54. Sinfonie (Haydn)

Werk von Joseph Haydn
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Die Sinfonie Nr. 54 in G-Dur komponierte Joseph Haydn im Jahr 1774.

Allgemeines

Finscher (2000)[1] weist darauf hin, dass die ältesten Eintragungen zu dieser Sinfonie mit dem Presto beginnen, die späteren mit dem des Adagio. Daher liegt es nahe zu vermuten, dass die Einleitung nachträglich komponiert wurde, nach Beechey (1972)[2] jedoch vor der Veröffentlichung des Werkes beim Verlag Breitkopf im Jahr 1777. Ebenfalls im Jahr 1774 komponierte Haydn die Sinfonien Nr. 55, 56, 57 und 60.

Flöten, Fagott, Trompeten und Pauken wurden nachträglich dazugesetzt.[1] [2] [3] Finscher (2000)[1] meint: „Werden Flöten, Trompeten und Pauken als unentbehrlich angesehen, so ergibt sich für dieses Werk eine größere Besetzung als für irgend eine andere Sinfonie, die Haydn vor seiner Reise nach London (1791) komponiert hat; auch hat er in keinem früheren Werk dieser Art für zwei Flöten geschrieben. Die Besetzung ist für ihre Zeit ungewöhnlich groß und weist in dieser Beziehung auf die späteren Pariser und Londoner Sinfonien hin.“ Die Vergrößerung der Besetzung hängt möglicherweise mit zeitgenössischen Aufführungen des Werkes in London zusammen.[3]

Funktion der Einleitung: Der unvermittelte Piano-Beginn des Prestos wäre (war?) aufgrund der Neigung höfischer und relativ kleiner Gruppen zum zerstreuten Hören vermutlich riskant gewesen. Möglicherweise hat Haydn die Einleitung nachkomponiert, um den Piano-Anfang mit einer pompösen Einleitung abzufangen.[1]

Zur Musik

Besetzung: zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Hörner in G, zwei Trompeten in G, Pauken, zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass. Sofern im Orchester vorhanden, wurde möglicherweise zudem ein Cembalo zur Verstärkung der Bass-Stimme eingesetzt, wobei hierzu in der Literatur unterschiedliche Auffassungen bestehen.
Aufführungszeit: ca. 30-40 Minuten (je nach Einhalten der vorgeschriebenen Wiederholungen).

Das, was später als typische Sonate bekannt werden sollte, war zum Zeitpunkt der Komposition noch nicht ausgebildet; daher können die Begriffe der Sonate nur mit Einschränkung auf das Werk angewandt werden.[4]

1. Satz: Adagio maestoso – Presto

3/4-Takt (Adagio) / 4/4-Takte (alla breve, Presto), 232 Takte, (monothematische) Sonatensatzform
Adagio maestoso (Takt 1-17)
Die Einleitung beginnt mit dem Typ „Vorhang hoch“: Eine einfache Tonika (G-dur) – Dominante (D-Dur) – Tonika – Kadenz, wobei der erste Tonika- und der erste Dominant-Akkord im Forte, die restlichen Töne im Piano stehen. In Takt 4 setzt eine Bewegung in den Violinen ein, die bereits etwas an das Hauptmotiv vom folgenden Presto erinnert. Im Fortissimo setzt in Takt 8 das gesamte Orchester mit einer aufwärts gehenden Figur mit punktiertem Rhythmus ein, die in den folgenden Takten durch Vorhalte und Chromatik bereichert wird. Einen gewaltigen Klangteppich entfalten die Takte 13-16, insbesondere in den Bläsern. Die Einleitung endet mit einem Unisono-D inklusive Paukenwirbel und Fermate. Das D als Basis von D-Dur wirkt dominantisch zum anschließenden G-Dur des Prestos. Finscher (2000)[1] bezeichnet Einleitungen dieser Art als „Prototyp der einfacheren Einleitungsform“ (ebenso die Einleitungen zur 50. und 53. Sinfonie), bei der in den punktierten Rhythmen die französische Ouvertüre noch durchschimmert.

