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Bitola

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Vorlage:Infobox Ort in Mazedonien Bitola (kyrillisch Битола, aromunisch Bitule, griechisch Μοναστήρι/Monastiri, albanisch Manastir/Manastiri, türkisch Manastır) ist mit 95.385 Einwohnern (2002) die drittgrößte Stadt Mazedoniens. Dazu ist es der Verwaltungssitz der gleichnamigen Gemeinde Bitola.

Bitola ist ein wichtiges Handels- und Industriezentrum sowie ein bedeutender Bildungsstandort in Mazedonien. In der osmanischen Ära war die Stadt ein wichtiger Handelsort und ein islamisches Zetrum mit einst 69 Moscheen, die aber seither mehrheitlich zerstört wurden. Nur 6 Moscheen überlebten die Zerstörungen.[1]

Lage

Bitola liegt im Südwesten des Landes auf 615 m ü. A. am Fluss Dragor. 15 km westlich der Stadt befindet sich der Gebirgszug "Baba" mit dem Bergmassiv Pelister (2601 m). Die Mineralwasserquelle Pelisterka wird in Bitola abgefüllt und national verkauft. Das Mineralwasser ist sehr beliebt im Land. 1948 wurde ein 12.500 ha großes Gebiet bei diesem Gebirge zum Nationalpark erklärt.

Nahe bei der Stadt liegt der bedeutende archäologische Fundplatz Heracleia Lyncestis.

Die Entfernung zur nördlich gelegenen Hauptstadt Skopje beträgt 169 Kilometer, nach Ohrid sind es 66 Kilometer.

Bevölkerung

In der Stadt leben neben Mazedoniern (88,7%) auch toskische Albaner (4,4%), Roma (2,7%), Türken (1,7%) und Aromunen (1,3%)[2].

Geschichte

Datei:Bitola.jpg
Bitola (damals Monastir) im 19. Jahrhundert
Religiöse Prozession (1902)

In der Nähe der heutigen Stadt lag die antike Stadt Heracleia Lyncestis (altgriechisch Ηράκλεια Λυγκηστίς), von der in den letzten Jahrzehnten bedeutende Teile ausgegraben worden sind. In römischer Zeit war Heracleia eine wichtige Station an der Via Egnatia und Vorort der Landschaft Lynkestis. Bereits im 4. und 5. Jahrhundert war die Stadt Bischofssitz und seine Metropoliten sind als Teilnehmer an den ökumenischen Konzilien bezeugt. In Folge der Slawischen Landnahme wurde die Region mehrmals geplündert und ausgeraubt.

Um 680 ließ sich der Bulgarenfürst Kuver mit Teilen der Sermesianoi und den von den Awaren 626 verschleppten in Pannonien angesiedelten römischen Gefangenen nach einer erfolglosen Belagerung Thessalonikis (682-684)[3] und einem Vertrag mit dem byzantinischen Kaiser Konstantin IV. Pogonatos[4] im unbesiedelten Gebiet vom Bitola nieder, das zum byzantinischen Thema Thesalonika gehörte[5]. Hier errichtete Kuver 680 ein Khaganat[6], das auch den Namen Bulgarien trug. Die Bezeichnung dieses Reiches als Westbulgarisches Reich ist jedoch umstritten.

Um 814, während der Herrschaft Krums wurde die Region um Bitola Teil des Ersten Bulgarenreichs. Zwischen 1016-1018 war Bitola bulgarische Hauptstadt. Erstmals wurde die Stadt in der Bitola-Inschrift des Zaren Iwan Wladislaw (1015-1018) im 11. Jahrhundert unter den Namen Bitola urkundlich erwähnt. 1018 eroberten die Byzantiner die Region zurück und gliederten sie in der Thema Bulgaria ein.

