Die Leitz-Gruppe zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Präzisionswerkzeugen zur professionellen Holz- und Kunststoffbearbeitung. Ihr Stammsitz ist Oberkochen im östlichen Teil Baden-Württembergs. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 4.800 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von rund 380 Millionen Euro erwirtschaftet haben.
Leitz
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1876 als Württembergische Holzbohrerfabrik A. Leitz |
Sitz | Oberkochen, Deutschland |
Leitung | Dieter Brucklacher (Vors.), Michael Voss, Bernhard Frisch |
Mitarbeiterzahl | 4.800 (Leitz-Unternehmensgruppe,2008) |
Umsatz | 380 Millionen Euro (Leitz-Unternehmensgruppe,2008) |
Branche | Maschinenbau |
Website | www.leitz.org |
Unternehmensstruktur
Herzstück der Leitz Gruppe ist die Leitz GmbH & Co. KG. Zu dem 1876 gegründeten Stammhaus der Gruppe gehören heute 34 Vertriebs- und neun Produktionsgesellschaften sowie ein weltumspannendes Netz von rund 200 Servicestationen.
Leitz und die Boehlerit GmbH & Co. KG in Kapfenberg (A) sowie die Bilz GmbH & Co. KG Ostfildern (D) bilden gemeinsam die Leitz-Unternehmensgruppe. Boehlerit ist Spezialist für die Entwicklung und Erzeugung innovativer Hartmetall- und Diamantschneidstoffe und stellt diesbezüglich auch Sonderwerkzeuge für die Metallbearbeitung her. Bilz ist auf dem Gebiet der Werkzeugspanntechnik tätig und führender Hersteller thermischer Spannsysteme für die Hochgeschwindigkeitszerspanung sowohl in der Metall- wie auch der Holz- und Kunststoffbearbeitung.
Das Leistungsprogramm
Das Produktspektrum der Leitz Gruppe umfasst das gesamte Sortiment an maschinengetriebenen Präzisionswerkzeugen zur Zerspanung von Vollholz, Holzwerkstoffprodukten und Kunststoffen. Zum Kundenkreis zählen Industrieunternehmen und Handwerksbetriebe aus dem Bereich der Holz- und Kunststoffbearbeitung, die Leitz Produkte beispielsweise im Fenster- und im Holzbau, in der Plattenbearbeitung und in der Möbelfertigung einsetzen.
Darüber hinaus macht Leitz seine jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Werkzeugen den Kunden über ein abgestuftes Dienstleitungskonzept nutzbar, mit dem sie technische und wirtschaftliche Vorteile generieren und sich dadurch vollständig auf ihre Kernkompetenzen und ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Umfang und Auswahl der Leistungen richten sich dementsprechend nach den Wünschen und Anforderungen der Kunden.
Dazu zählt neben der reinen Beschaffung der Werkzeuge, ihrer Montage und Inbetriebnahme auch ihre Verwaltung samt Software und Lagerhaltung. Leitz kümmert sich um fertigungsbezogene Technologie- und Prozessfragen für einen wirtschaftlich effizienten Anlagenbetrieb und hält auch die Mitarbeiter seiner Kunden durch Schulungen über die neuesten Erkenntnisse aus der Fertigungstechnik auf dem Laufenden. Die einzelnen Dienstleistungsmodule vernetzt das Unternehmen zum umfassenden Tool-Process-Management.
Die Unternehmensentwicklung
Im Jahre 1876 legt Zeugschmiedemeister Albert Leitz mit seiner Werkstatt für Handbohrer, Hobelmesser und Beile in Oberkochen den Grundstein zur heutigen Leitz GmbH & Co. KG. Aus diesen Anfängen geht bereits 1884 die Württembergische Holzbohrer-Fabrik A. Leitz hervor, die um die damalige Jahrhundertwende als zweite Produktlinie maschinengetriebene Werkzeuge entwickelt. Die Mechanisierung in der Industrie wächst rasch, elektrisch angetriebene Maschinen sind auf dem Vormarsch, so dass die Preisliste aus dem Jahre 1904 bereits 50 verschiedene Hand- und Maschinenbohrer präsentiert.
Die zweite Generation
Im Jahr 1912 folgt die zweite Generation an der Unternehmensspitze. Albert und Fritz Leitz nutzen nach dem ersten Weltkrieg die wirtschaftlichen Chancen des Exports und federn dadurch die Auswirkungen der Inflation ab. Kaufmann Emil Leitz hat dazu 1921 eine eigene Vertriebsgesellschaft aus der Taufe gehoben. 1938 gründet Fritz Leitz einen eigenen Betrieb, um Teile, Baugruppen und Aggregate für Flugzeuge zu produzieren. Albert Leitz junior manövriert das Familienunternehmen mit dem klassischen Werkzeugprogramm zur Holzbearbeitung durch die schweren Kriegsjahre, das durch diese Kontinuität auch die Währungsreform erfolgreich übersteht und sich in den 50er Jahren zum international führenden Hersteller seiner Branche entwickelt.