Presto (Takt 18-232)
Der Satz beginnt für eine Sinfonie der damaligen Zeit ungewöhnlich: Unter einem 8taktigen Solo der Hörner und Fagotte spielen die Streicher im Piano und Unisono eine 2taktige Figur aus einem aufwärts gehenden, gebrochenen G-Dur Dreiklang; diese Figur wird während des Bläsersolos viermal wiederholt. Da sie für den weiteren Satzaufbau wichtig ist, kann diese Figur „Hauptmotiv“ genannt werden. Sie weist folgenden Rhythmus auf: Viertel – 2 Achtel – Viertel – Viertel (– Halbe Note). Als Antwort, aber motivisch doch selbständig, folgt dann eine 4taktige Melodie in der 1. Violine, die einmal wiederholt wird. Erst in Takt 33 setzt der gesamte Orchesterapparat im Forte mit einer ebenfalls 4taktigen Fortspinnung des Motivs ein, die in Takt 37 durch eine Pause beendet ist. Insofern bietet es sich an, hier die Grenze vom 1. Thema zu ziehen.

Der folgende Abschnitt (Takt 37 ff.) reiht mehrere Motive aneinander: Takt 37 f., Takt 43 f. und Takt 48 f. Bemerkenswert sind Takt 56/57: eine eintaktige Tonwiederholung im Forte-Unisono auf D (Takt 56) und H (Takt 57) im Rhythmus des Hauptmotivs. Man könnte diese beiden Takte als „Marschmotiv“ bezeichnen. Darauf antworten in Takt 58/59 Oboe und 1. Violine sowie in Takt 60/61 die Holzbläser jeweils mit einem 2taktigen Motiv im Piano. Je nach Ansicht kann man diesen dialogischen Abschnitt als Kandidaten für ein 2. Thema ansehen; dem steht zwar die ungewöhnliche Struktur entgegen, jedoch wird der Abschnitt von Takt 58 bis 61 ab Takt 62 einmal wiederholt (nun auch mit dem Marschmotiv im Piano), wie es oft auch bei typischen 2. Themen der Fall ist. Ansonsten ergibt sich eine monothematische Sonatensatzform.

In Takt 68/69 hat das Marschmotiv einen dritten Auftritt, jetzt wieder im Forte, gefolgt von einer Variante des Hauptmotivs (Takt 71-75) und der Schlussgruppe (Takt 76-81), die das Hauptmotiv in der „Reinform“ im Bass betont.

Die Durchführung (Takt 82-147) verbindet zunächst auf H-Dur das Hauptmotiv mit dem Viertelmotiv von Takt 48. Anschließend tritt eine verkürzte Variante des Viertelmotivs im Piano in einen Dialog mit dem Hauptmotiv im Forte, dabei werden C-Dur, h-Moll und a-Moll erreicht. Es folg eine Forte-Unisono-Sequenz mit dem Hauptmotiv in den Streichern (Takt 100-106), ehe die Bewegung in Takt 106/107 mit einer Generalpause abbricht. In sanftem, gefestigtem E-Dur beginnen Streicher und Fagott von neuem, ab Takt 116 kommt die Septime dazu, um eine erneute Sequenz-Passage des Hauptmotivs ab Takt 120 anzukündigen. Der nächste Abschnitt (Takt 127-134) stellt dem Viertelmotiv einen Kontrapunkt in Form von 6 aufsteigenden Vierteln entgegen. Während das Viertelmotiv zunächst weiter in Bass, Flöte und Fagott verläuft, „befreien“ sich die Violinen durch eine tremoloartige, spannungserzeugende Begleitfigur, die durch das Auftreten vom „Marschmotiv“ (Takt 143-145) noch verstärkt wird. Nach einem Takt Generalpause entlädt sich die Spannung in der Reprise (Takt 147 ff.).

Die Reprise weicht in folgenden Punkten von der Exposition ab:

  • die viertaktige Melodie der 1. Violine im 1. Thema wird zweimal wiederholt, allerdings variiert (in Moll und tiefer sequenziert) und mit einer anderen Fortspinnung ab Takt 167;
  • in einem neuen Abschnitt tritt das Hauptmotiv versetzt in den Violinen auf (Takt 195-200);
  • Trugschluss in Takt 215 im Pianissimo auf einem A-Dur Septnonakkord (ohne Grundton) mit Fermate;
  • erweiterte Schlussgruppe (Takt 216-232): 5 Takte Überleitung der Streicher mit Motiv von der Melodie des 1. Themas (entsprechend Takt 27) – Hauptmotiv im Forte – nochmals 5 Takte Streicher-Überleitung – Schlussgruppe wie am Ende der Exposition.