Im 1395 eroberten die Türken die Stadt, die sie dann zu einem ihrer wichtigsten Verwaltungs- und Handelszentren auf dem Balkan ausbauten. Die osmanische Regierung gründete hier eine Militärakademie, deren berühmtester Schüler Mustafa Kemal Atatürk gewesen ist. Im Laufe des 19. Jahrhunderts richteten die meisten europäischen Großmächte konsularische Vertretungen in Bitola ein. In derselben Zeit wurde eine vierklassige Mädchenschule vom Bulgarischen Exarchat errichtet. Das Volkstheater, das ebenfalls im 19. Jahrhundert errichtet wurde ist heute das älteste Theater Mazedoniens.

1903 war Bitola Zentrum des Ilinden-Aufstands, der gegen die türkische Herrschaft gerichtet war. 1908 fand in Bitola der Kongress von Monastir statt, bei dem sich die Albaner für den ausschließlichen Gebrauch der lateinischen Schrift entschieden. Nach dem Ersten Balkankrieg fiel Bitola 1912 an Serbien.

Im Ersten Weltkrieg wurde in der Gegend von Bitola mehrfach gekämpft, denn zeitweise verlief hier die Thessaloniki-Front. Auf Seiten der Entente standen französische und serbische Truppen, von den Mittelmächten waren Deutsche, Österreicher und Bulgaren beteiligt. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb Bitola serbisch, zwischen 1941 und 1944 besetzte Bulgarien die Stadt und nach dem Krieg gehörte sie zur neu errichteten jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien.

Im Jahr 2001 wurde Bitola von den ethnischen Auseinandersetzungen zwischen den Mazedoniern und der albanischen Minderheit erfasst.[7]

Bei verheerenden Waldbränden im Juli 2007 wurde eine Person getötet und mehrere verletzt. Einige Häuser im Stadtteil Bair wurden durch die Flammen vernichtet. Das Feuer wütete mehrere Tage und wurde durch explodierenden Bomben aus dem 1. Weltkrieg immer wieder verstärkt.

Kultur

Die Flaniermeile in Bitola 2003 mit Blick auf ein Werbeplakat für das Manaki-Filmfestival

In Erinnerung an die Brüder Manaki aus Bitola, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu den Filmpionieren des Balkan gehörten, findet in der Stadt ein internationales Film-Festival statt, dasBrothers Manaki International Film Festival.

Ilindenski Denovi ist ein seit 1971 jährliches stattfindendes Festival der Volkstänze und Lieder. Dieses Festival findet jedes Jahr im Zeitraum vom 29. Juli bis zum Nationalfeiertag am 2. August (Ilinden) statt. Es treten Folkloregruppen aus ganz Mazedonien auf, aber auch Gruppen aus anderen Staaten (Japan, Deutschland, Bulgarien, Serbien, Türkei und weitere) präsentieren ihre nationalen Volkstänze und Lieder.

Sehenswürdigkeiten

Die Innenstadt wird durch historische Bauten aus der Zeit der osmanischen Herrschaft geprägt. Neben den zahlreichen Moscheen gibt es in Bitola eine Reihe orthodoxer Kirchen sowie ein katholisches Gotteshaus. Aus der osmanischen Zeit sind noch der überdachte Markt (Bezistan), die Isac-Moschee, die Weiße Moschee oder die Yahdar-Kadi-Moschee erhalten geblieben. Diese Bauwerke wurden im 16. Jahrhundert errichtet, wobei die Yahdar-Kadi-Moschee von Sinan, dem berühmtesten osmanischen Architekten jener Epoche, errichtet wurde.

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Sahat-Kula (Uhrturm). Der Turm ist 30 m hoch und sein Grundriss quadratisch. In historischen Aufzeichnungen wurde der Turm schon im 16. Jahrhundert erwähnt, es ist allerdings nicht eindeutig belegbar, ob es sich dabei um den heutigen Bau handelt. Das Uhrwerk der Saat Kula ist ein Geschenk des Naziregimes an die Stadt, die den Deutschen Friedhof für die gefallenen deutschen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg gebaut hat.

