Pentateuch

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Die 5 Bücher Mose werden auch als Pentateuch (im Griechischen) oder Tora (im Hebräischen) bezeichnet.
Für das Judentum ist dieser Teil des Tanach wesentliche Glaubensgrundlage; im Christentum hat dieser erste Abschnitt im Alten Testament der Bibel weniger grundlegende Bedeutung.

Die einzelnen Bücher werden unterschiedlich bezeichnet: Im Judentum nach dem ersten (hebräischen) Wort des jeweiligen Buches, im Griechischen nach dem zentralen Thema.

Deutsch Hebräisch Hebräische Ableitung Griechisch Griechische Bedeutung
1. Buch Mose Bereschit Am Anfang schuf ... GenesisSchöpfung, Ursprung
2. Buch Mose Schemot Dies sind die Namen ... ExodusAuszug
3. Buch Mose Wajikra Und es rief Jahwe ... LeviticusPriesterschrift
4. Buch Mose Bemidbar Und es redete Jahwe in der Wüste ... NumeriZahlen
5. Buch Mose Debarim Dies sind die Worte ... Deuteronomium

Die Einteilung in 5 Bücher ist aus der begrenzten Größe der in der Synagoge gebräuchlichen Schriftrollen zu verstehen. Inhaltlich und textlich kann man das 2., 3. und 4. Buch als eine Einheit betrachten. Zusammen mit dem 1. Buch und dem 5. Buch ergibt sich daraus eine Dreiteilung dieser Schriftensammlung. Das 5. Buch stellt in großen Teilen eine Parallelerzählung der 2.-4. Bücher dar.

Sowohl die jüdische als auch die christliche Tradition schreiben diese Schriften Mose zu. Demnach seien die Schriften, die Ereignisse vor und im 12. vorchristlichen Jahrhundert beschreiben, direkt von Gott an Mose offenbart worden. Mose habe diese Offenbarung schriftlich festgehalten, und sie sei (bis auf unwesentliche Kopierfehler) getreu bis heute überliefert worden. Diese Ansicht wird (mit geringen Abstrichen) im Orthodoxen Judentum und im fundamentalistischen Christentum vertreten.

Die Schriften selbst enthalten keinen Hinweis auf den Autor oder die Autoren. Daher gab es schon früh Stimmen, die die Autorschaft Moses in Frage stellten. Insbesondere stilistische und textliche Merkmale setzen das 5. Buch Mose von den anderen 4 Büchern ab, und lassen vermuten, dass zumindest zwei (Gruppen von) Autoren für die Texte verantwortlich sind.

Daneben liefert auch der Midrasch Hinweise darauf, dass unter Esra (etwa 440 v. Chr.) Teile der Tora bearbeitet wurden. Einige Ereignisse des 2. Buches wiederholen sich im 4. Buch, so dass vermutlich eine ursprünglich mündliche Tradition Varianten entwickelte, die beide schriftlich festgehalten wurden. Daneben ist offensichtlich, dass z.B. Kap. 12, Vers 6 im 1. Buch Mose einen Rückblick darstellt, also auf eine spätere Entstehung hinweist.

Diese und weitere Hinweise führten zu einer im Zuge der kritischen Textanalyse revidierten Ansicht. Viele Historiker und Theologen setzen die Entstehung um etwa 500 v. Chr. an, und vermuten, dass zu jener Zeit Priester in Israel die bis dahin mündlich überlieferten Traditionen schriftlich fixierten. Eine Motivation sei gewesen, einen Zusammenhalt der Volksstämme in Israel durch eine 'definitive' Religion sicherzustellen, und die sich widersprechenden Überlieferungen anzugleichen. Diese Angleichung werde besonders innerhalb des 1. Buches sowie im Vergleich des 5. Buches mit dem Inhalt der 2.-4. Bücher sichtbar.

Eine wichtige Veröffentlichung auf diesem Gebiet war Julius Wellhausens "Prolegomena zur Geschichte Israels" (1886), in der die Tora und das Buch Josua Geschichten unterteilt werden, deren Autor (oder Autoren bzw. Quelle(n)) als Jahwist, Elohist, Deuteronomist und Priesterlich bezeichnet werden. Außerdem werden editierte Stellen einen Redaktor (evtl. dem oben schon erwähnte Esra) zugeschrieben. Die einzelnen Geschichten unterscheiden sich in Wortwahl, (z.B. die Bezeichnung Gottes), Stil (Grammatik), politischem Hintergrund und Absichten. Obwohl viele der Schlussfolgerungen Wellhausens heute nicht mehr vertreten werden, bleibt seine These zur Entstehung dieser Bücher ein bedeutender Meilenstein.

Heute gilt die oben angerissene Entstehung aus (im Wesentlichen 4) Quellen als wissenschaftlich gesichert. Nur Anhänger fundamentaler religiöser Gruppen lehnen diese Erkenntnisse aus Glaubensgründen ab.


Literatur

"An Empirical Basis for the Documentary Hypothesis" Jeffrey H. Tigay _Journal of Biblical Literature_ Vol.94, No.3 Sept. 1975, pages 329-342.

"Empirical Models for Biblical Criticism" Ed. Jeffrey Tigay. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1986


Bibelkritik (in Englisch)