Kaltenleutgebner Bahn

Nebenlinie in Niederösterreich
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Kaltenleutgebener Bahn
Wien-Liesing - Kaltenleutgeben
Geografische Daten
Kontinent Europa
Land Österreich
Bundesland Wien
Niederösterreich
Streckenbezogene Daten
Streckenlänge:6,7 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Strecke
Südbahn
Bahnhof
0,0 Wien-Liesing
Abzweig nach links
Abzweig von der Südbahn
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
1,6 Perchtoldsdorf
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
2,7 Rodaun
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
4,1 Neumühle
5,5 Waldmühle
6,7 Kaltenleutgeben

Die Kaltenleutgebener Bahn ist eine Nebenlinie der Südbahn von Wien Liesing nach Kaltenleutgeben in Niederösterreich. Fast die gesamte Strecke über 7 km führt über Perchtoldsdorfer Gemeindegebiet.

Sie wurde 1883 als Normalspurbahn erbaut und diente ursprünglich sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr. Die Konzession erhielt die k.k. privilegierte Südbahngesellschaft[1]. Ebenfalls im Juli 1882 erteilte das k. k. Handelsministerium dem Zivilingenieur Franz Mörth die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine von Baden bei Wien über Sattelbach und Heiligenkreuz nach Kaltenleutgeben projektierte Lokalbahn[2] – ein Vorhaben, das bis auf die damals bereits als Teil der Straßenbahn Baden bestehende Linie Baden-Südbahnhof – Rauhenstein nie verwirklicht wurde.

Mit Erlass vom 4. Oktober 1882 hat das k. k. Handelsministerium das von der Südbahngesellschaft [gemäß § 5 der Konzessionsurkunde] vorgelegte Detailprojekt grundsätzlich genehmigt; die politische Begehung der Strecke wurde von der k. k. Statthalterei für 13. November 1882 festgelegt[3].

Die mit der Südbahngesellschaft konkurrierende Münchner Lokomotivfabrik Krauss & Comp. erhielt 1882 die Konzession für die Dampfstraßenbahn von Hietzing nach Perchtoldsdorf[4][5] und 1886 für die Strecke von Perchtoldsdorf nach Mödling [6][7]. Diese später elektrifizierte Bahn war die Straßenbahnlinie 360, die bis 30. November 1967[8] geführt wurde. Züge dieser Straßenbahnlinie, die nur zwischen Mauer und Perchtoldsdorf liefen, trugen die Linienbezeichnung 260.

Die Kreuzung der Kaltenleutgebener Bahn mit der Straßenbahnlinie 360 befand sich im Norden Perchtoldsdorfs kurz westlich der Kreuzung Bahngasse-Donauwörther Straße im Bereich des ehemaligen Bahnhofes Rodaun der Kaltenleutgebener Bahn. Knapp nördlich dieser Kreuzung zweigte ein Gleis von der Straßenbahntrasse in den Bahnhof Rodaun ab. Über dieses Gleis wurden auch nach der Einstellung der Straßenbahnlinie bis 1977 Straßenbahnwaggons in das Gleisnetz der Wiener Linien überstellt bzw. von dort übernommen. Diese Waggons wurden im Werk der Fa. Gräf & Stift in Atzgersdorf erbaut oder repariert und wurden von dort zunächst über eine Anschlussbahn in den Bahnhof Liesing und danach von Liesing auf der Kaltenleutgebener Bahn nach Rodaun transportiert.[9] Nach Einstellung der Straßenbahn wurde auf deren Trasse die Donauwörther Straße gebaut. Die Trasse der Kaltenleutgebener Bahn wurde an der Grenze von Perchtoldsdorf und Rodaun um einige Meter nach Süden verschwenkt und verläuft bei der Bahngasse dort, wo sich früher die Geleise der Straßenbahnlinie und deren Haltestelle (Ausweiche) Rodaun befanden. Die Einmündung der Straße in die Hochstraße an der Wiener Landesgrenze liegt dort, wo sich der Bahnhof Rodaun der Kaltenleutgebener Bahn befand.

Bis Ende der 1940er-Jahre waren Bahn und Straßenbahn die wichtigsten Verkehrsmittel für den Personenverkehr in diesem Naherholungsgebiet. So wurde erwogen, die Bahn weiter über Sulz im Wienerwald nach Pressbaum weiterzuführen, wo sie auf die Westbahn treffen sollte. Diese Pläne wurden aber nicht umgesetzt.

Im Jahr 1951 wurde der Personenverkehr eingestellt. Heute fährt die Bahn nur noch bis zur Station Waldmühle am östlichen Ende Kaltenleutgebens und dient lediglich dem Güterverkehr der Zementfabrik. Manchmal finden Nostalgiefahrten statt. Das weiter führende Gleis zum Bahnhof Kaltenleutgeben ist abgetragen. Sein Verlauf ist im Wald entlang des Kaltenleutgebener Baches (Dürre Liesing) noch erkennbar, ebenso die Widerlager der ehemaligen kleinen Brücke kurz vor dem Bahnhof Kaltenleutgeben. Auf dem Gebiet dieses Bahnhofes befindet sich eine Wohnhausanlage mit dem Namen „Hans-Czettel-Hof“.

