Johann Ernst Spitzner

deutscher evangelischer Theologe, Ökonom und Bienenzüchter
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Johann Ernst Spitzner ( * 27. April 1731 zu Oberalbertsdorf; † 31. August 1805 in Trebitz) war ein deutscher evangelischer Theologe, Ökonom und Bienenzüchter.

Leben

Johann Ernst Spitzner war ein Sohn des Pfarrers M. Balthasar Andreas Spitzner (* 23. Mai 1679 in Blankenhain, † 20. Juli 1755 in Oberalbertsdorf) und seiner zweiten Frau Johanna Sophie (* 5. Juni 1703 in Ruppertsgrün; † 20. Juli 1754 in Oberalbertsdorf), der Tochter des Ruppertsgrüner Pfarrers Johannes Heiffel. Er wurde er in frühester Kindheit von seinem Vater unterrichtet. Unter 19 Geschwistern, die er alle überlebte, war er das 13. Kind und der 9. Sohn. Anfänglich war er für ein Handwerk bestimmt. Mit sieben Jahren besuchte er die Schule in Niederalbertsdorf, wo er eine Vorliebe für die lateinische Sprache entwickelte. Mit 14 Jahren ging er auf die Schule in Ronneburg, wo er seine Sprachstudien um Griechisch und Hebräisch erweiterte.

Sein Vater verfügte nicht über genügend finanzielle Mittel, um ihn studieren zu lassen, daher sollte er nun eine Kaufmannslehre antreten. Jedoch lehnte man ihn dafür ab. So kehrte er wieder an seinen Geburtsort zurück, wo er einige Bürgerkinder unterrichtete und sich so seinen Unterhalt aufbesserte. Der Vater erkannte, dass sein Sohn unbedingt studieren sollte. Daher schickte er ihn auf das Gymnasium in Zwickau, wo er bei seinen Lehrern viel Ansehen erlangte. Nebenher konnte er seine finanziellen Verhältnisse durch die Unterrichtung jüngerer Schüler aufbessern.

Ostern 1750 bezog er die Universität Jena, ohne jedoch über große finanzielle Mittel zu verfügen. Neben seinem Studium der philosophischen und theologischen Wissenschaften erteilte er daher Privatunterricht und schrieb verschiedene Arbeiten ab. Sein Vater ermunterte ihn, am 16. März 1753 an die Universität Leipzig zu gehen und unterstützte ihn dabei auch finanziell. Jedoch reichten die Unterstützungen nicht lange, so dass er Pfingsten 1754 eine Hauslehrerstelle in Bitterfeld annahm. Nach sieben Jahren suchte er eine erneute Anstellung und wurde am 24. Mai 1761 Pfarrer in Lauterbach bei Zwickau.

Dazu erwarb er am 29. April 1761 an der Universität Wittenberg den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie. Durch Unterstützung aus Lauterbach wurde er als Pastor nach Trebitz vermittelt, wozu er am 1. August 1762 in Wittenberg sein theologisches Examen ablegte und durch die Wirren der Zeit verzögert im Januar 1763 sein Amt antrat. Noch im selben Jahr im November erlitt er eine unheilbar scheinende Krankheit, die ihn 15 Wochen an das Bett fesselte und an der er noch fast zwei Jahre litt. Erst nach einer Kur in Karlsbad kehrte er fast vollständig genesen zurück.

Von nun an beschäftigte er sich eifrig mit der Bienenzucht und anderen ökonomischen Angelegenheiten. In zunehmendem Alter, im Jahre 1797, wurde sein zweiter Sohn sein Substitut. 1801 erlitt er einen Herzanfall, der seinen Körper teilweise lähmte. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1803 übergab er seinem Sohn vollständig die Amtsgeschäfte, brachte noch einige Schriften zu seinem Lieblingsthema, den Bienen, heraus und verstarb an den Folgen seiner körperlichen Schwäche. Schon vor 1791 war Spitzner Ehrenmitglied der königl-preußischen Potsdamischen und Churfürstlich-Sächsischen ökonomischen Gesellschaft [1] und schon vor 1805 Mitglied und Veteran der 1. oberlausitzischen Bienengesellschaft [2]

Wirken

Spitzner hat viele Aufsätze im Wittenberger Wochenblatt und in den ökonomischen Heften in Leipzig verfasst. Für seine Gemeinde veranlasste er 1780 den Bau einer neuen Turmuhr und hat in Schnellin eine Schule errichtet. Die Bienenzucht in Deutschland hat ihm ihren Aufschwung und ihre bessere Pflege ganz wesentlich zu verdanken. Die Hauptsätze seiner Bienenpflege ergeben sich aus seinen Schriften. Bei seinen anerkannten Verdiensten war Spitzner aber auch nicht frei von Einseitigkeit und oft blind gegen die Erfahrungen anderer, weil sie mit seinem für ihn einmal feststehenden System im Widerspruch standen. Unter den Gegnern der Magazinbienenpflege führte er das große Wort, und er verwickelte sich dabei in bittere Streitigkeiten, wobei die Wahrheit wenig gewann. Auch als Schriftsteller auf landwirtschaftlichem Gebiete war Spitzner tätig.

