Amadeu Antonio

angolanisches Gewaltopfer
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Amadeu Antonio Kiowa (* 12. August 1962 in Quimbele, Angola; † 6. Dezember 1990 in Eberswalde) war ein aus Angola stammender Arbeiter, der das erste Todesopfer rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland nach der Wiedervereinigung wurde.

Tathergang

Kiowa wurde 1962 in Quimbele, nordöstlich der angolanischen Hauptstadt Luanda, als eines von 13 Kindern der Familie geboren. 1987 siedelte er als Vertragsarbeiter in die damalgie Deutsche Demokratische Repuplik über und lebte und arbeitete in der brandenburgischen Stadt Eberswalde. In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 wurde er dort von einer etwa 50 Mann starken Gruppe von Neonazis brutal zusammengeschlagen. Einige der Täter vermummten sich bei den Angriffen, mindestens einer der Vermummten sprang dem am Boden liegenden Kiowa mit beiden Beinen auf den Kopf. Der 28-jährige erlitt schwerste Kopfverletzungnen. Er erwachte nicht mehr aus dem Koma und erlag 11 Tagen später den Folgen des Angriffs. Zwei von der gleichen Gruppe angegriffene Mosambikaner, die auch mit Messern attackiert wurden, konnten schwer verletzt flüchten.[1]

Drei bewaffnete Zivilpolizisten, die der Gruppe gefolgt waren, griffen nicht in das Geschehen ein. Einer der Polizisten sagte aus, er habe seine beiden Kollegen zurückgerufen, da er "verhindern wollte, daß diese mit der Gruppe in Konflikt geraten".[1] Eine Anklage gegen die Polizisten wegen unterlassener Hilfeleistung wurde 1994 vom Landgericht Frankfurt/Oder zurückgewiesen.[2][3]

Von den jugendlichen Tätern wurden fünf 1992 vom Bezirksgericht Frankfurt (Oder) wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu maximal vierjährigen Haftstrafen verurteilt, einige zu Bewährungsstrafen. Es war nicht nachzuweisen, wer die tödlichen Schläge ausgeführt hatte.

Gedenken

In Erinnerung an die brutale Tötung und zum Kampf gegen rechtsextreme Gewalt wurde 1998 die Amadeu Antonio Stiftung gegründet. Seit 2007 organisiert die Barnimer Initiative "Light me Amadeu" Demonstrationen und Veranstaltung gegen Fremdenfeindlichkeit und hält anlässlich des Todestages Gedenkveranstaltungen ab. Am Ort des Verbrechens wurde ein Gedenktafel für Kiowa errichtet.

Der Lyriker Konstantin Wecker widmete Kiowa in Anlehnung an sein bekanntes Werk Willy eine Ballade, in der er die Tat beschreibt und den Fremdenhass anprangert.[4]

Familie

Kiowa hinterließ eine schwangere Freundin. Sein Sohn wurde am 9. Januar 1991 geboren, dem gleichen Tag, an dem Kiowas Leichnam nach Angola überführt wurde. Mutter und Kind waren in Eberwalde weiteren Anfeindungen ausgesetzt, so wurde unter anderem der Kinderwagen mit Hakenkreuzen beschmiert und später zerstört.[1].

Einzelnachweise

  1. a b c Christoph Dieckman: ...die ganzen Neger in der Stadt. Die Zeit, 10. Juli 1992
  2. Susanne Lenz: Rechtsextremisten blieben oft unbehelligt. Berliner Zeitung, 2. August 1994
  3. Chrsitian Bommarius: Ein Land mit rassistischem Klima. Berliner Zeitung, 31. August 2000
  4. ["Die Ballade von Antonio Amadeu Kiowa" auf der Webseite von Konstantin Wecker