Andrei Alexandrowitsch Schdanow

sowjetischer Politiker
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Andrej Alexandrowitsch Schdanow (* 14. Februar 1896 in Mariupol, Ukraine; † 31. August 1948 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker. Er war vor allem als enger Mitarbeiter Stalins bekannt; lange wurde er gar als möglicher Nachfolger des russischen Diktators gehandelt.

Leben

Schdanow verlor früh seinen Vater, einen Volksschulinspektor, seine Schulausbildung weist deshalb Lücken auf. Er besuchte die 3. bis 7. Klasse der Realschule in Twer, verbrachte ein halbes Jahr an der Moskauer Landwirtschaftsschule und vier Monate an der Unteroffiziersschule in Tiflis, wo man ihm eine "nicht abgeschlossene Mittelschulbildung" bescheinigte. 1916 wurde er in die Armee eingezogen.

1915 war er in die bolschewistische Partei eingetreten und war seit 1917, als er als Stabsfeldwebel im 136. Infanterieregiment diente, an der revolutionären Bewegung aktiv beteiligt. Seine Führungsqualitäten und sein Agitationstalent brachten ihm den Posten eines Vorsitzenden im revolutionären Soldatenrat. Von Januar 1918 an war er als Kreislandwirtschaftssekretär in Schadrinsk tätig. Von 1918 bis 1920 war er Politagitator in der Roten Armee und gleichzeitig Redakteur der Zeitung Twerskaja Prawda. Seit 1925 war er Kandidat und seit 1930 Mitglied des ZK der KPdSU; dann 1935 Kandidat und schließlich ab 1939 Mitglied des Politbüros.

In seiner Funktion als Gebiets- und Stadtsekretär der Parteiorganisation Leningrads (von 1934 bis 1944) war er - als Nachfolger des ermordeten Kirow - als radikaler und erbarmungsloser "Säuberer" bekannt. Während des 2. Weltkrieges und der 900 Tage dauernden Besetzung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht war er Generaloberst im Kriegssowjet der Stadt.

Nach 1945 bekämpfte er als Führer einer nach ihm benannten repressiven Kulturpolitik, der so genannten Schdanowschtschina, Schriftsteller wie Achmatowa, Pasternak und Soschtschenko, Regisseure wie Eisenstein und Komponisten wie Prokofjew und Schostakowitsch. Von ihm stammt in diesem Zusammenhang der Ausdruck "Speichellecker des Westens" (низкопоклонство перед Западом).

Am 30. September 1947 hielt er als Vertreter der sowjetischen Delegation auf der Gründungsversammlung der Kominform seine berühmt gewordene Zwei-Lager-Theorie-Rede als Gegenrede zu den von US-Präsident Truman am 12. März 1947 in der so genannten Truman-Doktrin dargelegten Ideen. Beide Reden gelten als wichtige Meilensteine in der Entwicklung weg von der Anti-Hitler-Koalition hin zum Kalten Krieg.

1948 erkrankte Schdanow schwer und starb am 31. August 1948 an einem Herzinfarkt. Sein Tod, angeblich durch eine Fehldiagnose von Kreml-Ärzten mitverschuldet, war neben dem anderer später Auslöser der Verfolgung jüdischer Ärzte ("Schädlingsärzte", врачи-вредители) durch Stalin. Es gibt jedoch auch Gerüchte, dass Stalin selbst seine Ermordung veranlasst hat.

Die Stadt Mariupol wurde 1948 in Schdanow umbenannt.

Schdanows Sohn Jurij war mit Stalins Tochter Swetlana Allilujewa verheiratet.