Manusmriti

indischer Text
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Die Manusrmiti (Sanskrit, f., मनुस्मॄति, manusmṛti, Gesetzbuch des Manu) ist ein hinduistischer Text, dessen Titel mit "Gesetzbuch des Manu" wiedergegeben wird. Es ist jedoch nicht als Gesetzbuch im juristischen Sinne, sondern im normativen Sinne zu verstehen. Es wird aufgezeigt, wie das soziale und religiöse Leben aussehen sein soll und was eben nicht erstrebenswert ist. Der Text gibt die Perspektive eines Brahmanen wieder. Die Entstehungszeit wird zwischen 200 v.Chr und 200 n.Chr. angesetzt.

Beschrieben werden die Pflichten der vier Lebensstadien: Brahmacarin (Schüler), Grihastha (Haushalter), Vanaprastha (in die Waldeinsamkeit Gehender) und Samnyasin (Die Welt Aufgebender). Jedes dieser Lebensstadien ist mit eigenen Verpflichtungen verbunden. Der Text empfiehlt für die erste Heirat eines Zweimalgeborenen (Brahmanen, Kshatriyas, Vaishyas) eine Frau aus der selben Kaste. "Ein Brahmane, der eine Shudra-Frau in sein Bett nimmt, wird (nach seinem Tode) in die Hölle sinken; wenn er ein Kind von ihr bekommt, wird er seinen Rang als Brahmane verlieren" (III,17).

Ein Teil handelt von der Reinheit und der Einhaltung der Reinheit: "wenn ein Brahmane einen Unberührbaren, eine menstruierende Frau, einen Ausgestoßenen, eine Frau im Wochenbett, einen Leichnam, oder jemanden, der einen Leichnam angefasst hat, berührt, muss er sich durch ein rituelles Bad reinigen." (V,85)

Die Manusmriti ist die wichtigste Textquelle des alten Indiens zum Kastensystem. Man sollte sich jedoch vorsichtig damit sein, diese Aussagen für die gelebte soziale Realität zu halten. Dennoch handelt es sich um eine sehr aussagekräftige Quelle dazu, wie das soziale Leben aus brahmanischer Sicht aussehen sollte.

Die Manusrmiti gehört zur Textgruppe der Smritis, die als von Lehrern überlieferte Texte gelten (im Gegensatz zu den Shrutis, die als von den Weisen "gehörte" Texte gelten und denen eine höhere Autorität zukommt).