Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation
Die Tr'ondek Hwech’in First Nation (auch Tr’ondëk Hwëch’in First Nation oder Tr'ondek Hwech’in Han Nation) ist eine der kanadischen First Nations im Territorium Yukon. Die Angehörigen dieser indianischen Gruppe leben um Dawson, daher wurden sie früher auch Dawson Indian Band genannt. Sie gehören zur Sprachfamilie des Athabaskischen, als einziger Stamm des Yukon gehören sie zu den Han, die ansonsten in Alaska leben. Ihr Häuptling ist Eddie Taylor. Das Department of Indian Affairs and Northern Development zählte im Juni 2009 genau 691 Menschen zum Stamm.[1] Die vom Stamm selbst geführte Liste umfasste am 5. Mai 2008 hingegen 1048 Mitglieder, von denen 338 in Dawson lebten, 218 in anderen Orten des Yukon, 492 außerhalb, davon 65 außerhalb Kanadas.
Geschichte
Frühgeschichte
Früheste Lebensgrundlage waren die Karibuherden, vor allem die Porcupine- und die Forty-Mile-Herde, die zwei mal pro Jahr durch das Gebiet um Dawson zogen. Dazu kamen Elche, Schafe, Murmeltiere und Alaska-Pfeifhasen sowie Vögel und Fische, vor allem Lachse aus dem Yukon und dem Klondike. Die Lachse, vor allem Chinook (Königslachs) und später Chum (Ketalachs), zogen zum Laichen den Yukon und seine Nebenflüsse aufwärts und boten ab Ende Juni Gelegenheit zum gemeinschaftlichen Fang. Schon früh wurden die Fische getrocknet und für den kalten Winter aufbewahrt, der zudem durch sehr kurze Tage mit nur viereinhalb Stunden Sonne im Dezember gekennzeichnet ist. Im Juli hingegen scheint die Sonne über zwanzig Stunden.
Das raue Klima erforderte ein halbnomadisches Leben, bei dem Familien in Frühjahrs- und Sommerlagern zum Fischen zusammenkamen, aber auch im Herbst, um zu jagen. Den Winter verbrachte man in eigenen Winterdörfern.
Schamanen taten sich als Heiler hervor und waren für die Kontaktaufnahme mit spirituellen Mächten zuständig. Sie halfen auch beim Auffinden von Jagdbeute oder versuchten das Wetter zu beeinflussen.
Erste Spuren menschlicher Bewohner
In Moosehide und im Bereich des späteren Dawson lassen sich seit rund 8.000 Jahren menschliche Spuren nachweisen.
Microblades, 5000 bis 3000 v. Chr.
Um 5000 v. Chr. wurden die zuvor verbreiteten massiven Werkzeuge durch Kompositwerkzeuge ersetzt, bei denen Knochen, Geweih und vor allem sehr kleine Klingen (microblades) zu Werkzeugen verbunden wurden.
Eingekerbte Spitzen
Um 3000 v. Chr. änderte sich die Technik der Werkzeugherstellung. Die Microblades wurden von seitwärts eingekerbten (side-notched) Speerspitzen, sowie einer breiten Palette von Kratzern ersetzt. Als Jagdwaffe wurde der Atlatl eingesetzt. Die jährlichen Laichzüge der Lachse förderten saisonale Wanderungen zwischen den entsprechenden Fangplätzen. Diese Phase wird als Northern Archaic tradition bezeichnet.
Der Vulkanausbruch im Gebiet des White River und die späte vorgeschichtliche Periode (ca. 850–1750)
Im Gebiet des White River, nahe der Grenze von Alaska und Yukon, ereigneten sich um 100 und um 850 n. Chr. zwei der größten Vulkaneruptionen.[2] Der zweiten Katastrophe mit enormen Aschenregen, die wohl das Leben in der Region fast zum Erlöschen brachten, folgte die Late Prehistoric (späte Vorgeschichte) genannte Phase.
