Stift St. Paul im Lavanttal
Stift Sankt Paul ist ein im Jahr 1091 gegründetes Kloster der Benediktiner in Unterkärnten in Österreich.



Lage
Die Anlagen des Stifts St. Paul befinden sich auf einer Felskuppe im südlichen Lavanttal auf der Höhe des hier von Südwesten einmündenden Granitztals und östlich der Ortschaft Sankt Paul im Lavanttal.
Geschichte
Gründung
Auf der Felskuppe, auf der sich heute die Stiftsanlagen befinden, stand wohl schon in vorantiker Zeit eine illyrische oder keltische Befestigung, dann wahrscheinlich ein römisches Kastell, und im Mittelalter, bereits urkundlich gesichert, die Burg Lavant. Im Bereich dieser Burg gab es eine dem Hl. Ägidius geweihte Kirche, die der Salzburger Erzbischof Hartwig angeblich schon mit Pfarrrechten ausstattete.[1]. Diese Kirche wurde erst 1618 im Zuge von Umbauten abgetragen.
Mitte des 11. Jahrhunderts saß die reich begüterte Gräfin Richardis von Lavant auf der Burg Lavant. Sie heiratete Siegfried von Spanheim, einen Graf im Pustertal. Dieser ließ, kurz bevor er an einer Wallfahrt nach Jerusalem teilnahm und im Jahr 1065 in Bulgarien starb, eine zweite Kirche zu Ehren des Apostels Paulus errichten. Seine Witwe ließ den Leichnam in die Heimat bringen und in der Kirche beisetzen. Sie verstarb wenige Jahre darauf auf einer Wall- und Bußfahrt nach St. Jakob di Compostella. Auch sie wurde heimgebracht und an der Seite ihres Gatten bestattet.
Engelbert von Spanheim, einer der drei Söhne des Ehepaares, beschloss die Gründung eines Klosters, das dem Geist von Cluny entsprechen sollte. Er schickte seinen Sohn Engelhard II. zum schwäbischen Kloster Hirsau, das ähnlich wie Cluny geführt wurde, um den dortigen Abt Wilhelm um Unterstützung für die Klostergründung in St. Paul zu bitten. Dieser willigte ein und entsandte zwölf Hirsauer Mönche sowie den Abt Wezelin (Wezilo) ins Lavanttal. Engelbert stiftete um den 1. Mai des Jahres 1091 dem neuen Kloster den Hof St. Paul und den darunter liegenden Ort sowie weitere Güter im unteren Lavanttal, der Steiermark und im Friaul.[2]
Zum Schutz des Klosters wurden südlich davon zwei Burgen, Rabenstein und Loschental, errichtet und mit Spanheimer Ministerialen besetzt. Das Kloster selbst trug zunächst wie schon davor die Burg den Namen der Landschaft (Lauent, Lauenda) und erhielt erst im Lauf der Zeit den Namen des ihm zu Füßen liegenden Marktes.[3]
Das Stift wurde in den Anfangsjahren sowohl vom Kloster Hirsau als auch vom Madgeburger Erzbischof Hartwig von Spanheim, dem Bruder des Stifters Engelhard, Handschriften zur Liturgie und Seelsorge ausgestattet. St. Paul hatte schon bald ein eigenes Skriptorium, und unter dem dritten Abt Wernher (reg. 1138–1159) auch eine Gelehrtenschule, in der später wahrscheinlich auch Paracelsus unterrichtet wurde.
Im Jahr 1367 vernichtete ein Brand Teile der Klosteranlage, wobei auch die Decke sowie die Türme der Basilika in Feuer aufgingen. Die zerstörten Gebäudeteile wurden aber umgehend wieder instandgesetzt. 1439 und 1442 zogen die Soldaten des Grafen von Cilli über das Stift und die Ortschaft her. Abt Johannes II. von Esslinger (reg. 1455–1483) ließ daraufhin Tore und Mauern des Stifts befestigen. 1476 zogen die Türken mit schweren Verwüstungen durch das Lavanttal und steckten den Markt in Brand, das wehrhaft ausgebaute Kloster hingegen trug kaum Schäden davon. Auch die 1480 eindringenden Truppen des ungarischen Königs Corvinus versuchten vergeblich, das Kloster einzunehmen.
