Unter dem Begriff Megalithkultur (griechisch mega "groß" und lithos "Stein") wurden eine Reihe nicht miteinander verwandter Kulturen gefasst. Sie zeichnen sich durch Bauwerke oder einzelne Monumente aus unbearbeiteten Steinblöcken aus, die oft ein Gewicht mehrerer Tonnen hatten, haben jedoch oft keine weiteren Gemeinsamkeiten, weshalb der Begriff irreführend ist.
Die Bauwerke werden je nach Region, Ausführung und vermutlichem Verwendungszweck als Hünengräber (Dolmen), Menhire (Stehende Steine), Megalithen oder Steinringe (Cromlech) bezeichnet.
Mittel- und Nordeuropa
In Mittel- und Nordeuropa wurden die Megalithgräber vor allem durch die Angehörigen der Trichterbecherkultur, einer jungsteinzeitliche Bevölkerungsgruppe, die Ackerbau und Viehzucht betrieb, erbaut. Diese seit etwa 3500 v. Chr. in Norddeutschland, Polen und dem südlichen Skandinavien nachgewiesene Kultur wurde wahrscheinlich durch die vorhergehende Bandkeramik und Rössener Kultur beeinflusst oder übernahm von diesen zumindest die Domestikate. Die insbesondere aus Norddeutschland bekannten Hünengräber stellen Kollektiv-Gräber dar; im Inneren des Hügels ist durch große Steine eine begehbare Grabkammer errichtet, in die die entfleischten Knochen und Grabbeigaben gelegt wurden. Vermutlich dienten sie einem ganzen Dorf als Grabstätte und wurden über Generationen genutzt. Außerdem wurden Megalithgräber vielfältig nachgenutzt, z.B. durch die Angehörigen der Kugelamphorenkultur. Seit der Schnurkeramik treten Einzelgräbern in steinernen Grabkammern, teilweise unter Hügeln auf.
Bretagne und Großbritannien
Aus der Bretagne und Großbritannien sind zusätzlich Steinkreise bekannt, dessen bekannteste Stonehenge (Salisbury, England), Callanish (Isle of Lewis, Schottland) und Carnac (Bretagne) sind. Die genaue Funktion dieser Steinkreise ist nicht bekannt. Neben astronomischen Ausrichtungen werden auch kultischen Zwecke angenommen. Unabhängig von der genauen Funktion deuten diese Bauwerke auf einen hohen Organisationsgrad und weit entwickeltes technisches Verständnis und Fähigkeiten hin. Im Zusammenhang mit ihrer Datierung kann man bei den Bauwerken einen zunehmenden Umfang und auch zunehmende Komplexität in der Anordnung erkennen. Zwischen den einfachen aufgerichteten Steinen der Frühzeit (z.B. Beaghmore-Stone Circles) bis hin zum komplexen durchorganisierten Kultplatz (Stonehenge, Avebury) am Ende der Epoche finden sich zahlreiche Beispiele des Fortschritts.
Die Windmill-Hill-Kultur, Boynekultur und Carlingfordkultur sind die Träger der Megalithkultur auf den Britischen Inseln.
Iberische Halbinsel
Auf der iberischen Halbinsel wird u. a. die Almeriakultur mit den Megalithmonumenten assoziiert. Darüber hinaus finden sich Megalithbauten in den nördlichen Regionen Spaniens, v.a. Galicien und Asturien und in Portugal.
Mittelmeer
Die Inseln Korsika, Sardinien und Malta sowie die Balearen besitzen ebenfalls viele megalithische Stätten. Insbesondere die Stätten auf Malta gelten als alt und geben Einblicke in die Frühzeit menschlicher Kultur (siehe auch: Hypogeum von Hal Saflieni). Typische Dolmen treten hier erst seit der Bronzezeit auf.
Weltweit
Im weiteren Sinne finden sich Megalithstrukturen auch in anderen Kulturen, z.B. auf der Osterinsel oder bei den Hochkulturen Mesoamerikas. Theorien über Herkunft der verschiedenen Megalithkulturen oder die Verbreitung durch Wanderbewegungen (Hyperdiffussionismus) müssen als Spekalutionen bezeichnet werden. Zum einen liegen z.T. viel zu große Zeiträume zwischen dem Auftreten beispielsweise in Europa und Mittelamerika, zum anderen spricht vieles für eine homologe Entwicklung. Immer wenn Menschen versuchen, ein möglichst hohes Gebäude aus Steinen mörtellos zu errichten, stoßen sie zwangsläufig auf die Form der (Stufen-)Pyramide. So wurden beispielsweise auf den Kanarischen Inseln Pyramiden entdeckt.
Daher ist die Bezeichnung "Megalithkultur" eigentlich irreführend.