Der Sirok Sokak oder Korzo ist die zentrale Einkaufsstraße (Flaniermeile) der Stadt. Auf dieser Straße befinden sich auch die ältesten Gebäude der Stadt.

Wirtschaft

Bitola ist der wichtigste Standort der mazedonischen Energiewirtschaft. 80% der benötigten Elektrizität Mazedoniens werden im Kohlekraftwerk REK Bitola produziert. Die größte Talsperre Mazedoniens, Strezevo, befindet sich nördlich der Stadt und versorgt Bitola und die Umgebung mit Trinkwasser. Zahlreiche Textilunternehemen und der größte Produzent Mazedoniens von Milchprodukten, Industriska Mlekara Bitola IMB, sind in der Stadt ansässig. Bitolska Pivara ist eine der ältesten Brauereien im Land.

Jährlich findet eine regionale Messe für Handwerk, Landwirtschaft und Tourismus in Bitola statt. Dort präsentieren sich neben Unternehmen aus der Stadt und den Nachbargemeinden auch Unternehmen aus den angrenzenden Regionen in Griechenland und Albanien. Seit den 90er Jahren ist die Region um Bitola für griechische Investitionen bekannt.

Südlich von Bitola auf der Hauptstrasse M5 nahe dem Dorf Zabeni, entsteht eine neue Industriezone "Zabeni". Die Industriezone "Zabeni" ist ca. 5 km von der Grenze zu Griechenland entfernt und wird sich auf ein Gebiet von 85 ha. erstrecken. Zur Zeit ist die Planung für die Infrankstruktur der Industriezone in Arbeit.

Medien

TERA, Orbis und Medi sind die drei Fernsehanstalten die aus der Stadt senden. Es erscheint eine regionale Wochenzeitung, Bitolski Vesnik. Daneben gibt es einige lokale Radiosender. Die bekanntesten sind Radio Bitola und Radio Bombarder.

Verkehr

Von Bitola verkehren mehrmals täglich Züge der Makedonski Železnici nach Skopje. Die Strecke ins griechische Florina ist seit Jahren stillgelegt. Der Bürgermeister setzt sich dafür ein, dass diese Strecke den Betrieb wiederaufnimmt.

In Bitola ist das Busunternehmen Transkop ansässig. Es unterhält sowohl innerstädtische Linien als auch Verbindungen nach Skopje, Ohrid und Strumica. Busverbindungen gibt es auch nach Belgrad und nach Deutschland.

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. 69 Moscheen in Bitola, heute sind davon nur noch 6 erhalten.
  2. Angaben nach der Volkszählung in Mazedonien 2002
  3. Lexikon des Mittelalters, Band V, Artemis Verlag, München, 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 1558
  4. "Acta Sancti Demetrii" (in Гръцки извори за българската история)
  5. Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria, Scarecrow Pr., 1997, ISBN 0-8108-3177-5, S. 267
  6. Zlatarski's Auffassung nach sollten sie sich um 687 westlich vom Fluss Struma niedergelassen haben.
  7. Steele, Johnathan: „Right off the map: Macedonia's intellectual elite proposes a land and population swap with the Albanians“, The Guardian, 11. Juni 2001, S. 18.

Literatur

  • Folklorot i etnologijata na Bitola i Bitolsko. (dt. Folklore und Ethnologie des Gebiets von Bitola) Materijali od Naucnijot Sobir odrzan vo Bitola 30, 31 Maj 1980 godina, hrsg. von Michailo Apostolski im Auftrag von Makedonska Akademija na Naukite i Umetnostite, Drustvo za Nauka i Umetnost. Bitola 1981.
  • Todorovski, Gligor (Hrsg.): Srpskata reokupacija na Bitola i Bitolsko. (dt. Die serbische Rückeroberung von Bitola und Umgebung) I na delovi od Prilepsko, Resensko i Ohridsko. (1916 - 1917). Skopje 1995.

Siehe auch

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