Brombach ist nach Fläche und Einwohnern der größte Ortsteil der Stadt Lörrach und zählt 6.354 Einwohner (2006) und 987 ha Gemarkungsfläche. Brombach befindet sich im nördlichen Teil des Stadtgebietes von Lörrach zwischen der linken Seite des Flusses Wiese und den westlichen Ausläufern des Dinkelbergs. Eine dieser Erhebungen ist der Bühl, der zum Teil besiedelt ist. Zwischen dem Stadtzentrum Lörrachs und Brombach befindet sich der Homburger Wald. Höchste Erhebung Brombachs ist der 419 m hohe Schindelberg.
![]() ![]() Ortsteil von Lörrach | |
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Koordinaten | 47° 38′ 0″ N, 7° 42′ 0″ O |
Höhe | 310 m ü. NN |
Fläche | 9,87 km² |
Einwohner | 6354 (31. Dez. 2006) |
Bevölkerungsdichte | 644 Einwohner/km² |
Eingemeindung | Format invalid |
Postleitzahl | 79541 |
Vorwahl | 07621 |
Politik | |
Ortsvorsteher | Lutz Schmiedlin (Freie Wähler) |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | ![]() |
Bundesstraße | ![]() |
S-Bahn | Linien 5 und 6 der Regio S-Bahn Basel |
Bus | Linien 6 und 16 des RVL |
Brombach wurde 786 erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert geriet das Dorf durch eine Burggründung in die Hände des Adelsgeschlechts Reichenstein, welches über 500 Jahre in ihrem Besitz blieb. Seit dem 1. Januar 1975 ist das Dorf Brombach der Stadt Lörrach eingemeindet.
Geschichte
Frühe Besiedlung und erste Erwähnung
Die heutige Gemarkung Brombachs wurde bereits von den Kelten, Römern und Alamannen besiedelt. Das Dorf Brombach wurde am 27. Februar 786 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, die eine Schenkung an einen Abt names Werdo aus dem Kloster St. Gallen belegt. Von 786 bis 1493 sind die Schreibweisen Prampahch, Branbach, Brambach, Bronbach und Brombach überliefert. Die sprachliche Wandlung von [a] auf [o] ist durch den alemannischen Dialekt bedingt. Das mittelhochdeutsche Wort „brame“ bedeutet Dornstrauch und ist im Wort Brombeere enthalten. Obwohl das Stadtwappen einen Brunnen zeigt und damit auf die entsprechende Bedeutung verweist, deuten alte Urkunden eher auf darauf hin, dass sich der Name aus dem Wort „Brombeere“ herleitet. Damit ergibt sich für die Bedeutung des Ortsnamens Brombach: die Siedlung an einem Bach, an dessen Ufer viele Dornensträucher wachsen.[1]
Epoche der Herren Reichenstein
1113 übergab Ritter Walcho von Waldeck die Besitzungen Brombachs an das Kloster St. Blasien. Im 13. Jahrhundert ist eine Burggründung durch die Herren Reich von Reichenstein überliefert. Über 500 Jahre lang gehörte Brombach diesem Adelsgeschlecht, die ihren Herrensitz in der Dorfmitte von Brombach hatten. 1294 verkaufte Mathias Reich die Wasserburg und das Dorf an seinen Bruder, dem Basler Fürstbischof Peter I. In der Urkunde dazu heißt es:
„Alle die es angeht sollen es wissen, dass ich Mathias Reich, Schatzmeister am Hof des Basler Bischofs, mein Eigentum an Veste, Hof und Dorf Brambach mit seinen Leuten, Äckern, Matten und Weid, Fischteichen, Wald und allen Rechten am 15. April 1294 für 200 Mk Silber an den H.H.u. Vater, dem Basler Bischof kaufweise übergeben habe.“
Abbildungen der damaligen Burganlage sind keine erhalten. Aus einer Beschreibung aus dem Jahr 1294 geht hervor, dass sie an den vier Ecken Rundtürme besessen haben soll, zwei Meter dicke Grundmauern und katakombenartige Kellergänge gehabt haben soll. Der Standort war am Platz des heutigen Brombacher Schlösschens in der Dorfmitte. Im Jahr 1342 sprach Konrad von Freiburg[2] die Besitzungen vom Basler Fürstbischof an die Markgrafen von Rötteln zu. Beide Adelsgeschlechter bekämpfen sich jahrzentelang und verliehen schließlich die Güter und die Burg an die Herren Reichenstein. Wie viele Burgen, Schlösser und Häuser erlitt auch die Burg in Brombach Schäden durch das Erdbeben von Basel 1356.
