Sündenfall

nach christlicher Vorstellung eine auf alle Menschen übergehende Erbsünde Adams und Evas
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Sündenfall ist ein Begriff der christlichen Theologie. Er benennt und wertet zugleich das 3.Kapitel der Genesis, das von der Vertreibung des ersten Menschenpaares aus dem Garten in Eden erzählt, in christlicher Tradition. Die Tradition des antiken und derzeitigen Judentums, welche diese Schriften notierte versteht die Vertreibung aus dem Garten in Eden anders und macht sie nicht zu einem Zentrum ihrer religiösen und intellektuellen Traditionen.

"Sündenfall" des Menschen von Lucas Cranach

Hauptartikel: Garten Eden

Adam und Eva verstoßen gegen das einzige Verbot, das das ewige Wesen, Gott, ihnen gegeben hatte: Früchte vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" oder vom "Baum des ewigen Lebens", der daneben steht, zu essen (Gen. 2,17). Daraufhin werden sie aus dem Garten in Eden vertrieben, in ein leid- und mühevolles Dasein, das Dasein unserer alltäglichen Welt.

Relief des Sündenfalls über dem Portal des Hamburger Michel.

Die Geschichte trägt alle Züge einer mythischen Kosmogonie und hat manche Parallelen in der altorientalischen Literatur. Einzigartig ist jedoch ihre psychologische Differenziertheit. In den Dialogen zwischen Gott, dem Menschenpaar und der Versuchergestalt der Schlange kommen die seelischen Grundkonflikte der Abhängigkeit vom Versorger, der Entdeckung der Freiheit gerade durch das Verbot, des durch die Verbotsübertretung erst entstehenden Gewissens, Bewusstseins, der Schuld und Schuldabwälzung sowie der Scham (Nacktheit und Bekleidung) zum Ausdruck.

Die christliche Theologie wertet den "Fall" Adams und Evas aus dem paradiesischen Garten in eine "gottlose", gottferne Welt, als wirkliche Erbschuld, die auf alle Menschen weltweit, ohne ansicht ihrer Religion oder ihres Glaubens, übergeht. Die von Geburt an bereits vorzufindende Erbschuld, auch Erbsünde wird durch die Bekundung des rechten Glaubens an Jesus als Christus, der christlichen Tradition nach ein Augenblick der Verantwortungsübernahme, zur eigenen Schuld/Sünde gemacht (Paradox der Erbsünde): "Ja, ich bin SÜNDIG - Halelujah".

Zugleich erkennen die christlich Gläubigen im Sündenfall die Voraussetzung der Erlösung durch den Mensch gewordenen Gottessohn Jesus Christus, der nicht nur das verlorene Paradies wieder öffnet, sondern eine grenzenlose göttliche Liebe und Selbstentäußerung offenbare. Daher prägten schon die Theologen der frühen Kirche den Ausdruck felix culpa - "glückselige Schuld".

Vertreibung aus dem Paradies, Caedmon Manuskript, ca. 1000

Zu sehen ist, dass die Innovation der christlichen Umdeutung der hebräischen Erzählung zur Quelle der Erbsünde mit der Innovation der Vorstellung des blutigen Menschenopfers Jesu, ein Gott, der sich als Gott (und Mensch) opfert, um seine Strafe für die Menschen wieder zurücknehmen zu können und wieder mit seinen menschlichen Geschöpfen seiner Schöpfung versöhnt werden zu können, einhergeht. Ursache und Wirkung sind so vertauschbar.

Die Erzählung der hebräischen Bibel, wie die Menschen, die annehmlichsten Umstände, frei von Sorge und Mühe, nur bewirtschaften und bewahren sollten sie den gan eden, verloren, ist zum Objekt etlicher christlich-theologischer Spekulationen geworden, die den abendländlichen Kulturkreis wiederum stark im religiösen und psychologischen Bereich beeinflussten und in der aufgeklärten Überwindung der Beeinflussung gipfelt.