Kostrzyn nad Odrą

Stadt in Polen
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Küstrin / Kostrzyn n.O.
Wappen von Küstrin Karte fehlt noch
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Landkreis: Gorzów Wlkp. (Landsberg)
Einwohner: 17.725 (19.07.2004)
Fläche: 41,41 km²
Höhe: 10 m ü. NN
Postleitzahl: 66-470 und 66-471
Telefonvorwahl: (+48) 95
Geografische Lage: 52° 36' nördl. Breite
14° 38' östl. Länge
KFZ-Kennzeichen: FGW
Wirtschaft & Verkehr
Zweige:
Verkehrsweg: Berlin - Posen
Berlin - Ri. Danziger Bucht
Nächster Flughafen: Flughafen Berlin-Tempelhof
Stadtverwaltung
Bürgermeister: Andrzej Kunt (2004)
Adresse: ul. Kopernika 1
66-470 Kostrzyn n. O.
Homepage: www.kostrzyn.um.gov.pl
E-Mail: urzad@kostrzyn.um.gov.pl

Dieser Artikel befasst sich mit der polnischen Stadt Küstrin. Siehe auch: Küstriner Vorland.


Küstrin (polnisch Kostrzyn nad Odrą [ˈkɔstʃɨn nad ˈɔdrõ]) ist eine Kleinstadt im Westen Polens - rund 80 km östlich von Berlin und etwa 150 km westlich der Stadt Posen an der Warthe-Mündung zur Oder gelegen. Küstrin, direkt auf der Oder-Neiße-Linie, wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs größtenteils Polen zugeschlagen, während der ehemalige Stadtteil Kietz westlich der Oder heute zur Gemeinde Küstriner Vorland gehört.

Geschichte

Das Gebiet des heutigen Küstrin/Kostryzn war ursprünglich von Germanen und Slawen besiedelt. Bis 900 gehörte das Gebiet zu Pommern, danach bis 1200 zum Herrschaftsbereich der Polen. Es folgten Tempelritter, Johanniter und Kreuzritter, bis das Gebiet schließlich unter die Herrschaft der Brandenburger kam. Küstrin wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt um 1300 durch Markgraf Albrecht III. v. Brandenburg das Magdeburger Stadtrecht. Das Stadtwappen mit dem Fisch und dem halben brandenburgischen Adler ist seit dem Jahr 1364, zuerst auf einem Siegel, nachweisbar. 1535 wurde die Stadt vom Kurfürst Joachim II. Hektor v. Brandenburg zur Residenz erhoben. Anschließend wurde das Schloss erbaut und die Stadt zur Festung ausgebaut. Seither hatte die Stadt bis 1945 eine ständige brandenburgische bzw. preußische bzw. deutsche Garnison, unterbrochen nur durch die französische Besetzung 1806 bis 1814. Einen Aufschwung erlebte die Stadt 1848 durch den Anschluss an die Eisenbahn, die an dieser Stelle die Oder und die Warthe überquerte. Die Stadt dehnte sich östlich der Festung/Altstadt um die Neustadt aus. Die Pferdebahn wurde durch die elektrische Straßenbahn ersetzt. Die Stadt entwickelte sich wegen seiner Straßen-, Schienen- und Wasserwege zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt. Nach der Demontage militärischer Einrichtungen nach dem 1. Weltkrieg folgte nach 1933 wegen der Wiederaufrüstung des Deutschen Reiches der Neubau zahlreiche Militärbauten. Außerdem wurde eine Zellstofffabrik und die Deutschlandsiedlung gebaut. 1939 zählte Küstrin 24.000 Einwohner. Im Zweiten Weltkrieg wurde insbesondere die Altstadt von Küstrin während der Kämpfe zwischen Wehrmacht und Roter Armee zu 90% zerstört.
Zunächst waren die Gebiete östlich der Oder und somit auch Küstrin nach dem Krieg sowjetisch besetzt. Gemäß Potsdamer Abkommen wurde Küstrin der Volksrepublik Polen zugesprochen und in Kostrzyn nad Odra umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde Richtung Westen zwangsausgesiedelt und die Stadt wurde mit Polen besiedelt, die ihre Heimat im an die Sowjetunion gefallenen Ostpolen verlassen mußten. Während die stark zerstörte Altstadt nach dem Krieg völlig niedergerissen wurde, baute Polen die Neustadt wieder auf.

