos und Johannes Zonaras. Von Bedeutung sind auch Lactantius und Eusebius von Caesarea, der „Vater der Kirchengeschichtsschreibung“, sowie Jordanes, der sich in seiner Gotengeschichte auf heute verlorene Quellen stützen konnte, wenngleich er nicht immer zuverlässig ist. Zahlreiche weitere Werke (in lateinischer und griechischer, aber auch syrischer, arabischer, armenischer oder persischer Sprache) enthalten Informationen, die für die Rekonstruktion von Ereignisse in der Zeit der „Reichskrise“ von Bedeutung sind. Doch können sie den Verlust einer durchgängigen Historiographie für das 3. Jahrhundert nicht kompensieren.
Aus diesem Grund kommt gerade den nicht-literarischen Quellen eine erhebliche Bedeutung für die Zeit der Soldatenkaiser zu, seien es numismatische (vor allem in Bezug auf manche Kaiser, deren Existenz ansonsten zweifelhaft ist), papyrologische, inschriftliche (wie am Augsburger Siegesaltar) oder archäologische Befunde. Allerdings sind auch diese Quellen oft nicht leicht zu deuten bzw. in den Kontext der Reichsgeschichte des 3. Jahrhunderts zu bringen.[50]
Forschungsstand
Problematisch ist, neben der allgemeinen Bewertung der Epoche, schon ihre Abgrenzung. Mehrere Althistoriker waren, in Bezugnahme auf das bekannte Verdikt des Geschichtsschreibers Cassius Dio,[51] der Ansicht, dass man die Epoche der Soldatenkaiser mit Septimius Severus beginnen lassen sollte, wobei dann zwischen der Zeit der Soldatenkaiser und der Zeit der eigentlichen „Reichskrise“ mehr oder weniger unterschieden wurde. Heute geht man jedoch allgemein davon aus, die Zeit der Soldatenkaiser bzw. der Reichskrise (hier nur als Epochenbezeichnung gebraucht) mit dem Jahr 238 beginnen und mit dem Herrschaftsantritt Diokletians (284/85) enden zu lassen.[52]
Auch wenn die Zeit der „Reichskrise“ schon in klassischen Darstellungen wie Histoire des empereurs et autres princes qui ont régné pendant les six premiers siècles de l'Eglise von Louis-Sébastien Le Nain de Tillemont im späten 17. Jahrhundert oder in History of the Decline and Fall of the Roman Empire von Edward Gibbon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert behandelt wurde (wobei Gibbon sich oft auf die Materialgrundlage Tillemonts gestützt hat), so kann von einer wissenschaftlichen Erforschung dieser Zeit im eigentlichen Sinne erst ab dem 19. Jahrhundert gesprochen werden.[53] Aber schon Gibbon betrachtete die Zeit seit Septimius Severus als eine Militärherrschaft, wobei er sich auf Cassius Dios Beurteilung stützte. Die Zeit von 248 bis 268, in der die Einfälle in das Imperium stetig zunahmen und die Römer mehrere Niederlagen zu erleiden hatte, nennt er denn „twenty years of shame and misfortune“.[54] Jacob Burckhardt widmete sich in seinem Klassiker Die Zeit Constantins des Großen (1853) auch den Soldatenkaisern. Burckhardt benutzte zur Charakterisierung dieser Zeit nun Termini wie „Soldatenkaisertum“ und „Krise“; wie Gibbon betrachtete er aber die „illyrischen Kaiser“ als Retter des Imperiums. Der weitgehend negativen Charakterisierung dieser Zeit folgten auch die diversen Kaisergeschichten des späten 19./frühen 20. Jahrhunderts.[55]
Große Bedeutung auf die Forschungsarbeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten dann vor allem drei Gelehrte: Michael Rostovtzeff, Andreas Alföldi und Franz Altheim.