Ausbau unter Hieronymus Marchstaller
Die vor allem durch die Türkenkriegen stark ansteigende Steuerlast führte 1529/30 zur Einziehung des vierten Teiles (des sogenannten „Quants“) aller geistlichen Besitzungen. Dies sowie die Misswirtschaft einiger Äbte, insbesondere des Ulrich von Pfinzing (reg. 1515–1530)[3], der einen verschwenderischen Lebensstil pflegte, brachten St. Paul in finanzielle Schwierigkeiten. Zudem wirkte sich die Reformationszeit, die in Kärnten auf großen Widerhall stieß, zersetzend auf die Disziplin aus und führte zur Spaltung des Konvents.
Erst der aus Schwaben stammende engagierte Abt Hieronymus Marchstaller (reg. 1616–1630) sorgte in St. Paul wieder für Ordnung. Durch den Verkauf steirischer Güter und mit Unterstützung anderer Benediktinerabteien erwarb er die benachbarte Burg Rabenstein, mit deren Besitzern das Kloster immer wieder in Streitigkeiten geraten war. Ab 1618 wurde nach seinen Planungen mit dem Neubau der Stiftsgebäude zu ihrer heutigen Form begonnen. Die Stiftskirche sollte dabei nach dem Vorbild des spanischen Escorial in den Mittelpunkt der Anlage rücken und von allen vier Seiten von Flügelgebäuden umgeben sein.[4] Auch wenn dieser Plan nicht vollständig vollendet wurde – Valvasor stellte das Stift 1688 bereits in der geschlossenen Idealform und Ecktürmen dar, Ost- und Westflügel wurden jedoch im Süden nie miteinander verbunden, und von den vier geplanten Ecktürmen wurde nur jener an der Nordwestecke gebaut –, entstanden unter Marchstaller seinen Nachfolgern im Verlauf des 17. Jahrhunderts ausgedehnte Bauten um die Kirche. 1618 begann Marchstaller an der Nordseite mit mit der Errichtung eines Refektoriums, wofür zuvor die Ägydikirche und ein Turm abgerissen wurden. Der westliche Teil des Nordtraktes wurde unter Abt Phillip Rottenhäuser (reg. 1660–1677) vollendet. Der Westflügel, der heute die Kunstsammlung und die Bibliothek beherbergt, wurde nach 1653 ausgeführt und 1683 vollendet.
Aufhebung und Neugründung
Ab 1777 führte das Stift St. Paul ein Gymnasium[3], das zunächst nur für kurze Zeit bestand: 1782/87 löste Kaiser Josef II. das Stift auf, doch bereits 1809, einige Jahre nach seinem Tod, bezogen unter Fürstabt Berthold Rottler Mönche aus dem ebenfalls aufgelösten Kloster St. Blasien im Schwarzwald das Kloster in Sankt Paul.
1940 wurde das Stift von den Nationalsozialisten erneut aufgehoben, 1947 wurde es wieder aktiviert. Heute ist das Stift das älteste noch aktive Kloster in Kärnten.
