Portable Software
Als portable Software (vom lateinischen „portare“ für „tragen“ oder „mit sich tragen“) wird allgemein Software bezeichnet, welche ohne weitere Anpassungen auf verschiedenen Computern ausgeführt werden kann.
Dabei werden mindestens zwei Ausprägungen unterschieden:
- Software, die als ausführbares Programm auf ein geeignetes Medium (zum Beispiel ein USB-Stick) kopiert werden kann, um sie jederzeit zur Verfügung zu haben.
- Plattformunabhängige Software. Diese Interpretation des Begriffs bezeichnet die Möglichkeit, ein Programm für viele Plattformen übersetzen zu können, und ist insbesondere im Umfeld freier Software verbreitet.
Dieser Artikel bezieht sich auf die erste Ausprägung des Begriffs. Die zweite Ausprägung ist Gegenstand des Artikels Plattformunabhängigkeit.
Notwendigkeit
Die Notwendigkeit für portable Software ergibt sich daraus, dass vielerorts PCs vorhanden sind, man dort aber nicht die gewohnte eigene Arbeitsumgebung vorfindet, mit der man effizient umgehen kann. Hinzu kommt der Wunsch, die Einstellungen der Anwendungen, persönliche Daten und Ähnliches auch unterwegs zur Verfügung zu haben. Das Anschließen eines USB-Sticks mit darauf eingerichteten portablen Programmen kann hier weiterhelfen.
Fehlen einer Installation
Wünschenswerterweise benötigt portable Software keine besondere Installation und kann durch Kopieren in ein Verzeichnis gebrauchsfertig gemacht werden. Meist kann die gebrauchsfertige Software auch nach Benutzung durch einfaches Kopieren dupliziert werden, was für eine einfache Datensicherung auf einem weiteren Datenträger sowie ein einfaches Weitergeben der Software vorteilhaft ist. Portable Software wird entsprechend häufig als gepacktes Archiv verbreitet, welches nur in einem Verzeichnis entpackt werden muss, ohne dass systemspezifische Installationsprogramme benötigt werden.
Keine Spuren auf dem Wirtssystem
Im Idealfall hinterlässt portable Software keine Spuren auf dem Wirtssystem. Diese Spuren können einerseits Installationseinträge jeglicher Art (zum Beispiel in der Registrierung, im Benutzerprofil oder Ähnliches) sein. Es können aber auch Benutzerdaten sein, die nicht auf einem fremden Rechner zurückbleiben sollten.
Fast alle Windows-kompatiblen Programme speichern ihre Konfigurationsdaten in der zentralen Registrierungsdatenbank. Diese kann allerdings nicht ohne weiteres zwischen verschiedenen Rechnern kopiert werden und oft ist auch nicht dokumentiert, in welchem Teil dieser Datenbank ein Programm seine Einstellungen ablegt. Erschwerend kommt die verstreute Speicherung von Programmdaten in mehreren Systemverzeichnissen (Profil, Persönliche Einstellungen, Persönliche Lesezeichen) hinzu. Um also portabel zu sein, sollte ein Programm stattdessen Dateien benutzen, die sich auf dem portablen Medium befinden können. So kann eine Anwendung zum Beispiel von einem USB-Stick gestartet werden und hat alle Programmeinstellungen und Daten auch zu einem späteren Zeitpunkt und gegebenenfalls auf einem anderen Computer verfügbar.
Funktion mit eingeschränkten Rechten
Portable Software läuft im günstigen Fall mit eingeschränkten Rechten. Auf einem Gastsystem hat man häufig keine Rechte als Administrator. Die Software muss daher auch mit eingeschränkten Rechten lauffähig sein und kann dafür bei ordentlicher Konfiguration des Wirtssystems auch keinen übermäßigen Schaden anrichten. Portable Software, die auf dem Wirtssystem keine Spuren hinterlässt, funktioniert meist auch mit eingeschränkten Rechten. Gegenbeispiele sind jedoch die Verschlüsselungsprogramme FreeOTFE oder TrueCrypt im „Portable Mode"/„Traveller Mode“, die zum Ver-/Entschlüsseln des Wechseldatenträgers Administratorrechte benötigen.
Oft sind portable Programme angepasste Versionen von konventionellen, „installationsbedürftigen“ Programmen, denen dann das Prädikat „portable“ vorangestellt wird. Es gibt aber auch Programme, die z. B. bezüglich der Schreibzugriffe auf die Verhältnisse der speziellen Datenträger (meist Flash-Speicher) zugeschnitten sind.