Erstmals wurde Kupfer verarbeitet, ein Material, das aus dem White-River-Gebiet im Südwesten des Yukon weithin gehandelt wurde. Es wurde zu Werkzeugen, wie Ahlen und Projektilspitzen verarbeitet, aber auch zu Schmuck. Dentalia-Muscheln und Obsidian, eine Art vulkanischen Glases aus dem Werkzeuge und Projektilspitzen gefertigt wurden, kamen zu den Tr'ondek Hwech'in, die es gegen Birkenrinde, roten Ocker und getrockneten Lachs eintauschten. Dieser Handel dürfte jedoch weniger auf Tauschhandel basiert haben, sondern vielfach auf Gabentausch, der der Respektsbezeugung und der Sicherung des Status' diente. Dazu boten Zusammenkünfte und Feierlichkeiten, wie der Potlatch, Gelegenheit. Dem Austausch diente ein ausgedehntes Netz von Pfaden und Flussstrecken, das weit in den Süden reichte. Obwohl zahlreiche Fundstellen in den Bächen bekannt waren, war Gold ohne Bedeutung.
Pfeil und Bogen dürften von den Inuit übernommen worden sein, und verdrängten nach und nach den Atlatl.
Erste Europäer vor dem Klondike-Goldrausch
Als erstmals Europäer in das Gebiet der Tr'ondek kamen, war ihr Häuptling Gäh St’ät oder „Rabbit skin hat“ (Kaninchenfellhut), den die Neuankömmlinge „Catsah“ nannten. Er taucht in einem Tagebucheintrag des Jahres 1852 auf, möglicherweise als Angestellter der Hudson’s Bay Company. Robert Campbell befuhr den Yukon von Fort Selkirk aus.
Mit dem Kauf Alaskas und der Einrichtung einer Grenze zu Alaska wurde der Stamm 1867 geteilt, so dass die beiden Dörfer des Stammes durch eine Grenze getrennt wurden. Eines lag in Alaska, wo die Eagle people lebten, eines im britischen Gebiet. Aus Alaska kam auch der spätere Häuptling Isaac, der dem Wolf Clan entstammte und um 1859 geboren worden war. Er heiratete die Häuptlingstochter Eliza Harper vom Crow Clan, dem zweiten Clan des Stammes. Nur zwischen diesen Clans durfte geheiratet werden, nicht innerhalb der Clans. Das Paar dürfte etwa 200 Menschen geführt haben.
Schon bevor die Hudson’s Bay Company 1874 als ersten Handelsposten im Han-Gebiet Fort Reliance durch Jack McQuesten und Frank Banfield errichten ließ, hatte ein reger Handel bestanden, beispielsweise mit Tabak und Tee. Auch mit geringen Goldmengen wurde gehandelt, und das Edelmetall zog bereits vereinzelte Goldsucher in die Region. So machte man am Ch’ëdäh Dëk oder Fortymile River, wo bisher gefischt wurde, und wo eine Durchgangsstelle für Karibus die Jagd erleichterte, erste Goldfunde. 1886 entstand eine Goldsuchersiedlung, die zeitweise rund 600 Einwohner aufwies.
Bereits Ende August 1874 hatte Leroy Napoleon McQuesten, besser als Jack McQuesten bekannt, einen Handelsposten bei Fort Reliance errichtet, rund 10 km unterhalb der Mündung des Klondike, den er als „Trundeck River“ kannte. Die ansässigen Indianer bezeichnete er als „Klondike Han“. Einige Zeit lebten er und seine Partner vom Handel und erwarben Pelze. McQuesten zog es jedoch bald an andere Stellen, wie einen Fluss, den er Fortymile (Vierzig Meilen) nannte, dann einen anderen, den er Sixty Mile (Sechzig Meilen) nannte. Sie erhielten ihre Namen von der Distanz zu seinem Ausgangspunkt, denn Forty Miles lag entsprechend weit flussabwärts, Sixty Miles flussaufwärts.
1886 kam es zu einem ersten größeren Goldfund am Fortymile River und mehrere hundert Männer zogen hierher. Die Tr'ondek Hwech'in versorgten den neuen Ort Forty Mile mit Lebensmitteln sowie mit den überlebensnotwendigen Pelzen. Sie erhielten dafür in ihren Augen kunstvolle Glasperlen, Metallgeräte und Alkohol. Ihr Führer war inzwischen Chief Isaac, dessen traditioneller Name nicht mehr bekannt ist, und der der Schwiegersohn von Gäh St’ät war. 1887 kam auch William Ogilvie in das Gebiet, im selben Jahr Bernard Moore, aber auch Erzdiakon Robert McDonald. Noch 1894 und 95 kamen Veazie Wilson und Josiah Spurr hierher.
