Norodom Sihanouk

kambodschanischer Adliger, König von Kambodscha
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Seine Majestät Preah Bat Samdech Preah Norodom Sihanouk Varman
Datei:Sihanouk.jpg
Regierungszeit: 1. Amtszeit: 24. April 1941 bis 3. März 1955
2. Amtszeit: 24. September 1993 bis 7. Oktober 2004
Vorgänger: Sisowath Monivong (1. Amtszeit);
Nachfolger: Norodom Suramarit (1. Amtszeit);
Nachfolger: Norodom Sihamoni (2. Amtszeit);
Geburtstag: 31. Oktober 1922
Geburtsort: Phnom Penh

Preah Bat Samdech Preah Norodom Sihanouk Varman (* 31. Oktober 1922 in Phnom Penh). Einziger Sohn von Prinz Norodom Suramarit [Enkel von König Norodom (1860-19040] und Prinzessin Sisowath Kossamak [Tochter von König Sisowath Monivong (1927-1941)], König von Kambodscha 1941-1955 sowie 1993-2004.

1941 wird Prinz Sihanouk im Alter von 19 Jahren von der Kolonialmacht Frankreich zum König gekrönt. Die Franzosen hoffen, Sihanouk als gefügigen Vollzugsgehilfen ihrer Kolonialinteressen instrumentalisieren zu können. 1952 entlässt Sihanouk die Regierung, setzt die Verfassung ausser Kraft und ernennt sich zum Regierungschef. 1953 erklärt Sihanouk das Kriegsrecht, löst das gewählte Parlament auf und proklamiert - die Niederlage Frankreichs bei Dien Bien Phu 1954 vorausahnend - einseitig die politische Unabhängigkeit Kambodschas.

1955 dankt Sihanouk zugunsten seines Vaters Norodom Suranarit als König ab, gründet eine Partei, mit der er die Wahlen gewinnt (offiziell: 83 % der Stimmen). Unter dem Schlagwort eines "Khmer Sozialismus" leitet Sihanouk eine Verstaatlichungspolitik ein. Aussenpolitisch erklärt er die Neutralität Kambodschas. 1960 nach dem Tode seines Vaters Suranarit wird Sihanouk wieder Staatsoberhaupt, nicht jedoch König. Von 1955 bis 1970 regiert Sihanouk praktisch als Alleinherrscher. Während er von der Landbevölkerung als Gottkönig verehrt wird, regt sich im Militäer und unter der städtischen Mittelschicht Opposition und Widerstand gegen Sihanouks Politik und Regierungsstil. In diese Zeit fällt die Formierung rechter (Khmer Serai) und linker (Rote Khmer) politischer Organisationen.

Im April 1970 wird Sihanouk durch General Lon Nol (seit 1966 Ministerpräsident) gestürzt. Sihanouk geht nach China ins Exil, wo er sich (auf Drängen Chinas) mit den Roten Khmer arrangiert. Als Pol Pot im 1975 die Demokratische Republik Kampuchea ausruft, kehrt Sihanouk aus dem Exil nach Phnom Penh zurück und wird zum Staatsoberhaupt ernannt, nach seiner öffentlichen Kritik an den Roten Khmer jedoch abgesetzt und 1976-1979 im Königspalast unter Hausarrest gestellt. Während der Khmer Rouge-Herrschaft 1975-1979 werden Familienangehörige (Kinder, Enkel) Sihanouks getötet. Nach der Besetzung Kambodschas durch Truppen Vietnams 1979 geht Sihanouk wieder ins Exil nach China.

Nach den unter UN-Aufsicht durchgeführten Wahlen wird Prinz Sihanouk 1993 wieder zum König und Staatsoberhaupt Kambodschas ernannt, das fortan die Staatsform einer parlamentarischen Monarchie annimmt.

Am 7. Oktober 2004 kündigt der 81-jährige Monarch in einem Brief aus Peking, wo er sich in ärztlicher Behandlung befindet, seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen an (er hatte bereits zwei Schlaganfalle erlitten und leidet an Diabetes, Bluthochdruck und Darmkrebs). Der Thronrat Kambodschas wählt darauf Prinz Norodom Sihamoni, einen Sohn Sihanouks, am 14. Oktober zum neuen König des Landes, die Inthronisierung erfolgt am 29. Oktober 2004.

Im Hinblick auf das 2005 (?) in Phnom Penh geplante Internationale Khmer Rouge-Tribunal ist kritisch in Erinnerung zu rufen, dass Sihanouk nicht nur mit den Khmer Rouge politisch und militärisch kollaborierte (in Kambodscha: 1976-1979, im Exil: 1982-1990). Auf Drängen des Ministerpräsidenten Hun Sen (1975-1977 Khmer Rouge-Kommandeur in Ost-Kambodscha, 1977 Flucht nach Vietnam) amnestierte Sihanouk als König 1996 auch den ehemaligen Khmer Rouge-Aussenminister Ieng Sary, einen der Hauptverantwortlichen des Genozid in Kambodscha unter Pol Pot.

Als weltweites Novum dürfte gelten, dass Sihanouk als ehemaliger Staatschef ein eigenes Weblog betreibt [1].

Literatur

  • Norodom Sihanouk: La monarchie cambodgienne et la croisade royale pour l'indépendance (1961).
  • Norodom Sihanouk: My War with the CIA, Pantheon Books, New York, 1972. ISBN 0394485432
  • Norodom Sihanouk: Indochina von Peking aus gesehen, Deutsche Verlags Anstalt, Stuttgart 1972, ISBN 3421016305.
  • Norodom Sihanouk: Kambodscha. Chronik des Krieges und der Hoffnung (1980).
  • Norodom Sihanouk: Souvenirs amers et doux (1981).
  • Norodom Sihanouk: Prisonnier des Khmer Rouge (1986).


  • John P. Armstrong: Sihanouk Speaks (1964).
  • Milton Osborne: Kingmaking in Cambodia - From Sisowath to Sihanouk (1973, Journal of Southeast Asian Studies).
  • Peter Schier/Manola Schier-Oum (eds.): Prince Sihanouk on Cambodia - Interviews and Talks with Prince Norodom Sihanouk (1985).
  • Hèléne Cixous: The Terrible but Unfinished Story of Norodom Sihanouk, King of Cambodia, University of Nebraska Press, Tours 1985, ISBN 0803263619.
  • Justin F. Cornfield: The Royal Family of Cambodia (1990).
  • Milton Osborne: Sihanouk - Prince of Light, Prince of Darkness (1994).
  • Julio A. Jeldres: The Royal Family of Cambodia (2003) [offizielle Biographie].

Siehe auch