[56] So unterschiedlich ihre jeweilige Persönlichkeit war (Rostovtzeff war stark geprägt von den Folgen der russischen Revolution 1917; Alföldi von der Zeit des K.u.k. Monarchie; Altheim, ein eigentlich origineller Denker, driftete bald in die national-sozialistische Ideologie ab), so unterschiedlich war auch ihr jeweiliger Forschungsansatz. Rostovtzeff, der die Zeit ab 235 als „Militäranarchie“ charakterisierte (eine in der französischen Forschung heute noch recht geläufige Bezeichnung), ging von einer ökonomisch-sozialen Betrachtung aus und glaubte, einen Antagonismus zwischen der damaligen Stadt- und Landbevölkerung ausmachen zu können. Alföldi veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur Zeit der Reichskrise, unter anderem fertigte er zwei maßgebliche Beiträge im 12. Band der alten Cambridge Ancient History an (welcher seinerzeit einen Meilenstein für die Forschung darstellte und auch heute noch nützlich ist). Alföldi war der Meinung, dass die inneren und äußeren Krisensymptome sich im 3. Jahrhundert zuspitzten und sich niemand fand, der den römischen Staat dagegen schützen konnte. Auch Alföldi sah die illyrischen Kaiser als die Retter des Reiches an, die die notwendigen Reformen in Angriff nahmen. Altheim widmete sich ebenfalls in mehreren Arbeiten den Soldatenkaisern, wobei er den Begriff auch weiten Teilen der Öffentlichkeit geläufiger machte und als Beginn der Epoche das Jahr 193 ansah. In seinem Buch Die Soldatenkaiser (1939), welches durch Gelder des SS-nahen Forschungsanstalt „Das Ahnenerbe“ finanziert wurde, stellte Altheim die These von dem Gegensatz der Regionen in der Zeit der Soldatenkaiser auf. So habe angeblich ein illyrisch-germanischer Gegensatz im Heer bestanden, zudem habe der Reichsgedanke immer mehr Anhänger verloren, bis er in der Zeit des Gallienus wieder stärker zum tragen kam. Sehr problematisch war unter anderem Altheims „rassenkundlicher Ansatz“, wobei er etwa versuchte, das „Germanentum“ des Maximinus Thrax nachzuweisen – und dafür unter anderem von Wilhelm Enßlin kritisiert wurde, der, selbst in Deutschland während der NS-Zeit lebend, danach fragte, welche Rolle dies überhaupt spiele. Altheim, dessen Betrachtungen wie die von Rostovtzeff stark zeitgebunden waren, deutete die Zeit der Soldatenkaiser (der Begriff „Reichskrise“ spielte erst in den späteren Auflagen seines Werks, die teils umgearbeitet waren, eine Rolle) als den Endpunkt einer langen Zeit der schleichenden Krise, die Rom befallen habe. Trotz vieler problematischer und nicht haltbarer Wertungen, war es durchaus ein Verdienst Altheims, stärker die Randgebiete des Imperiums zu betrachten und diese in die Darstellung einzubeziehen.
Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brach die Beschäftigung mit der Zeit der Reichskrise nicht ab.[57] Neben Handbuchdarstellungen sei vor allem auf die Arbeiten von Géza Alföldy (der die Ansicht vertritt, dass bei Zeitgenossen ein Krisenbewusstsein greifbar sei, etwa im Werk Herodians), David S. Potter (der eine zeitweilige Krise zwar nicht leugnet, aber der Meinung ist, die breiten Schichten der Bevölkerung seien davon eher weniger betroffen gewesen; zudem weisen viele Reformen der Soldatenkaiser bereits auf die diokletianisch-konstantinische Zeit hin), Klaus-Peter Johne (der zwischen einer militärischen und einer längerfristigen Krise unterschied), Karl Strobel und Christian Witschel hingewiesen. Vor allem Strobel und Witschel kritisierten das traditionelle Krisenmodell, das nicht tauglich sei, um die Entwicklungen im 3. Jahrhundert zu charakterisieren. Eine allumfassende Krise, gar eine „Weltkrise“ (wie eingängig von Alföldi formuliert) habe es nicht gegeben. Mehrere Regionen des Imperiums florierten während des 3. Jahrhunderts und sind auch von den militärischen Bedrohungen dieser Zeit nicht tangiert worden. Witschel, der mehrere Krisenmodelle entwarf, vertrat den Standpunkt, dass es zwar lokal und zeitlich begrenzte Krisen gegeben habe, die aber durch Reformen im Reich überwunden worden und letztlich nur ein Abschnitt einer langfristigen Transformation gewesen seien. Auch Strobel ging von einem Strukturwandel im 3. Jahrhundert aus, bestritt aber die Existenz eines "Krisenbewusstseins" zur damaligen Zeit, da die Menschen die vielen einzelnen Probleme und regionalen Katastrophen (im Unterschied zu späteren Forschern) gar nicht zu einem Gesamtbild zusammengefügt hätten. Allerdings vertreten nach wie vor mehrere Forscher (unter anderem Lukas de Blois) einen anderen Ansatz, nämlich den einer umfassenderen Krise, die allerdings erst um 250 voll ausgebrochen sei.