Exposition sowie Durchführung und Reprise werden einmal wiederholt.

2. Satz: Adagio assai

C-Dur, 3/4-Takt, 137 Takte, freie Sonatensatzform. Streicher mit Dämpfern; Flöten, Trompeten und Pauken schweigen. Zum Satzbeginn in den Streichern: „cantabile“ (ital. für „sanglich“)
Ungewöhnlich ist, dass das Adagio noch durch ein „assai“ verstärkt wird. Damit ist dieser Satz ist bezüglich der Spielzeit einer der längsten zweiten Sinfonie-Sätze, die Haydn je geschrieben hat (insbesondere bei Einhalten der vorgeschriebenen Wiederholungen; jedoch wird in den meisten Einspielungen selbst die Wiederholung der Exposition weggelassen). Ungewöhnlich ist auch, dass der Satz durch seine Länge und den bedeutungsschweren Inhalt vom Hörer hohe Aufmerksamkeit erfordert. Dies steht etwas im Widerspruch zu der o. g. Andeutung, dass die Einleitung möglicherweise deswegen nachkomponiert wurde, um – bei der Neigung des höfischen Publikums zum zerstreuten Hören – Aufmerksamkeit zu erlangen. Bezüglich der Struktur finden sich Anklänge an die Sonatensatzform (1. Thema, Schlussgruppe, Durchführung, Reprise), aber auch „freiere“ Elemente (kein eindeutiges 2. Thema, kadenzartige Solopassage für die 1. Violinen). Bemerkenswert ist auch die klangfarbenreiche Atmosphäre.

Der Abschnitt des 1. Themas ist insgesamt 16 Takte lang. Im 4taktigen Vordersatz spielen die Streicher eine abgesetzte Terzfigur, überlagert von einem ausgehaltenen G der 1. Violine, die nach 2 Takten in eine kadenzartige Schlussfloskel übergeht. Im Nachsatz sind die Oboen stimmführend. Zunächst (Takt 5/6) spielen sie Vorhalte, deren „Lücken“ durch ein Triolenmotiv der 1. Violine gefüllt wird, dann (Takt 7-10) eine sangliche Melodie aus abwärts gehenden Vierteln (Takt 7/8) und als „Antwort“ (oder als „Nachsatz im Nachsatz“, Takt 9/10) eine Schlusswendung mit Achteln.

Im Folgenden wird das Triolenmotiv aufgegriffen: Zunächst mit versetztem Einsatz und um eine Achtelfigur erweitert (erweitertes Triolenmotiv, Takt 17-20), dann in einer Variante mit charakteristischem Schlussintervall aufwärts, unterlegt von einer sanglichen, betonten Viertelbewegung im Bass (Takt 21/22, wird einmal wiederholt). Nach einer Weiterführung des Triolenmotivs kündigt sich über Forte-Akkorde auf G und D, die von Pausen umgeben sind, eine Zäsur an. Tatsächlich folgt nun eine Art Mini-Solokadenz (Takt 28/29) der 1. Violine, so dass sich der Hörer an den Schluss eines Konzertesatzes erinnert fühlt. Dieser Eindruck wird jedoch wieder verunsichert, da nun Sextolen-Läufe der 1. Violine mit Viertelbegleitung der übrigen Streicher (Takt 30-35) und ein Synkopen-Abschnitt für beide Violinen (Takt 35-38) folgen. Über 2 Akkorde, die durch Tonwiederholung aufgebaut werden (F-Dur und verminderter Akkord Cis-B-G, Takt 39/40) und in einen G-Dur-Akkord münden, wird wieder eine Erwartungshaltung für eine Kadenz aufgebaut. Die nun folgende 2. Kadenz für die 1. Violine ist mit 5 Takten länger als die voriger und basiert auf dem erweiterten Triolenmotiv. In der Schlussgruppe (Takt 47-49) ist die 1. Oboe stimmführend und spielt ein Motiv mit aufsteigender Dreiklangsmelodik.