Äbte
Äbte des Stift St. Paul waren:
- 1. Wezelin (Wezilo) wurde 1091 von Hirsau nach St. Paul geschickt und war dort erster Abt des Stiftes
- 2. Bernhelm, (? bis ?, sicher 1129)
- 3. Wernher, 1138 bis 1159
- 4. Pilgrim, 1159 bis 1192
- 5. Ulrich I., 1192 bis 1222
- Gerhard, 1258 bis 1275
- Konrad III., 1358 bis 1391
- Johannes II. von Esslinger, 1455 bis 1483
- Johannes III., 1483 bis 1488
- Sigmund Jöbstl von Jöbstlberg, 1488 bis 1498
- Ulrich von Pfinzing, 1515 bis 1530
- Hieronymus Marchstaller, Abt von 1616 bis 1630, sanierte die Finanzen des Stifts und begann mit dem Ausbau der Anlagen zu ihrer heutigen Form
- Phillip Rottenhäuser, 1660 bis 1677
- Albert Reichart, Abt von 1677 bis 1727, war unter anderem verantwortlich für die Ausgestaltung der Bibliothek
- Berthold Rottler, letzter Abt des 1806 aufgehobenen Klosters St. Blasien, bezog am 11. April 1809 mit einigen Mönchen das wiedereröffnete Stift St. Paul
- Paulus Schneider (* 1913), 1947 bis ? (mind. 1966)
- 56. Bruno Rader (* 1939), 1979 bis 1993
- von 1993 bis 2008 wurde St. Paul provisorisch geleitet, zunächst durch Nikolaus Zacherl und seit 1993 durch den früheren Abt des Wiener Schottenstiftes, Heinrich Ferenczy[5]
- 57. Heinrich Ferenczy (* 1938), seit August 2008
Stiftskirche
Baugeschichte
Auf dem höchsten Punkt des Hügel befindet sich, im Westen, Norden und Osten von Klostergebäuden umgeben, die doppeltürmige Stifts- und Pfarrkirche Hl. Paul. Die Errichtung einer romanischen Basilika wurde 1064 begonnen und nach dem Tod Siegfrieds 1065 vollendet. Für das Jahr 1093, also zwei Jahre nach der Gründung des Klosters, ist die Weihe einer Kirche bezeugt, ein Neubau wird für diesen Zeitpunkt jedoch nicht angenommen. Der heute bestehende Kirchenbau wurde wahrscheinlich unter Abt Pilgrim (1159–1192) errichtet, die alte Paulskirche dabei abgetragen. Die Vollendung dieses Baus erfolgte unter Ulrich I. zwischen 1192 und 1222.[3] Vom Großbrand des Jahres 1367 war auch die Kirche betroffen, die beschädigten Teile wurden anschließend in gotischem Stil erneuert. Zu den Veränderungen unter Hieronymus Marchstaller zählen die Erneuerung der Sakristei (1619), der Bau der Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes (1621) sowie die Ausgestaltung der Apsis mit Stuck (1626).
Äußeres
Die Stiftskirche ist eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit westlicher Doppelturmfassade und einem stark nach Norden und Süden vorspringenden Querhaus. An dessen östlichen Seiten ebenso wie an der Außenwand des Chores Konchen. Das Mittelschiff und das gleich hohe Querhaus sind mit Satteldächern, das südliche der beiden um die Hälfte niedrigeren Seitenschiffe mit einem Pultdach bedeckt und die drei halbrunden Apsiden tragen Kegeldächer. Das aus Koralpen-Marmor bestehende Quadermauerwerk ist unverputzt.
In den beiden mächtigen quadratischen, mit Pyramidenspitzdächern bekrönten Türmen ist in den ersten drei Geschossen noch romanische Bausubstanz erhalten, die oberen Teile wurden nach einem Brand 1367 bis etwa 1375 in gotischem Stil erneuert. Unterhalb der Türme befindet sich an der Westfassade ein leicht vorspringendes spätromanisches/frühgotisches Trichterportal, das um 1260 gestaltet wurde. In drei Rücksprüngen der Gewände des Portals stehen schlanke achteckige Säulen mit Knospenkapitellen, auf den Türpfosten zwei profilierte Viertelkreiskonsolen, die das Tympanonrelief tragen, das als Hauptmotiv einen thronenden Christus mit Segensgeste und Schriftrolle zeigt. Über dem Portal ist ein rundbogiges Fenster eingelassen, das Dach zwischen den Türmen ist als Pultdach ausgeführt.
Ein weiteres Portal befindet sich an der Südwand der Kirche. Dessen Bogenfeldrelief zeigt die thronende Muttergottes mit dem Jesuskind im Schoß, von links nahen die heiligen drei Könige, rechts sitzt der hl. Josef und oberhalb zwischen Maria und Josef schwebt ein Engel. Die Reliefs beider Portale wurden ungefähr zur gleichen Zeit wie das des Westportals angefertigt, vermutlich sind beide Portale unter Abt Gerhard (reg. 1258–75) entstanden, der Gewändevorbau des Südportals allerdings erst 1618.
Inneres
Die drei Schiffe der Kirche wurden nach dem großen Brand 1367 sowie unter Abt Johannes II. 1468 eingewölbt. Das fünfjochige Mittelschiff trägt ein Sternrippengewölbe über polygonalen Vorlagen, wobei sich das fünfte Joch des Schiffs zwischen den Westtürmen von diesem durch eine etwas kompliziertere Sternrippenform absetzt. Die beiden Seitenschiffe im Norden und Süden sind jeweils vierjochig, das nördliche ist von einem Spring-, das südseitige von einem Netztrippengewölbe überspannt. Im Mittelschiff und in den Seitenschiffen ist je ein Joch kreuzrippengewölbt, im Mittelteil befindet sich hier der Wappenschlussstein Konrads III. (reg. 1358–1391).In den drei Gewölben befinden sich insgesamt 28 Schlussstein- und 24 Vierpassmalereien. Die romanischen Säulen der Scheidbögen tragen Würfel-, Kelch- und Knospenkapitelle aus der Zeit um 1190/1220.
Die dreiachsige und zweijochige Orgelempore im Westen des Mittelschiffs wurde 1663 eingebaut. Sie steht über Balustersäulen und hat ein Kreuzgratgewölbe.
Der Chor ist leicht erhöht, in der Mitte seines Kreuzrippengewölbes zeigt der reliefierte Schlusstein den Hl. Petrus. Die hinter dem Chor eingezogene Konche wird durch eine Abtreppung in den Quadersteinen noch betont. In diese sind schlanke Säulen eingestellt, über den Kapitellen verläuft entlang der Konchenkrümmung ein profiliertes Gesims.
Hinter dem Hochaltar wurde 1626 bis 1629 ein Abgang angelegt. Hier befinden sich die Särge von 14 Habsburgern aus der Familie von Rudolf von Habsburg. Diese wurden 1770 aus dem Dom von Basel und der Klosterkirche Königsfelden nach St. Blasien gebracht und nach der Auflassung dieses Klosters 1809 über Spital am Phyrn nach St. Paul überführt. Sie wurden schließlich 1918 in der Gruft unter dem Hochaltar neu beigesetzt.
Die Sakristei der Stiftskirche schließt nördlich an das Querhaus an. Das im Inneren dreijochige und kreuzgratgewölbte Gebäude wurde 1619 errichtet. Das Portal der Sakristei wurde aus Marmorwerkstücken des unvollendet gebliebenen Grabmals für Abt Ulrich Pfinzing zusammengestellt.
44 Fresken der Südtiroler Meister Friedrich Pacher und Michael Pacher.
Die Inneneinrichtung der Kirche vom steirischen Künstler Philipp Jakob Straub stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Kapellen
Zwei der drei Kapellen der Stiftskirche, Auferstehungskapelle und Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes wurden in den West- bzw. Ostflügel des ehemaligen Kreuzganges eingefügt. Die älteste der drei Kapellen, die sogenannte Rabensteinerkapelle ist heute ein Anbau der später errichteten Sakristei nördlich der Kirche.