Langfristig bedeutsamer war der Besuch von 1892 durch den anglikanischen Bischof William Carpenter Bompas und seine Frau Charlotte Selina. Der Bischof machte sich für die Indianer stark, sorgte für eine Schule und die ab 1895 beginnende Präsenz der 19 Männer der Mounted Police unter Charles Constantine. Bei Fortymile entstand das nach ihm benannte Fort Constantine.
Chief Isaac und der Klondike-Goldrausch
1894 lebten bereits rund tausend Goldsucher im Yukon. Doch erst mit dem Klondike-Goldrausch ab 1896 kamen über 100.000 Weiße in die Region. Unmittelbar auf der gegenüberliegenden nördlichen Flussseite des Tr'ondek-Dorfes Tr'ochëk entstand Dawson, die mit Abstand größte Goldgräberstadt mit zeitweise über 40.000 Einwohnern. Joe Ladue verkaufte die von ihm zuvor erworbenen Grundstücke an die Goldsucher. Bereits 1901 stellten die Indianer nur noch etwas mehr als 10 % der Bevölkerung in Yukon. Der kanadischen Regierung gelang es nicht nur, die staatliche Autorität über die Goldgräbermassen aufrecht zu erhalten, sondern sie gewann sie auch zunehmend über die Indianer. Dazu trugen erheblich Missionare bei.
Bis zum Goldrausch war Tr'ochëk das Sommerlager von Häuptling Isaac, dem Führer der Tr'ondek Hwech'in. Er stammte aus einem Dorf in Alaska, das seit 1867 zu den USA gehörte. Er wuchs in Eagle Village und im Gebiet um Forty Mile auf. 1892 traf er Bischof William Bompas und ließ sich taufen. Er nahm auch häufig an Gottesdiensten der Anglikanischen Kirche teil, doch hielt er auch an seinen Traditionen fest. So lud er häufig zu Potlatches nach Fort Selkirk, Forty Mile und Eagle ein.
Währenddessen gerieten die lokalen Indianer zunehmend in Bedrängnis. Das unruhige Dawson mit seinen ausschwärmenden Goldsuchern vertrieb das Wild, zudem verbrauchten die Weißen das wenige Holz der Region als Bau- und Feuerholz. Darüber hinaus wurden die Tr'ondek von Krankheiten befallen, gegen die sie keine Resistenz aufwiesen, die zahlreichen Flöße und Boote zerstörten ihre Fischreusen. Häuptling Isaac fürchtete zudem die Verrohung der Sitten sowie zunehmende Abhängigkeit. Es gelang ihm, dennoch einen fragilen Frieden aufrecht zu erhalten.
Um Konflikte zu vermeiden, begannen die Indianer ab Herbst 1896 mit Vertretern von Kirche und Regierung zu verhandeln, also mit Bischof Bompas und Inspector Charles Constantine. Im Frühjahr 1897 zogen sie einige Kilometer flussabwärts nach Moosehide, wo bereits seit 6000 Jahren immer wieder Lager bestanden hatten. Wichtig war, dass es frisches Wasser aus einem Bach gab, Holz zur Verfügung stand, Pfade bestanden, die die Jagd erlaubten und von hier aus gut Lachs gefangen werden konnte. Gleichzeitig konnten sie Fleisch an die Goldsucher verkaufen. Währenddessen wurde ab Mai, als der Yukon wieder befahrbar war, Tr'ochëk von Neuankömmlingen mit Beschlag belegt und Lousetown entstand. Chief Isaac übergab viele Kultgegenstände, vor allem aber Lieder und Geschichten an die Verwandten in Alaska, zu denen er weiterhin enge Beziehungen pflegte. So feierte er 1907 ein Potlatch in Eagle mit Chief Alex.
Im Frühjahr 1898 kamen, nachdem Zeitungen die Nachricht weltweit bekannt gemacht hatten, zehntausende von Goldsuchern, Stampeders genannt, nach Dawson. Am 27. März 1900 richtete die Regierung ein Reservat in Moosehide ein.