Die Durchführung (Takt 50-74) greift das „Klopfmotiv“ von Takt 39 f. auf, verstärkt es jedoch durch einen insgesamt viermaligen Einsatz im Unisono auf B. Anschließend wird der Vordersatz vom 1. Thema mit dem Triolenmotiv und dem verkürzten Klopfmotiv moduliert: d-Moll (Takt 57-62), F-Dur (Takt 62-68), anschließend nur noch Triolen- und Klopfmotiv (g-Moll, E-Dur, D-Dur-Septakkord). Mit dem Klopfmotiv auf E in den Hörnern erfolgt die Überleitung zur Reprise (Takt 75 ff.).

Die Reprise unterscheidet sich u. a. in folgenden Punkten von der Exposition: Variierter Nachsatz vom 1. Thema (Takt 81 ff.); gut hörbares, ausgehaltenes tiefes C im Horn während der Viertel-Bassfigur (Takt 88 f. analog Takt 21 f.); Erweiterung und Schichtung im Aufbau der Akkorde, welche die 2. Kadenz ankündigen (Takt 106 ff.); Verbindung von 2. Kadenz und erweitertem Sextolen-Abschnitt (Takt 118 ff.). Die letzten Takte der 2. Kadenz (Takt 133/134) erinnern an die Einleitung aus Haydns 6. Sinfonie. Exposition sowie Durchführung und Reprise werden einmal wiederholt.

In der Partitur sind die Abschnitte Takt 28 f. und 42 ff. (in der Reprise entsprechend) nicht mit „Solo“ überschrieben. In der Einspielung des Austro-Hungarian Haydn Orchestra wird hier jedoch eine Solovioline benutzt, nicht dagegen z. B. bei derjenigen mit der Philharmonia Hungarica (ähnlich beim 3. Satz).

3. Satz: Menuet: Allegretto

G-Dur, 3/4-Takt, mit Trio 70 Takte
Die 4taktige, wiegende Hauptmelodie wird ungewöhnlicherweise von Bläsern und Bass im Forte vorgetragen, während die sonst stimmführenden Violinen mit Vorschlags-Vierteln begleiten. Dazu kontrastiert ein zweites Motiv aus einer abwärts gehenden Figur, die zunächst im Piano von den Violinen, dann im Forte-Tutti gespielt wird. Dieses Motiv ist auch Gegenstand der „Durchführung“ zu Beginn des 2. Menuett-Teils.

Im Trio (ebenfalls in G-Dur) spielen Streicher und Fagott Solo eine einprägsame, etwas wehmütige Melodie. Das Fagott spielt Stimme der 1. Violine eine Oktave tiefer. Beechey (1972)[2] und Finscher (2000)[1] machen darauf aufmerksam, dass Haydn diese Kombination von Instrumenten in späteren Werken wiederholt angewandt hat, bspw. in den langsamen Sätzen der Sinfonien Nr. 93. Sinfonie und 94. Sinfonie.

In der Einspielung mit dem Austro-Hungarian Orchester sind die Piano-Abschnitte mit dem zweiten Motiv im Hauptteil sowie das Trio insgesamt solistisch besetzt (ähnlich beim 2. Satz).

4. Satz: Presto

G-Dur, 4/4-Takt, 155 Takte, Sonatensatzform
Das Finale hat mit dem 1. Satz nicht nur die Tempobezeichnung gemeinsam, ähnlich sind auch beide Satzanfänge: Eine Melodie, die mit einer Ganzen Note beginnt, unterlegt von einer charakteristischen Bassfigur, hier: gehende Bewegung in Staccato-Vierteln. Die Melodie (gespielt von 1. Flöte, 1. Oboe und 1. Violine) ist vier Takte lang; 2. Violine und Viola begleiten mit Synkopen, die übrigen Bläser mit Halben bzw. Ganzen Notenwerten. Nach dem 1. Durchlauf des Themas werden die letzten beiden Takte einmal echohaft im Piano wiederholt, bevor das gesamte Thema nochmals im Forte-Tutti gespielt wird.

Der Überleitungsabschnitt (Takt 10-37) bringt zunächst betonte Halbe Noten auf der 2. Zählzeit in den Violinen („Sforzando-Synkopen“, u. a. viermalige energische Wiederholung von G in Takt 14-17), unterlegt von einem Oktavtremolo im Bass. In Takt 18 tritt im Bass erstmals ein für den weiteren Satz wichtiges Motiv mit einer gleichmäßige Achtelfigur auf, die durch 2 Sechzehntel aufgelockert wird. Dieses Motiv wird dann auch von den Streichern übernommen, z. B. im Unisono bei Takt 24 f.

