Lauch (Allium) ist eine Gattung aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceen) und wird umgangssprachlich häufig gleich gesetzt mit Porree ( Allium porrum L.).
Lauch ist ein zweijähriges oder perennierendes Zwiebelgewächs mit grundständigen, oft scheinbar stengelständigen, flachen oder rinnigen, halbwalzenförmigen oder pfriemig-zylindrischen und dann bisweilen hohlen Blättern, aufrechtem Blütenschaft, endständigen, vor dem Ausblühen von einer oder zwei Scheiden umschlossenen Blütenköpfchen oder Scheindolden, bisweilen neben den Blüten mit mehr oder weniger zahlreichen Brutzwiebelchen, häutiger, drei-, selten einfächeriger Kapsel, 1- bis 2-, selten mehrsamigen Fächern und eckigen, meist schwarzen Samen.
Arten
Es werden etwa 260 Arten von Lauch in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Halbkugel unterschieden. Die größte Zahl der Arten findet sich in Südeuropa, im Orient und von Turkistan bis Tibet. Alle Arten enthalten ein flüchtiges, scharfes Öl und besitzen den charakteristischen Zwiebelgeruch.
Hauszwiebel
Die Hauszwiebel (Sommerzwiebel, gemeine Zwiebel, Bolle, Allium Cepa L.), zweijährig, mit einfacher Zwiebel, breitröhrigen, schlauchartigen Blättern, blattlosem, wie die Blätter in der Mitte bauchig aufgetriebenem Stengel, sehr großem, kugeligem Blütenstand ohne Brutzwiebeln und grünlichweißen Blüten, ist eine uralte Kulturpslanze, deren Heimat man nicht kennt, und wird in mehreren Varietäten mit runden, plattrunden oder birneförmigen Zwiebeln, besonders bei Frankenthal in Rheinbayern, Bamberg, Erfurt, kultiviert. Sie fordert milden oder fandigen Lehm in sonniger, warmer Lage, gedeiht am besten nach einer gut gedüngten Hackfrucht und verträgt eine Jauchendüngung.
In den im Herbste tief gepflügten oder sorgfältig gegrabenen Boden sät man die Zwiebeln im April; walzt oder tritt die Oberfläche mit Tretbrettern fest und stellt die Pflänzchen später 10 cm, bei Steckzwiebelkultur 4-5 cm weit voneinander. Im August oder September wird geerntet; die kleinen Zwiebeln (Steckzwiebeln) legt man im nächsten Frühjahr 4 cm tief und 15 cm weit voneinander, worauf sie sich schnell vergrößern, aber früh geerntet werden müssen, damit sie nicht in Samen schießen. Zur Samenzucht bringt man die Zwiebeln im März in ein ganz flaches, stark gedüngtes Beet und stellt sie 30-45 cm weit voneinander. Der Same bleibt drei Jahre keimfähig.
Die Zwiebeln werden in Süd- und Osteuropa roh oder geröstet wie Obst oder Gemüse gegessen, bei uns fast nur als Küchengewürz benutzt. Sie enthalten ein schwefelhaltiges ätherisches Öl und wirken dadurch reizend auf den Magen, erzeugen aber übelriechenden Atem und ähnliche Ausdünstung.
Siehe auch: Zwiebel
Winterzwiebel
Die Winterzwiebel (Röhrenlauch, Schlottenzwiebel, Schnittzwiebel, ewige Zwiebel, Jakobs-, Iohannislauch, Allium fistulosum L.), perennierend, mit mehreren kleinen, länglichen, nebeneinander stehenden Zwiebeln, sonst der Hauszwiebel ähnlich, stammt aus Sibirien, vom Altai und Baikalsee und wird bei uns vielfach kultiviert. Sie gedeiht in mürbem Boden von einiger Kraft, wird durch Zwiebelbrut fortgepflanzt und bleibt über Winter stehen.
Man benutzt vielfach nur die Blätter als Küchengewürz, auch zum Füttern junger Truthühner und läßt die Zwiebeln dann mehrere Jahre an derselben Stelle. Die Zwiebeln schmecken milder als die Hauszwiebeln.
Siehe auch: Schlottenzwiebel
Schalotte
Die Schalotte (Eschlauch, askalonische Zwiebel, Allium ascalonlcum L.), mit mittelgroßen, schiefeiförmigen, büschelig gehäuften Zwiebeln, pfriemenförmigen, meist aufgeblasenen Blättern, kugeligem Blütenstand, zuweilen mit Brutzwiebeln, bei uns selten erscheinenden hellvioletten Blüten, ist perennierend und wird, da bei uns der Same nie reift, durch Zwiebeln fortgepflanzt.
