Historische Linguistik

Teilbereich der Sprachwissenschaft
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Die Historische Linguistik beziehungsweise Sprachgeschichte, historisch-vergleichende Sprachwissenschaft oder Historiolinguistik beschäftigt sich heute als Teilbereich der Linguistik vor allem mit Fragen nach der Veränderung von Sprache.

Es wird gefragt, was sich in einer Sprache wandelt, wie, warum und in welcher Geschwindigkeit dies geschieht und ob Sprachen einen Ursprung haben oder ob sie sterben. Dabei stehen heute im Gegensatz zum 19. Jahrhundert nicht nur die fernabliegenden Vorstufen unserer heutigen Sprachen eine Rolle, sondern Historiolinguistik beschäftigt sich auch mit dem Sprachwandel der jüngeren und jüngsten Zeit, sogar der Gegenwart. Ferner untersucht die Historiolinguistik nicht nur den Wandel von Lauten, Formen, Strukturen und Bedeutungen, stellt also nicht nur Grammatiken und Wörterbücher für Vorstufen älterer Sprachen zur Verfügung, sondern untersucht auch die vergangene Wirklichkeit des Sprachgebrauchs.

Der Beginn der Historiolinguistik liegt im 19. Jahrhundert, als der wissenschaftliche Beweis für die historische Verwandtschaft der indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachen erbracht werden konnte. Zu dieser Zeit beschäftigte sich die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft mit der Erforschung der Vorstufen unserer heutigen Sprachen. Für das heutige Deutsche sind dies beispielsweise Germanisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch.

In der Folgezeit dominierte die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft die gesamte Sprachforschung. Erst dadurch etablierten sich philologische Fächer wie Germanistik, Anglistik oder Romanistik usw. als eigenständige Wissenschaften und Studienrichtungen. Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft spielte im Rahmen der Untersuchung von Texten älterer Sprachstufen als Hilfswissenschaft in Form von Grammatiken, Wörterbüchern und Sprachgeschichten die Mittel zum Verständnis älterer Texte zur Verfügung, was wiederum zum Verständnis der Vorstufen unserer eigenen Sprachgemeinschaft und Kulturgemeinschaft führen kann.

Literatur

  • Werner Besch, Anne Betten, Oskar Reichmann, Stefan Sonderegger (Hrsg.): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1998-2004 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, 2)
  • Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-31121-5
  • Rudi Keller: Sprachwandel. Von der unsichtbaren Hand in der Sprache. 2. Auflage. Francke, Tübingen und Basel 1994, ISBN 3-7720-1761-4
  • Wilhelm Schmidt (Hrsg.): Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. 9. Auflage. Hirzel, Stuttgart 2004, ISBN 3-7776-1277-4
  • Stefan Sonderegger: Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Bd. I. Einführung. Genealogie. Konstanten. de Gruyter, Berlin und New York 1979, ISBN 3-11-003570-7