Carl Adam Kaltenbrunner
(geb. 30.12.1804 in Enns, gest. 6.1.1867 in Wien)
Am 30. 12. 2004 jährte sich zum 200. Mal der Geburtstag des Ennser Dichters, Schriftstellers, Dialektforschers und 1. Ehrenbürgers der Stadt Enns - Carl Adam Kaltenbrunner. Kaltenbrunners Wirken fiel in eine Zeit, wo die Mundartdichtung vor allem in Oberösterreich gerade ihre Blütezeit erreicht hat. Zur Mitte des 19. Jhdts. gab es hier an die 20 Dialektdichter und die besten unter ihnen waren zweifellos C. A. Kaltenbrunner und vor allem Franz Stelzhamer.
Das literarische Schaffen C. A. Kaltenbrunners ist insgesamt sehr vielseitig. Es umfasst lyrische und epische Dichtungen – zumeist Loblieder auf sein Land und sein Volk, Balladen, Novellen, Dramen, oberösterreichische Dorf- und Volksgeschichten. Die besondere Stärke Kaltenbrunners lag aber auf dem Gebiet der Mundartdichtung. Wie sehr das Gesamtwerk Kaltenbrunners gewürdigt wird, geht alleine daraus hervor, dass er von der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg im Jahre 2003 in ihre Forschung über bedeutende deutschsprachige Dichter aufgenommen wurde.
C.A.K., dessen Vorfahren Sensenschmiede im oberösterreichischen Kremstal waren, entschied sich zum Schmieden von Versen. Sein musisches Talent entdeckte schon sein Volksschullehrer in Enns und während seiner Gymnasialzeit im Benediktinerstift Admont und am Linzer Lyzeum kam es bald zu ersten literarischen Gehversuchen. In Linz, wo Kaltenbrunner 1823 als Beamter in die Staatsbuchhaltung eintrat, wurde er bald Seele und Mittelpunkt des erblühenden literarischen Lebens in Oberösterreich.
Auch nach seiner dienstlichen Berufung 1842 nach Wien in die k.k. Hof- und Staatsdruckerei, wo er 25 Jahre lang wirkte und bis zum Vicedirektor dieses Kunstinstitutes aufstieg, blieb er aufs engste mit seinem Heimatland Oberösterreich und besonders mit seiner geliebten Vaterstadt Enns verbunden. Seinen ersten (jetzt neu aufgelegten) Mundartgedichtband „Oberösterreichische Lieder“ widmete er 1845 „Mein’n lieben Ennsern in eahn’n kloan Stadtl beinander, und was zu dera Pfarr ghert“.
C. A. Kaltenbrunner war ein Patriot durch und durch und seine von ihm vorbildlich gelebten Charaktereigenschaften transferierte er in seinem Gedicht „Österreichisch!“ (1859) auf das ganze Volk. So schreibt er in der 1.Strophe:
Frisch außa, wie `s drin is! Nöt kriech`n auf `n Bauch, Ins Gsicht schaun und d` Hand göbn, Is Östreicher-Brauch.
In Wien nahm Kaltenbrunner regen Anteil am gesellschaftlichen Leben der Reichshauptstadt und wurde zum beliebten Gast in literarischen Zirkeln und künstlerischen Vereinigungen, wie „Die grüne Insel“, „Aurora“, „Eintracht“, „Hesperus“ usw. Dort kam es auch zu freundschaftlichen Beziehungen zu Grillparzer, Stifter, Lenau, Feuchtersleben, Bauernfeld, Prechtler etc. sowie zu bedeutenden Malern, Musikern und Mitgliedern des k.k. Burgtheaters. Zu verschiedensten Anlässen trat er dort mit Gelegenheitsdichtungen auf und machte in diesen Kreisen den „obderennsischen“ Dialekt richtig salonfähig. So beispielsweise mit dem damals viel umjubelten Abschiedsgedicht für seinen Freund Josef Selleny, der 1857 als Landschaftsmaler an der zweijährigen Weltumseglung mit der kaiserlichen Fregatte „Novara“ teilnahm.
Seine berufliche Arbeit in der k .k. Hof- und Staatsdruckerei, die sprachliche und literarische Leistungen verlangte, regte Kaltenbrunner auch zu Sprachstudien, namentlich über die alte Volkssprache seines Heimatlandes, an.
Der damals von gewissen Kreisen vertretenen Ansicht, der Dialekt sei nur die „schlampig“ gesprochene Hochsprache, trat er mit Vehemenz entgegen. Um seine eigene These zu untermauern, durchwanderte er bei seinen Aufenthalten in Oberösterreich alle Winkel des Landes und forschte bei der vornehmlich bäuerlichen Bevölkerung nach alten Sprüchen und Redensarten. Auf Hunderten von kleinen Zetteln brachte er dieses von Generation zu Generation weitergegebene sprachliche Kulturgut zu Papier.
Vieles, was Kaltenbrunner geschaffen und hinterlassen hat, ist noch unaufgearbeitet und liegt im Nachlass des Dichters im Museum Lauriacum Enns – so beispielsweise auch die Sammlung „Sprichwörter und Redensarten nach der alten Volkssprache im Lande ob der Enns“
C. A. Kaltenbrunner starb am 6. 1. 1867 in Wien und wurde auf dem in der Zwischenzeit aufgelassenen Matzleinsdorfer Friedhof mit großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Die Grabstätte Kaltenbrunners befindet sich heute im Gräberhain des Waldmüllerparks, wo insgesamt 100 sehenswerte Grabmäler von historisch-künstlerischem Wert aufgestellt sind.
Die Dichterpersönlichkeit Carl Adam Kaltenbrunner wurde schon zu Lebzeiten mit höchsten Ehrungen ausgezeichnet und zum 100. Geburtstag errichtete ihm 1904 die Ennser Bürgerschaft ein monumentales Denkmal. Zum 200-Jahr-Jubiläum würdigt ihn nun die Kaltenbrunner Runde Enns mit der Erstellung eines „virtuellen Denkmals“ – nämlich der Homepage www.kaltenbrunner-runde.org. Einen besonderen Beitrag zum Kaltenbrunner-Jubiläum leistet auch der Ennser Tourismusverband: Stadtführungen in Enns mit Schwerpunkt C. A. Kaltenbrunner.