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Zeit der Soldatenkaiser traditionell meistens negativ gedeutet wurde und in Zusammenhang mit einer Reichskrise gestellt wurde. Manche Gelehrten gaben Zerfallserscheinungen im Inneren die Hauptschuld, die durch die äußere Bedrohungen nur verschärft wurden (Gibbon, Rostovtzeff), während andere die äußere Bedrohung als ausschlaggebend ansahen (Altheim). In der modernen Forschung ist seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch der Trend erkennbar, wesentlich differenzierter zu urteilen und die Zeit der Soldatenkaiser eher als eine Zeit im Wandel zu verstehen. Tatsächlich sind in der modernen Forschung sowohl die Gegner als auch die Befürworter des Krisenbegriffs nicht so weit voneinander entfernt, wie es zunächst den Anschein haben mag. Vertreter beider Seiten bestreiten nicht, dass es Regionen gab, die während der Zeit der Reichskrise prosperierten, und beide Seiten bestreiten auch nicht, dass das Imperium (wenigstens zeitweise) mit ernsthaften Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Der Unterschied ist letztendlich die Akzentuierung des eigenen Standpunktes.[58]
Literatur
- Andreas Alföldi: Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus. Darmstadt 1967.
(Sammlung diverser Aufsätze Alföldis; noch heute sehr nützlich.) - Bruno Bleckmann: Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras. München 1992.
(Detaillierte Quellenforschung zu den byzantinischen Autoren der Reichskrise.) - Alan Bowman, Averil Cameron, Peter Garnsey (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. 2. überarb. Aufl., Bd. 12 (The Crisis of Empire, AD 193–337). Cambridge 2005.
(Neueres Überblickswerk, wenngleich bzgl. der politischen Geschichte sehr knapp und in Teilen bereits überholt.) - Henning Börm: Die Herrschaft des Kaisers Maximinus Thrax und das Sechskaiserjahr 238. Der Beginn der "Reichskrise"? In: Gymnasium 115, 2008, S. 69-86.
- Stephanie Brecht: Die römische Reichskrise von ihrem Ausbruch bis zu ihrem Höhepunkt in der Darstellung byzantinischer Autoren. Rahden/Westf. 1999.
(Beinhaltet übersetzte Quellenauszüge.) - Michel Christol: L'empire romain du IIIe siècle. Histoire politique (de 192, mort de Commode, à 325, concile de Nicée). 2. Aufl., Paris 1998.
- John F. Drinkwater: The Gallic Empire. Separatism and Continuity in the North-Western Provinces of the Roman Empire A.D. 260–274. Stuttgart 1987 (Historia Einzelschriften 52).
- Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001 (Oriens et Occidens 2).
- Olivier Hekster: Rome and its Empire, AD 193–284. Edinburgh 2008.
(Knappe, informative Darstellung mit ausgewählten Quellenauszügen in englischer Übersetzung.) - Olivier Hekster, Gerda de Kleijn, Danielle Slootjes (Hrsg.): Crises and the Roman Empire. Proceedings of the seventh workshop of the International Network Impact of Empire (Nijmegen, June 20–24, 2006). Brill, Leiden u.a. 2007.
- Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006.
(Nützliche Aufsatzsammlung zu unterschiedlichen Themenbereichen der Reichskrise.) - Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. 2 Bde. Berlin 2008.
(Ehrgeiziges Projekt, das den aktuellen Forschungsstand durch die Beiträge zahlreicher Experten darzustellen versucht. Es stellt das derzeit grundlegende Handbuch für die Zeit der Soldatenkaiser dar.) - Fergus Millar: P. Herennius Dexippus. The Greek World and the Third Century Invasions. In: Journal of Roman Studies 59, 1969, S. 12–29.