Sie verlangt einen sandigen Boden in geschützter, warmer Lage. Man steckt kleine Zwiebeln im Oktober 15 cm weit voneinander, bedeckt das Beet über Winter mit Pferde- oder Stallmist und hält den Boden im Sommer unkrautfrei und locker.
Die Zwiebeln schmecken milder und feiner als die gewöhnliche Zwiebel und werden als feineres Küchengewürz benutzt. Um sie ein Jahr lang zu erhalten, dörrt man sie über dem Ofen. Sie stammt aus Kleinasien, Syrien, Palästina, kam durch Kreuzfahrer nach Europa und soll nach der Stadt Askalon, wo sie früher angebaut wurde, benannt sein.
Siehe auch: Schalotte
Schnittlauch
Der Schnittlauch (Gras-, Hohl-, Suppen-, Jakobs-, Johannis-, Breislauch, Allium schoenoprasum L.), mit kleinen, weißen, länglichen, in Büscheln beisammenstehenden Zwiebeln, dünnen, hohlen, nicht aufgeblasenen Blättern, welche einen Rasen bilden, und wenig höhern Blütenschäften mit rotvioletten Blümchen in kugeligem Blütenstand ohne Brutzwiebeln, wächst auf Gebirgswiesen in Europa, Mittelasien, Nordamerika und wird vielfach in Gärten kultiviert.
Er gedeiht am besten in leichtem, warmem Erdreich und wird durch Zerteilung der Stöcke, welche man alle zwei Jahre vornimmt, fortgepflanzt. Nur die Blätter werden benutzt.
Siehe auch: Schnittlauchl
Porree
Der Porree (Borree, Winterporree, Welschzwiebel, gemeiner Lauch, spanischer Lauch, Aschlauch, Fleischlauch, Allium Porrum L.), mit einfacher, weißer, rundlicher Zwiebel, welche nach außen kleine Zwiebeln ansetzt, flachen, gekielten, länglich-lanzettlichen Blättern, vielblätteriger, langgeschnäbelter Hülle, welche länger ist als der große, kugelige, vielblütige Blütenstand, hellpurpurnen Blüten und eirunden Kapseln. Man sät ihn im Frühjahr, verpflanzt ihn um Johannis 24 cm weit voneinander und wchlägt ihn im Winter im Garten recht tief ein, damit die Blätter bleichen, oder läßt ihn im Land stehen und bedeckt ihn mit Stroh. Die Samenzucht geschieht wie bei der Hauszwiebel. Man benutzt ihn als Gemüse und Küchengewürz.
Der Porree ist vielleicht nur eine Kulturform von Allium ampeloprasum L., welche Art als Sommerporree kultiviert wird. Sie gleicht dem Porree sehr, trägt rote Blüten, hat rot angelaufene Stengel und entwickelt weit stumpfere Kapseln. Sie schmeckt pikanter und ist besonders im Orient geschätzt. Man sollte die Zwiebeln im Herbst aus dem Land nehmen.
Siehe auch: Porree
Knoblauch
Der Knoblauch (Allium sativum L.), mit kugeliger, häutiger, aus mehreren kleinen, länglichen Zwiebeln (Zehen) zusammengesetzter Zwiebel, 60-90 cm hohem, stielrundem Stengel, breillinealen, flachen, etwas rinnigen Blättern, langgeschnäbelter, hinfälliger Scheide und einer Blütendolde, in welcher zwischen zahlreichen Zwiebelchen wenige weißlich rosenrote Blüten stehen, die keinen Samen entwickeln, ist perennierend, stammt aus dem Orient, kommt bei uns verwildert vor und wird in sandigem Boden von alter Kraft in warmer Lage kultiviert.
Man steckt die Zehen im Herbst oder März 20 cm weit voneinander und erntet sie im August, erhält aber viel größere Zwiebeln, wenn man die Pflanze zweijährig werden läßt. Die Zwiebelchen der Blütendolde brauchen ein Jahr mehr zur Entwickelung.