Die Frau des Häuptlings, Eliza Harper, verband eine enge Freundschaft mit Klondike Kate (Kathleen Rockwell), einer während des Goldrauschs bekannten Tänzerin, die einen der Goldgräber namens Johnny Matson heiratete und bis zu ihrem Tod 1957 in Bend in Oregon lebte. Sie schrieben sich bis zu ihrem Tod zahlreiche Briefe und Kate sandte ihrer Freundin Kleider. Kate schrieb dabei an „Mrs Chief Isaac“. Eliza brachte 13 Kinder zur Welt, von denen aber nur 4 erwachsen wurden.
1901 besuchte Chief Isaac zusammen mit seinem Bruder Walter Benjamin und dem Medizinmann Little Paul seinen Freund Jack McQuesten. Dazu reisten die drei auf dem Dampfboot Sarah auf dem Yukon nach St. Michael, dann weiter nach Seattle, San Francisco und Berkley in Kalifornien. Sie waren Gäste der Alaska Commercial Company.
1905 fürchtete der Yukon Council, dass anhaltende Trockenheit die Goldgewinnung unmöglich machen würde. So beauftragte er den Regenmacher Charlie Hatfield für ein Honorar von 10.000 Dollar Regen zu machen. Als nur wenig Regen fiel, bot Chief Isaac an, für nur 5.000 Dollar vier Medizinmänner zu beauftragen, Htfield zu zeigen, wie man Regen macht. Zwischen 1904 und 1919 sicherte sich der Häuptling vier Claims, nicht um Gold zu suchen, sondern um die Siedlung um Moosehide zu sichern. 1906 starb Isaacs ältester Sohn Edward an Tuberkulose. Ab 1913 besuchte sein achtjähriger Sohn zusammen mit sieben anderen Moosehide-Kindern die Schule in Carcross. Diese Schule, die Choutla School, war 1911 eröffnet worden. Sie bestand bis Anfang der 60er Jahre. 1920 entstand ein Haus für Kinder aus „Mischehen“, das St Paul's Hostel (bis 1952).
Am 15. Dezember 1911 sagte Chief Isaac in einem Interview in den Dawson Daily News: „All Klondike belong my people... Long time all mine. Hills all mine, caribou all mine, moose alle mine, rabbits all mine, gold all mine. White men come and take all my gold. Take millions, take more hundreds fifty million, and blow 'em in Seattle. Now Moosehide Injun want Christmas. Game is gone. White man kill all moose and caribou near Dawson... Injun everywhere have own hunting grounds. Moosehides hunt up Klondike, up Sixtymile, up Twentymile, but game is all gone. White man kill all.“
Im März 1921 wählten die Leute von Moosehide einen ersten Rat. Isaac führte den Stamm bis zu seinem Tod am 9 April 1932 und wurde ein Ehrenmitglied des Yukon Order of Pioneers. Er starb an Grippe.
Seine beiden Brüder Johnathon Wood und Walter Benjamin waren Priester. Johnathon diente an der St. Barnabas Church in Moosehide und starb am 6. Januar 1938 als ältester Bewohner, Walter Benjamin diente an der Episcopal Church Mission im alaskanischen Eagle Village.
Vordringen der Geldwirtschaft
Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg
Die Weltwirtschaftskrise traf die Tr'ondek dadurch, dass die wenigen Arbeitsplätze auf den Schaufelraddampfern, die den Yukon und seine Nebenflüsse befuhren, nun durch Weiße besetzt wurden. Zudem trieb die massenhafte Arbeitslosigkeit viele von ihnen in die Jagd, so dass sie den Indianern Konkurrenz machten. Ähnlich sah es auf den Docks und in der Holzindustrie aus. Darüber hinaus schlossen die letzten Goldminen.
Viele Tr'ondek meldeten sich zur Armee, andere gingen in den südlichen Yukon, um ab 1942 beim Bau des Alaska Highway mitzuarbeiten. Auch das Canol-Pipelineprojekt bot zahlreiche neue Stellen.
Nachfolger von Chief Isaac als traditioneller Häuptling wurde 1932 sein Sohn Charlie Isaac. Er diente von 1939 bis 1945 auf verschiedenen Kriegsschauplätzen in der kanadischen Armee und war in Vancouver und in Victoria stationiert. Er starb am 25. Februar 1975. Sieben Jahre zuvor war sein Bruder Fred verstorben. Seine beiden Schwestern Princess Patricia, die früh erblindete, und Angela lebten bis 1991 und 1993. Sie waren wichtige Quellen der mündlichen Überlieferung. Angela, die in Whitehorse lebte, trampte noch 1991 im Alter von 73 Jahren nach Dawson, wobei sie im Freien an der Straße kampierte.