(Wichtiger Artikel zur Geschichtsschreibung des 3. Jahrhunderts.) - David S. Potter: The Roman Empire at Bay. AD 180–395. London u.a. 2004, ISBN 0-415-10058-5.
(Sehr gute Gesamtdarstellung, wobei auch die soziokulturellen Aspekte beleuchtet werden.) - David S. Potter: Prophecy and History in the Crisis of the Roman Empire. A Historical Commentary on the Thirteenth Sibylline Oracle. Oxford 1990, ISBN 0-19-814483-0.
- Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2004 (Geschichte kompakt), ISBN 3-534-17477-1.
(Knappe und informative Einführung. Gerade, aber nicht nur für Laien zu empfehlen; allerdings in einigen Punkten umstritten und nicht unproblematisch.) - Karl Strobel: Das Imperium Romanum im 3. Jahrhundert. Modell einer historischen Krise?. Stuttgart 1993 (Historia Einzelschriften 75), ISBN 3-515-05662-9.
(Wichtige Darstellung, in der gegen die Betrachtung einer allumfassenden Krisenzeit im 3. Jahrhundert argumentiert wird.) - Gerold Walser, Thomas Pekary: Die Krise des römischen Reiches. Bericht über die Forschungen zur Geschichte des 3. Jahrhunderts (193–284 n. Chr.) von 1939 bis 1959. Berlin 1962.
- Christian Witschel: Krise-Rezession-Stagnation? Der Westen des römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. Frankfurt/Main 1999.
(Sehr faktenreiche Untersuchung zu den Veränderungen des dritten Jahrhunderts, die besonders die „Krisenproblematik“ beleuchtet und überzeugend darlegt, dass erst um 600 der entscheidende Umbruch stattgefunden habe, während die Unterschiede zwischen Prinzipat und Spätantike in vielen Punkten überschätzt würden.)
Anmerkungen
Im Literaturverzeichnis angegebe Literatur wird abgekürzt aufgeführt, alle anderen Darstellungen werden vollständig zitiert.
- ↑ Guter Überblick über die Zeit ab Commodus bei Potter, Roman Empire at Bay, S. 85ff.
- ↑ Zu Maximinus siehe den Überblick bei Ulrich Huttner: Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 161ff. (mit weiterer Literatur). Allgemein zur Ereignisgeschichte der Soldatenkaiserzeit vgl. daneben auch John Drinkwater: Maximinus to Diocletian, in: Bowman u.a., The Cambridge Ancient History, 2. Aufl., Bd. 12, S. 28ff.; Potter, Roman Empire at Bay, S. 167ff. Zu den ersten Soldatenkaisern ist, trotz des Alters und des teils überholten Forschungsstands, auch noch immer die Darstellung in der 1. Aufl. der Cambridge Ancient History lesenswert: Wilhelm Enßlin: The Senate and the Army. In: The Cambridge Ancient History. Vol. XII: The Imperial Crisis and Recovery A. D. 193–324. Hrsg. von S. A. Cook, F. E. Adcock u.a. Cambridge 1939, S. 72ff. Hingewiesen sei auch auf die diversen allgemeinen Darstellungen zur Kaiserzeit, in denen die Soldatenkaiser Beachtung finden, unter anderem: Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 4. Aufl. München 2002, S. 634ff.; Michael Sommer: Römische Geschichte II. Rom und sein Imperium in der Kaiserzeit. Stuttgart 2009, S. 261ff.
- ↑ Vgl. Jan Burian: Maximinus Thrax. Sein Bild bei Herodian und in der Historia Augusta. In: Philologus 132 (1988), S. 230–244.
- ↑ Herodian, Kaisergeschichte 7,1. Vgl. dagegen Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 161.
- ↑ Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 166f.
- ↑ Siehe Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 173ff.
- ↑ Vgl. dazu Andreas Goltz: Die Völker an der nordwestlichen Reichsgrenze, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 427ff. sowie Andreas Goltz: Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 449ff. Allgemein siehe auch Walter Pohl: Die Germanen. München 2004.
- ↑ Allgemein dazu siehe Herwig Wolfram: Die Goten. 4. Aufl., München 2001, S. 53ff. Zu den folgenden Kämpfen gegen die Germanen vgl. auch Andreas Alföldi: The Invasions of Peoples from the Rhine to the Black Sea. In: The Cambridge Ancient History. Vol. XII: The Imperial Crisis and Recovery A. D. 193–324. Hrsg. von S. A. Cook, F. E. Adcock u.a. Cambridge 1939, S. 138ff. (klassische, wenngleich teils überholte Darstellung); Andreas Goltz: Die Völker an der mittleren und nordöstlichen Reichsgrenze, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, besonders S. 456ff. (mit neuerer Literatur).
- ↑ Zur diesbezüglichen klassizistischen Geschichtsschreibung siehe auch Millar, P. Herennius Dexippus; Potter, Roman Empire at Bay, S. 241ff.
- ↑ Dexippos, Skythika, Fragment 20 (= Historia Augusta, Maximus et Balbinus 16,3).
- ↑ Einführend siehe Josef Wiesehöfer: Das Reich der Sāsāniden, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 531ff. Daneben ist bzgl. des Sāsānidenreichs unter anderem heranzuziehen: James Howard-Johnston: East Rome, Sasanian Persia and the End of Antiquity: Historiographical and Historical Studies (Collected Studies). Aldershot 2006; Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990; Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Aktual. Aufl. Düsseldorf 2005.
- ↑ Siehe dazu Erich Kettenhofen: Die Eroberung von Nisibis und Karrhai durch die Sāsāniden in der Zeit Kaiser Maximins, 235/236 n. Chr. In: Iranica Antiqua 30 (1995), S. 159–177. Zu den frühen Kampfhandlungen zwischen Rom und Persien vgl. auch Peter M. Edwell: Between Rome and Persia. The Middle Euphrates, Mesopotamia, and Palmyra under Roman Control. London u.a. 2008, S. 149ff.; Erich Kettenhofen: Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. Nach der Inschrift Sāhpuhrs I. an der Ka’be-ye Zartošt (ŠKZ). Wiesbaden 1982; Potter, Roman Empire at Bay, S. 217ff. Übersetzte Quellenausschnitte finden sich in: Michael H. Dodgeon, Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). London-New York 1991.
- ↑ Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 179ff.
- ↑ Dazu siehe Josef Wiesehöfer: Die Anfänge sassanidischer Westpolitik und der Untergang Hatras. In: Klio 64 (1982), S. 437-447.
- ↑ Siehe Cassius Dio 80,4 sowie Herodian 6,2.
- ↑ Siehe dazu Erich Kettenhofen: Die Einforderung des Achämenidenerbes durch Ardašir: eine interpretatio romana. In: Orientalia Lovaniensia Periodica 15 (1984), S. 177–190.
- ↑ In mehreren Quellen wird behauptet, Philippus Arabs habe Gordian ermordet, was aber aufgrund anderer Quellenzeugnisse wenigstens zweifelhaft ist. Vgl. allgemein David MacDonald: The death of Gordian III – another tradition. In: Historia 30 (1981), S. 502–508; Potter, Roman Empire at Bay, S. 232ff. Letztlich ist eine eindeutige Antwort aber nicht möglich.
- ↑ Allgemein zu seiner Regierungszeit siehe Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats. Berlin u.a. 2002. Vgl. auch Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 188ff.; Potter, Roman Empire at Bay, S. 236ff.
- ↑ Zosimos 1,23. Zosimos nennt die Goten, in Anlehnung an seine (vermutliche) Quelle Dexippos, ebenfalls „Skythen“. Über die Motive der Invasoren ist sich die moderne Forschung uneinig, doch spielte wohl vor allem Beutelust eine Rolle, siehe Körner, Philippus Arabs, S. 135, Anmerkung 63.
- ↑ Der Zeitgenosse Dexippos gibt als Grund einen erfolgreichen Ausfall der römischen Truppen an (Skythika, Fragment 25). Der 300 Jahre später schreibende Jordanes, der sich auf die verlorene Gotengeschichte des Cassiodor stützte, gibt hingegen an, die Goten seien durch Geldzahlungen zum Abzug veranlasst worden (Getica 16, 89ff.).