Der Oberbau der Strecke (Schienen, Schotterbett) wurde 2008 über weite Strecken saniert, um die Strecke für die schweren Güterwaggons sicher zu machen. Es wird diskutiert, auch den Personenverkehr auf der Kaltenleutgebener Bahn wieder aufzunehmen, da die Straße durch Rodaun nach Kaltenleutgeben sehr eng und verkehrsreich ist. Dazu müssten aber die seit langem abgetragenen Einrichtungen für Fahrgäste wie Haltestellen, Bahnsteige, Übergänge usw. nach den aktuellen Anforderungen (höhere Bahnsteigkanten usw.) neu gebaut werden.

Die Verlängerung des Schnellbahnbetriebes vom Bahnhof Liesing nach Rodaun wurde in einer Projektarbeit an der Technischen Universität Wien untersucht. Diese Arbeit kommt zu dem Schluss, dass der Ausbau der Strecke aus Kostengründen nicht empfehlenswert ist. Argumente sind u. A. die geringe Zahl von Einwohnern im Einzugsgebiet der Bahn sowie der notwendige völlige Neubau der Strecke inklusive Bahnsteigen und Elektrifizierung. Günstiger erscheint eine Buslinie oder die Verlängerung der Straßenbahnlinie 60 der Wiener Linien.

Um 1900: Die Kaltenleutgebener Bahn (Bildmitte) zwischen Liesing und Kaltenleutgeben.

Das letzte erhalten gebliebene Bauwerk der Bahn ist das Bahnhofsgebäude in Perchtoldsdorf. Es wird im Dehio-Handbuch als eingeschoßiger Sichtziegelbau mit Fachwerk, Schnitzdekor und Holzveranda beschrieben.[10] Da die ÖBB den Abbruch des Gebäudes und den Verkauf der Liegenschaft anstreben, hat der Verein Pro-Kaltenleutgebnerbahn eine Petition zum Erhalt des Bauwerks gestartet. [11]

Einzelnachweise

  1. Nachrichten aus dem Bezirke. Südbahn-Gesellschaft. Badener Bezirks-Blatt, 3. Juni 1882 sowie Concessionsurkunde vom 21. Juli 1882, für die Locomotiv-Eisenbahn von Liesing nach Kaltenleutgeben. sowie Nachrichten aus dem Bezirke. Südbahn. Badener Bezirks-Blatt, 29. Juli 1882
  2. Ein neues Bahnprojekt. Badener Bezirks-Blatt, 25. Juli 1882[1]
  3. Nachrichten aus dem Bezirke. Localbahn Liesing-Kaltenleutgeben. Badener Bezirks-Blatt, 4. November 1882[2]
  4. Concessionsurkunde vom 30. Juli 1882, für die Locomotiv-Eisenbahn von Hietzing nach Perchtoldsdorf.
  5. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 29. April 1908, betreffend das Erlöschen der Allerhöchsten Konzessionen für die Lokomotiveisenbahnen (Dampftramways) von Hietzing nach Perchtoldsdorf …
  6. Concessionsurkunde vom 26. März 1886, für die Locomotiveisenbahn von Perchtoldsdorf nach Mödling.
  7. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 29. April 1908, betreffend das Erlöschen der Allerhöchsten Konzessionen für die Lokomotiveisenbahnen (Dampftramways) von … Perchtoldsdorf nach Mödling …
  8. Die Abkürzung AZ ist obsolet; bitte verwende Vorlage:Arbeiterzeitung.
  9. Peter Wegenstein: Die Linien 360 und 317 der Wiener Verkehrsbetriebe. Bahn im Bild Band 16. Verlag Pospischil. Wien 1980. Keine ISBN. Seiten 3–4.
  10. Peter Aichinger-Rosenberger, Evelyn Benesch u. a.: Dehio Niederösterreich südlich der Donau. Teil 2, M bis Z. Dehio Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar, herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung. Verlag Berger, Horn/Wien 2003. ISBN 3-85028-365-8. Seite 1644.
  11. Petition zum Erhalt des Bahnhofs Perchtoldsdorf. Verein Pro Kaltenleutgebnerbahn, abgerufen am 21. Mai 2009.
  • Artikel in der Perchtoldsdorfer Rundschau Seite 10 ff (PDF-Datei)
  • Projektarbeit „Interdisziplinäre Seminararbeit Schnellbahnverlängerung Liesing - Rodaun“ an der Technischen Universität Wien, Institute für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen und für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik. Juni 2007. Von Thomas Baumgartner und Raimund Schuster. (PDF-Datei; 3,35 MB)
  • Verein Pro Kaltenleutgebnerbahn Homepage zum Verein der Kaltenleutgebenerbahn.

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