Shunga

japanische Gemälde, Drucke und Bilder, die sexuelle Handlungen darstellen
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Shunga (jap. 春画, Frühlingsbilder - Frühling als Metapher für Sex) ist der japanische Begriff für Gemälde, Drucke und Bilder jeder Art, die in expliziter Weise sexuelle Handlungen darstellen. Der Begriff Shunga als Bezeichnung für die bildhaften sexuellen Darstellungen wurde während der Meiji-Zeit eingeführt. Parallel dazu kam der Begriff shunbon (春本, Frühlingsbücher) für Bücher sexuellen Inhalts in Gebrauch.

Der Traum der Fischersgattin, Katsushika Hokusai um 1820.

Obwohl Shunga auch als Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche oder Fotos existieren, werden darunter üblicherweise die entsprechenden Druckerzeugnisse (Farb-/Holzschnitte und Bücher) der Edo-Zeit und der Meiji-Zeit verstanden und diese sind alle dem ukiyo-e zuzuordnen. Die während der Edo-Zeit üblichen Bezeichnungen waren makura-e (枕絵, Kopfkissenbilder), warai-e (笑い絵, Bilder zum Lachen) oder schlicht und treffend tsugai-e (番い絵, Kopulationsbilder) bzw. für Bücher entsprechenden Inhalts kōshokubon (好色本, wollüstige Bücher), waraibon (笑い本, Bücher zum Lachen) und enbon (艶本, bezaubernde Bücher). Die Händler und Verleger nannten sie kagami-e (鏡絵, Spiegelbilder) und wa-jirushi (ワ印, gefühlvolle Drucke). Die Bezeichnung higa (秘画, geheime Bilder) wurde möglicherweise nur für Illustrationen sexuellen Inhalts auf den Wänden, den Schiebetüren und den Stellschirmen der für heimliche Rendezvous vorgesehenen Räumlichkeiten verwendet. 1869 wurden warai-e und enbon verboten, jedoch weiterhin produziert und unter dem Namen Shunga verkauft.

Gegen Ende der Meiji-Zeit wurden um 1910 sowohl Herstellung und Vertrieb als auch der Besitz der inzwischen als obszön empfunden Bilder unter Strafandrohung gestellt und dieses Verbot auch von Staats wegen durchgesetzt. Bis 1986 war es in Japan verboten, auch nur den Ansatz eines Schamhaares in diesen Bildern in Büchern oder auf Ausstellungen öffentlich zu zeigen. Erst 1994 kam es zur ersten unzensierten Shunga-Publikation im modernen Japan, aber selbst heute noch unterliegt ihre öffentliche Präsentation gewissen Einschränkungen.

Dem Verbot von 1910 und der daraus folgenden Vernichtung des größten Teils der erhalten Drucke und Bücher ist es wohl zu verdanken, dass Shunga, obwohl zumindest zu hunderttausenden während der Edo- und Meiji-Zeit produziert, heutzutage relativ selten sind und auch in den schlechtesten Varianten teuer gehandelt werden.

Siehe auch: japanischer Farbholzschnitt, Ukiyo-e

Literatur

  • Richard Lane: Images from the floating world, Fribourg, 1978, ISBN 0-88168-889-4
  • Friedrich Schwan: Handbuch Japanischer Holzschnitt, München, 2003, ISBN 3-89129-749-1
  • Charles Grosbois: Shunga - Frühlingsbilder, Genf-Paris-München, 1964
  • Dorith Marhenke, Ekkehard May, Shunga – Erostische Holzschnitte des 17. bis 19. Jahrhunderts, Heidelberg, 1995, ISBN 3-89466-138-0
  • Sumie Jones, Imaging Reading Eros – Sexuality in Edo Culture, Bloomington, 1995
  • Timon Screech, Sex and Floating World, London, 1999
  • Michael Stein, Japans Kurtisanen – Eine Kulturgeschichte der japanischen Meisterinnen der Unterhaltungskunst und Erotik aus zwölf Jahrhunderten, München, 1997, ISBN – 3-89129-314-3


Commons: Shunga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien