Mühlhäuser Kirmes

Größte Stadtkirmes Deutschlands
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Die Stadt Mühlhausen/Thüringen rühmt sich mit der größten Stadtkirmes Deutschlands[1], dem seit 1877 von allen Kirchgemeinden gemeinsam gefeierten Weihfest.

Inneres Frauentor zu Mühlhausen/Thüringen mit Girlanden aus Kirmesfähnchen

Die Mühlhäuser Kirmes beginnt am Freitag der letzten Woche im Monat August und endet am Sonntag der darauffolgenden Woche, wobei das erste Wochenende als die „Große Kirmes“ und das darauffolgende Wochenende als „Kleine Kirmes“ bezeichnet wird.

Übersicht

Die Gesamtleitung obliegt dem Traditionsverein Mühlhäuser Heimatfeste e. V. Diesem gehören die Bürgermeister der jeweiligen Kirmesgemeinden an, mit einem Kirmesoberbürgermeister als Vorstand.

Aktuell bestehen 30 Kirmesgemeinden, die überwiegend auf die zur jeweiligen Stadtkirche gehörenden Viertel zurückzuführen sind. In der Kirmeswoche richtet jede Kirmesgemeinde ein eigenes Kultur- und Veranstaltungsprogramm aus. Kulminationspunkte sind die Kirmeszelte und Festbauden auf den jeweiligen Festplätzen. Festbauden sind feste Häuser, die überwiegend dem Zweck der Kirmesfeierlichkeiten dienen. Beispiele sind die Schaffenbaude der Kirmesgemeinde (KG) "Schaffentorstraße" und die seit 1964 bestehende Baude der KG "Frohsinn" im Arbeitsdank.

Auf dem zentralen Festplatz, dem Blobach, ist traditionell ein Rummel aufgebaut, der von verschiedenen Schaustellern und Bewirtungsbetrieben ausgerichtet wird und an dem am zweiten Kirmes-Samstag ein Abschluss-Feuerwerk stattfindet.

Stadt und Festplätze sind zur Kirmeszeit mit Girlanden geschmückt, die sich aus Fähnchen oder Papierkringeln zusammensetzen. Diese Kirmesketten werden meist von Schulen und Kindergärten zusammengeklebt. Geschmückt werden damit die Kirmesbäume. Das sind meistens Fichten aus dem Mühlhäuser Stadtwald, die zur Kirmes an markanten Plätzen aufgestellt sind. Aber auch jede Kirmesgemeinde hat einen Kirmesbaum auf ihrem Festplatz, um den herum die Kinder Kirmeskreise tanzen können, traditionelle Tänze zur Kirmeszeit. Dazu werden ebenso traditionelle Kirmeslieder gesungen und Kinderspiele veranstaltet, wie beispielsweise der Hahnenschlag, eine Abwandlung des Topfschlagen. Ein mitwachsender Kirmesbaum steht auf dem Festplatz der KG "Frohsinn".

Höhepunkt

 
Mühlhäuser Spielmannszug beim Kirmesumzug 2008

Höhepunkt einer jeden Kirmes ist der Umzug durch die Mühlhäuser Altstadt, der alljährlich zehntausende Zuschauer anlockt. Er ist vergleichbar den Umzügen des rheinisch-westfälischen Karnevals. Verschiedene politische und stadthistorische Themen werden von den Kirmesgemeinden und anderen, am Umzug beteiligten Vereinen auf Umzugswagen oder in Verkleidungen der Marschgruppen dargestellt.

 
Kinder mit Kirmesbaum 1930

Eine wichtige Rolle beim Umzug und den Veranstaltungen der Kirmesgemeinden spielen die uniformierten Spielmannszüge. Sie sorgen mit lautstarken Klängen von Schellenbaum, Trommelpfeifen, Trommeln und Fanfaren am Morgen des Kirmes-Sonntags dafür, dass die Mühlhäuser und ihre Gäste rechtzeitig aufstehen.

Im Rahmen des Umzugs bringen die Spielmannszüge dem Oberbürgermeister der Stadt Mühlhausen ein Ständchen dar.

Kirmes kulinarisch

In einem der zahlreichen Bierzelte kann man in geselliger Runde unter anderem auch in Mühlhausen gebrautes Bier trinken.

Das Speisenangebot ist deftig, bevorzugt werden Schweinshaxe oder Rostbratwurst.

Da die Mühlhäuser Kirmes zur Pflaumenzeit stattfindet, bieten die Bäckereien traditionell Pflaumenkuchen an.

Rahmenprogramm

Begleitend zur Kirmes finden seit neuerer Zeit auch der Altstadtlauf am Kirmes-Samstag und der Handwerkermarkt statt, der von den Mühlhäuser Museen auf dem Kristanplatz abgehalten wird.

Tradition hat auch der Lampion- und Fackelumzug der Kinder in Begleitung der Mühlhäuser Spielmannszüge und des Oberbürgermeisters und des Kirmesbürgermeisters am Abend des Kirmes-Sonntag.

Kirmesgemeinden

  • Aktivistenring I
  • Aktivistenring II
  • Am Kruchenplan
  • Ammerbrücke, seit 1928
  • Arbeiterwohlfahrt, seit 1928
  • Arbeitsdank/Frohsinn, seit 1948
  • Arndtstraße
  • Feldstraße/Sondershäuser Straße, seit 1898
  • Gartenstraße
  • Gemütlichkeit nach Feierabend, seit 1948
  • Gierstraße
  • Kräuterstraße
  • Mittelstraße
  • Mönchgasse
  • Obere Grünstraße, seit 1888
  • Obere Thälmannstraße
  • Petristeinweg/Rimbach
  • Rosenstraße
  • Sachsensiedlung
  • Sankt Jakobi
  • Schaffentorstraße
  • Spielmannszug
  • Untermarkt/Webergasse
  • Vogteier Platz
  • Weg zum Eigenheim
  • Weinbergstraße/Graßhofstraße
  • Wendewehr/Weiße Mäuse
  • Zinkengasse, seit 1883
  • Zöllnersgasse, seit 1883
  • Kirmesbahn

Sagen

Eine in Mühlhausen und Umgebung verbreitete Sage, die oft als Motivwagen bei der Mühlhäuser Kirmes dargestellt wird, berichtet, dass die Stadt von einer hessischen Streitmacht und von Eichsfelder Raubrittern angegriffen werden sollte.

Die Mühlhäuser wollten sich ein zu diesem Zeitpunkt stattfindendes Fest nicht verderben lassen. Deshalb hatten sich die Mühlhäuser Frauen eine List ausgedacht. Sie stellten als Täuschung schwer gerüstete Pflöcke auf die Stadtmauer. Die Hessen nahmen die Stadt von weitem in Augenschein. Als sie diese in scheinbar voller Wehr und gut bemannt vorfanden, entschlossen sie sich, die Stadt nicht anzugreifen und weiter zu ziehen. Seit dem spricht man in Mühlhausen von den „blinden Hessen“ und die Mühlhäuser werden seit diesem Tag auch „Mühlhäuser Pflöcke“ genannt.[2]

Quelle

  1. Werner Herrmann (Hrsg.; 1992): Kleine Thüringen-Bibliothek. Mühlhausen. S. 17
  2. Harald Rockstuhl: Das große Unstrut Sagenbuch, Rockstuhl, 2007. ISBN 3938997818