Die in barockem Stil gestaltete Auferstehungskapelle befindet sich in der Querachse der Empore. Sie ist zweijochig und kreuzgratgewölbt, in ihrer Gruft befinden sich die Gebeine des Abtes Albert Reichart (reg. 1677–1727). Von der durch ihn in Auftrag gegebenen Stuckausschmückung der Kapelle ist nur noch das den Eingang umrahmende Band erhalten. Ebenfalls aus dessen Amtszeit stammt das geschmiedete Eisengitter im oberen Teil. In der Kapelle befindet sich eine Gruppe von lebensgroße Holzstatuen, das mit Auferstandener Christus bezeichnete Werk wurde im 19. Jahrhundert von Michael Stölz angefertigt. Im Fußboden ist die Wappengrabplatte des Albert Reichart († 1727) eingelassen.
Die 1621 gebaute Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes ist wie die Auferstehungskapelle zweijochig und trägt ein Kreuzgratgewölbe. Die Malereien im Gewölbe wurden in der Erbauungszeit durch Lorenz Glaber angebracht. Sie stellen in acht Medaillons die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes dar. Die variantenreiche und äußerst plastische Stuckverzierung stammt aus der Zeit um 1680/1690 und wurde vermutlich von Gabriel und Johann Peter Wittini gestaltet. Vier Wandmalereien von zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Benedikt.
Die der Hl. Maria geweihte, jedoch meist als Rabensteinerkapelle bezeichnete Kapelle ist ein Anbau an der Ostwand der Sakristei, wo sich auch der Zugang befindet. Sie wurde im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts etwa gleichzeitig mit dem gotischen Teil der Westtürme erbaut. Zuvor stand an ihrer Stelle ein romanischer Vorgängerbau, in dem Abt Dietrich im Jahr 1284 beigesetzt wurde, auch der heute in der Stiftskirche aufgestellte, 1350 bezeichnete Grabstein der Rabensteiner dürfte noch aus der älteren Kapelle stammen. Der Innenraum besitzt zwei Joche und einen 5/8-Schluss. Das Kreuzrippengewölbe wurde um 1390 eingezogen, seine Schlusssteine sind als Reliefs ausgeführt. Die Kapelle hat große spitzbogige Fenster, an der Nordseite ist eines davon zugemauert. An den Wänden finden sich Reste von Malereien und Fresken aus der Erbauungszeit. Die Ausstattung (Chorgestühl, Altar und Tabernakel) wurde im Jahr 1983 erneuert, 1985 wurden neue Glasfenster eingesetzt und 1986 wurde die Kapelle neu geweiht.
Klostergebäude
Von den ursprünglichen Klosterbauten gibt es bis heute keine genauen Aufzeichnungen. Die mittelalterliche Anlage wurde aber für die Neubauten ab 1618 mindestens teilweise einbezogen. So ruht der Westflügel sehr wahrscheinlich auf den alten Mauern.[6] Die die Kirche umschließenden Flügel sind an der Hofseite zweigeschossig, an der Außenseite drei- bis viergeschossig. Die Außenseite weist keine architektonische Gliederung auf
Der außen an der Nordwestecke angestellte sechseckige Turm wurde 1626 gebaut und 1673 erhöht. Er hat im obersten Geschoss auf jeder Seite zwei rundbogige Fenster und trägt wie die Türme der Stiftskirche einen Pyramidenspitzhelm.
Kunstsammlung und Bibliothek
Die Kunstsammlung des Stifts, die großteils aus St. Blasien nach St. Paul gebrachten Werken besteht, wird in den Sälen des Obergeschosses des Westflügels aufbewahrt und zum Teil ausgestellt. Sie umfasst eine Gemäldesammlung mit Werken u. a. von Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Albrecht Dürer, Hans Holbein und Kremser Schmidt. Rubens´ um 1618 entstandene Ölskizze Anbetung der Hirten ist das kostbarste Werk der Gemäldesammlung, das durch seine Werkstatt nach dieser Skizze ausgeführte Altargemälde befindet sich in der Kathedrale von Soissons. Zu der in Mappen und Kästen aufbewahrten graphischen Sammlung des Stifts gehören Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen und Lithographien des 15. bis 19. Jahrhunderts aus ganz Europa. Darüber hinaus besitzt das Stift einige wertvolle figural plastische Werke, hiervon besonders erwähnenswert sind ein Elfenbeinrelief aus der Metzer Schule (um 900), das einen silbernen Buchdeckel aus dem Jahr 1440 schmückt, zwei kleine Bronzekruzifixe aus dem 11. und 12. Jahrhundert und einen zweiten silbernen Buchdeckel aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Zu den Beständen gehören auch zahlreiche weitere kunsthandwerkliche Arbeiten und sowie eine umfangreiche numismatische Sammlung mit etwa 30.000 Medaillen und Münzen.