In Takt 37 ist die Doppeldominante A-Dur erreicht, die dominantisch zum folgenden 2. Thema (Takt 38-46) fungiert. Dieses besteht aus einem 4taktigen Vordersatz (wobei die ersten beiden Takte einmal wiederholt werden) und einem 3taktigen Nachsatz. Der Vordersatz enthält eine abgesetzte Figur und ist von einem ausgehaltenen A der 1. Oboe begleitet, im mehr bogenartigen Nachsatz ist die Oboe dann neben der 1. Violine melodieführend.

Der folgende, zur Schlussgruppe überleitende Teil greift das Motiv von Takt 18 sowie die Sforzando-Synkopen auf und moduliert von A-Dur nach D-Dur. Dabei erinnert die Floskel Takt 55 f. etwas an den Nachsatz vom 2. Thema. In der Schlussgruppe (Takt 63-65, je nach Ansicht auch vorher abgrenzbar) erklingt das Motiv von Takt 18 nochmals im Forte-Unisono.

Die Durchführung beginnt mit einem d-Moll-Brummen der Streicher, das von der Struktur an Takt 49 f. erinnert (nun aber legato statt staccato). Im Folgenden (Takt 74 ff.) läuft eine verkürzte Exposition ab: das 1. Thema wird nach a-Moll und C-Dur moduliert, daran schließt sich der Abschnitt mit den „Sforzando-Synkopen“ und dem Motiv von Takt 18 an. In Takt 93 ist h-Moll erreicht, dass dominantisch zum e-Moll Einsatz des 2. Themas wirkt. Dieses bricht jedoch im Vordersatz ab, und es setzt unvermittelt die Reprise in Takt 98 mit dem 1. Thema im Forte ein. Überraschenderweise wird das 1. Thema ab Takt 102 einmal im g-Moll-Piano wiederholt, so dass der Hörer nicht weiß, ob Takt 98 ff. möglicherweise eine Scheinreprise gewesen ist. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als Haydn dann das 1. Thema in B-Dur vorstellt, dieses jedoch nach 2 Takten abbricht und – zunächst noch in B-Dur – das Motiv von Takt 18 sequenziert. Diese Sequenzierung erfolgt in einem recht langen Abschnitt (Takt 108-118) und enthält einen Spannungsaufbau, da das Hauptmotiv in der 1. Violine nur minimal verändert wird, während die Basslinie taktweise chromatisch abwärts schreitet. Begleitet wird diese Passage von Akkorden der Bläser (Fagott jedoch wie Bass geführt) und Synkopen der 2. Violine. In Takt 119 ist der Zielpunkt D-Dur erreicht, und die Spannung kann sich in einer Fanfare der Trompeten entladen (diese ist jedoch je nach Einspielung unterschiedlich gut hörbar). Der Spannungsaufbau erinnert von der Struktur etwas an den Beginn der Durchführung im Finale der 44. Sinfonie.

Das 2. Thema setzt in Takt 128 in der Tonika G-Dur ein, der Rest der Reprise ist ähnlich der Exposition strukturiert. Je nach Ansicht kann man die Reprise damit in Takt 98 oder mit Beginn des 2. Themas in Takt 128 setzen. Exposition sowie Durchführung und Reprise werden einmal wiederholt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Finscher, L. (2000): Joseph Haydn und seine Zeit. Laaber-Verlag Regensburg, 558 S.
  2. a b c G. Beechey (1972): Joseph Haydn: Sinfonie No. 54 G-Dur. Vorwort zur Taschenpartitur im Ernst-Eulenburg-Verlag No. 594, London-Mainz, 86 S.
  3. a b W. Lessing (1989): Die Sinfonien von Joseph Haydn, dazu: sämtliche Messen. Eine Sendereihe im Südwestfunk Baden-Baden 1987-89, herausgegeben vom Südwestfunk Baden-Baden in 3 Bänden
  4. bspw. benutzt M. Walter (2007: Haydns Sinfonien. Ein musikalischer Werkführer. C. H. Beck – Verlag, München) die Begriffe „erster Teil“, „zweite Hauptperiode“ und „Reprise“.

Weblinks, Noten

Siehe auch