1479 erhielt die Germanus-Kirche einen Choranbau. Am 1. Juni 1556 schlossen sich die Herrschaft von Rötteln der Reformation an, so dass diese auch in Brombach Einzug hielt.
Von 1837 bis 1937 betrieben die Gebrüder Großmann aus Aarburg das bis 1914 erfolgreichste Textilunternehmen Deutschlands, bis es nach der Auflösung von Wilhelm Schöpflin übernommen wurde.[3]
Zeit des Nationalsozialismus
Während des Regimes der Nationalsozialisten kam es 1933 auch in Brombach zur Auflösung von Arbeitervereinigungen. In den Zeit von 1933 bis 1945 waren insgesamt 691 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Brombach untergebracht. Das Einzelschicksal des polnischen Kriegsgefangenen Stanislaus Zasada wurden durch im Film Eine Liebe in Deutschland (1983) von Andrzej Wajda nach einer Romanvorlage von Rolf Hochhuth filmisch aufgearbeitet. Zasada verliebte sich in eine Brombacherin. Das Liebesverhältnis kam wegen Denunziation an die Öffentlichkeit und führte am 16. Oktober 1941 zum Tod des Kriegsgefangenen durch den Strang.
Der Südwesten Deutschlands und der Raum Lörrach im Besonderen blieb wegen der Grenznähe zur Schweiz das Dorf während des Zweiten Weltkrieges weitgehend von schweren Bombenangriffen verschont. Dennoch gab es kriegerische Handlungen und die schwersten ereignete sich im Februar 1945 in Brombach rund um den Bahnhof. Neben der Rüstungsfabrik Teves wurden auch einige Wohnhäuser durch einen Fliegerangriff der Franzosen zerstört. Der Angriff forderte über 40 Todesopfer und 100 Verletzte.
Von 1945 bis heute
Nach dem Krieg demontierte die Französische Besatzungsmacht viele Maschinen und Anlagen in Brombacher Betrieben. Von 1945 bis Anfang der 1960er Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl. Die Neubaugebiete Ortmatt, Hugenmatt, Hofmatt und Bühl wurden neu erschlossen und die Kanalisation weitergeführt und damit die Wasserversorgung verbessert. 1966 wurde das Brombacher Schlösschen zum Rathaus umgebaut und von der Gemeindeverwaltung bezogen. Brombach war bis dahin eine selbstständige Gemeinde, die seit dem 1. Januar 1975 zum Ortsteil von Lörrach wurde. Die Fertigstellung der A 98 und B 317 in den 1980er und 1990er Jahre entlastete den Ort vom Durchgangsverkehr. Seit dem 1. Januar 2005 ist im Brombacher Rathaus das Standesamt untergebracht.
Bevölkerung
Jahr | 1939[4] | 1949[5] | 1950[6] |
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Bevölkerung | 2791 | 2952 | 3420 |
Politik
Ortschaftsrat
Der Ortsteil Brombach hat einen eigenen Ortschaftsrat, der aus zwölf ehrenamtlich tätigen Ortschaftsräten inklusive einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden besteht. Sitz der Ortsverwaltung ist das Brombacher Schloss. Die letzte Wahl fand am 13. Juni 2004 statt. Die Wahlperiode dauert fünf Jahre. In der letzten Wahl konnten die Freien Wähler fünf Stimmen, die CDU vier Sitze und die SPD drei Sitze erringen.[7] Der Ortschaftsrat besteht seit 1976 und wird direkt vom Volk gewählt.
Wappen
Das Brombacher Wappen gehört zu den sogenannten „redenden Wappen“ und zeigt einen roten Brunnen mit blauem Strahl über einem blauen Wellenbalken. Der Hintergrund ist silbern (weiß). Die Wappenfarben wurden 1902 vom Generallandesarchiv festgelegt.[1] Das Wappen geht auf ein Prägesiegel aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, welches noch einen laufenden Schalenbrunnen mit zwei Röhren zeigt.[8] Das auf das Jahr 1830 zurückgehende Motiv stammt von der falschen Deutung des Ortsnamen Bronn als Brunnen. Der Wellenbalken symbolisiert den Fluss Wiese.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Auf dem Hügel Bühl befinden sich die Grundmauern eines römischen Gutshofs aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Er wurde 1981 ausgegraben und restauriert. Die Ausgrabungen ergaben, dass der Hof abgebrannt sein muss. Im Brandschutt fand man einige verkohlte Äpfel, die man heute im Museum am Burghof in Lörrach besichtigen kann.