1957 schloss die Schule in Moosehide, was auch die letzten Bewohner veranlasste, nach Dawson zu gehen.
Landansprüche und Selbstregierung, kulturelle Wiederbelebung
Erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen die Tr’ondëk das verlassene Tr'ochëk wieder zu besiedeln, nachdem Dawson stark entvölkert war, so stark, dass die Hauptstadt Yukons nach Whitehorse verlegt wurde. In den 60er Jahren war Fred Isaac einer der wenigen, die noch in Moosehide wohnten.
Erst 1960 erhielten die Indianer Kanadas das Wahlrecht, 1961 nahmen die Yukoner Indianer erstmals an einer Wahl im Territorium teil. In den 70er Jahren entwickelten die wenigen noch lebenden Han-Sprecher zusammen mit Linguisten wie John Ritter eine Schrift, die ihre Sprache möglichst genau wiedergeben konnte. Damit erhielt der geplante Sprachunterricht eine wichtige Stütze. Zudem wurden Erinnerungsbräuche wie das Moosehide Gathering, das alle zwei Jahre stattfindet, intitiiert, alte, wie die Erste Jagd wiederbelebt.
Im Dezember 1973 erhielt Premierminister Pierre Trudeau das Manifest der Landforderungen Together today, for our children tomorrow. 1975 sprachen sich die Älteren des Stammes dafür aus, Tr'ochek als integralen Bestandteil ihrer Landforderungen zu betrachten, doch 1977 setzten sich dort Goldsucher fest, noch 1991 wurden diese Tätigkeiten illegal fortgesetzt, wobei Artefakte zerstört wurden. Audrey McLaughlin, Angehörige des Yukoner Parlaments, forderte die Regierung auf, diese Tätigkeiten sofort zu untersagen.
Der Stamm begann 1991 Verhandlungen mit dem Territorium um seine Landansprüche, 1992 nahm die Regierung Tr'ochek in die Verhandlungen mit auf. 1993 unterzeichneten vier Stämme ein Agreement in principle, doch die Verhandlungen der Tr'ondek stagnierten. Im Juli 1995 beschloss der Stamm, seinen Namen von Dawson First Nation offiziell in Tr’ondëk Hwëch’in First Nation zu ändern. 1997 hatte die Regierung Kanadas alle Claims im Bereich von Tr'ochek für eine Million Dollar aufgekauft.
Der Vertrag von 1998
Am 16. Juli 1998 kam es beim Moosehide Gathering zum Vertragsabschluss, der Vertrag trat am 15. September in Kraft.[3] Er umfasst 531 Seiten, hinzu kommt ein Anhang B mit zahlreichen Karten. Der Stamm erhielt 2598,52 km² Siedlungsland, dazu 1553,99 km² Land der Kategorie A, wo ausschließliche Jagdrechte, aber auch Anspruch auf die Landoberfläche und die darunter liegende Schicht besteht, dazu 1044,52 km² Land der Kategorie B, wo die Tr'ondek nur Anspruch auf die Bodenoberfläche (also nicht auf Bodenschätze), dazu gemeinsames Jagdrecht mit anderen besitzen. Im gesamten traditionellen Gebiet behalten Stammesangehörige Jagdrecht. Bei Entwicklungsprojekten, z. B. der Gewinnung von Bodenschätzen, wird der Stamm beteiligt, auch in Form von Arbeitsplätzen.
Dazu erhält der Stamm 48 Millionen Dollar, von denen allerdings 17 aus verschiedenen Gründen zurückgezahlt werden müssen. Dazu kommt der Zugang und eine 50-prozentige Repräsentation in allen zuständigen Gremien inklusive der dazugehörigen Einnahmen und Honorare, meist vertreten durch den Council for Yukon First Nations.
Schließlich sollte für alle Zeit der Tombstone Territorial Park unter Schutz stehen, die Tr'ondek auch hier hälftig beteiligt sein. So entstand ein Schutzgebiet von 2.100 km² zu dem ein Teil der Mackenzie Mountains Ecoregion, die Ogilvie Mountains und die Blackstone Uplands gehören.