Der Knoblauch wird als Würze für Saucen und Fleischspeisen besonders von Juden, Russen und Türken benutzt und erzeugt streng riechende, lang anhaltende Ausdünstung. Man braucht ihn außerdem in Abkochung zu Klistieren, um die Askariden zu vertreiben, früher auch als Arzneimittel und zur Zeitigung von Geschwüren. Das ätherische Öl des Knoblauchs ist im wesentlichen Schwefelallyl.
Siehe auch: Knoblauch
Weitere Arten
Eine Variante des Knoblauchs ist der feinere spanische Lauch, mit dickern, stumpfen Zehen, und der Schlangenlauch (Var. Ophioscorodon Don.), mit rundlich-eiförmigen, bis fast kugeligen Nebenzwiebeln und unter dem Blütenstand meist ringförmig umgebogenem Stengel. Diese Varietät liefert die Perlzwiebeln oder Bockenbollen (Rocambole), welche immer nur durch Zwiebelbrut fortgepflanzt werden können; man steckt sie im September und erhält im Frühjahr Blätter und um Johannis die kleinen, weißen, glatten Zwiebeln.
Allium scorodoprasum L., mit einfacher, braunschaliger Zwiebel, welche bei der Entwickelung zum Stengel seitlich eine neue Zwiebel erzeugt, weit kürzern, slachen, am Rand scharfen Blättern., plötzlich kurz zugespitzter, selten stumpfer Hülle, die kürzer ist als der kugelige Blütenstand, in welchem zwischen rotbraunen Zwiebelchen einige tief purpurrote, unfruchtbare Blüten stehen. Er findet sich bei uns überall und wird wie Knoblauch kultiviert und benutzt. Die Zwiebelgewächse enthalten
Der netzwurzelige Lauch (Allium victorialis L.), mit schief aufsteigendem, fast zylindrischem Wurzelstock, netzigfaserig aufgelösten äußern, fleischigen, knoblauchartig riechenden und schmeckenden innern Zwiebelschalen, lanzettlichen oder elliptischen, kurzgestielten Blättern und gelblichweißen Blüten, findet sich auf den Gebirgen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.
Kulturgeschichte
Die Zwiebel (Siegwurz, langer Allermannsharnisch, wilder Alraun) wurde als Schutzmittel gegen Verwundung, Unglücksfälle, Zauberei für Menschen und Tiere benutzt und von Marktschreiern oft in menschenähnliche Gestalt gebracht, bekleidet und um hohes Geld verkauft.
Die Laucharten sind wohl meist im inneren Asien heimisch, aber als derbe Würzen schon in grauer Vorzeit verbreitet worden.
In Ägypten finden wir Zwiebeln und Knoblauch von jeher als Bestandteil der allgemeinen Volksnahrung, und die Juden sehnten sich in der Wüste danach zurück. Sie vor allen blieben dem Knoblauch treu zu allen Zeiten und verdanken ihm wohl einen Teil des bekannten foetor judaicus. Sogar als heilig und geweiht galten die Laucharten den Ägyptern und wurden daher von Priestern und Frommen nicht berührt.
Die Zwiebel von Askalon beschreibt schon Theophrast; Knoblauch und Zwiebeln spielten am persischen Hof eine große Rolle, und auch Homer kennt die Zwiebel und erwähnt sie als Beiessen zum Mischtrank des Nestor. Auch später blieben in Griechenland und Italien die Zwiebelgewächse beliebteste Volksnahrung; aber mit der steigenden Bildung schlug bei den höhern Ständen die Vorliebe in Widerwillen um, und Zwiebel- und Knoblauchgeruch verriet den Mann aus dem niedrigsten Volk. Jemand "Zwiebel anwünschen" bedeutete jetzt nichts Gutes, und Horaz wird nervös, wenn er des Knoblauchs gedenkt.
Dem scharfen Geruch und Geschmack verdankten die Laucharten anderseits abergläubische Anwendung gegen Gift und Zauberei, und eine bestimmte Art (Allium nigrum L.) galt für die bei Homer "Moly" genannte Pflanze, durch welche Odysseus der Kirke widerstand.
Zu den Germanen kam die Zwiebel über Italien. Russen und Türken sind noch heute starke Zwiebelesser, und auch weiter nach Asien hinein huldigen Hohe und Niedere dem Zwiebelgenuß, während im europäischen Süden Zwiebeln und Knoblauch auch jetzt noch ebenso gesucht und gemieden werden wie im Altertum.
Verhältnismäßig am wenigsten Beifall hat die Zwiebel und vollends der Knoblauch in Norddeutschland gefunden.
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890