Die Übergabe von Breda ist ein Gemälde des spanischen Malers Diego Velázquez. Das 3,70 x 3,07 Meter große Bild, das im Spanischen den Titel „Las lanzas“ trägt, entstand um 1635 und hängt heute im Museo del Prado in Madrid.
Hintergrund
Die Eroberungsfeldzüge der Spanier im 16. Jahrhundert machten auch vor den Niederlanden nicht halt: Während der katholisch geprägte Teil des Landes schon zum spanischen Großreich zählte, rebellierte der protestantische Teil. Als Schlüsselposition galt das Städtchen Breda. Philipp IV., seit 1621 König, verlangte einen Sieg, obgleich sein Kriegrat vor der Gefahr eines Stellungskriegs gewarnt hatte. Seinem Feldherrn in den Niederlanden, Ambrosio Spinola, sendete er ein Billett mit der Aufforderung: „Nehmt Breda“ und der Unterschrift: „Ich, der König“. 12 Monate dauerte die Belagerung Bredas, bei der auch die spanische Armee stark dezimiert wurde, am 2. Juni 1625 jedoch unterschrieb der Kommandant des niederländischen Heeres die Kapitulationsurkunde.
Das Gemälde
Velázquez hatte den Auftrag, den Sieg der Spanier über die Niederländer im Bild festzuhalten. Er entschied sich für die Szene, in welcher der niederländische Kommandant dem Spanier Spinola den Stadtschlüssel überreicht. In einem Bericht aus Antwerpen aus dem Jahr 1629 heißt es zu dem Vorgang: „Er (Spinola) begrüßte und umarmte den Kommandanten von Nassau mit freundlichem Blick und rühmte mit noch freundlicheren Worten die Tapferkeit der Verteidigung.“ Dieser Beschreibung ist nichts hinzuzufügen: Im Bild tritt der Unterlegene Spinola in Demutshaltung entgegen und wird von diesem mit einer Geste des Entgegenkommens aufgerichtet. Dem Kunsthistoriker Pedro Barceló zufolge hat Velasquez die Geste der politischen Großmut bei seinem Besuch in Rom aus einer Darstellung des Kaisers Trajan, die in den Triumphbogen des Konstantin eingefügt wurde, entnommen.
Historischen Belegen zufolge gestaltete Spinola die Kapitulationsbedingungen sehr großzügig: Die gegnerischen Soldaten durften voll bewaffnet und in Formation aus der Stadt ausziehen, Plünderungen waren der spanischen Armee nicht gestattet. Die spanische Öffentlichkeit ließ sich ob dieser noblen Geste begeistern, nicht nur Velázquez setzte sie ins Bild, auch der Dichter Pedro Calderón de la Barca feierte Spinola in seinem Schauspiel „Die Belagerung von Breda“.
Das Gemälde heißt auf spanisch „Las lanzas“, weil gut ein Drittel des oberen Bereichs des Bildes die bedrohlich wirkenden, riesigen Lanzen der spanischen Armee ausfüllen. Sie waren wegen ihrer Reichweite und Durchschlagskraft gefürchtet. In Formation senkrecht getragen wirkten sie wie eine undurchdringliche Mauer, Calderón gab ihr die Bezeichnung „Ährenfelder“. Auf dem Gemälde stehen aber die Lanzen nicht alle senkrecht. Unter den Männern der spanischen Armee, die in weiten Teilen nur sehr schemenhaft abgebildet sind, sind überdies etliche auch nicht der Geste der Ehrerbietung durch das Abnehmen des Hutes gefolgt, sie haben ihre Hüte aufbehalten, wenden sich der Zeremonie nicht zu, scheinen sich stattdessen zu unterhalten. Indem Velázquez diese Disziplinlosigkeit in Haltung und Benehmen in Szene setzte, machte er auf den Zustand der spanischen Armee aufmerksam: Diese bestand zu der Zeit überwiegend aus angeworbenen Söldnern ausländischer Herkunft, die für einen Hungerlohn ohne eigenen Impetus auf jeder Seite kämpften. Ihnen wird es nicht gepasst haben, dass Spinola das Marodieren in der Stadt Breda untersagt hatte. Ganz rechts im Bild, hinter dem Pferd und unterhalb der Fahne schaut ein Angehöriger der spanischen Armee aus dem Bild heraus, seine Gesichtszüge sind die des Malers.
Literatur
Rose-Marie und Rainer Hagen: Bildbefragungen – Meisterwerke im Detail, Benedikt Taschenverlag Köln 1994
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