Timur

zentralasiatischer Eroberer islamischen Glaubens
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Juni 2005 um 20:04 Uhr durch 84.177.229.230 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Timur Lenk, auch Timur-i Lenk, Aksak Timur, Timur Khan, Amir Temur (* 9. April 1336, Kesh, † 18. Februar 1405, Schymkent) war ein turko-mongolischer Eroberer am Ende des 14. Jahrhunderts und der Gründer der Timuriden-Dynastie.

Leben

Timur (türkisch: „der Eiserne“) erhielt den persischen Beinamen Lenk („der Lahme“ oder auf türkisch: Aksak ) aufgrund kriegsbedingter Verletzungen, die zur weitgehenden Lähmung der rechten Seite führten. „Timur der Lahme“ wurde in Europa zu dem hier gebräuchlichen Namen Tamerlan verkürzt.

 
Das Reich Timurs

Timur Lenk entstammte dem im 14. Jahrhundert in Transoxanien eingewanderten, türkisierten Mongolenstamm der Barlas. Er stieg im Dienst des Tschagatai-Khans Tughluq Timur († 1363) auf und erlangte zwischen 1364 und 1370 unter Ausschaltung der Tschagatei-Khane (das heißt Tughlug Timurs Sohn Ilias Hoja) und weiterer Rivalen (Emir Hussain, ermordet 1369) die Herrschaft über Transoxanien.

Timur heiratete in die Familie Dschingis Khans ein und wollte allem Anschein nach dessen Reich unter dem Vorzeichen des Islam erneuern. Dabei vollendete er die Islamisierung der in Zentralasien eingewanderten Mongolen, die allerdings schon unter Tarmaschirin (1327-34) ihren Höhepunkt erlebt hatte. In der Theorie galt in seinem Reich die mongolische Jassa, in der Praxis eher die Schari'a, das islamische Gesetz. Persönlich war er ein frommer sunnitischer Moslem.

Der Emir schuf eines der größten und kurzlebigsten Reiche, die jemals in Mittelasien existierten. Dabei erlangte er den Ruf eines skrupellosen Eroberers, der die Bevölkerung in den eroberten Gebieten und Städten zu hunderttausenden ermorden (u.a. in Indien und Georgien) und Aufstände gnadenlos unterdrücken ließ (Schädelpyramiden). Timur ließ Handwerker und Gelehrte nach Buchara und Samarkand verschleppen, um das "Zentrum der Welt" - seiner Welt - prachtvoll auszubauen. In Mittelasien entstand in der Folge ein eigener (der timuridische) Architekturstil (Gur-e Amir, Bibi Chanum-Moschee usw.).

Die Hauptstadt von Timurs Reich war Samarkand im heutigen Usbekistan. Dort empfing er unter anderem eine spanische Gesandtschaft (unter Clavijo) und wechselte Gesandtschaften mit Ming-China, letzteres um sich in seinen unablässigen Kämpfen den Rücken freizuhalten.

 
Statue Amir Temurs in Samarkand, Usbekistan

Seit 1380 begann er die Eroberung des Südens von Khorasan, Mittel- und West-Persiens und des Irak, wobei die lokalen Dynastien wie die Kartiden, Sarbadaren, Muzaffariden und Dschalairiden beseitigt wurden. Bereits 1394 kontrollierte Timur Lenk ein Gebiet, das sich von Teilen des heutigen Iraks mit Bagdad, Iran (das damalige Persien), Aserbaidschan, Usbekistan, Armenien und Georgien erstreckte. Im Osten erreichten seine Truppen über das restliche Tschagatai-Gebiet in Moghulistan die Grenze zur Mongolei (ca. 1389).

In den Jahren 1391 und 1395 errang Timur entscheidende Siege über die Mongolen der Goldenen Horde unter Toktamisch, deren Reich danach unaufhaltsam zerfiel. 1398 eroberte er Delhi, 1401 fielen Damaskus sowie Bagdad in seine Hände und 1402 besiegte er -zu dem Zeitpunkt schon fast blind- den Osmanen-Sultan Bayezid I. bei Ankara, wo dessen Truppen zum Teil überliefen. Bayezid wurde gefangen und Timur wurde nun auch in Europa "berühmt".

Als ein letztes Problem sah Timur seine allerdings unbedeutende Vasallen-Stellung gegenüber dem Kaiserreich China der Ming-Dynastie, dem er Tribut hatte zahlen müssen. 1405 brach er mitten im Winter zum Feldzug nach China auf, starb aber in der Nähe des heutigen Tschimkent in Kasachstan. Er wurde in Samarkand bestattet, sein Mausoleum Gur-e Amir ist eines der bedeutendsten Architekturdenkmäler dieser Stadt.

Timur war nur ein "Emir", der allerdings in das Haus Tschagatais eingeheiratet hatte und so den Titel Gurgani (benutzt im Sinne von "Königlicher Schwiegersohn", mongolisch: Gurqan - "Alleinherrscher") beanspruchen konnte. Ein Khan wurde er nie, er hatte stattdessen zwei Khane aus dem Haus Tschagatai zu seiner Legitimation eingesetzt. Die von ihm so begründete Dynastie der Timuriden herrschte bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Transoxanien (bis 1500/01) und Khorasan (bis 1507). Einer seiner Urenkel, Babur, gründete 1526 das Mogulreich.

Timur Lenk ist immer wieder musikalisches Sujet gewesen: Georg Friedrich Händel schrieb die dramatische Oper Tamerlano (Libretto von Nicola Francesco Haym), Rudolf Nelson die Musik und Kurt Tucholsky den Text zu einem gleichnamigen Kabarett-Song ("Mir ist heut so nach Tamerlan zu Mut - ein kleines bisschen Tamerlan wär gut").

Literatur

  • Tilman Nagel; Timur der Eroberer, München 1993