Diyarbakır

Stadt in der gleichnamigen Provinz in der Türkei
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Diyarbakır
Datei:Wappen Diyarbakir.jpg
Koordinaten fehlen
Basisdaten
Staat: Turkei Türkei
Provinz (il): Diyarbakır
Koordinaten: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Telefonvorwahl: (+90) 412
Postleitzahl: 21 000
Kfz-Kennzeichen: 21
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Osman Baydemir (DTP)
Website:

Diyarbakır (Diarbekir, osmanisch دیاربکر / Diyâr-i Bekr (Land von Bekr), zazaisch und kurdisch Diyarbekir bzw. Amed, griechisch Ἄμιδα und syrisch/aramäisch ܕܝܪܒܟܪ (Amida), armenisch Ամիդա), ist Verwaltungszentrum der gleichnamigen türkischen Provinz Diyarbakır. Diyarbakır liegt auf einem Basaltplateau am rechten Tigrisufer in Südostanatolien.

Name

Der Name erscheint erstmals in assyrischen Geschichtsquellen aus dem 13. Jahrhundert als Amida oder Amed. In griechischen und lateinischen Quellen erscheint es als Amido und Amida. Nach der Okkupation durch die arabischen Armeen tauchen auch die Namen Amid und Schwarzes Amid auf. Der Zusatz Schwarz soll sich auf die Farbe des Basalts beziehen, aus dem die Stadt erbaut ist. Nach anderen Quellen deutet der Name Diyarbekir auf den Herrscher oder dem Stammesfürsten Bekir, der sich mit dem arabischen Einfall in der Gegend niedergelassen hatte[1]. Nach syrischen Quellen käme der Name vom aramäischen Wort "Dayr Bekir" (= erste Kirche, oder Kirche der Jungfrau [Maria]) in Anlehnung an die Mutter-Gottes-Kirche (Meryem Ana Kilisesi) in der Stadt. Die Kirche ist eine der ältesten Kirchen überhaupt und soll aus dem 2. Jahrhundert stammen. Als Diyar-i Bekri (in der Bedeutung von Gebiet von Bekr) wurde es im Laufe der Zeit zu Diyarbekir. Die Türkei hat dann den Namen Diyarbekir 1937 in Diyarbakır (Gebiet des Kupfers) umgewandelt. National gesinnte Kurden verwenden die aramäische Bezeichnung Amed in Anspielung auf das antike Volk der Meder, als dessen Nachfolger sie sich sehen. Etymologisch besteht allerdings keine Verbindung des aramäischen Amed bzw. Amid mit den Medern.[2]

Bevölkerung

Volkszählung/Berechnung Einwohnerzahl [3]
1970 149.566
1980 235.617
1990 373.810
2000 545.983
2007 665.699

Die meisten Einwohner verstehen sich als Kurden.

Geschichte und Kirchengeschichte

Diyarbakır war unter dem Namen Amida die Hauptstadt des eisenzeitlichen Reiches von Bit Zamani (2. Jahrtausend v. Chr.). Später wurde das Gebiet von Diyarbakır als Amedi eine Provinz des neuassyrischen Reiches.

Nach achämenidischer und seleukidischer Herrschaft gelangte der Ort 230 in römische Hand. In der Spätantike war Amida eine wichtige römische Festung und wurde von Kaiser Constantius II. befestigt, der auch sieben Legionen dort stationierte. Im Jahre 359 wurde Amida 73 Tage von dem Sassanidenkönig Schapur II. belagert und schließlich gestürmt. Der Schriftsteller Ammianus Marcellinus, dort stationiert, beschreibt, wie er mit zwei Kameraden aus der Stadt entkam und schließlich Melitene erreichte. Auch später war der Ort in den römisch-persischen Kriegen heftig umkämpft: Anfang 503 etwa konnte der Perserkönig Kavadh I. die Stadt nach wiederum wochenlanger Belagerung einnehmen; 505 ging sie gegen ein hohes Lösegeld wieder in römische Hände über, nachdem ein Großteil der Bevölkerung deportiert oder getötet worden war. Amida wurde schließlich im Jahre 638 von den Arabern erobert. In der Schlacht von Amida wurde dann 973 der mit Byzanz verbündete Herrscher von Melitene, Mleh der Große vernichtend von einem abbasidischen Heer geschlagen. 1517 wurde die Stadt von den Osmanen unter Selim I. erobert.