- ↑ Zu seiner Regierungszeit siehe Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 201ff. Vgl. zur folgenden Zeit auch Andreas Alföldi: The Crisis of Empire. In: The Cambridge Ancient History. Vol. XII: The Imperial Crisis and Recovery A. D. 193–324. Hrsg. von S. A. Cook, F. E. Adcock u.a. Cambridge 1939, S. 165ff.; Potter, The Roman Empire at Bay, 241ff.
- ↑ Zur Regierungszeit Valerians sowie seines Sohnes Gallienus siehe Andreas Goltz/Udo Hartmann: Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 223–295.
- ↑ Das Datum der (ersten) Eroberung Antiochias ist, wie auch mehrere andere Punkte der Chronologie dieser Zeit, umstritten, meistens wird jedoch 253 angenommen. Im Folgenden wurde in der Regel der Argumentation im Handbuch von Johne gefolgt.
- ↑ Zur persischen Offensive von 253 vgl. Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 218–221.
- ↑ Vgl. zusammenfassend Potter, Roman Empire at Bay, S. 251ff.
- ↑ Zur Christenverfolgung siehe (mit Quellenbelegen und weiterer Literatur) Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 240–242 sowie S. 256f.
- ↑ Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 244–246.
- ↑ Zosimos 1,34ff. Die Datierung ist umstritten, möglicherweise fanden diese Raubzüge auch erst 259 statt, vgl. dazu Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 247, Anmerkung 135.
- ↑ SKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Berlin 2001, S. 98 (um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet). Diese Darstellung, die freilich auch einen nicht geringen Propagandawert hatte, wirft ein Detailproblem auf, denn diese Version wird zwar auch von einigen westlichen Quellen wie etwa von Eutropius (9,7) und späteren Historikern wie dem Byzantiner Zonaras (12,23) bestätigt. In anderen Quellen (z.B. Zosimos 1,36,2) ist jedoch die Version überliefert, wonach Valerian Schapur um Verhandlungen gebeten habe, während der die Perser den Kaiser gefangen genommen hätten. Vgl. auch Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 250f.
- ↑ Siehe allgemein Andreas Luther: Roms mesopotamische Provinzen nach der Gefangennahme Valerians (260). In: Josef Wiesehöfer, Philip Huyse (Hrsg.): Eran ud Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt. Stuttgart 2006, 203–219.
- ↑ Zur Alleinherrschaft des Gallienus: Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 255ff.
- ↑ Petros Patrikios, Fragment 10.
- ↑ Siehe dazu auch David Potter: Palmyra and Rome: Odaenathus' Titulature and the Use of the Imperium Maius. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 113 (1996), S. 271–285. Dagegen versuchte Swain herauszuarbeiten, dass Odaenathus eben keine offizielles römisches Amt verliehen bekam, siehe Simon Swain: Greek into Palmyrene: Odaenathus as 'Corrector totius Orientis'?. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 99 (1993), S. 157–164.
- ↑ So der Anonymus post Dionem, Fragment 7. Vgl. allgemein Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, S. 218ff.
- ↑ Grundlegend dazu: Hartmann, Das palmyrenische Teilreich; siehe auch Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 343ff.
- ↑ Vgl. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, S. 306f.
- ↑ Vgl. dazu Drinkwater, The Gallic Empire; siehe auch Andreas Luther, Das gallische Sonderreich, in, Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 325ff. Umstritten ist in der Forschung bzgl. des Imperium Galliarum vor allem die Frage, ob man diese Ereignisse als gewöhnliche Usurpation oder aber als Versuch einer bewussten Separation bewerten soll.
- ↑ Dazu vor allem Erich Kettenhofen: Die Einfälle der Heruler ins Römische Reich im 3. Jh. n.Chr. In: Klio 74 (1992), S. 291–313. Vgl. auch Millar, P. Herennius Dexippus, S. 26ff.
- ↑ Wenngleich seine Teilnahme an den Kämpfen in der modernen Forschung teils bestritten wird, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass Dexippos der Redner der folgenden, sogenannten Feldherrnrede ist. Siehe Gunther Martin: Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien. Tübingen 2006, S. 37ff.
