Ignaz Semmelweis
Ignaz Philipp Semmelweis (* 1. Juli 1818 in Ofen bei Buda, heute Budapest, † 13. August 1865 in Döbling bei Wien), österreichischer Arzt.
Semmelweis, später Retter der Mütter genannt, war Assistenzarzt in der Klinik für Geburtshilfe in Wien. Es war bekannt, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Medizinstudenten arbeiteten, die Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber wesentlich höher war als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden. Semmelweis wollte den Grund dafür finden und untersuchte die Mütter noch gründlicher. Doch gerade dadurch stiegen die Todesfälle in seiner Abteilung noch weiter an, so dass werdende Mütter sich dagegen wehrten, in seine Abteilung verlegt zu werden.
Erst als der mit ihm befreundete Gerichtsmediziner Jakob Kolletschka (1803 - 1847) während einer Leichensektion von einem Studenten mit dem Skalpell verletzt wurde und wenige Tage später an einer Blutvergiftung verstarb, einer Krankheit mit ähnlichem Verlauf wie dem des Kindbettfiebers, glaubte Semmelweis die Ursache der Erkrankung benennen zu können: Die Medizinstudenten waren in der Anatomie tätig und hatten dort Leichen seziert. Mit ungewaschenen und nicht desinfizierten Händen untersuchten sie die Frauen dazwischen während der Entbindung und übertrugen dabei Spuren von Leichenmaterial. Die eigentliche Ursache der Infektionen - die Übertragung von auf den Händen normalerweise massenhaft vorhandenen Bakterien - war damals noch nicht bekannt vgl. Leichengift.
Semmelweis wies seine Studenten daher an, sich nach Leichensektionen die Hände mit Chlorkalk zu desinfizieren, eine wirkungsvolle Maßnahme, die die Sterblichkeitsrate von 12,3% auf 2-3% senkte. Als trotzdem noch einmal 12 Wöchnerinnen auf einen Schlag am Kindbettfieber erkrankten, als dessen Ursache das infizierte, jauchige Uteruskarzinom einer Mitpatientin vermutet wurde, erkannte er, dass die Ansteckung nicht nur von Leichen sondern auch von lebenden Personen ausgehen kann. So verschärfte er die Vorschriften dahingehend, dass die Hände vor jeder Untersuchung desinfiziert werden mussten. Dadurch gelang es ihm, 1848 die Sterblichkeitsrate auf 1,3% zu senken, ein Wert, der sogar geringfügig unter dem der zweiten Krankenhausabteilung lag.
Trotz dieses Erfolgs wurden seine Arbeiten lange Zeit nicht anerkannt. Seine Studenten hielten Sauberkeit schlicht für unnötig und Ärzte wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst jene Krankheit verursachten, die sie heilen wollten. Durch eine Intrige seines Chefs, der sich übergangen fühlte, wurde Semmelweis diskreditiert und musste 1849 die Klinik verlassen.
Ab 1855 war Semmelweis Professor für Geburtshilfe an der Universität in Pest (heute Budapest). Seine Ergebnisse und Erfahrungen fasste er in dem Buch Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers zusammen, das 1861 erschien. Doch nur wenige Ärzte standen auf seiner Seite.
Semmelweis erkrankte an einer endogenen Psychose und wurde im Juli 1865 in die Irrenanstalt Döbling bei Wien eingeliefert. Am 13. August starb er an einer Blutvergiftung durch eine kleine Verletzung, die er sich bei der Arbeit kurz vor seiner Einlieferung zugezogen hatte.
Nach seinem Tod wird das vom schottischen Chirurgen Joseph Lister (1827-1912) im Jahr 1867 vorgeführte Besprühen des Operationsfeldes mit desinfizierendem Karbol in die Chirurgie eingeführt und damit ein steiler Abfall der Mortalität im Operationssaal erreicht. Im Zuge dieses Fortschrittes setzt sich auch die Hygiene im Kindbett durch und die wissenschatliche Welt wird der Bedeutung von Ignaz Semmelweis' Erkenntnissen gewahr.
Biographien über Semmelweis sind von L. F. Destouches (tr. 1937) und J. Rich (1961) erschienen.
Film : „Semmelweis - Retter der Mütter„ DEFA 1950
Siehe auch: Geschichte der Medizin -- Liste bedeutender Mediziner und Ärzte - Antisepsis
Weblinks:
- Biographie bei medicine-worldwide.de
- Semmelweis und Virchow
- englische Biographie bei The Engines of Our Ingenuity