Tamil Eelam

von tamilischen Separatisten geforderter Staat
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Tamil Eelam
தமிழ் ஈழம்  / tamiḻ īḻam
Datei:Flag of Tamil Eelam.png
Flagge
„Tamil Eelam“: Von den tamilischen Separatisten beanspruchte Gebiete Sri Lankas
„Tamil Eelam“: Von den tamilischen Separatisten beanspruchte Gebiete Sri Lankas
Politischer Status Umstrittener Staat
Sprache

    
Tamilisch (de facto offizielle Sprache)
Englisch
Hauptstadt Trincomalee[1][2] (beansprucht)
Kilinochchi (Alternativ)
Unabhängigkeit
(von Sri Lanka)
Keine offizielle Unabhängigkeitserklärung
 
Gebiet
19.509 km² beansprucht[3]
Bevölkerung
(des beanspruchten Gebiets)
3.162.254 (2001)[4]
Währung Sri-Lanka-Rupie (LKR)
Zeitzone UTC +5:30
Vorwahl +94

Mit Tamil Eelam bezeichnen Tamilen die Gebiete im Norden und Osten Sri Lankas. Der Begriff hat jedoch eine starke politische Konnotation, denn diese Bezeichnung wird auch von tamilischen Separatisten als Synonym für eine staatliche Eigenständigkeit der Tamilen in diesem Gebiet benutzt.

Zum Begriff

Die Form „Tamil Eelam“ ist die an der englischen Orthographie orientierte Transkription von tam. தமிழீழம் - tamiḻīḻam - ˈtʌmiʐˈˈiːʐʌm (sri-lankisch-dialektal auch ˈtʌmiɭˈˈiːɭʌm). Tamililam bedeutet „tamilisches Ilam“, wobei es sich beim Begriff Ilam um den alten, tamilisch-geographischen Eigennamen der Insel Sri Lanka handelt. Dessen heutiger Gebrauch ist politisch stark konnotiert, wobei sich der Ausdruck Tamililam in etwa mit dem Ausdruck „Deutschböhmen“ (für Teile Tschechiens) vergleichen lässt. Der politisch neutrale und in der nichtpolitischen tamilischen Literatur weit gängigere Name Sri Lankas ist dagegen Ilangai.

Geschichte

Das Konzept vom Tamil Eelam geht auf die tamilische Partei Tamil United Liberation Front zurück, die 1976 erstmals einen eigenen Staat für die tamilische Bevölkerung Sri Lankas vorschlug. Vorausgegangen waren ethnische Unruhen und politische Spannungen zwischen Singhalesen, welche die Bevölkerungsmehrheit auf Sri Lanka sind und der Minderheit der Tamilen. Die Konflikte verschärften sich nach der Verfassungsänderung von 1978, mit der die singhalesisch dominierte Zentralregierung den Abspaltungsbestrebungen der Tamilen zu begegnen versuchten indem sie u.a. jegliche Bemühungen um Sezession, auch mit demokratischen Mitteln, unter Strafe stellte. Auch ein föderales Staatsmodell wurde mit der Verfassungsänderung ausgeschlossen. Dadurch erhielten radikale tamilische Gruppierungen starken Zulauf, anfangs vorallem aus Studentenkreisen. Eine dieser Gruppen war die LTTE, oder kurz Tamil Tigers. Diese Organisationen übernahmen die Idee von einem unabhängigen Tamil Eelam, die sie mit Gewalt durchsetzen wollten. Die TULF hielt an ihrer Politik des friedlichen und demokratischen Widerstandes fest und wurde so von den radikalen Gruppen, besonders von der LTTE, stark bedrängt und stieg in Folge dessen fast in die Bedeutungslosigkeit ab. Allgemein werden die Gebiete der Bezirke Jaffna, Kilinochchi, Mullaitivu, Mannar, Puttalam, Trincomalee, Batticaloa und Amparai als Tamil Eelam bezeichnet, welche traditionell mehrheitlich von Tamilen bewohnt werden. Nur eine Minderheit der tamilischen Gruppierungen, wie die EPRLF, zählten alle Gebiete mit tamilischer Bevölkerungsmehrheit dazu, d. h. auch Gebiete in den Bergregionen im Landesinneren, wo viele Tamilen aus Indien erst von den Briten unter derer Kolonialherrschaft nach Sri Lanka als Plantagenarbeiter angesiedelt wurden. Es bestehen jedoch kulturelle, sowie geschichtliche Unterschiede zwischen den Sri Lanka Tamilen im Norden und Osten des Landes und den sog. indischen Tamilen im Landesinneren. Auch räumlich sind beide Gruppen von einander getrennt. Außerdem berufen sich tamilische Separatisten auf ein eigenständiges tamilisches Königreich Jaffna im Norden und Osten Sri Lankas vor der Kolonialzeit. Aber dieses Königreich reichte niemals bis in die Bergregion im Landesinneren, weshalb die dort lebenden indischen Tamilen nicht in das Konzept von Tamil Eelam miteinbezogen wurden.