Eine Sonderform ist U3-Software, welche nur von einem mit der proprietären U3-Software verträglichen USB-Stick ausgeführt werden kann.
Eignung als portable Software
Nicht alle Programme eignen sich zur Verwendung als portable Software. Häufig benötigt Software zur korrekten Funktionsweise die Möglichkeit, tief ins System einzugreifen, was bei portabler Software aber gerade unerwünscht ist. Virenwächter, Systemwerkzeuge und andere systemnahe Software hat als portable Version eine geringere Bedeutung und kann in der Regel nicht den gleichen Funktionsumfang wie installierte Software aufweisen. Allgemeine „Anwendungsprogramme“, zum Beispiel Editoren und Mailprogramme, kommen hingegen ohne Systemeingriffe aus und eignen sich für den portablen Einsatz. Es kommt also auf den jeweiligen Verwendungszweck an, ob die Software als portable Version realisierbar oder erwünscht ist, nicht jedoch auf die Komplexität des jeweiligen Programmes. So ist zum Beispiel das Office-Paket OpenOffice.org in einer portablen Version verfügbar.
Neben den technischen Aspekten spielen beim Einsatz als portable Software auch die Software-Lizenz und etwaige Kopierschutz-Mechanismen eine Rolle. Häufig ist das Kopieren von Software vom Hersteller oder Lizenzgeber unerwünscht und wird in der Lizenzvereinbarung verboten. Ein Kopierschutz bindet ein Programm oft an ein bestimmtes System – das Binden an einen mobilen Datenträger ist technisch aufwendig und in der Regel nicht vorgesehen. Daher spielt hier freien Software eine entscheidende Rolle, weil sie dem Benutzer das Recht auf eine unbeschränkte Benutzung, auch als portable Software, zusichert. Der Zwang zur Bindung der Software an eine Maschine oder Kopierbeschränkungen stehen im direkten Konflikt mit dieser Philosophie.
Datenmigration
Um Konfigurationsdaten einer herkömmlichen Windows-Software in deren Portable-Version weiterverwenden zu können, ist eine Datenmigration notwendig. Im Idealfall existieren für die Migration eigene Hilfsprogramme oder Batch-Dateien. Im schlechtesten Fall muss diese von Hand durch Zusammensuchen und Kopieren der entsprechenden Dateien durchgeführt werden. Manche Programme können aufgrund ihres Designs nicht portabel genutzt werden.
Viele der alten DOS-Programme sind portabel, nur einige wenige benötigen TSR-Programme, welche über die config.sys oder autoexec.bat geladen werden müssen.
Sicherheitsproblematik im Unternehmensumfeld
IT-Verantwortliche sind für alle im Netzwerk angeschlossenen Komponenten und deren Konfiguration verantwortlich. Daraus ergeben sich Konflikte mit Komponenten, die sich der zentralen Kontrolle und Administration entziehen, wie dies bei allen Wechseldatenträgern und der darauf enthaltenen Daten und Programme der Fall ist. IT-Verantwortliche sehen sich hier mit den gleichen Problemen konfrontiert, wie bei der Einführung der Diskettenlaufwerke.
Vorbeugend ist es teilweise auch üblich, USB-Anschlüsse im BIOS und im Betriebssystem des Rechners zu sperren, sofern diese nicht für andere Zwecke (z. B. Scanner) benötigt werden.
Verwandte Software
Ein in den Grundzügen verwandtes, jedoch anders motiviertes und realisiertes Konzept zur installationsfreien Nutzung zahlreicher Programme auf Linux-Desktop-Systemen ist klik.
Weblinks
- Artikel
- Pimp my Stick. Tipps und Tools für den Einsatz portabler Software – c’t computermagazin, Heise-Verlag, Ausgabe 14/2007
- Nimms mit! Portable Software für USB-Sticks – c’t computermagazin, Heise-Verlag, Ausgabe 14/2007
- Die besten Tools für den USB-Stick – TecChannel.de, 18. November 2006
- Desktop immer dabei – Ihre komplette Arbeitsumgebung auf dem USB-Stick – heise mobil, 3. August 2007
- Portables: Die Hosentasche voller Software – netzwelt, 22. April 2006
- Software
- Die PortableApps-Suite
- The Portable Freeware Collection (englisch)
- Guide to very small software for your PC auch für Palm und OS X (englisch)
- OS X Portable Applications (englisch)