- ↑ Dexippos, Skythika, Fragment 28a (nach Felix Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, Nr. 100) bzw. Fragment 25 (Martin, Dexipp von Athen). Die folgende Übersetzung ist Martin, Dexipp von Athen (S. 118, 121, 123; hier jeweils mit starken Kürzungen) entnommen; vgl. auch die diesbezüglichen Ausführungen Martins ebd., S. 185ff.
- ↑ Zu den Hintergründen der Ermordung des Gallienus siehe Goltz/Hartmann, Valerianus und Gallienus, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 289ff. Vgl. dazu auch die ausführliche Analyse von Hartmann: Udo Hartmann, Der Mord an Kaiser Gallienus, in: Johne (Hrsg.), Deleto paene imperio Romano, S. 81ff.
- ↑ Zu Claudius II.: Udo Hartmann, Claudius Gothicus und Aurelian, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 297ff.
- ↑ Dieser Zug muss eindeutig von dem oben erwähnten Einfall der Heruler 267/68 unterschieden werden, was in der Vergangenheit oft nicht erfolgte; vgl. dazu Erich Kettenhofen: Die Einfälle der Heruler ins Römische Reich im 3. Jh. n.Chr. In: Klio 74 (1992), S. 291–313, bes. S. 305ff.
- ↑ Siehe auch Adolf Lippold: Kaiser Claudius II. (Gothicus), Vorfahr Konstantins d. Gr., und der römische Senat. In: Klio 74 (1992), S. 380–394. Allerdings ist Lippolds Versuch einer Datierung der Historia Augusta in konstantinischer Zeit, was der communis opinio fundamental widerspricht, abzulehnen.
- ↑ Die sehr schwierige Quellenlage ist nun am besten zugänglich durch den Überblick im grundlegenden Handbuch von Johne (Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 15ff.). Speziell zur Geschichtsschreibung siehe Udo Hartmann, Die Geschichtsschreibung, in: Johne, Soldatenkaiser. S. 893ff.
- ↑ Zur Historia Augusta, einer der umstrittensten Quellen der Antike, siehe einführend mit weiterer Literatur: Klaus-Peter Johne: Die Historia Augusta, in: Johne, Soldatenkaiser, S. 45ff.
- ↑ Obwohl es unklar ist, ob Flavianus die Republik oder die Kaiserzeit behandelt hat, da nichts von dem Werk erhalten ist, spricht doch mehr für letztere Annahme, vgl. nur Bruno Bleckmann: Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus. In: Historia 44 (1995), S. 83–99; Udo Hartmann: Die literarischen Quellen, in: Johne, Soldatenkaiser, speziell S. 36–38; Jörg A. Schlumberger: Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunderts n. Chr. München 1974, passim.
- ↑ Grundlegend zu Dexippos sowie zur Geschichtsschreibung seiner Zeit ist Millar, P. Herennius Dexippus. Siehe nun auch Gunther Martin: Dexipp von Athen. Tübingen 2006 (Edition, Übersetzung und begleitende Untersuchungen).
- ↑ Millar, P. Herennius Dexippus, besonders S. 21ff.; vgl. aber die negative Beurteilung durch Potter, Roman Empire at Bay, S. 233f.
- ↑ Überblick bei Johne, Soldatenkaiser.
- ↑ Dio behauptete, dass mit dem Tod Mark Aurels ein goldenes Zeitalter geendet habe und eine Epoche von Eisen und Rost begonnen habe: Cassius Dio 72,36,4.
- ↑ Zur Problematik der Abgrenzung vgl. vor allem Matthäus Heil: „Soldatenkaiser“ als Epochenbegriff, in: Johne (Hrsg.), Deleto paene imperio Romano, S. 411ff.
- ↑ Zu den folgenden Ausführungen siehe vor allem Thomas Gerhardt: Forschung, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 125ff.
- ↑ Gibbon, Decline and Fall, Kapitel 10.
- ↑ Überblick bei Gerhardt, Forschung, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 130f.
- ↑ Zu diesem Themenkomplex siehe Gerhardt, Forschung, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 132ff., mit Belegen.
- ↑ Siehe Gerhardt, Forschung, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 144ff.
- ↑ So treffend bemerkt von Gerhardt, Forschung, in: Johne u.a., Soldatenkaiser, S. 157.