Ebenfalls auf dem Bühl befindet sich die Bildhauer-Rudolf-Scheurer-Stiftung. In einem zwölf Meter hohen Turm sowie dem umgebenden Garten und dem Anfahrtsweg werden Skulpturen, Reliefs und Grafiken des aus Hauingen stammenden Künstlers Rudolf Scheurer permanent ausgestellt.
Der Ortskern Brombachs besteht teilweise aus Fachwerkhäusern, einige davon stammen aus dem 14. Jahrhundert.
Das einstige Wasserburg wurde 1294 erstmals erwähnt, jedoch 1678 durch französische Truppen ebenso wie die Burg Rötteln zerstört. Das 1880 neu aufgebaute und im Jahr 1900 umgebaute vierflügelige Brombacher Schloss diente zunächst den Fabrikanten Großmann als Wohnsitz und wurde 1962 an die Gemeinde Brombach verkauft. Seit 1966 dient es der Ortsverwaltung als Sitz und Tagungsort. Das Standesamt der Stadt Lörrach hat hier ebenfalls seinen Sitz. Das Schloss wird von einem kleinen Park umgeben, der mittwochs für einen Wochenmarkt genutzt wird. Das benachbarte Remisengebäude wurde 2002 renoviert. Das Gebäude wird teilweise als Wohnhaus, teilweise als Außenstelle der Stadtbibliothek Lörrach genutzt.
Auf einer Anhöhe thront weithin sichtbar die evangelische Germanus-Kirche. Der mittelalterliche Turm stammt aus dem 14. Jahrhundert, der ursprünglich spätgotische Chor wurde in den Jahren 1903 bis 1905 im wilhelminischen Stil angebaut. Der Umbau vergrößerte das Fassungsvermögen der Kirche von 430 auf 810 Plätze. Die drei Fenster im Chor zeigen die Apostel Paulus, Petrus, Johannes und Jakobus. In der Mitte ist Jesus bei der Taufe durch Johannes dem Täufer dargestellt. Die Kirche hat drei Glocken, die größte stammt aus dem Jahr 1595. Ein Kruzifix stammt aus dem Jahr 1479.[9]Neben der Kirche steht ein Ehrenmal für die Opfer beider Weltkriege. Die Gedenkstätte aus dem Jahr 1923 wurde 1959 von dem Bildhauer Rudolf Scheurer neu gestaltet.
An der Durchgangsstraße befindet sich neben dem Brombacher Friedhof die katholische St.-Josefs-Kirche. Sie wurde 1899 bis 1900 erbaut und ist in einfachen gotischen Formen gehalten. Geweiht wurde sie am 25. November 1900 durch Weihbischof Justus Knecht. Die Kirche bietet 450 Sitz- und 300 Stehplätze. Der Hochaltar stammt vom Freiburger Bildhauer Dettlinger aus dem Jahr 1906. Im angrenzenden Friedhof befindet sich eine Kapelle mit Glockentürmchen aus dem Jahr 1867.
Vereine
Brombach hat einen eigenen Fußballverein, den FV Brombach 1911 e.V.. Der 600 Mitglieder starke Verein stellt insgesamt 18 Mannschaften und besteht (September 2008) aus 47 Aktivspielern und 201 Jugendspielern.[10] Das Heimstadion befindet sich im Hugenmatt. In der Spielsaison 2009/10 spielt der Fußballverein in der Landesliga.
Darüber hinaus sind über 30 Vereine im Bereich Sport, Musik, Fasnacht und Wohlfahrt ansässig.
Veranstaltungen
Jedes Jahr finden in Brombach über 50 Veranstaltungen statt, die sich über die letzten Jahre etabliert haben. Dazu zählen Bälle und Umzüge der örtlichen Fasnachtsvereine. Das größte Fest im Ort ist der jedes Jahr an einem Oktoberwochende stattfindende Schlossgrabenfest; welches entlang der Ringstraße und und des Schlossparks abgehalten wird.
