Ein Nullallomorph (Ø - Allomorph, Null-Allomorph) ist eine besondere Form von Allomorph. Es ist ein "Nicht-Zeichen", "das einer Stelle in einem Flexionsparadigma entspricht"[1]. Durch ein Nullallomorph werden Morpheme (Bedeutungen) erfasst, die keine phonetischen Realisierungen in Allomorphen zeigen. Nullallomorphe werden nur dann angenommen, wenn es zum gleichen Morphem ein vom Nullallomorph verschiedenes, also tatsächlich realisiertes Allomorph gibt.
Ein Morphem, dessen einziges Allomorph Ø ist, heißt Nullmorphem.
Anmerkung: Begriffe mit „Null-“ als Wortbestandteil werden in der Linguistik gelegentlich genutzt, um Erscheinungen der Grammatik, die in der Regel durch Wortteile oder Wörter ausgedrückt werden, auch dann zu erfassen, wenn sie einmal fehlen: Nullableitung, Nullartikel, Nullelement, Nullmorphem, Nullsubjekt.
Nullallomorphe im Deutschen
Im Deutschen treten z.B. in den folgenden Fällen Nullallomorphe auf:
- Im Präsens bei Verben, Singular bei Nomina.[2]
- Der Dativ Singular (Maskulinum oder Neutrum) deutscher Substantive. Dieser lautet entweder auf -e aus (dem Mann-e) oder aber er hat keine Endung (dem Mann). In diesem letzteren Fall setzt man aus beschreibungstechnischen Gründen ein Nullallomorph an (Mann-Ø).
- Plural-Nullallomorph, etwa bei "der Lehrer" - "die Lehrer".
Literatur
- Henning Bergenholtz, Joachim Mugdan: Einführung in die Morphologie. Kohlhammer, Mainz u.a. 1979, ISBN 3-17-005095-8
- Franz Simmler: Morphologie des Deutschen. Flexions- und Wortbildungsmorphologie. Weidler, Berlin 1998, ISBN 3-89693-304-3