 
Neue Oderbrücke (Straße), dahinter die alte Eisenbahn-Oderbrücke; von der Bastion "König" aus

Festung Küstrin (Altstadt)

Datei:Festung Küstrin.JPG
Bastion "König" der Festung Küstrin mit sowjetischem Ehrenmal, von der Oderbrücke aus fotografiert

Die Altstadt und preußische Festung befindet sich auf einer Halbinsel am Zusammenfluß von Oder (Odra) und Warthe (Warta). Bekannt wurde Küstrin u.a. durch die Exekution Hans Hermann von Kattes, eines Jugendfreundes Friedrich II. nach dessen Fluchtversuch.

 
Bastion "König" von der Bastion "Königin" gesehen
 
Zerstörungen an der Bastion "König", Stadtseite
 
Sowjetisches Ehrenmal und sowjetischer Soldatenfriedhof auf der Bastion "König"
 
Kasematte der Bastion "König"
 
Berliner Tor von der Oderbrücke gesehen
 
Berliner Tor, Stadtseite
 
Berliner Straße vom Berliner Tor gesehen
 
Fundamentreste in der Berliner Straße
 
Resselplatz
Datei:Küstrin-Schloß1.jpg
Schloß von Norden
 
Schloß: Schloßhof und Westflügel
 
Pfarrkirche St. Marien
 
Kietzer Straße
 
Fundamentreste in der Kietzer Straße
 
Webergasse mit Fischertor von der Kietzer Straße gesehen
Datei:Küstrin-Kietzer Tor außen.jpg
Kietzer Tor, Außenansicht
 
Bastion "Philipp", vom Kietzer Tor gesehen
 
Restaurierte Kasematte der Bastion "Philipp"
 
Schornsteinfegerstraße

Zunächst gehörte Küstrin zum Kurfürstentum Brandenburg. Im Zuge der Reichsteilung unter den Söhnen von Kurfürst Joachim I. Nestor v. Brandenburg fielen die Neumark mit Küstrin und andere Gebiete als Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin an dessen jüngeren Sohn Johann. Ab 1536 wurde Küstrin wegen seiner damaligen strategischen Lage von Markgraf Johann I. v. Brandenburg-Küstrin (auch Hans v. Küstrin genannt), dem Bruder von Kurfürst Joachim II. Hektor v. Brandenburg, zur Residenz erhoben und zur Festung ausgebaut. Da die Festung im Zusammenfluß von Oder und Warthe angelegt wurde, bildeten die Flüsse an zwei Seiten einen natürlichen Schutz. Die morastigen Wiesen der Landseite machten Küstrin zu einer schwer einnehmbaren Festung. Der Bau der aus Stein erreichteten Festung dauerte bis 1557 und kostete Brandenburg die damals horrende Summe von ca. 160.000 Gulden. Nach dem Tod von Markgraf Johann I. v. Brandenburg-Küstrin im Jahr 1571 fiel die Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin wieder an das Kurfürstentum Brandenburg.
Zu den Befestigungen gehörten neben den Festungsmauern noch die Bastionen König, Königin, Kronprinz, Kronprinzessin, Philipp und Brandenburg sowie zahlreiche Vorbefestigungen (z.B. Ravelin Albrecht). Innerhalb der Festung lag die Stadt mit Marktplatz, Kirchen, Schloß sowie allen militärischen Einrichtungen (z.B. Lazarett, Magazinen und Geschützgießerei. Die Soldaten der Festungsbesatzung waren zunächst in Privathaushalten einquartiert.
Von 1627 bis 1633 hilet sich der brandenburgische Kurprinz und spätere Kurfürst Friedrich Wilhelm in der Festung auf. In seiner Regierungszeit von 1640 bis 1688 ließ er die Küstrin zu einer der stärksten Festungen in Deutschland ausbauen. Die als uneinnehmbar geltende Festung Küstrin spielte im Dreißigjährigen Krieg keine militärische Rolle. Nach seinem Fluchtversuch aus Preußen wurde der preußische Kronprinz Friedrich von seinem Vater König Friedrich Wilhelm I. v. Preußen von 1730 bis 1732 im Küstriner Schloß inhaftiert. Am 6. November 1730 ließ der König vor den Augen des Kronprinzen dessen Fluchthelfer und Freund Hans Hermann von Katte auf der Bastion Brandenburg enthaupten. Im Siebenjährigen Krieg wurde Küstrin am 15. August 1758 von russischen Truppen belagert und in Brand geschossen, ohne daß die Festung erobert werden konnte. König Friedrich II. entsetzte die Festung und schlug die Russen am 14. Oktober 1758 östlich von Küstrin in der Schlacht bei Zorndorf. Nach der preußischen Niederlage von 1806 gegen Napoleon diente die Festung Küstrin dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen und seiner Frau Königin Luise kurze Zeit als Zuflucht. Nachdem das Königpaar nach Memel weiter geflüchtet war, übergab Oberst Ingersleben die Festung am 1. November 1806 kampflos an die Franzosen. Erst am 20. März 1814 kapitulieren die Franzosen nach einjähriger Belagerung und Preußen übernahm wieder die Festung. 1819 war der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in der Festung inhaftiert. Im Jahr 1876 wurde die erste Infanteriekaserne erbaut. Wegen sinkender militärischer Bedeutung als Festung wurde 1901 und 1902 die Befestigung vor dem Küstriner Schloss abgetragen. Küstrin blieb jedoch eine bedeutende Garnisonsstadt. 1913 wurde ein dritter Truppenteil hier stationiert. Die Truppen waren in Kasernen in der Festung und auf der Oderinsel untergebracht. Nach dem 1. Weltkrieg mußten laut den Bestimmungen des Versailler Vertrags Teile der Festung Küstrin durch das Deutsche Reich geschleift werden. Von 1921 bis 1931 wurden alle Befestigungen an der Nord- und Ostseite abgerissen. Küstrin verlor durch die personelle Beschränkung der Reichswehr auch seine Bedeutung als Garnison, nur noch wenige Einheiten verblieben in Küstrin. Erst mit der Wiederaufrüstung während der Nazizeit wurden wieder Truppenteile in Küstrin stationiert, so das mit Beginn des 2. Weltkrieges wieder die Truppenstärke der Kaiserzeit erreicht und überschritten wurde.