Des weiteren wurden drei Historic Sites eingerichtet: Forty Mile, Fort Cudahy und Fort Constantine. Der Stamm und das Territorium haben gemeinsame Besitzrechte und beschicken den Verwaltungsrat mit je der Hälfte der Mitglieder.
Der Vertrag sieht unter ähnlichen Bedingungen auch vor, eine Caribou Habitat Study Area einzurichten, in der festgestellt werden soll, ob die größte Caribou-Herde Nordamerikas, die beinahe ausgerottet worden war, wieder hergestellt werden kann.
Schließlich sollte die Tr'ochëk Heritage Site zu einer nationalen historischen Stätte ausgebaut, entsprechende ökonomische Möglichkeiten der Nutzung, vor allem aber der kulturellen Repräsentation durch ein Gremium vorbereitet werden, in dem die Tr'ondek 60 % der Mitglieder stellen. Parks Canada und YTG Heritage stellen die übrigen Mitglieder und bieten Unterstützung in archäologischen und historischen Fragen und der Erstellung einer Geschichte des Ortes.
Die Verfassung
Am 22. August gab sich der Stamm eine Verfassung.[4] Neun der elf Mitglieder-Stämme des Council of Yukon First Nations (CYFN) haben inzwischen Verträge über Landansprüche und Selbstregierung abschließen können. Die meisten staatlichen Aufgaben liegen seitdem in ihrer Hand.
Weitere Verträge
1997 ging Tr'ochëk wieder in das Eigentum des Stammes über. Bereits in diesem Jahr begann eine Grabungskampagne, bei der die Jugendlichen des Stammes eine wichtige Rolle spielten und zugleich ihre traditionelle Kultur zu verstehen lernten. Dort soll auch ein Lehrpfad und eine Schutzhütte entstehen. 2002 wurde Tr'ochëk als National Historic Site of Canada ausgewiesen.
Zusammen mit der der First Nation of Nacho Nyak Dun schlossen sie einen Vertrag mit Yukon Energy zur Versorgung Dawsons mit Strom über die Mayo Dawson Power Line.
Aktuelle Situation
2002 entstand, bedingt durch Mangel an Bauland, ein neuer Land Claim (C-4) bei Dawson.[5] In dieser neuen, so genannten subdivision entstanden in Zusammenarbeit des Stammes mit der Canada Mortgage and Housing Corporation, einer 1946 gegründeten staatlichen Organisation zur Förderung des Hausbaus, zunächst sechs Häuser, 2003 entstanden weitere sechs. Diese Häuser mussten den schwierigen Bedingungen des Bauens auf Permafrostboden genügen. Zudem wohnen die Tr'ondek Hwech'in meist in Großfamilien, bei denen die Älteren (Elders) einen integralen Bestandteil bilden. Zudem sollten die hierzu entwickelten Konzepte des HealtyHousing dafür Sorge tragen, dass Energieeffizienz und gesundes Raumklima berücksichtigt wurden. Um den sich verändernden Familien angepasst werden zu können, wurde zusätzlich das FlexHousing-Konzept entwickelt. Dies betrifft sowohl die Zahl der Zugänge, als auch die Raumaufteilung, aber auch die Möglichkeit, Anbauten zu schaffen, die zentral beheizt und belüftet werden können, sowie Barrierefreiheit. Dabei knüpft man an bekannte Bautechniken und Materialien an, die in der Umgebung verfügbar sind, denn die extrem kurze Bauphase im Sommer erfordert eine strenge Zeitplanung.
Revitalisierung und Repräsentation der Kultur
Moosehide Gathering
Alle zwei Jahre findet das Moosehide Gathering statt, das ein halbes Jahrhundert der Umsiedlung in Erinnerung behalten will.
Rückkehr von Kulturgütern und -wissen aus Eagle
Die Lieder, die Chief Isaac an die in Eagle in Alaska lebenden Verwandten übergeben hatte, sind inzwischen wieder in den Besitz des Stammes zurückgekehrt. Damit wird wieder das Erlernen der Sprache gefördert.