Das Bistum von Amida war bereits auf den Reichskonzilien von Nikaia (325) und von Konstantinopel (381) vertreten und gehörte zum Patriarchat von Antiochia. Nach dem Konzil von Chalcedon (451) wurde Amida eine Diözese der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien und blieb dies bis in das 20. Jahrhundert. Die konkurrierende Syrisch-katholische Kirche war im 19./20. Jh. durch einen Patriarchalvikar vertreten. Ab dem 12. Jahrhundert gab es auch einen Bischof der ostsyrischen Kirche des Ostens. Erzbischof Joseph I. von Amida wurde 1681 katholisch und begründete damit das chaldäisch-katholische Patriarchat in Diyarbakır, das 1830 in ein Erzbistum umgewandelte wurde. Dessen letzter Bischof musste 1915 die Stadt verlassen, nachdem im gesamten Bistum ca. 500.000 Christen von Kurden und Türken getötet wurden. Seit 1966 ist der chaldäisch-katholische Bischofsstuhl von Diyarbakır nominell wieder besetzt, doch residiert sein Inhaber in Istanbul. Heute leben nur noch wenige aramäische Christen (türk. Süryani) ständig in der Stadt. Die Armenier bilden eine kleine Restgemeinde um ihre auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Theodor-Kirche. [4][5]

Wirtschaft

Diyarbakır ist ein wichtiger Industriestandort in der Türkei und in Südostanatolien. Das große Südostanatolien-Staudammprojekt gab auch der Landwirtschaft einen Aufschwung. Trotzdem wandern viele Menschen in die türkischen Millionenstädte (vorwiegend Istanbul) aus.

Sehenswürdigkeiten

 
Die Stadtmauer von Diyarbakır.
 
Die Stadtmauer von Diyarbakır.

Diyarbakır besitzt eine der größten und besterhaltenen Befestigungsanlagen der Welt. Sie besteht zum größten Teil aus Basalt. Die Anlage wird in einen inneren und einen äußeren Abschnitt unterteilt.

Äußerer Teil: Im Jahre 349 ließ der römische Cäsar Constantius II. die Mauern und Burg der Stadt erneuern und erweitern. So erhielten die Mauern ihr heutiges Aussehen. Seitdem wurden die Mauern ausgebaut und verstärkt. Die Mauer ist etwa fünf Kilometer lang, hat eine Höhe von zehn bis zwölf Metern und eine Dicke von drei bis fünf Metern. Sie hat 82 Türme und vier Tore. Die Tore zeigen in die vier Himmelsrichtungen:

  • Dağ Kapısı (Bergtor) oder Harput Kapısı im Norden
  • Urfa Kapısı oder Rum Kapısı im Westen
  • Mardin Kapısı oder Tel Kapısı im Süden
  • Yeni Kapı (Neues Tor), Dicle Kapısı (Tigristor) oder Su Kapısı (Wassertor) im Osten.

Außerhalb dieser Mauern gab es einen Wall, der 1232 vom Ayyubiden Al-Kamil abgerissen wurde.

Zitadelle: Die Zitadelle befindet sich im nordöstlichen Teil des äußeren Walls. Die Burg wird durch Mauern vom äußeren Wall abgetrennt. Sie hat 16 Türme und vier Tore, von denen sich zwei - Fetih Kapısı und Oğrun Kapısı - nach außen und die anderen zwei - Saray Kapısı und Küpeli Kapısı - zur Stadt hin öffnen. Innerhalb dieser Mauern liegt ein Hügel mit dem Stadtteil Viran Tepe. Sultan Süleyman I. vergrößerte die Anlage.

Sehenswert ist auch die Mutter-Gottes-Kirche (türk. Meryemana Kilisesi) aus dem 2. Jahrhundert.

Kultur

Jährlich wird das Wassermelonenfestival gefeiert, bei dem die Bauern für ihre Ernte eine Auszeichnung bekommen (eine Medaille oder ein gleichwertiges Geschenk). Das Gewicht der grün-schwarz gestreiften Wassermelonen liegt bei 40 bis 65 Kilogramm. Man setzt kleine Kinder in die ausgehöhlten Wassermelonen, um deren Größe hervorzuheben.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Lipiński, Edward: The Aramaeans: their ancient history, culture, religion (Leuven: Peeters 2000), 136
  2. vgl. dazu Harald Haarmann: Kurden in Kleines Lexikon der Völker, S. 202: „Im Rahmen der Verwandtschaftsverhältnisse der iranischen Sprachen lassen sich solche Assoziationen aber nicht nachweisen.“
  3. http://bevoelkerungsstatistik.de/wg.php?x=&men=gpro&lng=de&dat=32&geo=-215&srt=npan&col=aohdq&pt=c&va=&geo=460534023
  4. MIDA, Pers
  5. Ernst Honigmann: Le couvent de Barsauma et le patriarchat jacobite d'Antioche et de Syrie (CSCO 146/Subs.7). Leuven 1954.

Literatur

  • Max van Berchem; Josef Strzygowski: Amida. Heidelberg 1910.
  • Julian Raby: Diyarbakır, a rival to Iznik. A sixteenth century tile industry in eastern Anatolia, in: Istanbuler Mitteilungen 27/28 (1977/78) S. 429-459.

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