Während der Kämpfe zum Ende des 2. Weltkrieges wurde die Altstadt schwer zerstört und nach dem Krieg dem Erdboden gleichgemacht. Die Altstadt wurde nicht wieder aufgebaut und ist heute unbewohnt. Für Touristen werden jedes Jahr für die Sommermonate Straßenschilder in der Altstadt aufgebaut und man kann Spaziergänge zwischen den Ruinen der völlig zerstörten Stadt unternehmen. Straßenzüge sind noch erhalten. Von den Häusern sind fast ausschließlich nur noch die Eingänge und Fundamentreste sichtbar. Diverse Treppen führen ins Nichts. Teilweise sind die Schienen für die Straßenbahn, die von Stadttor zu Stadttor fuhr, noch erhalten. Erhalten sind auch Teile der ehemaligen Festungswerke (z.B. die Bastionen König, Königin, Brandenburg und Philipp sowie der Kattewall und das befestigte Berliner Tor und Kietzer Tor). Lohnenswert ist ein Spaziergang über die Promenade des Stadtwalls mit Blick über die Oder. Kirche und Schloss sind nur noch in ihren Grundrissen erhalten. Die Altstadt wird heute auch als Küstriner Pompeji bezeichnet.

Auf der Oderinsel vor der Altstadt/Festung befindet sich eine Kasernenanlage der deutschen Wehrmacht, die nach dem Krieg von den sowjetischen Roten Armee bis zum Abzug ihrer Truppen aus Deutschland genutzt wurde und die heute ungenutzt leersteht.
Zur Festung gehörte auch das Fort Gorgast zwischen Küstrin und Seelow.

Küstrin-Neustadt

Der nordöstlich der Warthe gelegene ehemalige Stadtteil Küstrin-Neustadt bildet heute das Zentrum der Stadt Kostrzyn nad Odra.

Küstrin-Kietz

Durch die Oder-Neiße-Grenze wurde der ehemalige Stadtteil Küstrin-Kietz 1945 von der restlichen Stadt abgetrennt. Bis 1954 hieß dieser deutsche Teil der Stadt Küstrin noch Küstrin-Kietz und gehörte zunächst zur Sowjetischen Besatzungszone, ab 1949 zum Land Brandenburg der DDR. Für wenige Monate wurde der Ort dann in Friedensfelde umbenannt. Ende 1954 wurde der einstige Küstriner Stadtteil zum Dorf Kietz im DDR-Bezirk Frankfurt/Oder. Nach der deutschen Wiedervereinigung von 1990 erfolgte die Rückbenennung in Küstrin-Kietz. Heute gehört der Ort zur Gemeinde Küstriner Vorland im Bundesland Brandenburg der BRD.

Partnerstädte