Leone da Modena

venezianischer Rabbiner
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Leone da Modena (eigentlich Jehuda Arje di Modena, auch Leo Mutinensis, Judah Aryeh; * 23. April 1571 in Venedig; † 1648 ebenda) war ein profanwissenschaftlich gebildeter Autor, Dichter, Lehrer und Prediger, Rabbiner, Verfasser einer Autobiographie und zahlreicher Schriften vierschiedensten Inhalts.

Cérémonies et coutumes parmi les Juifs, 1682

Leben

Leone entwickelte schon in seiner Jugend ungewöhnliche geistige Fähigkeiten. Er genoss eine gute Erziehung in jüdischen und allgemeinen Gegenständen. So war er Schüler von Schmuel Archevolti. Da Modena wurde ein berühmter Prediger, der mit seinen zahlreichen Schriften und seinem Wissen auch bei Christen Aufmerksamkeit fand.

Er wirkte in Venedig. In seinen (hebräisch oder italienisch geschriebenen) Schriften kommt häufig der für das damalige intellektuelle Judentum Italiens kennzeichnende Zwiespalt zwischen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Traditionstreue zum Ausdruck. So verteidigte er in magen we tzinnah ("Schild und Spiess") die mündliche Tradition und kritisierte Uriel da Costa, während er in qol sakal ("Torenstimme") Traditionskritik zu Wort kommen liess.

In ari nohem ("Brüllender Löwe") attackierte er aber die Kabbalah und widerlegte das behauptete hohe Alter des Buches Zohar.

Von seiner antichristlichen Streitschrift magen wa chäräb wurden nur fünf von neun geplanten Teilen fertig. Darin behandelte er mit scharfsinnigen Argumenten und vielen exegetischen Bemerkungen die Themen Erbsünde, Trinität, Inkarnation, Jungfrauengeburt und Maria sowie die Frage, ob der Messias bereits erschienen sei.

Seine italienische Beschreibung der jüdischen Bräuche (Historia di riti hebraici, 1637) fand auch unter Nichtjuden weite Verbreitung und erwies sich als effektiver Beitrag zur Apologetik.

Leone führte ein unruhiges Leben: Er nahm einen Beruf nach dem anderen auf und wurde ein besessener Spieler.

Durch einen rabbinischen Erlass erklärte er im Jahre 1605 mehrstimmige Chormusik in der Synagoge für zulässig, was der Komponist Salomone Rossi, ein enger Freund da Modenas, auch mit zahlreichen Kompositionen in die Tat umsetzte.

Werke (Auswahl)

  • magen we tzinnah ("Schild und Spiess")
  • qol sakal ("Torenstimme")
  • ari nohem ("Brüllender Löwe")
  • magen wa chäräb
  • Historia di riti hebraici, 1637

Literatur (Auswahl)

  • A. Geiger, Leo da Modena, 1856
  • E. Rivkin: Leon da Modena; 1952
  • Robert Bonfil; David Malkiel (Hg.): The Lion Shall Roar: Leon Modena and His World (Italia, Conference Supplement Series, 1). Jerusalem: Magnes Press 2003.