Weltethos
Das Projekt Weltethos ist ein Versuch, die Gemeinsamkeiten von Weltreligionen zu beschreiben und ein minimales Regelwerk aufzustellen, welches von allen akzeptiert ist. Man kann den Weltethos als Grundkonsens der Weltreligionen bezeichen. Der Initiator des Projekts ist der Theologe Hans Küng.

Vom 28. August bis zum 4. September 1993 trafen sich in Chicago Vertreter vieler verschiedener Religionen, um ein Regelwerk zusammenzustellen, das die Menschenrechtserklärung von 1948 ethisch begründen sollte. Es beteiligten sich 6 500 Menschen aus allen Religionen und Weltanschauungen. Sie einigten sich auf vier Leitsätze:
- Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben
- Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung
- Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit
- Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau
Die Grundforderung lautet: Jeder Mensch muss menschlich behandelt werden!
Im Christentum lassen sich diese Forderungen zum Beispiel auf die 10 Gebote beziehen.
Das Projekt wird inzwischen von der Stiftung Weltethos vorangetrieben.
Die Ziele des Weltethos sind die Umsetzung der Menschenrechte, Freiheit der Menschen vor Unterdrückung, Freiheit als solche, Beseitigung des Welthungers, Umsetzung einer gerechten Wirtschaftsordnung, Solidarität zwischen den Menschen, Nachhaltigkeit zum Schutze des Ökosystem und Frieden auf der Erde. Dies soll durch ein allgemeines Bewusstsein für Ethik ermöglicht werden, insbesondere durch die Bioethik und die Wirtschaftsethik.
Literatur
- Hans Küng, Projekt Welthethos, Piper Verlag, 1990
- Hans Küng, Der Islam - Geschichte, Gegenwart, Zukunft-, Piper Verlag, München, 2004
- Hans Küng (Hrsg.), Dieter Senghaas (Hrsg.), Friedenspolitik - Ethische Grundlagen internationaler Beziehungen -, Piper verlag, München, 2003
Übersicht Rezension Aus dem Inhalt
- Hans Küng, Erkämpfte Freiheit - Erinnerungen, Piper Verlag, München, 2002
- Hans Küng, Wozu Weltethos? - Religion und Ethik in Zeiten der Globalisierung - Im Gespräch mit Jürgen Hoeren -,Herder Verlag, Freiburg/Brsg., 2002
- Hans Küng (Hrsg.), Dokumentation zum Weltethos - Der Weg zur Weltethoserklärung - Mit einem Vorwort von Hans Küng, Piper Verlag, München 2002
Weblinks
Webseite der Stiftung Weltethos
Weisheits-Ethos bei Seneca
Eine knappe, konzentrierte Form eines Weisheits-Weltethos ohne Regelwerk gibt Seneca. Seneca erhebt die Ethik in die Dimension der Kunst und darüber hinaus. Sehr knapp, aber bedeutungsvoll ist Isaak von Ninive. Die Philokalia sprechen von Kostbarkeiten jenseits aller Regelwerke: Evagrios zerbricht jede Banalität: "Was du willst, ist meist nicht das, das du brauchst. Darum..." Wer eine Regel als wahr erkennen will, muss zuerst über die rechte Wahrnehmung "ortho doxa" verfügen. Wer die Regel als wahr erkannt hat, braucht sie nicht mehr. Deshalb steht "ortho doxa" über der Regel.