Diogenes Laertius war ein Historiker der Antike, der um 220 eine 10bändige Geschichte über die griechischen Philosophen schrieb :De vitis, dogmatibus et apophthegmatibus clarorum virorum (Über Leben, Ansichten und Aussprüche der berühmten Philosophen). Rudolf Eisler gibt diese Schrift als Veröffentlichung von C.G. Cobet von 1850 unter dem Titel De clarorum philosophorum vitis, dogmatibus et apophthegmatibus libri decem an. Es ist eine unsystematische Erzählung nach der Abfolge der Leiter der philosophischen Schulen und Lehrmeinungen, das eine wichtige, allerdings unkritische philosphiehistorische doxographische Quelle darstellt. Der Name 'Laertius' soll entweder vom Ort Laerte in Sizilien oder vom römischen Familiennamen Laertii abstammen.
Das Werk hat den Charakter eines Kompendiums und sein Titel kennzeichnet treffend den Inhalt als eine Zusammenstellung von Biographie und Doxographie. Diese Zusammenstellung ist typisch für eine in der römischen Kaiserzeit weit verbreitete Literaturgattung. Solche Kompendien waren damals in weiten Lerkreisen als Unterhaltungslektüre beliebt. Er hatte nicht beabsichtigt, ein modernen Erfordernissen entsprechendes wissenschaftliches Werk zu schreiben. Ihm kam es wesentlich darauf an, seine mit größter Sorgfalt gesammelten biographischen Nachrichten, anekdotenhaften Geschichten und Meinungsäußerungen unterhaltsam darzustellen.
Dieses Werk, auf das wegen Mangels an anderen Quellen man heute angewiesen ist, soll daher nur kritisch verwendet werden. Diogenes stützt sich vermutlich auf Werke von Favorinus und Diokles, doch kann man im einzelnen nicht unzweifelhaft nachweisen, wer seine Gewährsmänner waren. Wahrscheinlich hat Diogenes auch Sammlungen von Aussprüchen und Apophthegsammlungen verwendet. Joseph Maria Bochenski hat in seiner Darstellung der Geschichte der Logik auf den Wert gerade auch des Werkes von Diogenes für die Geschichte der antiken Logik aufmerksam gemacht.
So geht nach Bochenski aus dem Werk eindeutig hervor, dass die megarische Schule älter ist als die stoische. Die Begründer der Stoa, Zenon und Chrysippos, haben bei den Megarikern, bei Diodoros, Stilpon, Philon u.a. die Logik gelernt. Ein Studium des Werkes von Diogenes führt zu dem Schluss, dass man sich von der Auffassung trennen muss, dass es wohl eine stoische, nicht aber eine megarische Logik gegeben habe. Bei den Megarikern sind wenigstens drei in der Geschichte der Logik sehr wichtige Denker - Eubulides, Diodoros und Philon -, wogegen man nur einen solchen aus der Schule der Stoa nennen kann, nämlich Chrysippos.
Während man bei jedem der drei Megariker eine bestimmte bahnbrechende Idee erkennen kann, lässt sich Chrysippos fast keine grundlegende originelle logische Lehre zuschreiben. Nach Bochenski scheint die megarische Schule schon am Ende des 3. Jahrhunderts vor der Zeitrechnung erloschen zu sein, wogegen die Stoa sich weiterentwicklete. Ihre Anhänger wussten auch die Logik in vielen vortrefflichen Handbüchern zu verbreiten, und deshalb wird später - etwa zur Zeit von Galen - nur noch von der stoischen Logik gesprochen. Es ist daher notwendig, von einer megarisch-stoischen Logik zu sprechen. Bochenski meint, dass ihre Grundideen megarisch. die technische Ausarbeitung stoisch zu nennen sind.
Bei Diogenes findet man bereits eine konsequente Lehre von den "unbeweisbaren" Argumenten, das sind die Axiome der stoischen Aussagenlogik. Die Zurückführung der beweisbaren Argumente auf unbeweisbare kam in der stoischen Logik vermittels gewisser metasprachlicher Regeln zustande, die Bochenski dem modernen Sprachgebrauch folgend, "Metatheoreme" nennt. Auch für die Trugschlüsse, mit denen sich die Stoiker und vor allem die Megariker sehr ausführlich beschäftigt haben, ist das Werk von Diogenes eine wichtige Quelle. Die Erfindung der Antinomie des Lügners, der ersten uns bekannten echten semantischen Antinomie, wird durch Diogenes ausführlich beschrieben.
Sein Werk "Über Leben, Ansichten und Aussprüche der berühmten Philosophen"
1. Buch | Die "sieben Weisen" und die Philosophietheorie des Autors. Laut ihm gibt es nur zwei philosophische Richtungen, eine "ionische" und eine "italische". Diesen ordnet er z.T. wenig sinnvoll die einzelnen antiken Philosophen unter. |
2. Buch | Anaximander, Anaxagoras, Sokrates und andere Sokratiker. |
3. Buch | Platon. |
4. Buch | Die Schüler Platons. |
5. Buch | Aristoteles und seine Schüler |
6. Buch | Antisthenes und die Kyniker. |
7. Buch | Zenon, Kleanthes und Chrysippos. Teile dieses Buches sind jedoch verloren. |
8. Buch | Pythagoras, Empedokles und andere Pythagoreer. |
9. Buch | Heraklit, Xenophanes, Parmenides, Zenon von Elea, Leukippos, Demokrit, Protagoras, Pyrrhon von Elis und Timon. |
10. Buch | Epikur. |
Anmerkung:
Das Werk besteht hauptsächlich aus Exzerpten und Zitaten aus dritter oder vierter Hand, der Autor scheint die Originaltexte wohl kaum selber gelesen zu haben. Deshalb sind auch biographische Details zum Leben der antiken Philosophen selten authentisch. Bis auf Buch 10 handelt es sich bei den biographischen Angaben in erster Linie um Anekdoten, Klatsch oder Spott. Im letzten Buch finden sich dann die Überlieferung von Briefen und dem Testament des Epikur. Es ist dennoch die umfangreichste erhaltene Quelle zur Philosophie der griechischen Antike
Literatur
J.M. Bochenski, Formale Logik, Freiburg 1966
H. Dörrie, in: Der kleine Pauly 2, München 1972, Sp. 45f.
Weblinks
- http://classicpersuasion.org/pw/diogenes/ Laertios Biographien, bis auf Epikur. (englisch)
- http://www.epicurus.net/lives.html Epikurs Biographie. (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Diogenes Laertius |
KURZBESCHREIBUNG | Historiker der Antike |