Familie

Spitzner verheiratete sich am 19. Juli 1763 mit Charlotte Sophie (* 27. Juli 1744 in Düben, † 7. November 1805 in Trebitz), der einzigen Tochter des Oberpfarrers in Düben M. Johann Martin Auenmüller (* 28. Juli 1701 in Löbau; † 11. Februar 1764 in Düben) und dessen Frau Eleonore Christiane (geb. Koppe, * 2. Mai 1720 in Jüdenberg, † 9. Mai 1753 in Düben), Tochter des Jüdenberger Pfarrers. Aus dieser Ehe sind vier Söhne und sechs Töchter hervorgegangen:

  1. Christina Sophie, * 2. Juni 1764 in Trebitz, † 9. August 1825 in Prettin, verheiratet am 25. November 1788 in Trebitz mit Johann Friedrich Volbeding, Oberpfarrer in Prettin, * 12. September 1760, † 2. Oktober 1813 in Prettin
  2. Ernst August, * 29. Oktober 1766 in Trebitz, † 8. Dezember 1840 in Crossen, Pfarrer in Crossen, verheiratet am 30. Mai 1813 in Blankenhain mit Christiane Friedericke Jokisch, der zweiten Tochter des Kaufmanns aus Reichenbach im Vogtland Johann Friedrich Jokisch
  3. Friedericke Wilhelmine, * 17. Dezember 1769 in Trebitz
  4. Ernst Traugott, * 12. September 1771 in Trebitz, † 29. August 1819 in Trebitz, 1797 Substitut seines erkrankten Vaters und von 1803 bis 1819 Pfarrer in Trebitz, unverheiratet
  5. Louise Caroline, * 15. Dezember 1773 in Trebitz, † 6. August 1776 in Trebitz
  6. Rahel Sophie, * 7. Oktober 1775 in Trebitz, verheiratet am 7. Mai 1809 in Elster mit Friedrich August Rockland, Häusler, Seilermeister und königlich-preußischer Holzaufseher in Elster, * 6. Januar 1765 in Elster, † 29. Januar 1833 in Elster, in erster Ehe verheiratet mit Elisabeth Friedrich
  7. Ernst Karl, * 10. November 1777 in Trebitz
  8. Charlotta Friederike, * 29. Dezember 1779 in Trebitz, † 14. Juli 1813 in Bautzen, verheiratet am 18. Oktober 1812 in Trebitz mit Christian Gottlieb Rudolph, Ratsziegelscheunenpächter in Bautzen
  9. Christiane Caroline, * 24. Januar 1782 in Trebitz, verheiratet 1823 mit Johann Christian Schönherr, Pfarrer in Podelwitz, * 1762 in Lauterbach, † 1845 in Stollberg
  10. Franz Ernst Heinrich, * 31. Oktober 1787 in Trebitz, † 2. Juli 1841 in Wittenberg, Dr. phil., Rektor des Lyzeums in Wittenberg, verheiratet am 26. November 1815 in Stössen mit Johanna Wilhelmine Gräffe, † 17. Januar 1850 in Plauen

Werkauswahl

  1. Practische Anweisung zur natürlichen und glücklichen Bienenzucht in Körben, Leipzig 1775
  2. Ausführlicher Unterricht, vorliegende Bienenschwärmer zur rechten Zeit ohne den geringsten Nachtheil der alten abzutreiben 1776
  3. Kritische Geschichte der Meinungen von dem Geschlechte der Bienen, von der Begattung und Befruchtung der Königin, der Erzeugung der verschiedenen Arten und andern Merkwürdigkeiten in der Bienenrepublik, 1. Teil, Leipzig 1795, 2. Teil, Leipzig 1796
  4. Die Landwirtschaft in Gemeinheiten Leipzig 1791, 1795
  5. Immerwährender Bienenkalender in Kurzgefassten und aus langer Erfahrung bewährten Regeln, oder Geschäfte eines Bienenvaters zur glücklichen Behandlung der Bienen auf alle Monate im Jahre Leipzig, 1805, 1810
  6. Ausführliche Beschreibung der Korbbienenzucht im sächsischen Churkreise, ihrer Dauer und ihres Nutzens, ohne künstliche Vermehrung nach den Grundsätzen der Naturgeschichte und nach eigner langer Erfahrung, 1. Aufl., Leipzig 1788, 2. Aufl. 1803, 3. Aufl. 1810
  7. Erdmann Hülfsreichs Unterricht für Bauernsleute 1799 u. 1801

Literatur

  • Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Bd. 7, Lemgo 1798, S. 572 f.
  • Br., Fr.: Spitzner, Johann Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 225 f.
  • Nekrolog In: Wittenberger Wochenblatt, 1805, S. 315, 325, 411
  • Erich Weise (Hg.): Familienchronik des Geschlechtes Spitzner, Dresden-Neustadt 1936, S. 36 ff.
  • Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis – Jüngere Reihe Teil 3. Halle (Saale), 1966, S. 450
  • Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 2008, ISBN 978-3-374-02140-6, Bd. 8, S. 317

Einzelnachweise

  1. Kritische Geschichte der Meinungen von dem Geschlechte der Bienen, von der Begattung und Befruchtung der Königin, der Erzeugung der verschiedenen Arten und andern Merkwürdigkeiten in der Bienenrepublik, Feind Leipzig 1795 mit Widmung an Christiana Magdalena Catharina von Beschwitz, geb. von Poigt auf Zschorna und Wolf Friedrich Gotthelf von Tümpling, chursächs. Kammerherr auf Arnsdorf. und In: Die Landwirthschaft in Gemeinheiten nach ihren Vortheilen - Verbesserungen theils im Allgemeinen theils nach der Einrichtung im sächsischen Churkreise. Leipzig 1791 mit Widmung an Anton und Eva Maria von Leubnitz.
  2. Immerwährender Bienenkalender in kurzgefalzten und aus langer Erfahrung bewährten Regeln, oder Geschäfte eines Bienenvaters zur glücklichen Behandlung der Bienen auf alle Monate im Jahre. Leipzig 1805