Übersicht
DSGS ist die Abkürzung für Deutschschweizer Gebärdensprache
DSGS wird von den deutschschweizer Gehörlosen sowie den dort ausgebildeten Dolmetschern verwendet.
Dialekte
In der Deutschschweiz unterscheidet man zwischen fünf Gebärdendialekten, dem Zürcher, Berner, Basler, Luzerner sowie dem St. Galler Dialekt. Dies, da es in jeder dieser Region eine Gehörlosenschule gibt und diese den dortigen Kindern untereinander weitergegeben wird (auch wenn es in bestimmten Schulen bis vor kurzem verboten war).
Die Dialekte untereinander sind sich ähnlich. Trotzdem sind eindeutige Unterschiede vorhanden, so dass man erkennen kann, von welchem Teil der Schweiz der Gebärdende stammt. Mit der zunehmenden Mobilität werden diese Dialekte jedoch auch immer mehr vermischt.
Die DSGS ist verwandt mit der österreichischen Gebärdensprache sowie der deutschen Gebärdensprache, da die Gebärdensprache zum Teil auch von der deutschen Lautsprache beeinflusst worden ist.
Merkmale der DSGS
Die DSGS ist im Vergleich zur ASL (American Sign Language) noch stark oralbetont. So wird zu fast jeder Gebärde die entsprechenden Lippenbewegungen lautlos "mitgesprochen". Anders ausgedrückt an Hand eines Beispiels: wenn der (rechtshändige) Gehörlose die rechte Hand zu einer Faust ballt und diese an seiner rechten Wange zwei- bis dreimal klopft (wobei alle Finger mit Ausnahme dem Daumen die Wange berühren), dann weiß der Gegenüber, er sagt "Mutter". Trotzdem bewegt er seinen Mund und sagt tonlos auch "Mutter". Dies ist ein Nebeneffekt der oralen Schulausbildung (siehe nächster Abschnitt). Im ASL dagegen bleibt der Mund zu.
DSGS in Schulen?
In den meisten Schweizer Gehörlosenschulen war die Gebärdensprache bis in die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts verboten, es wurde gar als Affensprache betrachtet. Das Umdenken fand erst zur Jahrtausendwende statt. Jetzt laufen in der Schweiz Projekte, gehörlose Kinder bilingual zu erziehen. Das heißt dass sie in Schulen die Lautsprache wie auch die Gebärdensprache verwenden dürfen. Es wurde in Studien nachgewiesen, dass dies Gehörlose eher fördert denn als benachteiligt, da sie jetzt auch in ihrer natürlichen Sprache, der Gebärdensprache, kommunizieren dürfen.
Gehörlosenschulen in der Schweiz allgemein
Gehörlosenschulen gibt es in Wollishofen (Zürich), Riehen (bei Basel), Münchenbuchsee (bei Bern), Hohenrhein (bei Luzern) sowie in St. Gallen. Einzig in Zürich existiert eine Sekundarschule, die restlichen begnügen sich mit Realschulen. Begabte Gehörlose sind also fast gezwungen, die Oberstufe in Zürich zu absolvieren. Eine andere Möglichkeit ist die Schweizer Schwerhörigenschule Landenhof in Unterentfelden bei Aarau. Dort können Gehörlose die Sekundar- sowie die Bezirksschule absolvieren. Diese Schule ist aber eher für Schwerhörige gedacht und Gehörlose haben dort eher Mühe, den Stoff mitzuverfolgen.
In der Deutschschweiz gibt es nur eine einzige Berufsschule für Hörgeschädigte, die BSfH in Zürich Oerlikon. Die Schule bildet Lehrlinge in allen Berufen aus und bietet eine BMS (Berufsmittelschule) an.
Anerkennung vom Staat
Die DSGS ist vom Staat im Gegensatz zu den Gebärdensprachen der benachbarten Nationen noch nicht offiziell anerkannt. Die Schweizer Gehörlosen kämpfen deswegen dafür, dass die Gebärdensprache in der Schweizer Verfassung als offizielle Landessprache anerkannt wird. So wurde unter anderem bemängelt, dass Gebärdendolmetscher vom Staat nicht richtig unterstützt werden und die Schweiz daher an einem chronischen Mangel an Gebärdendolmetscher aufweist.
Siehe auch: Gebärdensprache, Gehörlosigkeit
Weblinks
- http://www.gs-media.ch DSGS-Multimedia-Datenbank (kommerziell)