 
Von den LTTE ehemals kontrollierte Gebiete (nun in Besitz der Regierung), Stand Dezember 2005

Heutige Situation

Unter den radikalen tamilischen Gruppierungen setzte sich gewaltsam die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) durch. 1983 begann zwischen der LTTE und der Regierung der Bürgerkrieg in Sri Lanka. In Folge dessen forcierte die LTTE die Abspaltung großer Teile des Norden und Osten Sri Lankas von der zentralen Regierung. Sie bezeichnete dabei den von ihr kontrollierten Teil der Insel als Tamil Eelam. Insbesondere der Norden der Insel unterstand lange Zeit nicht mehr der Kontrolle der Zentralregierung, sondern war de facto unabhängig. Die LTTE bauten dort eigene Institutionen wie Justiz, Verwaltung und Zentralbank auf, um den Weg zu einem unabhängigen Staat zu ebnen. Die Souveränität dieser besetzten Gebiete wurde jedoch weder von der Regierung Sri Lankas noch von einem anderen Mitgliedsland der UNO anerkannt. Vorallem im Hinblick auf Waren- und Stromversorgung und Verkehr (es gab beispielsweise keinen eigenen internationalen Flughafen) waren die Gebiete weiterhin von der Zentralregierung abhängig. So war die Sri-Lanka-Rupie auch weiterhin Zahlungsmittel in den von der LTTE kontrollierten Gebieten.

Das einzige über die Dauer des Konfliktes nahezu vollständig von der LTTE kontrollierte Gebiet war die historische Vanni-Region der Nordprovinz, welche die Nordspitze des Landes ohne die Halbinsel Jaffna umfasst. Diese Region galt als Hochburg der LTTE, dort hatte sie auch ihre provisorische Hauptstadt Kilinochchi.

Am 2. Januar 2008 kündigte die Regierung Sri Lankas offiziell den 2002 beschlossenen Waffenstillstand. Die Regierungstruppen konnten schnelle Erfolge vorweisen, die Offensive kam jedoch vor der Stadt Kilinochchi ins Stocken. Am 16. Mai 2009 erklärte dann die Regierung Sri Lankas die LTTE für besiegt und den Bürgerkrieg für beendet. Davor war es der Armee gelungen das gesammte Territorium im Norden zu erobern und die gesamte Führungsetage der LTTE zu töten. Nach 26 Jahren war erstmals wieder ganz Sri Lanka unter der Kontrolle der Regierung. Der Preis dafür war aber eine humanitäre Katastrophe unter den tamilischen Zivilisten im Kriegsgebiet für die sich Regierung und LTTE gegenseitig die Schuld gaben. Unabhängige Beobachter und Journalisten war das Betreten des Kriegsgebietes nicht gestattet.

Die Idee von einem unabhängigen Tamil Eelam existiert jedoch weiter und wird auch weiterhin von manchen tamilischen Gruppen verfolgt. Diese operieren nun vorallem vom Ausland aus. Wie der Chef für internationale Beziehungen der LTTE, Selvarasa Pathmanathan, der allgemein als Nachfolger des getöteten Anführers der LTTE, Velupillai Prabhakaran gilt. Er kündigte an eine demokratische »Transnationale Regierung von Tamil Eelam« im Exil gründen zu wollen, mit der das Ziel die »Unabhängigkeit und Souveränität der Eelam-Tamilen« auf friedliche Weise erreicht werden soll. Dieses Vorhaben war jedoch nicht abgesprochen mit den tamilischen Parteien in Sri Lanka und beschränkt sich auf die in der Diaspora lebenden Tamilen. Von den offiziellen tamilischen Parteien in Sri Lanka fordert keine mehr die Unabhängigkeit der Tamilen Gebiete, jedoch mehr Eingenständigkeit. In diesem Zusammenhang wird auch hier zum Teil weiterhin der Begriff Tamil Eelam benutzt.

Einzelnachweise

  1. TamilCanadian, [1]
  2. "A",[2]
  3. Fläche berechnet nach statoids.com; Zahl schließt alle Distrikte der Ostprovinz, Nordprovinz und den Distrikt Puttalam der Nordwestprovinz ein.
  4. Stand: Volkszählung Sri Lanka 2001; Zahl schließt alle Distrikte der Nord- und Ostprovinz und den Distrikt Puttalam der Nordwestprovinz ein.