Die 1683 eingerichtete Bibliothek befindet sich im nach Osten ziehenden Teil am Südende des Westflügels. An der Decke befinden sich zwei kreisförmige Gemälde von Wolfgang Bernhard Veldner, die 1683 angefertigt und die östliche und westliche Hemisphäre darstellen. Sie sind umrahmt von Stuckaturen von Gabriel Wittini. Die Bibliothek umfasst über 180.000 Bände und 4000 Handschriften aus dem 5. bis 18. Jahrhundert. Da der Großteil der St. Pauler Bibliothek nach der Aufhebung verloren ging, stammt der überwiegende Bestand aus den Klostern St. Blasien und Spital am Pyhrn.
Seit 26. April 2009 läuft in St. Paul die Europaausstellung unter dem Titel „Macht des Wortes – Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas“. Sie kann noch bis 8. November 2009 besucht werden.[7]
Stiftsgymnasium
Das Stiftsgymnasium der Benediktiner in Sankt Paul ist eine Allgemeinbildende Höhere Schule. Es ging ursprünglich 1777 aus der Lateinschule des Stiftes hervor, nach der Aufhebung des Klosters durch Joseph II. wurde es im Jahr 1809 gleichzeitig mit der Revitalisierung neu gegründet und besteht bis heute als katholisches Privatgymnasium der Benediktiner. Das heutige Schulgebäude wurde im Jahr 1901 errichtet und zuletzt 2001 renoviert.
Literatur
- Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. Band I: Katalog. Universitätsverlag Carinthia, Klagenfurt 1991, ISBN 3-85378-376-7
- Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. Band II: Beiträge. Universitätsverlag Carinthia, Klagenfurt 1991, ISBN 3-85378-377-5
- Karl Ginhart: Das Stift St. Paul im Lavanttal. Eigenverlag des Stiftes, St. Paul im Lavanttal 1962 (4. Aufl.), ohne ISBN
- Karl Ginhart: Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal und seiner Filialkirchen. (= Österreichische Kunsttopographie, Band 37). Wien 1969, ohne ISBN
- Gerfried Sitar: Die Abtei im Paradies. Das Stift St. Paul im Lavanttal. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2179-3.
Einzelnachweise
- ↑ Ginhart 1962, S. 2
- ↑ Hermann Wiessner: Burgen und Schlösser um Wolfsberg, Friesach, St. Veit. 2. Auflage, Birken-Verlag, Wien 1964, ohne ISBN, S. 183
- ↑ a b c d Dehio-Handbuch Kärnten. Verlag Anton Schroll, Wien 2001 (3. Auflage), S. 793
- ↑ Ginhart 1962, S. 6
- ↑ Stift St. Paul hat wieder Abt Artikel in der Badischen Zeitung vom 8. August 2008
- ↑ Ginhart 1962, S. 34
- ↑ Europaausstellung: Großer Andrang bei Eröffnung, Kleine Zeitung, 26. April 2009
Weblinks
- Benediktinerstift St. Paul
- Kärntner Medienzentrum: 900 Jahre Benediktinerstift St. Paul (PDF)
- Handbuch der historischen Buchbestände: Bibliothek des Benediktinerstiftes
Koordinaten: 46° 42′ 1,8″ N, 14° 52′ 21,9″ O