Dominiert in den 30er und 40er Jahren noch die Massivholzbearbeitung, so erobern nach dem Kriege Holzwerkstoffe und Verbundprodukte den Markt für den Möbel- und Innenausbau. Durch Holzspan- und Holzfaserplatten lässt sich die enorme Nachfrage nach neuem Mobiliar decken, mit Kunststoffoberflächen veredelte Holzwerkstoffprodukte ermöglichen neue Wege im Farb- und Oberflächendesign.
Neue Werkstoffe nach dem Krieg
Auf der Produktionsseite bedeutet dieser Werkstoffwandel neue Materialien für Werkzeuge sowie neue Bearbeitungstechniken und Maschinenkonzepte. In dieser Zeit entstehen neben den klassischen Holzbearbeitungswerkzeugen die Produktlinien für Kunststoffe und NE-Metalle sowie für Holzwerkstoffe und die daraus abgeleiteten Verbundprodukte – das ohnehin schon breit gefächerte Produktprogramm verdoppelt sich nahezu innerhalb weniger Jahre.
Die Vertriebsgesellschaft Emil Leitz wird in das Unternehmen integriert, weitere Vertriebs- und Servicegesellschaften im deutschen Markt und im europäischen Ausland kommen hinzu. Zu dem Leistungsspektrum des erweiterten Serviceangebotes zählt unter anderem eine fachkundige Wiederaufbereitung von Werkzeugen im Stammwerk, um die Produktionsqualität konstant zu halten und die Lebensdauer der kostspieligen Investitionen zu erhöhen. Für eine reibungslose und schnelle Logistik sorgt ein firmeneigener Abhol- und Zustelldienst, damit die Ausfallzeit der Werkzeuge möglichst gering bleibt.
Erste Schritte ins Ausland
1961 gründet Leitz mit dem österreichischen Werk Riedau seine erste Produktionsstätte im Ausland und ist damit ohne hohe Zollschranken in den EFTA-Ländern wettbewerbsfähig. 1974 folgt die zweite in Lana/Südtirol und damit in direkter Reichweite der italienischen Möbelindustrie. Zwischenzeitlich (1964) wird in Unterschneidheim eine verlängerte Werkbank des Stammwerks zu einem vollständigen Produktionsstandort ausgebaut, der später neben Maschinenmessern, Bohr- und Schaftwerkzeugen auch hartmetallbestückte Sägeblätter produziert.
Diesen ersten Schritten ins europäische Ausland folgt in den siebziger Jahren die weltweite Expansion. 1979 eröffnet Leitz eine Fertigung und ein Vertriebsbüro in Brasilien, wenige Jahre später erschließt das Unternehmen den angloamerikanischen Raum und in den neunziger Jahren schließlich die osteuropäischen sowie die fernöstlichen Märkte.
Expansion und Diversifikation
Die maßgeblichen Impulse zu dieser Entwicklung hat Dieter Brucklacher gesetzt, der 1975 die Leitz Geschäftsführung übernommen hat und das Unternehmen bis zum heutigen Tage leitet. Der promovierte Physiker setzt die Tradition der technischen Innovation fort, beginnt beispielsweise in den achtziger Jahren die ersten Versuche mit Diamantschneidstoffen oder integriert zehn Jahre darauf einen elektronischen Speicherchip in die Werkzeuge, um auf dieser Basis ein Tool-Management-System zu entwickeln.
Das Unternehmen expandiert durch Akquisitionen und gliedert im gleichen Zeitraum zahlreiche Branchenunternehmen in den Leitz Firmenverbund ein: 1984 bzw. 1994 die Werkzeughersteller WIGO und KWO, 1998 folgt der Remscheider Sägeblattspezialist H. O. Schumacher.
Soziales Engagement
Diese Entwicklung von der regionalen Schleifmühle zum Branchenführer mit Weltgeltung hat stets ein ausgeprägtes soziales Engagement begleitet. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg gab es am Stammsitz eine Werkskantine, in der Nachkriegszeit ließ Leitz an den größeren Standorten Wohnungen für die Mitarbeiter errichten. Ein breit gefächertes Ausbildungsprogramm – Leitz bildet im Schnitt 100 Auszubildende in kaufmännischen und gewerblichen Berufen aus – hat ebenso Tradition wie die Unterstützung von Sportvereinen oder von kulturellen Veranstaltungen. Man legt auf ein möglichst langfristiges Engagement seiner Mitarbeiter besonderen Wert.
Literatur
- Bernhard H. Lott: Der Kocher. Swiridoff Verlag, Künzelsau 2002.
- Florian Langenscheidt: Deutsche Standards: Weltmarktführer. Köln 2004.
Einzelnachweise
- Imagebroschüre Leitz GmbH & Co. KG zum 125-Firmenjubiläum, 2001