Infrastruktur und Wirtschaft
Bildung
In Brombach befindet sich die Hellbergschule, die als Grund-, Haupt- und Werkrealschule genutzt wird. Der Altbau der Schule stammt aus dem Jahr 1892. Das Haus der Vereine in der Alten Gewerbeschule aus dem Jahr 1913 in der Badstraße wird heute als Außenstelle der Volkshochschule Lörrach genutzt.
Verkehr
Nördlich der Gemarkung Brombachs führt die Bundesstraße 317, die das Wiesental mit Lörrach verbindet. Durch den Ortskern selbst führt eine Durchgangsstraße, die parallel zur Bundesstraße verläuft.
Die Ortschaft ist über die S-Bahnlinie 5 und 6 der Regio S-Bahn Basel mit Basel, Weil am Rhein und Schopfheim verbunden und Haltepunkt der Wiesentalbahn, die bis 2003 von der Deutschen Bahn AG betrieben wurde. Im Jahr 2002 entstand im Rahmen der Umstellung auf den S-Bahn-Betrieb ein neuer Bahnhof mit erhöhtem Bahnsteig, um den Anforderungen besser gerecht zu werden.
Die Buslinien 6 und 16 des Regio Verkehrsverbunds Lörrach verbinden Brombach mit den anderen Stadt- und Ortsteilen Lörrachs sowie mit Weil am Rhein und Riehen.
Feuerwehr
Brombachs Feuerwehr wurde 1872 als Freiwillige Feuerwehr gegründet und 1974 als Abteilung der Feuerwehr Lörrach eingegliedert. Ihr gehören 44 aktive Feuerwehrleute, zwölf Jungfeuerwehrleute und 18 Angehörige der Altersmannschaft an. Neben Brandeinsätzen für den Ort ist sie auch für Verkehrsunfälle im Verbund mit den Ortsteilen Haagen und Hauingen zuständig.[11]
Wirtschaft
Im Zentrum Brombachs befindet sich die traditionsreiche Mehlfabrikation Reiss-Mühle. Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf den Müller und Bäcker Johann Reiss zurück. Er kaufte 1782 eine alte Mühle, die urkundlich auf das Jahr 1573 zurück geht. Täglich werden heutzutage in der 1902 vollständig neu aufgebauten Mühle 150 Tonnen vermahlen.
Mit rund 400 Arbeitern ist die Lauffenmühle an der Wiese einer der größten Arbeitgeber Brombachs. Der textilveredelnde Betrieb wurde 1899 von Adolf Feer aus der Schweiz unter dem Namen „Appretur und Druckerei“ gegründet.[12]
Das zentrale europäische Distributionslager des internationalen Modeunternehmens Tally Weijl befindet sich seit 1999 in Brombach, auf dem Gelände des früheren Logistikzentrums des ehemaligen Großversandhauses Schöpflin. Ebenfalls in den ehemaligen Räumen von Schöpfin befindet sich der Hauptsitz des Textilversandhändlers Mode & Preis Versandhandels GmbH. Der schweizerische Zementproduzent Holcim Kies und Beton GmbH unterhält in Brombach einen Produktionsstandort.
Persönlichkeiten
- Erich Marx (* 1921), Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen.
- Volkmar Staub (*1952), Kabarettist
- Gabi Lippe (* 1967), Leichtathletin und Olympiateilnehmerin
Filme
- Eine Liebe in Deutschland, Drama, Deutschland, 1983, 132 Min., Regie: Andrzej Wajda
Literatur
- Gemeinde Brombach (Hrsg.): Brombach, 789–1972, Beiträge zur Orts-, Landschafts-, und Siedlungsgeschichte.
- Gerhard Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2006, ISBN 3-7650-8347-X.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Wappen und Dorfname Brombachs
- ↑ Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 41
- ↑ Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 100
- ↑ (17. Mai 1939) Gemeinde Brombach (Hrsg.): Brombach, Seite 416
- ↑ (1. Januar 1949) Gemeinde Brombach (Hrsg.): Brombach, Seite 416
- ↑ (31. Dezember 1950) Gemeinde Brombach (Hrsg.): Brombach, Seite 416
- ↑ Der Ortschaftsrat Brombachs
- ↑ Huber: Wappenbuch Landkreis Lörrach, ISBN 3-87799-046-0, Seite 72.
- ↑ Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 134
- ↑ Daten zum FV Brombach e.V.
- ↑ Freiwillige Feuerwehr Lörrach, Abteilung Brombach
- ↑ Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 97