Dänojà Zho Cultural Centre
Zudem konnte im Monat der Vertragsunterzeichnung, also im Juli 1998, das Dänojà Zho Cultural Centre (auch Long time ago house) eröffnet werden. Es entstand durch Mittel, die der Stamm anlässlich der 100-Jahr-Feier des Klondike-Goldrauschs erhielt.[6]
Black City
Das Jagdgebiet der Blackstone Uplands teilten sich die Tr'ondek mit zwei Gwich'in-Stämmen, den Tukudh-Gwich'in und den Teetl'it-Gwich'in. Black City war eine dortige Siedlung mit rund 40 bis 50 Einwohnern am Westufer des East Blackstone River. Die Siedlung lag nahe an einem Wanderpfad der Karibus. Viele Gwich'in, die Dawson über einen Pfad durch das Chandindu Valley mit Fleisch versorgten, blieben in Moosehide, manche auch in der Umgebung von Dawson. Die Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Siedlung war um 1927 wieder verlassen, ihre Bewohner waren nach Moosehide, Old Crow oder Fort McPherson gegangen. Heute ist das Gebiet von Black City im Rahmen des Tombstone-Parks geschützt, archäologische Projekte dienen der Erforschung, aber auch der stärkeren Anbindung der Jüngeren an die Region.
Eagle
Im Mai 2009 wurde Eagle von der schwersten überlieferten Überschwemmung getroffen und von schwimmenden Eisblöcken weitgehend zerstört. Unter den 25 zerstörten Häusern befindet sich das Eagle Customs House von 1900.[7] Auch Eagle Village wurde völlig zerstört, dazu gehört als historisches Gebäude die Kirche. Präsident Obama rief den Notstand aus.[8]
Literatur
Zwei weitgehend ethnologische, entgegen dem Titel nur zu einem geringen Teil historische Arbeiten stammen aus den USA, eine ist im Yukon entstanden. Hinzu kommen Arbeiten im Auftrag des Stammes und der Heritage Resources Unit in Whitehorse zur Archäologie, sowie zum Hausbau.
- Chris Clarke und K'änächá Group, Sharon Moore (Hg.): Tr'ëhuhch'in näwtr'udäh'¸a = finding our way home, Dawson City, Yukon: Tr'ondëk Hwëch'in Publ., ca. 2009, ISBN 9780968886830
- Helene Dobrowolsky: Hammerstones: A History of the Tr'ondek Hwech'in, Tr'ondek Hwech' in Han Nation 2003
- Helene Dobrowolsky: Tr'ondëk Hwëch'in (First Nation) Yukon Territory. Forty Mile Historic Site: bibliography: archival sources for Forty Mile, Fort Constantine and Fort Cudahy Historic Site / zusammengestellt für Tr'ondëk Hwëch'in, Whitehorse: Yukon Government, Heritage Resources Unit 2002
- Thomas J. Hammer, Christian D. Thomas: Archaeology at Forty Mile/C'hëdä Dëk, Whitehorse: Yukon Tourism and Culture 2006
- Innovative Buildings. Homes for the Tr'ondëk Hwëch'in Hän. FlexHousingTM in Dawson City
- Craig Mishler, William E. Simeone: Han, People of the River: Han Hwech'in: An Ethnography and Ethnohistory, University of Alaska Press 2004
- Cornelius Osgood: The Han Indians: A Compilation of Ethnographic & Historical Data on the Alaska-Yukon Boundary Area, Yale University Publications in Anthropology 1971
Siehe auch
Weblinks
- Website der Tr’ondëk Hwëch’in First Nation
- Chief Isaac - Tr'ondek Hwech'in - People of the River - Website mit dem Schwerpunkt Chief Isaac, seit Juli 2009
- MacBride Museum of Yukon History
Anmerkungen
- ↑ Tr'ondëk Hwëch'in. Registered Population
- ↑ K. D. West, J. D. Donaldson: Evidence for winter eruption of the White River Ash (eastern lobe), Yukon Territory, Canada. Abstract, 2000.
- ↑ Der Vertragstext findet sich hier (PDF, 1,3 MB).
- ↑ Der Verfassungstext findet sich hier.
- ↑ Dies und das Folgende nach: [http://www.cmhc-schl.gc.ca/en/inpr/bude/himu/inbu/loader.cfm?url=/commonspot/security/getfile.cfm&PageID=60479 Homes for the Tr'ondëk Hwëch'in Hän: FlexHousingTM in Dawson City]
- ↑ Allen+Maurer Architects Ltd..
- ↑ Yukon flood destroys Eagle Village, floods Eagle, in: Anchorage Daily News, 4. Mai 2009.
- ↑ Eaglefloodinfo