Die totale Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 ist mit einer Dauer von 6 Minuten und 39 Sekunden die längste totale Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts und wird erst am 25. Juni 2150 wieder von einer Finsternis mit längerer Totalitätsdauer übertroffen. Die Totalitätszone läuft über Indien und China – Shanghai liegt auch darin – und zieht weiter hinaus auf den Pazifischen Ozean, wo sich auch das Maximum der Finsternis ereignet. Die Breite der Totalitätszone beträgt dort 259 Kilometer. In Shanghai liegt die Totalitätsdauer bei ungefähr 5 Minuten.
Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 |
---|
In ihrer partiellen Phase kann die Finsternis von einem großen Teil Asiens beobachtet werden. Von Europa aus ist die Finsternis nicht beobachtbar.
Klassifikation der Finsternis
Da der Mond am Vortag der Finsternis seinen erdnächsten Bahnpunkt (Perigäum) durchläuft und der Lauf der Erde durch sonnenfernsten Punkt (Aphel) erst 18 Tage zurückliegen wird, ist der scheinbare Durchmesser des Mondes verhältnismäßig groß und der der Sonne recht klein, so dass es zu einer recht langen Totalität kommt.
Die Finsternis gehört zum Saros-Zyklus 136, die Finsternisse dieser am absteigenden Mondknoten stattfindenden Serie waren im vergangenen Jahrhundert alle total und sehr lang. Zu dieser Serie gehört auch die längste Finsternis des 20. Jahrhunderts vom 20. Juni 1955 mit einer Totalität von 7 Minuten und 8 Sekunden und die legendäre „mexikanische Sonnenfinsternis“ vom 11. Juli 1991 mit 6 Minuten und 53 Sekunden Totalität, die die direkte Vorgängerin dieser Finsternis im Saros-Zyklus ist. Auch die Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919, während der die von der Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagte gravitative Ablenkung des Lichts überprüft und bestätigt wurde, gehört dieser Serie an.
Die folgenden Finsternisse dieses Zyklus im 21. Jahrhundert werden weiterhin total sein, die maximale Länge der Totalität wird aber abnehmen, aber auch die Finsternis vom 14. September 2099 wird noch eine Totalität von über 5 Minuten aufweisen.
Verlauf
Der Kernschatten trifft die Erde erstmals um 00:51 UT (Universal Time) im Arabischen Meer kurz vor der Westküste Indiens. Von dort zieht der Kernschatten knapp nördlich von Mumbai (Bombay) in östlicher Richtung über den indischen Subkontinent und überquert Bhopal, wo die Finsternis kurz nach Sonnenaufgang zu sehen sein wird, die Totalität dauert dort bereits etwas über drei Minuten.
Der Schattenpfad streift den Südosten Nepals und den Norden Bangladeschs, zieht weiter über Bhutan und streift um 01:10 UT den äußersten Norden Myanmars, bevor er das Autonome Gebiet Tibets erreicht. Im Laufe der darauf folgenden halben Stunde liegen die chinesischen Millionenstädte Chengdu, Chongqing, Wuhan, Hefei, Hangzhou und Shanghai im Bereich der totalen Verfinsterung. In Shanghai, das ein wenig nördlich der Zentrallinie liegt, dauert die Totalität ziemlich genau fünf Minuten.
Anschließend verlässt der Kernschatten das Festland und berührt in Folge nur noch einige wenige Inselgruppen. Zunächst überstreicht der Schattenpfad das Ostchinesische Meer und die Philippinensee, bevor dieser die südlich der japanischen Insel Kyushu liegenden Riukiuinseln erreicht. Etwa 1.200 Kilometer weiter östlich im Pazifik erreicht der Kernschatten die Ogasawara-Inseln. Auf der zu dieser Inselgruppe gehörenden Vulkaninsel Kita Iwo Jima wird mit 6 Minuten und 34 Sekunden die längste an Land zu sehende Totalität auftreten.
Auf dem weiteren Weg des Kernschattens in südöstlicher Richtung wird um 2:35 UT das Maximum der Finsternis am Ort 24° 13′ N, 144° 6′ O im Pazifik erreicht werden. Bei einer Totalitätsdauer von 6 Minuten und 39 Sekunden auf der Zentrallinie erreicht die Breite der Totalitätszone hier knapp 259 Kilometer, während die Sonne mit 86° nahezu senkrecht über dem Südhorizont steht.
Nordöstlich der Salomonen, in der Nähe des Äquators, trifft der Kernschatten bei den Marshall- und Gilbertinseln wieder auf Land. Diese recht weit verstreut liegenden Inseln und Atolle werden zwischen 03:30 UT und 04:00 UT vom Kernschatten erreicht, die maximale Totalitätsdauer nimmt dabei von 5 Minuten und 44 Sekunden auf 4 Minuten 37 Sekunden ab.
Der Kernschatten erreicht die Südhalbkugel und gerade so eben auch die Datumsgrenze, bevor er mitten im Pazifik um 4:17 UT die Erde verlässt.
Literatur
- Hans-Ulrich Keller (Hrsg.): Kosmos Himmelsjahr 2009. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11350-9
- Wolfgang Held: Sonnen- und Mondfinsternisse. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2005, ISBN 3-7725-2231-9
Weblinks
- Commons: Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- NASA: Total Solar Eclipse of 2009 July 22
- Astro Corner: 22. Juli 2009 - Die längste totale Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts
- Eclipser.ca: Weather and Maps for the Total Solar Eclipse
- Meteoblue: Solar eclipse 22 July 2009 – the weather forecast